Fribourg/Freiburg, Archives de l'Etat de Fribourg/Staatsarchiv Freiburg, Affaires de la ville/Stadtsachen A 596
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Das sogenannte Katharinenbuch vom Jahre 1577, hg. von Franz Heinemann, Freiburg i. Ue., 1896; mit Ergänzungen von Kathrin Utz Tremp, 2013.

Handschriftentitel: (ins Neuhochdeutsche übersetzt) «Schulordnung und Satzungen der neuaufgerichteten und reformierten Schule zu Freiburg im Üchtland»; der Name «Katharinenbuch» scheint populären Ursprungs (siehe Buchschmuck)
Entstehungsort: Freiburg
Entstehungszeit: 1577 (eigentlich Weihnachten 1576/2. Februar 1577, so in der Dedikation)
Beschreibstoff: Papier
Umfang: stattlicher Originalband in Kleinfolio. 177 Blätter oder 356 Seiten.
Format: 31 x 21 cm
Schrift und Hände: Der Schreiber des Katharinenbuch ist Mag. Ulrich Burgknecht, Lehrer der deutschen Schule in Freiburg 1574-1582, seit 1582 Umgeldeinnehmer des Quartiers «Places», 1584 durch zwei deutsche Oberlehrer ersetzt. 1581 Mitglied des Grossen Rats und 1595 Mitglied des Rats der Sechzig. Für seine Niederschrift des Katharinenbuchs erhielt Burgknecht 66 Pfund aus dem Stadtsäckel (Das sogenannte Katharinenbuch, hg. Heinemann, IXf.).
Buchschmuck: Das Katharinenbuch enthielt ursprünglich zwei Miniaturen, von denen auf der einen, noch vorhandenen, die hl. Katharina (oder Prudentia) dargestellt war, auf der anderen, verschwundenen, wohl der hl. Nikolaus, Stadtpatron von Freiburg. Auf der noch vorhandenen Miniatur steht in der Mitte das freiburgische Standeswappen in Schwarz und Weiss in zweifacher Ausführung, von zwei schützenden goldenen Löwen flankiert; darunter das Wappen der Stadt mit drei Türmen, die Gesichter zu haben scheinen. Um das Wappenbild mit den Löwen ein fliegendes Spruchband, dessen Aufschrift oben leer gelassen und links unten teilweise unleserlich geworden ist. Noch lesbar: « ... veste Burg..... und b'hüt uns vor des fyends b'trug». Unter der Aufschrift «Prudentia» thront in der obern Fluchtlinie die hl. Katharina; ihr Symbol, der Kelch mit der Schlange, deutet eher auf die Prudentia. Um die Miniatur ein Rahmen, gebildet aus den Wappen der Mitglieder des Freiburger Kleinen Rats. Unterhalb des Wappens der Stadt die Wappen der vier Venner, darunter gnomenartige, anatomische verzeichnete Engelsfigürchen. Die Farbe hat bis heute ihre Frische bewahrt (Das sogenannte Katharinenbuch, hg. Heinemann, S. VIf.). Der Maler der beiden Miniaturen ist Peter Weber, der dafür die Summe von 25 Pfund bezog (ibid., S. VIIf.).
Dagegen stammt das Dedikationsblatt mit Federzeichnungen Rot- und Schwarzschrift wohl vom Schreiber, Mag. Ulrich Burgknecht (ibid., S. VIIIf.), und ebenso die einfacheren, teil gelungenen, teils etwas ungelenken Zinnober-Initialen im Text (ibid., S. IX).
Einband: möglicherweise aus der Bücherbindwerkstatt der Freiburger Franziskaner. Laut der Seckelmeisterrechnung Nr. 349 (1577) erhielt ein Dom Pierre Gäch für das Binden des Buchs 4 Pfund. In der Mitte der Vorder- und Rückseite sind Goldblatt-Bilder in einen Kalbledergrund eingedrückt, mit dem Monogramm eines nicht festzustellenden (Freiburger?) Künstlers. Links und rechts des Goldblatt-Bilds auf der Vorderseite die Zahlen 15 und 77, auf der Hinterseite die Buchstaben FP und GR. Die weiteren Deckenflächen sind von aneinanderstossenden und sich wiederholenden gepressten Bildercarrés durchzogen (Das sogenannte Katharinenbuch, hg. Heinemann, S. VIII).
Inhaltsangabe:
Inhaltsangabe des K. B. nach den Ueberschriften seiner Teile und Capitel.
  • Titelbild (ins Neuhochdeutsche übersetzt) «Schulordnung und Satzungen der neuaufgerichteten und reformierten Schule zu Freiburg im Üchtland»; der Name «Katharinenbuch» scheint populären Ursprungs (siehe Buchschmuck)
  • 1 Dedicationsblatt als Anfang der Vorrede
  • 2-36 Vorrede
  • 39-40 Von der abteilung der schulsatzungen
  • Von dem ersten hauptartikel inhaltend dieschulübung der schulmeistern und schulern:
    • (41) Cap. 1: Von den künsten der logik oder deren, so sich der red underfachen
    • (42) Cap. 2: Von der grammatik
    • (45) Cap. 3: Von der dialectik nnd rhetorik
    • (47) Cap. 4: Was für authores oder bücher sollen angenommen werden
    • (50) Cap. 5: Wie die authores und artes sollen erklärt werden
    • (55) Cap. 6: Wie sich beid, die schulmeister mit ervorderung und die schuler mit ufsagung der letzgen und sonst im denselbigen halten und thun sollen
    • (59) Cap. 7: Wie und was man ussen lernen soll
    • (62) Cap. 8: Von den disputationen
    • (65) Cap. 9: Von argumenten, wie man die solle fürgeben
    • (68) Cap. 10: Wie man der knaben argument emendieren und verbessern soll
    • (74) Cap. 11: Ob die jugend täglich in vielen dingen mög under- wisen werden
    • (80) Cap. 12: Von der zahl der classen
    • (82) Cap. 13: Von den decuriis der classen
    • (84) Cap. 14: Von den figuren und silben und irer ussprechung
    • (88) Cap. 15: Wie man die knaben soll leeren läsen
    • (90) Cap. 16: Wie man sie soll leeren schriben
    • (95) Cap. 17: Won der zal der lectionen in einer yeden classen
    • (98) Cap. 18: Won der vierten und undristen, rudimentorum gerannt nannt, und irer büchern
    • (103) Cap. 19: Von der dritten class und büchern
    • (105) Cap. 20: Von der andern classe und irer büchern
    • (108) Cap. 21: Von der ersten und öbersten class
    • (113) Cap. 22: Wann der classen fünf, wie die andern all möchten angesehen werden
    • (118) Cap. 23: Von der zit, zu welcher die vordrigen ding all sollen geübt werden
    • (122) Cap. 24: Von dem gebet
    • (124) Cap. 25: Von dem catalogo
    • (125) Cap. 26: Von der täglichen vacation
    • (127) Cap. 27: Von den coricseis oder ufmerkeren
    • (129) Cap. 28: Von übung der latinischen sprach
    • (131) Cap. 29: Von etlichen übungen durch die wuchen zu halten und erstlieh uf den donnstag von vacationen
    • (134) Cap. 30: Von der übung am fritag und gsang
    • (135) Cap. 31: Von dem catechisms zläsen am sambstag und all fürabend
    • (141) Cap. 32: Von dem kirchgang
    • (144) Cap. 33: Von der predig am suntag, des catechismi halben
    • (156) Cap. 34: Von der besoldung des catechistae
    • (158) Cap. 35: Von dem fest Catharinae und unsers patronen Nicolai
  • Der ander teil der schulsatzungen betreffend die schulmeister mitsampt anderen dingen inen zuhörig:
    • (162) Vorred
    • (164) Cap. 1: Von der election und erwölung einis schulrneisters
    • (168) Cap. 2: Von der zaalder schulmeistern
    • (169) Cap. 3: Von der zaalder schulmeistern
    • (172) Cap. 4: Von der behusung der schul, des schulmeisters und siner mithilfern
    • (174) Cap. 5: Von dem holz
    • (177) Cap. 6: Von des schulmeisters und siner mithaften besoldung
    • (183) Cap. 7: Von dem fronfastengeld und kerzen
    • (185) Cap. 8: Von den armen schulern
    • (188) Cap. 9: Von dem eid des schulmeisters und siner provisoren
  • Der drittteil von schulherren und irer verwaltung inhaltend und handlende :
    • (192) Vorred
    • (195) Cap. 1: Vom ampt der schulherren
    • (197) Cap. 2: Von der waal und zaal der schulherren
    • (200) Cap. 3: Von dem antistite und prelaten der schul
    • (201) Cap. 4: Von dem primario oder obersten schulherren und siner verwaltung
    • (207) Cap. 5: Von dem eid der schulherren
    • (210) Cap. 6: Von der schulordnung
    • (215) Cap. 7: Von den examinibus
    • (220) Cap. 8: Wie die examina gehalten, und welche knaben von einer in die andere class promoviert sollen werden
    • (224) Cap. 9: Von den prämiis oder gabungen der promovenden
    • (229) Cap. 10: Welche knaben uf hohen schulen gesend' sollen werden
    • (232) Cap. 11: Von den stipendis oder gabungen deren, so uf hohen schulen promoviert
    • (242) Cap. 12: Von dem act der promotion
    • (248) Cap. 13: Von der presenz der schulherren
    • (254) Cap. 14: Von dem innemen und usgäben des primari
    • (257) Cap. 15: Von dem jarzit
    • (260) Cap. 16: Von der dütschen schul undandern 10 der herrschaft
  • 265-268 Kopie eines Ratsentscheides betr. Holz für das Heizen der Schule, aus dem Archiv der Jesuiten, vom 30. November 1582; aus dem Ratsentscheid geht gleichzeitig hervor, wie die Stadtschule und das Kollegium der Jesuiten sich zueinander zu verhalten haben.
  • 269 Kopie einer Urkunde betr. ein Stipendium an ausländischen Universitäten, das die Abtei Hauterive zu leisten hat und das vorrangig ihren Novizen zu gute kommen soll; da die Kopie nicht zu Ende geführt ist, ist sie auch nicht datiert.
  • 319-324 Liste der Schulherren 1577-1798 und 1805-1846, fortlaufend von verschiedenen Händen geführt
Provenienz der Handschrift: Vom Ende des 16. bis ins 19. Jahrhundert gibt es keine Nachrichten über die Handschrift, die vielleicht im Archiv der Scholarchenkammer aufbewahrt wurde. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts scheint sie dem Stadtrat von Freiburg ausgehändigt worden zu sein, jedenfalls forderte die Schulherrenkammer sie im Jahr 1813 zurück. Die Handschrift tauchte allerdings erst 1865 wieder auf, und wurde schliesslich im Staatsarchiv hinterlegt (Das sogenannte Katharinenbuch, hg. Heinemann, S. Xf.) Die Signatur Staatsarchiv Freiburg, Stadtsachen A 596 ist relativ neu.
Editionen
  • Das sogenannte Katharinenbuch vom Jahre 1577, im Auftrage und auf Kosten der freiburgischen Schulherrenkammer zum ersten Male herausgegeben von Franz Heinemann. Mit histor.-krit. Einleitung, einem Glossar und 6 artistischen Beilagen, Freiburg i. Ue.: Universitaets-Buchhandlung (B. Veith), 1896.
Literatur
  • Franz Heinemann, Geschichte des Schul- und Bildungslebens im alten Freiburg bis zum 17. Jahrhundert, Freiburg i. Ue.: Verlag der Universitätsbuchhandlung, 1895 (teilweise abgezogen als Jahrgang 2 der Freiburger Geschichtsblätter 1895);
  • Josef Vaucher, Peter Schneuwly (1540-1597), Wegbereiter der Jesuiten, in: Freiburger Geschichtsblätter 74 (1997), 7-21;
  • Kathrin Utz Tremp, Die Verehrung der hl. Katharina von Alexandria in Freiburg (15. und 16. Jahrhundert), in: Freiburger Geschichtsblätter 86 (2009), p. 51-69.