Fribourg/Freiburg, Archives de l'Etat de Fribourg/Staatsarchiv Freiburg, Livre des bourgeois 2 / Bürgerbuch 2
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Beschreibung von Kathrin Utz Tremp, 2014.

Handschriftentitel: Grosses Bürgerbuch / Livre des bourgeois 2 (1415[!]-1769)
Entstehungsort: Freiburg.
Entstehungszeit: 1416-1769
Alternative Bezeichnung:
  • Grand Livre des Bourgeois (G. L. B.) en parchemin
  • Liber pergameus
  • Liber novus
Beschreibstoff: Pergament.
Umfang: Die 238 Folien, die der Band heute aufweist, entsprechen dem ursprünglichen Umfang, denn Petermann Cudrefin vermerkt zu Beginn des Buches: Folia vero hujus libri sunt in numero xixx xviii (BB 2, f. 1r).
Format: 44,5 x 33 cm.
Seitennummerierung: Ursprüngliche Zählung in römischen Zahlen mit roter Tinte oben in der Mitte des Blattes; arabische Zahlen erst später hinzugefügt. Dabei stimmen die beiden Zählungen nicht überein, da in der Zählung mit römischen Zahlen sowohl f. 7v als auch f. 8r als f. vii bezeichnet werden. Die drei ersten Seiten sind alle mit fol. i bezeichnet. Die Zählung in arabischen Zahlen ist vorzuziehen.
Lagenstruktur: ca. 20 Hefte à 6 Doppelblätter
Zustand: Könnte besser sein
Seiteneinrichtung: Rahmen (36 x 24,5 cm) mit roter Tinte.
Schrift und Hände: Anlagehand Petermann Cudrefin. Im Folgenden wurde das Bürgerbuch möglicherweise von den jeweiligen Stadtschreibern geführt.
Buchschmuck: Spärliche etwas entwickeltere Initialen. Den einzigen Buchschmuck bilden die römischen Zahlen in roter Tinte (siehe Seitennummerierung).
Spätere Ergänzungen: Mutations- und Todesmeldungen, an den Rand herausgeschriebene Familiennamen.
Einband: 47 x 33,5 cm, braunes geprägtes Leder, vier bzw. acht kräftige Eckverstärkungen, je zwei Verstärkungen in der Mitte, zwei Schliessen von hinten nach vorn.
Hauptsprache: Latein, seit 1483 (fol. 96v) Deutsch.
Inhaltsangabe:
Grosses Bürgerbuch / Livre des bourgeois 2 (1415[!]-1769) (auf dem Rücken des Einbands), auch Grand Livre des Bourgeois (G. L. B.) en parchemin, auch Liber pergameus oder Liber novus. Hier und in Zukunft BB 2. Die Jahrzahl 1415 auf dem Einband erklärt sich dadurch, dass das Buch im Januar 1416 angefangen wurde, was im damals in Freiburg geltenden Annuntiationsstil als Januar 1415 geschrieben wurde.

  • Im Jahr 1416 begann Petermann Cudrefin, Stadtschreiber 1410-1427, ein neues Bürgerbuch, das im Unterschied zum alten aus Pergament war und von allem Anfang an 238 Folien umfasste und nicht, wie das erste Bürgerbuch, erst nachträglich zusammengebunden wurde. Cudrefin war auch der Meinung, dass die Neubürger nicht mehr nach Quartieren eingetragen werden sollten, sondern in der chronologischen Reihenfolge ihrer Einbürgerung. Er begann das zweite Bürgerbuch jedoch mit den rund 560 Personen, die 1416 Bürger waren. Diese wurden nach ihren Ämtern angeordnet: zuerst die 24 Mitglieder des Kleinen Rats, dann der Stadtschreiber (Petermann Cudrefin selber), dann die 4 Venner, die Mitglieder des Rats der Sechzig und der Zweihundert, 1 Grossweibel und 6 Weibel und schliesslich rund 300 gewöhnliche Bürger. Damit haben wir erstmals eine vollständige Besetzungsliste für die städtischen Räte für die Amtsperiode 24. Juni 1415 bis 24. Juni 1416. Bei der Übertragung ins zweite Bürgerbuch wurden die entsprechenden Einträge im ersten Bürgerbuch gestrichen und mit der Bemerkung Scriptus est in libro pergameno oder in libro novo versehen. Die solchermassen übertragenen Bürger konnten auch Mutationen ihrer Pfandbürgerschaften ins neue Bürgerbuch eintragen lassen. Anders als im ersten Bürgerbuch wurden die Ausbürger getrennt von den "normalen" Bürgern aufgeführt: f. 184r ff. Dabei wurden zuerst jene Ausbürger verzeichnet, die aus dem ersten Bürgerbuch übernommen wurden, rund 30 Männer, gefolgt von den Neuzugängen, die aber sehr spärlich sind. Das zweite Bürgerbuch enthält auch noch verschiedene Textstellen, die keine Einbürgerungen aufweisen: f. 64r-v, verschiedene Eide (1447); fol. 155v, Erklärung des heimlichen Bürgerrechts (1627); f. 183v, Ausbürgereid (1416); f. 221r-225v, Verzeichnis der Tiersteinischen Lehen (1423); f. 236v, Zollabkommen mit Bern (1441), f. 237r, Mitgliederverzeichnis der Grande abbaye (1418).
Entstehung der Handschrift: Freiburg.
Bibliographie:
  • Le Dr. Berchtold, Notice historique sur la bourgeoisie de Fribourg et l'origine de quelques familles, in: Archives de la Société d'histoire 1 (1845), S. 451-484
  • Le premier livre des bourgeois de Fribourg (1341-1416). Introduction par Yves Bonfils, Texte publié par Bernard de Vevey et Yves Bonfils, Fribourg 1941 (Archives de la Société d'histoire du canton de Fribourg, t. 16).
  • Urs Portmann, Bürgerschaft im mittelalterlichen Freiburg. Sozialtopographische Auswertungen zum Ersten Bürgerbuch 1341-1416, Freiburg (Schweiz) 1986 (Historische Schriften der Universität Freiburg Schweiz, 11).
  • Kathrin Utz Tremp, Notariat und Historiografie. Die Freiburger Notarsfamilie Cudrefin und die Anfänge der freiburgischen Historiografie (Mitte 15. Jahrhundert), in: Freiburger Geschichtsblätter 88 (2011), S. 9-51 (zu Petermann Cudrefin).
  • Rainer Christoph Schwinges, Neubürger und Bürgerbücher im Reich des späten Mittelalters: Eine Einführung über die Quellen, in: Neubürger im späten Mittelalter. Migration und Austausch in der Städtelandschaft des alten Reiches (1250-1550), hg. von Rainer Christoph Schwinges, Berlin 2002 (Zeitschrift für historische Forschung, Beiheft 30), S. 17-50.
Hilfsmittel, die im Staatsarchiv Freiburg zu Verfügung stehen:
  • Répertoire chronologique, avec répertoire alphabétique
  • Répertoire, dès 1600, litt. E-Z; 1415-1600
  • Répertoire des bourgeois, 1415-1769
  • Répertoire des bourgeois forains, 1415-1685