St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 1400
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Scherrer Gustav, Verzeichniss der Handschriften der Stiftsbibliothek von St. Gallen, Halle 1875, S. 473-474.

Handschriftentitel: Bibliotheca manuscripta monasterii S. Galli registrata […] a P. Pio Kolb (Band I)
Entstehungsort: St. Gallen
Entstehungszeit: v. J. 1759
Beschreibstoff: Papier
Umfang: 602
Format:
Schrift und Hände: Reinschrift von Kolb's Hand aus dem Concept No. 1281 und 1282
Inhaltsangabe:
In diese Ordnung hatte Kolb die Sammlung nach eignem Fachsystem gebracht (Weidmann p. 229) und dadurch ihre Brauchbarkeit erhöht, da bei der unvollkommnen Schenk'schen Klassifikation manche bedeutende Schrift sich der Beachtung entziehen musste. Der von Kolb eingeführten jetzt ungültig gewordenen Signatur ist in seinem Katalog die gegenwärtige Codexnummer von späterer Hand beigeschrieben. Jeder Band desselben hat ein Register, worin jedoch manche Handschriften fehlen, da sie Kolb nicht alle recensirt hat.
I. v. Arx nennt dieses Werk ein 'Opus egregium at nostrae aetati nec sufficiens nec conveniens.' Während seines 14jährigen Bibliothekariats hatte Kolb, übrigens ein Autodidakt, durch mündlichen und schriftlichen Verkehr mit vorzüglichen Alterthumsforschern seiner Zeit, durch fleissiges Studium der Handschriften selbst, sowie der einschlagenden Litteratur sich schöne Kenntnisse in der Patristik, in der Geschichte der Concilien und der Liturgie erworben. Seine Erläuterungen sind von Weidmann im Repertorium reproducirt und auch im Cod. 1500 ausgezogen. Letzterer Auszug betrifft meist die Unterscheidung der zahlreichen Klassen liturgischer Bücher im Mittelalter, deren Stelle schon vor der Reformation und besonders seit 1570 das Eine Messbuch einnimmt. Auch Harzheim fand es nöthig in seinem Cölnerkatalog jene dem Klerus selbst nachgerade undeutlich gewordenen Benennungen ritueller Schriften wieder zu definiren. Im XVIII. Jh. war ein neues Interesse für die ältesten liturgischen Bücher erwacht, besonders seit Renaudot (wie schon früher Cl. de Sainctes u. A.) den confessionellen Abendmalsstreit durch Berufung auf die Tradition im frühern Messkanon zu entscheiden suchte. Kolb's gelehrte Freunde Calmet, Gerbert und von evangelischer Seite Breitinger waren gründliche Kenner der Riten- und Dogmenliteratur. Letzterer hat sogar den altdeutschen Barlaam und Josaphat nur als Zeugniss gegen die Brodverwandlung wieder an's Licht gezogen (Simmler Samml. d. Urk. I, 1). Ueber solche theologische Schranken ging Kolb's Gesichtskreis keineswegs hinaus; daher sind in seinem Katalog die profanen Handschriften entweder gar nicht oder nur sehr ungenügend behandelt.
Druckfertig, aber nicht zum Druck gelangt.

  • Bibliotheca manuscripta monasterii S. Galli registrata, Band I P. Pius Kolb Band I enthält, nebst einer Praefatio von 50 Seiten über Geschichte und Einrichtung der Bibliothek, den Katalog der ersten 6 Klassen.
Bibliographie:
  • Weidmann p. 229
  • Cod. 1500
  • Simmler Samml. d. Urk. I, 1
  • Vgl. noch Gerbert Iter S. 82, 105 und ff.,
  • Gerken Reisen II, 272 und
  • Haller Bibl. II No. 72, zu welchem letztern Werk Kolb ebenfalls Beiträge lieferte, wie noch zu andern gelehrten Arbeiten mehr; selbständige Druckschriften sind nicht von ihm vorhanden