Kurzcharakterisierung:Das Vademecum (persönliches Handbuch) des Reichenauer Gelehrten und Abtes Walahfrid Strabo (um 808-849), eines der wenig bekannten Autographen einer bedeutenden Persönlichkeit aus dem frühen Mittelalter. Mit unterschiedlichsten Texten, geschrieben von zahlreichen verschiedenen Händen zwischen etwa 825 und 849. Darin enthalten (auf S. 277) auch ein Labyrinth sowie verschiedene Alphabete (S. 320/321), darunter ein Runenalphabet(smu)
Standardbeschreibung: Scherrer Gustav, Verzeichniss der Handschriften der Stiftsbibliothek von St. Gallen, Halle 1875, S. 307-309.
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Zusätzliche Beschreibung: Beccaria Augusto, I codici di medicina del periodo presalernitano, Roma 1956, pp. 391-393.
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Zusätzliche Beschreibung: Beschreibung nach Bernhard Bischoff, Eine Sammelhandschrift Walahfrid Strabos (Cod. Sangall. 878), in: Ders., Mittelalterliche Studien. Ausgewählte Aufsätze zur Schriftkunde und Literaturgeschichte, Bd. II, Stuttgart 1967, S. 34-51.
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Online seit: 12.12.2006
St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 878
Pergament · 304 pp. · 21.5 x 13.5 cm · Reichenau · zwischen etwa 825 und 849
Vademecum des Walahfrid Strabo
Wie zitieren:
St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 878, p. 373 – Vademecum des Walahfrid Strabo (https://www.e-codices.ch/de/list/one/csg/0878)
(S. 18-32)
Incip. declinationes nominum.
(Ist PrisciansInstitutio de nomineKeil III, 2 p. 443, aber sehr verändert).
(S. 32-49)
Lehre vom Verbum
bis S. 42 wie im Donatus minor.
(S. 50-69, 72-91)
Inc. editio secunda de partibus octo
(Donatusmajor; und von S. 72 an: De voce - de barbarismo, also Ed. prima des Donatusmajor, beide ziemlich verändert).
Dazwischen S. 70-71 lateinische Gedichte, darunter eines, das auch in Cod. 191 steht, gedr. bei Goldast Manuale bibl. p. 75 u. d. N.: B. Silvius (Riese No. 689a), und die Verse auf Mantua (Urbs quae tantum alias) Riese No. 686 nach Usener im Rhein. Mus. 22 p. 628.
2.
S. 91-148Inc. capitula (25) libri Bedae de arte metrica
folgt S. 131De schematibus et tropis
(Opp. Bedae I p. 25, 42, 48).
3.
S. 148-170Inc. institutio Prisciani grammatici de nomine et verbo
(Keil III, 2. p. 443-456 cf. p. 395).
(S. 176-177)
De XII signis
(Namenerklärung, mit den Versen der Anthologie No. 1054 Meyer, No. 488 Riese).
5.
S. 178-240Computus Hrabani
ohne Namen des Verf., der im Cod. 902 beigefügt ist; in 96 Kapiteln, von vorn defekt; der Anfang entspricht der Seite 114 oben in Cod. 902. Fehlt in den Opp. Hrabani und ist gedruckt in Baluze Miscell. I das erste Stück (vgl. Bähr Röm. Litt. i. karoling. Z. p. 423).
(S. 240-241)
Ueber Wochentage und die XII Zeichen.
6.
S. 242-276Bedae de natura rerum
(mit Register über 51 und 17 Kapp.) Opp. II p. 6 u. 43.
7.
S. 277
unten die Rubrik: Excerptum de libro Albini magistri (ohne Text).
(S. 278-283)
Abbreviatio chronicae
(Chronologie bis a° m. 4761 oder 809 p. Chr., dieselbe wie in Cod. 899 p. 68).
(S. 284)
Nochmals Zeitrechnung von Adam bis Chr. Geb. und
(S. 284-302)
Ratio quomodo feria qua Dns passus est invenitur.
(S. 302-303)
Primis Jane tibi sacratur
etc. (Monatsverse cf. Schenkl Wiener Sitz. Ber. Bd. 43 p. 71 und Mommsen Corp. Inscr. lat. I, 411).
(S. 303-315)
Excerpte aus Orosius und Cassiodor's Historien und Epistola Hieronymi Nr. 73 über Melchisedek an Evangelus oder Evagrius presb. I, 438 Ed. Vall.
8.
S. 315-320Isidori ep. de accentibus - de figuris accentuum - de posituris - de litteris
(Isid. Orig. p. 8-9 Ed. du Breul). Wegen dieser vorausgehenden Stelle heissen die nachfolgenden Runen auch Isidorische.
hierauf (S. 321) das griechische Alphabet; sodann Anguliscum (angelsächsische Runen, ohne Beischrift); dann ABC nord (mannicum), mit erklärenden Gedächtnissversen, welche nach Dietrich (Haupt's Zeitsch. XIV, p. 119-123) northumbrisch sind (Uebersetzung ebenda p. 122). Ueber die richtige Lesart vgl. Müllenhoff ebenda p. 123-133. Siehe Müllenhoff und Scherer Denkm. p. 12 und 283-85 (2. Aufl.). - I. v. Arx lieferte 2 Facsimile's dieser Stelle, eines i. J. 1821 für W. Grimm Ueber deutsche Runen Gött. 1821. Taf. II (p. 138 und 140-147) und das zweite 1828 mit Anwendung von Reagentien für W. Grimm's Abh. z. Litt. d. Runen in Wiener Jahrb. Bd. 43 und separat Wien 1828 p. 42 und 26-28. Neue Lesung aus dem Codex selbst von Massmann in Aufsess Anzeiger 1832 p. 32 (vgl. Lachmann Ueber das Hildebrandslied 1833 p. 129) und abermalige Facsimile's bei Hattemer Denkm. I. Taf. 1 und C. G. Cooper Reports Append. p. 86 Plate III (zu Acta und Foedera Rymeri Lond. 1841). Dieselben Runen mit einem ähnlichen Text auch in e. Salzburger Hs. s. Philips in Wiener Sitz. Ber. Bd. 44 p. 508.
10.
S. 322-323 und 340-344Disputatio de vera philosophia Albini magistri
(Alcuins Grammatik, die erste Hälfte = 265-68 Opp.ed. Froben II oder p. 3-18 im Cod. 268).
11.
S. 324-327Kalender
(mit den Namen Bonifatius und Willibrord).
(S. 327-331)
Epistola Ipogratis ad Antiochum et Antonium de IV origine membrium et de saumenta ciborum et potum
(v. Cod. 751).
(S. 331-334)
Recepte; dazwischen eine Grabschrift (S. 333).
(S. 352-378)
Inc. epistola Antimi medici inlustr. ad Titum imperat. et ad Teodericum regem Francorum
(s. Cod. 762. Titus erscheint neben Theodorich auch in der Ueberschrift einer Pariser und einer Pragerhs. v. Rose Anecdota p. 60 und 61, der den Cod. 878 nicht erwähnt).
14.
S. 378-391
Excerpte aus Storia ecclesiastica und Horosius, nebst einer Beschwörungsformel p. 390 am untern Rand.
(S. 394)
Leoninische Sittensprüche und etwas über Declination.
Entstehung der Handschrift: Diesen wegen der Runen so viel besprochenen Codex hat I. v. Arx ins IX. Jh. gesetzt, mit Rücksicht auf das Jahr 809 p. 283. Dieselbe Chronologie mit dem gleichen Endpunkt seht aber auch in Cod. 899 saec. X und konnte selbst in noch späterer Zeit unverändert kopirt werden. Cod. 878 gehört vermöge seiner eng zusammengerückten Schrift mit scharfen Abschnitten dem XI. wo nicht XII. Jh. an. Ueber die Schwierigkeit letztere beide Epochen zu unterscheiden vgl. Schönemann Diplomatik II, p. 81. Die Handschrift stammt aus Tschudy's Nachlass, fehlt in den Stiftskatalogen und ist also nicht in St. Gallen geschrieben.