Dieses Manuskript enthält den vollständigen Text des Pentateuchs und der Haftarot (wöchentliche Lesungen aus den Prophetenbüchern). Im Manuskript befinden sich sechs verzierte Felder für die Initialwörter zu Beginn jedes Buches des Pentateuchs und bei der Überschrift der Haftarot. Die halbkursive, sephardisch-hebräische Schrift sowie andere kodikologische Eigenheiten dieses Manuskriptes weisen auf einen sephardischen Ursprung aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts hin. Wahrscheinlich ist das Braginsky-Pentateuch das Werk eines Künstlers der "Schule von Lissabon", aus der etwa 30 charakteristische Handschriften hervorgingen, die sich durch ihre nichtfigurative Ausschmückung auszeichnen: filigrane Ornamentinitialen, florale und abstrakte purpurfarbene Federzeichnungen sowie vielfarbige Tupfen und Blüten.
Online seit: 13.10.2016
Das „Omer-Zählen“ bezeichnet das rituelle Zählen der 49 Tage zwischen Pessach und Schawuot, dem Wochenfest. In der Handschrift werden diese Tage mit entsprechenden Ziffern in 49 Vierpass-Schildern benannt. Auf f. 18r wird eine Menora dargestellt in dessen sieben Arme des Leuchters in Mikroschrift die sieben Verse des Psalms 67 eingetragen sind. Der aus Brest-Litovsk (Weissrussland) stammende Schreiber Baruch ben Shemaria hat diese Handschrift im Jahre 1795 in Amsterdam für Aaron ben Abraham Prinz, von Alkmaar in den Niederlanden geschrieben (siehe Titelseite). Die als kalligraphische Schmuckseite gestaltete Zeichnung auf f. 1r, stellt den Riesen Samson, der nach der rabbinischen Tradition mit übermenschlichen Körperkräften ausgestattet war, in der Pose eines Atlanten dar.
Online seit: 18.12.2014
Salomo bar Joshua ha-Adani (1567-1625) war ein jüdischer Gelehrter, der sich besonders auf das Studium der Mischna (erste grössere Niederschrift der mündlichen Tora) konzentrierte. Drei Jahrzehnte lang soll sich dieser damit auseinandergesetzt haben. Gedanken und Bemerkungen schrieb er neben und um den Haupttext einer vollständigen, gedruckten Mischna. Die Notizen wurden so dicht, dass er selbst Mühe hatte diese zu entziffern, worauf ein Gönner ihm ermöglichte, die gesammelten Gedanken in ein übersichtliches Werk zu fassen. Das Ergebnis sind seine Mischnah-Kommentare. Von der sechsgliedrigen Mischna liegen hier die Kommentare des ersten Teils, der Sera'im („Aussat“), vor. Dieser erste Teil der Mischna-Ordnung thematisiert Segnungen, Gebete und landwirtschaftliche Abgabegesetze. In New York (The Library of The Jewish Theological Seminary MS Rab 33) wird ein solcher Kommentar zur Tohorot („Reinheiten“), dem sechsten Teil der Mischna, aufbewahrt. Er ist auf 1611 datiert, weshalb vermutet werden kann, dass die hiesige Handschrift früher geschrieben wurde.
Online seit: 19.03.2015
Der römische Ritus, allgemein bekannt als Nussah Roma, ist die älteste Gebetsordnung ausserhalb der Landschaften und Orte Israels und Babylons. Sie enthält viele alte Traditionen Palästinas. Der Buchschmuck dieser Handschrift umfasst viele reizvolle Initialwortfelder, verziert mit geometrischen Mustern und floralen Federzeichnungen, gewöhnlich in roter und blauer Tinte. Die illuminierte Titelseite enthält das Initialwort Ribbon (Herr [aller Welten]), das in einem rechteckigen Feld mit roten und blauen filigranen Federzeichnungen und Buchstaben in Blattgold eingebettet ist. Am unteren Rand befindet sich ein unidentifiziertes Familienwappen, das einen aufgerichteten Löwen darstellt. Die Handschrift wurde von Samson ben Elija Halfan kopiert, einem Mitglied der Schreiber- und Gelehrten-Familie Halfan. Die Vorfahren dieser Familie hatten zu einer Gruppe von Juden gehört, die 1394 aus Frankreich vertrieben worden waren und im Piemont in Norditalien Zuflucht gefunden hatten.
Online seit: 13.10.2016
Der Codex enthält Gebete für die Beschneidungszeremonie. Diese Zeremonie wird auf f. 10r dargestellt. Sie findet in der Synagoge statt. Der Prophet Elias, der kommen wird, um die Ankunft des Messias anzukündigen, wird als anwesend betrachtet. Die Illustration auf f. 18r stellt den Segen über den Wein dar. Der Buchschmuck ist ein Werk des Illustrators Uri Feivesch ben Isaak Segal, der für die Produktion illuminierter Handschriften des 18. Jahrhunderts ein markanter Vertreter der sogenannten „Hamburg-Altonaer Schule“ war, und der neben dieser Handschrift nach dem heutigen Stand der Forschung mindestens fünf weitere Handschriften produzierte. Die Titelseite enthält den Namen des Besitzers, Joseph ben Samuel und ein noch nicht identifiziertes Wappen, das den Elefanten-Orden trägt, den höchsten Verdienstorden des dänischen Königshauses.
Online seit: 18.12.2014
Neben den täglichen Gebeten enthält diese Handschrift auch kabbalistische Kommentare und Kawwanot (mystische Hingabe). In der kabbalistischen Schule von Safed (Obergaliläa) wurde dem mystischen Aspekt des Gebetes als dem "Instrument für einen mystischen Aufschwung der Seele zu den Höhen der Gottheit" eine wichtige Rolle beigemessen. Als Verfasser dieser Gebetsbücher gilt Isaak ben Salomon Luria (1534-1572). Die Handschrift beginnt mit einer unvollendeten Titelseite, die einen dekorativen Blütenrahmen in rot, gelb und grün, jedoch keinen Text enthält. In diesem bunten, ornamentalen Rahmen befindet sich die Inschrift "Samuel ha-Kohen, Vorsänger in Broda", der entweder der Kopist oder der Auftraggeber war. Die Handschrift war Teil der Sammlung von Naphtali Herz van Biema (1836-1901), ein Sammler aus Amsterdam, dessen Bücher 1904 versteigert wurden. Viele dieser Bücher waren zuvor im Besitz der Familie seiner Frau gewesen, eine Familie prominenter, orthodoxer Philanthropen und Bibliophilen, bekannt als die Amsterdamer Lehren Familie.
Online seit: 13.10.2016
1728 kopierte Meir Cohen Belinfante diesen verzierten Psalter von der 1670 gedruckten Edition des Amsterdamer Druckers David de Castro Tartas, der von 1662 bis 1698 hebräische und spanische Bücher druckte. Die Handschrift weist eine dekorierte Titelseite auf, die den Psalmisten David und Aaron abbildet, eine deutliche Referenz auf den Vornamen des Auftraggebers, während der untere Teil dieser Seite eine Szene des biblischen Joseph darstellt, was eine Beziehung zum Vater des Auftraggebers herstellt, der ebenfalls Joseph hiess. Alle Verzierungen, auch die Titelseite, wurden in brauner Tinte ausgeführt, ähnlich der Tinte, die für den Text benutzt wurde. Am Ende der Handschrift befindet sich ein Text des Korrektoren Isaak Saruk, der die Präzision der Handschrift lobt, und ein Gedicht zu Ehren des Auftraggebers Aaron de Joseph de Pinto, der dem Manuskript seinen Namen gab.
Online seit: 13.10.2016
In diesem Codex sind Gebete, Segenssprüche und Gedichte für die Hochzeitszeremonie nach den religiösen Gebräuchen der Juden auf der Insel Korfu enthalten. Weitere Poeme schliessen sich an, einige stammen von Dichtern aus dem Goldenen Zeitalter der Juden im mittelalterlichen Spanien, andere von lokalen Autoren wie Elieser de Mordo. Einen grossen Stellenwert verleiht dieser Handschrift ein Zyklus von 60 ganzseitigen Illustrationen, die in Gouache ausgeführt sind. Die Illustrationen zum Buch Genesis, werden mit erklärenden, vorwiegend Bibelversen entnommenen Inschriften begleitet. Es handelt sich um ein Werk eines Künstlers, der wahrscheinlich in Venedig ausgebildet wurde und der sein Monogramm in unterschiedlicher Schreibweise (MC oder M.C. MF.) fast in alle Illustrationen eingetragen hat. Die begleitenden Texte stehen in keinem direkten Zusammenhang mit den Illustrationen. Die Anordnung der Seiten von links nach rechts lässt vermuten, dass zunächst ein christlicher Künstler malte und erst in einem zweiten Schritt die hebräischen Texte eingetragen wurden. Diese auf der Insel Korfu entstandene Handschrift aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts stellte wahrscheinlich ein Brautgeschenk eines Mitglieds der Familie de Mordo dar, die in der Zeit der Verteidigung der venezianischen Oberherrschaft gegen die osmanischen Angriffe keine geringe Rolle spielte.
Online seit: 18.12.2014
Diese Sammlung kosmologischer Traktate enthält Auszüge einer umfangreicheren Handschrift, vermutlich vom selben Schreiber Moses geschrieben, die heute in der Schoenberg Collection der University of Pennsylvania in Philadelphia (ljs 057) aufbewahrt wird. Inhaltlich enthält sie Tabellen der Mondbewegungen des Jakob ben David ben Jomtow (Bonjorn), drei astrologische Werke von Abraham Ibn Esra (1089 - um 1164): ein Fragment von Reschit chochma („Anfang der Weisheit“), den grösseren Teil von Mischpete ha-massalaot („Gesetze der Sternenbahnen“) und den grösseren Teil von Sefer ha-olam („Buch der Welt“) und als letzten Teil den Sefer ha-miwcharim le-Batlamjus, d.h. das „Almagest“ des Ptolomaeus. Auf f. 15r und f. 15v befinden sich drei illustrierte Sternbilder der klassischen Antike: Orion (Ha-gibbor ba-te'omin, „Held der Zwillinge“), barfüssig und mit Krummsäbel (f. 15r), Eridanus (Ha-nahar, „Fluss“) und Lepus (Ha-arnewet, „Hase“) (f. 15v). Die bildlichen Darstellungen basieren auf dem arabischen „Buch der Fixsterne“, welches der persische Astronom Abd al-Rahman al-Sufi im Jahre 964 verfasste.
Online seit: 19.03.2015
Diese Handschrift enthält den homiletischen Kommentar über das Pentateuch, der von Shalom Shabazi, dem bekanntesten yemenitischen jüdischen Poeten, verfasst wurde. Es gibt nur wenig verlässliche Angaben über sein Leben. Diese stammen aus seinen eigenen Schriften, welche etwa 550 Gedichte und ein paar wenige andere Texte umfassen. Shlomo Zuker identifizierte diese Handschrift als ein Autograph von Shabazi anhand eines sorgfältigen Vergleichs mit einer Anzahl anderer signierter Handschriften, vor allem mit zwei Handschriften aus der Nationalbibliothek von Israel: einem Fragment der Mishneh Torah (Heb. Ms. 8° 6570) und einem Tikhal von 1677 (Yah. Heb. 152). Der Inhalt dieser Handschrift, der Kommentar über Genesis 37 - Deuteronomium 31, unterscheidet sich von anderen bekannten Versionen dieses Kommentars.
Online seit: 13.10.2016
Diese Handschrift enthält eines der vier überlieferten Autographe von Elijah Ben Salomon Salman, genannt Gaon („der hervorragende Toragelehrte“) von Wilma (1720–1797). Schon zu Lebzeiten verehrt, gilt er als der bedeutendste Gelehrte des aschkenasischen Judentums litauischer Prägung. Seine Lehre prägt bis heute das Judentum. Dieses Autograph kommentiert eine Passage des Sohar, des klassischen Werks der jüdischen Mystik. Die Kommentare dieser Handschrift erschienen im 19. Jahrhundert im Druck, wobei sogar Randbemerkungen und Korrekturen dieser Handschrift sorgfältig übernommen worden sind.
Online seit: 19.03.2015
Der Kommentar von Bezalel Ranschburg (1762-1820), einem wichtigen Rabbiner der jüdischen Gemeinschaft in Prag, erörtert zwei schwierige Traktate des Talmud: Horayot und Niddah, aus dem einige Passagen in der Standardedition des Talmud als Randglossen gedruckt worden sind. Dieser war auch Autor von Responsa („rabbinische Antworten“) und anderen, heute verschollenen Kommentaren. Die Handschrift enthält ein Imprimatur des damaligen Zensors Carolus Fischer (1775-1844), das im 18. und frühen 19. Jahrhundert im österreichisch-ungarischen Reich erforderlich für den Druck von hebräischen Büchern war. Trotz des Imprimatur von Fischer, einem Christen, der die hebräische Sprache und Literatur gegen die christlichen Verleumder verteidigte, wurde diese Handschrift erst im Jahr 1957 zum ersten Mal gedruckt.
Online seit: 19.03.2015
Isaak von Corbeil († 1280) ist der Autor dieses halachischen Kleinen Buches der Gebote (Sefer mitzwot katan (abgekürzt SeMak). Diese Kurzfassung der 613 positiven und negativen biblischen und einiger zusätzlichen rabbinischen Gebote wurde in sieben tägliche Abschnitte aufgeteilt, um der Reihe nach in einer Woche gelesen zu werden. Nachdem es in Frankreich Verbreitung fand, wurde das SeMaK auch in Deutschland beliebt und galt in der Folge als massgebliches halachisches Werk. Diese Handschrift, BC 115, ist das jüngste der drei SeMaK-Handschriften der Sammlung Brakingsky (die anderen beiden sind BC 240 und BC 182), was die komplexe Verbreitung der SeMaK in Deutschland veranschaulicht. Die Glossen sind das Werk von Moses von Zürich, der Mitte des 14. Jahrhunderts in Zürich lebte. Handschriften mit Moses' Glossen werden daher auch Zürcher genannt. Oft wurden Glossen oder Kommentare in Form von rechteckigen "Fenstern" am Rand oder im Text selbst hinzugefügt, was eine ästhetisch ansprechende und einfallsreiche Seitengestaltung ergab. Da die Schreiber die Quellen dieser Glossen nicht benannten, bleibt deren Autorschaft vielfach im Dunkeln.
Online seit: 13.10.2016
Die Bedeutung des Braginsky Pentateuchs für die Textkritik der hebräischen Bibel ist vergleichbar mit der Handschrift MS L44a der Bibliothek des Jewish Theological Seminary in New York, die 1241 in Toledo kopiert worden war. Die Braginsky Handschrift wurde in Spanien, wahrscheinlich während der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts kopiert, nach einer Handschrift, die als der ursprüngliche Hilleli Kodex galt. Vom ursprünglichen Hilleli Kodex ist nichts mehr erhalten; er könnte kurz vor 1492 in Guadalajara (Spanien) das letzte Mal für eine Pentateuch-Ausgabe benutzt worden sein. Tatsächlich ist nicht klar, ob der Hilleli Kodex jemals existierte oder ob es sich dabei um eine aus Sekundärquellen stammende Legende handelt. Die Handschrift ist immer noch in einen alten, blindgeritzten Einband mit (späteren?) Kupferverzierungen und -schließen gebunden.
Online seit: 13.10.2016
Bei der Handschrift von Jakob ben Ascher (Sohn des Rabbiners und Schreibers Ascher ben Jehiel) handelt es sich um eine der ältesten Kopien des Arba'a turim, einer religiös-gesetzlichen Handschrift. Das gesamte Werk befasst sich mit allen religionsgesetzlichen Vorschriften für Gebete und für die Synagoge. Die vorliegende Handschrift enthält nur den ersten von vier Teilen. Rings um den Haupttext herum sind viele Glossen und Kommentare zu finden; erwähnenswert ist eine autobiografische Anmerkung des einflussreichen deutschen Rabbiners Jakob Weil aus dem 15. Jahrhundert und Einträge in slawischer Sprache. Die Handschrift weist auch Lesarten auf, die von den Standardeditionen abweichen und enthält sonst unbekannte Responsa („rabbinische Antworten“) des bedeutenden Rabbiner Israel Isserlin (1390-1460).
Online seit: 19.03.2015
Die Handschrift enthält die hebräische Übersetzung der sieben Kapitel der Aphorismen von Hippokrates von Hillel ben Samuel von Verona (ca. 1220 – ca. 1295), der im Unterschied zu anderen überlieferten Übersetzungen sich eher auf die lateinische Bearbeitung von Constantinus Africanus († vor 1098/99) als auf die arabische Übersetzung aus dem Griechischen stützte. Die Übersetzung ist begleitet von einem Kommentar von Moses ben Isaak von Rieti (1388 – nach 1460), Oberrabbiner von Rom und Dichter. Sein Kommentar stützt sich zu grossen Teilen auf denjenigen von Moses Maimonides (1138-1240) und auf Galen von Pergamon (2. Jh. n. Chr.). Diese Handschrift überliefert die erste von zwei bekannten Versionen des Kommentars. Die Datierung stützt sich auf die Identifizierung des Wasserzeichens.
Online seit: 18.12.2014
Der Autor dieses Textes, Moses Ben Jakob Cordovero (1522-1570), wurde als eine der führenden Gestalten der kabbalistischen Bewegung in der Stadt Safed (Obergaliläa) angesehen, die nach der Vertreibung der Juden von der Iberischen Halbinsel das neue Zentrum der kabbalistischen Bewegung wurde. Eines der wichtigsten Konzepte unter den Kabbalisten von Safed war das des mystischen Gebetes, dessen Kernidee die Kawwana (mystische Hingabe; plural Kawwanot) ist. Das Tefilla le-Moshe (Moses' Gebete) enthält Kawwanot für die Wochentage sowie für den Sabbat. Die in dieser Handschrift benutzten Schriften (eine runde hebräische Kursive, Halbkursive und Quadratschrift) werden durch vielfältige Blattwerk-Federzeichnungen angereichert. Auf der Titelseite bezeichnet sich der Schreiber selbst als "junger und unbedeutender Wurm und nicht ein Mann, AR''I in der Stadt Modena." Ari ist das hebräische Wort für "Löwe", sollte hier jedoch als eine Abkürzung für den Namen des Kopisten verstanden werden, vielleicht der wohlbekannte Schreiber Jehuda Arje (Leone) Modena (1571-1648).
Online seit: 13.10.2016
Buch des Mysteriums des Herrn mit [dem Kommentar] „Goldenes Zepter“ lautet der Titel dieses Mohelbuches (Beschneidungsbuch) aus dem Jahr 1716, welches aufgrund des Stils und der Schrift dem Schreiber (Sofer) Arje ben Juda Leib aus Trebitsch (Moravien), der in Wien tätig war, zugeschrieben werden kann. Die Handschrift beinhaltet mehrere Illustrationen verschiedener Szenen: unter anderem auf der Titelseite eine Darstellung einer Menschengruppe in der Synagoge, die eine Diskussion führt. Dabei ist es bemerkenswert, dass nicht nur Männer, sondern auch Frauen anwesend sind. Das zweite Blatt zeigt den Erzengel Rafael mit dem jungen Tobias, der seinem blinden Vater zur Heilung einen Fisch nach Hause bringt. Erzengel Rafael als Schutzengel der Kinder kommt als Motiv sonst nur in der christlichen Kunst vor. Arje ben Juda Leib könnte somit eine unbekannte katholische Vorlage benutzt haben, um die Schutzfunktion der Beschneidung für jüdische Knaben zu verdeutlichen. Arje ben Juda orientierte sich bei seiner Schrift an den Amsterdamer Drucktypen und leitete damit die Mode be-otijjot Amsterdam („mit dem Buchstaben von Amsterdam“) ein, die Verfertigung von Handschriften in Amsterdamer (Druck-)Schriftarten.
Online seit: 19.03.2015
Die Handschrift aus der Mitte des 18. Jahrhunderts enthält neben dem Seder birkat ha-mason („Gebetsordnung des Tischsegens“) des Weiteren die Birchot ha-nehenin („Segenssprüche vor dem Genuss von Dingen“), die Schalosch mizwot naschim („Drei Gebote für Frauen“) und die Seder keri'at schema al ha-mitta („Ordnung des Schema-Gebets zur Nacht vor dem Einschlafen“). Die darin enthaltenen Abschnitte über die drei den Frauen auferlegten Pflichten weisen darauf hin, dass das Buch als Brautgeschenk gedacht war. Neben dem Bild auf der Titelseite sind durch das Buch hindurch 22 kleinere farbige Illustrationen zu finden. Eine hebräische Formulierung auf dem Titelblatt verweist auf den Entstehungsort Deutschkreutz im Burgenland (Österreich). Aufgrund von stilistischen Eigenschaften der Schrift und der künstlerischen Ausführung kann das Manuskript dem Schreiber und Illustrator Aaron Wolf Herlingen zugeordnet werden.
Online seit: 18.12.2014
Die Psalmen in dieser Handschrift sind nach den Wochentagen ihrer Lesung unterteilt und wurden, mit Ausnahme der Freitagspsalmen, mit einem Initialwort in einem monochromen oder mehrfarbigen Feld dekoriert. Auf der Titelseite der Handschrift sind Moses und Aaron in zwei Bogen stehend dargestellt. Besonders eindrucksvoll ist das Bild zu Beginn des ersten Psalmes auf f. 6v: Dem Initialwort ashre folgt ein Bild von König David, der auf der Terrasse eines Palastes sitzt und Harfe spielt, während er auf ein aufgeschlagenes Buch blickt, das wahrscheinlich die Psalmen repräsentieren soll. Diese Braginsky Handschrift wurde von Moses Judah Leib ben Wolf Broda von Trebitsch kopiert und illuminiert, der auch die wohl berühmteste illuminierte hebräische Handschrift aus dem 18. Jahrhundert geschaffen hat: die Von Geldern Haggadah von 1723. Diese Psalmenhandschrift der Braginsky-Sammlung miteingeschlossen, sind insgesamt sieben Handschriften von Moses Judah Leib bekannt, die zwischen 1713-1723 entstanden sind. Der braun gefleckte Kalbsledereinband trägt auf der Vorder- und Rückseite das in Gold gearbeitete Emblem der De Pinto Familie aus Amsterdam.
Online seit: 13.10.2016
Der Fastentag Jom Kippur Katan hat seinen Ursprung im Feiertag Rosch chodesch, der in biblischen Zeiten im Mondkalender den ersten Tag der Sichtbarkeit der Mondsichel nach dem Neumond markierte. Dieser Tag, an dem man ursprünglich nicht arbeiten durfte, entwickelte sich durch die Kompilation des Talmuds später zu einem „Halbfeiertag“. Erst die Mystiker von Safed in Obergaliläa machten aus dem Rosch chodesch einen Fastentag und schufen dazu eine Liturgie, die auf den Bussgebeten von Jom Kippur („Versöhnungstag“) basieren. Von daher stammt auch der Name Jom Kippur Katan („kleiner Versöhnungstag“). Der neue Brauch weitete sich nach Italien und schliesslich nördlich der Alpen aus. Solche Gebetssammlungen waren im 18. Jahrhundert besonders beliebt. Im Gegensatz zu vielen andern ist das vorliegende Exemplar mit einem illustrierten Titelblatt geschmückt. Würde sich Juda Leib ben Meir aus Glogau auf dem besagten Titelblatt nicht als Schreiber zu erkennen geben, läge die Vermutung nahe, dass es sich um ein Werk des Aaron Wolf Herlingen aus Gewitsch handelt, denn Stil und Schrift der Illustration entsprechen diesem. Über die Verbindungen zwischen Herlingen und dem tatsächlichen Schreiber Meir kann vorerst nur spekuliert werden.
Online seit: 19.03.2015
Yosef (Juspa), Schammes („Synagogendiener“) von Worms (1604-1678), hielt den Alltag, die Riten und Gebräuche der jüdischen Gemeinde von Worms, einer der ältesten und wichtigsten in ganz Europa, fest. Dieses Autograf von Yosef enthält Kommentare zum Gebetbuch, zur Birkat Hamason („Tischgebet“), zur Haggada und zur Pirqe Avot („Sprüche der Väter“) und zusätzliche Anmerkungen zu Gebetsriten und autobiographische Notizen. Die Anmerkungen zu den Minhagim („Gebräuchen“) wurden im gedruckten Wormser Minhagbuch übernommen, aber grosse Teile dieser Handschrift bleiben unediert und dienen deshalb als eine wichtige Quelle für die religiöse Geschichte eines der wichtigsten jüdischen Zentren Europas. Die Handschrift gehörte unter anderem Rabbi Michael Scheyer und später zur Privatbibliothek von Salman Schocken in Jerusalem.
Online seit: 19.03.2015
Das ältere Kolophon dieser hebräischen Bibel mit masoretischen (textkritischen) Anmerkungen, das sich am Ende des letzten Bandes (Bd. 4) befindet, besagt, dass Isaak ben Ischai Sason diese 1491 in Ocaña (Spanien) fertigstellte. Am Ende des ursprünglich ersten Bandes – und heute zweiten Bandes (Bd. 2) – hält ein weiterer Eintrag fest, dass dieser 1494 in Evora im Königreich Portugal, zwei Jahre nach der Vertreibung der Juden aus dem spanischen Kastilien, fertiggestellt wurde. Ursprünglich war diese Bibel in zwei Bände geteilt, enthielt aber eine ungewöhnliche, nicht kanonische Abfolge der Bücher. Im 19. Jahrhundert wurde sie neu gebunden und in vier Bände (Bd. 1, Bd. 2, Bd. 3, Bd. 4) geteilt und mit einem Purpurfarbenen Ledereinband und zusätzlicher Goldprägung geschmückt. Im 18. Jahrhundert befand sie sich im Kloster S. Paolo dei Carmelitani Scalzi in Florenz, von dem sie nach der napoleonischen Plünderung wahrscheinlich in die Vatikanische Bibliothek gelangte, doch schon 1827 in England verkauft wurde. Bevor sie nach Zürich in die Braginsky Collection gelangte, gehörte sie zur Sammlung von Beriah Botfield.
Online seit: 17.12.2015
Das ältere Kolophon dieser hebräischen Bibel mit masoretischen (textkritischen) Anmerkungen, das sich am Ende des letzten Bandes (Bd. 4) befindet, besagt, dass Isaak ben Ischai Sason diese 1491 in Ocaña (Spanien) fertigstellte. Am Ende des ursprünglich ersten Bandes – und heute zweiten Bandes (Bd. 2) – hält ein weiterer Eintrag fest, dass dieser 1494 in Evora im Königreich Portugal, zwei Jahre nach der Vertreibung der Juden aus dem spanischen Kastilien, fertiggestellt wurde. Ursprünglich war diese Bibel in zwei Bände geteilt, enthielt aber eine ungewöhnliche, nicht kanonische Abfolge der Bücher. Im 19. Jahrhundert wurde sie neu gebunden und in vier Bände (Bd. 1, Bd. 2, Bd. 3, Bd. 4) geteilt und mit einem Purpurfarbenen Ledereinband und zusätzlicher Goldprägung geschmückt. Im 18. Jahrhundert befand sie sich im Kloster S. Paolo dei Carmelitani Scalzi in Florenz, von dem sie nach der napoleonischen Plünderung wahrscheinlich in die Vatikanische Bibliothek gelangte, doch schon 1827 in England verkauft wurde. Bevor sie nach Zürich in die Braginsky Collection gelangte, gehörte sie zur Sammlung von Beriah Botfield.
Online seit: 17.12.2015
Das ältere Kolophon dieser hebräischen Bibel mit masoretischen (textkritischen) Anmerkungen, das sich am Ende des letzten Bandes (Bd. 4) befindet, besagt, dass Isaak ben Ischai Sason diese 1491 in Ocaña (Spanien) fertigstellte. Am Ende des ursprünglich ersten Bandes – und heute zweiten Bandes (Bd. 2) – hält ein weiterer Eintrag fest, dass dieser 1494 in Evora im Königreich Portugal, zwei Jahre nach der Vertreibung der Juden aus dem spanischen Kastilien, fertiggestellt wurde. Ursprünglich war diese Bibel in zwei Bände geteilt, enthielt aber eine ungewöhnliche, nicht kanonische Abfolge der Bücher. Im 19. Jahrhundert wurde sie neu gebunden und in vier Bände (Bd. 1, Bd. 2, Bd. 3, Bd. 4) geteilt und mit einem Purpurfarbenen Ledereinband und zusätzlicher Goldprägung geschmückt. Im 18. Jahrhundert befand sie sich im Kloster S. Paolo dei Carmelitani Scalzi in Florenz, von dem sie nach der napoleonischen Plünderung wahrscheinlich in die Vatikanische Bibliothek gelangte, doch schon 1827 in England verkauft wurde. Bevor sie nach Zürich in die Braginsky Collection gelangte, gehörte sie zur Sammlung von Beriah Botfield.
Online seit: 17.12.2015
Das ältere Kolophon dieser hebräischen Bibel mit masoretischen (textkritischen) Anmerkungen, das sich am Ende des letzten Bandes (Bd. 4) befindet, besagt, dass Isaak ben Ischai Sason diese 1491 in Ocaña (Spanien) fertigstellte. Am Ende des ursprünglich ersten Bandes – und heute zweiten Bandes (Bd. 2) – hält ein weiterer Eintrag fest, dass dieser 1494 in Evora im Königreich Portugal, zwei Jahre nach der Vertreibung der Juden aus dem spanischen Kastilien, fertiggestellt wurde. Ursprünglich war diese Bibel in zwei Bände geteilt, enthielt aber eine ungewöhnliche, nicht kanonische Abfolge der Bücher. Im 19. Jahrhundert wurde sie neu gebunden und in vier Bände (Bd. 1, Bd. 2, Bd. 3, Bd. 4) geteilt und mit einem Purpurfarbenen Ledereinband und zusätzlicher Goldprägung geschmückt. Im 18. Jahrhundert befand sie sich im Kloster S. Paolo dei Carmelitani Scalzi in Florenz, von dem sie nach der napoleonischen Plünderung wahrscheinlich in die Vatikanische Bibliothek gelangte, doch schon 1827 in England verkauft wurde. Bevor sie nach Zürich in die Braginsky Collection gelangte, gehörte sie zur Sammlung von Beriah Botfield.
Online seit: 17.12.2015
Die Handschrift enthält eine Ewronot („Kalenderbesprechung“). Im 17. und 18. Jahrhundert entstanden viele sogenannte Sifre ewronot („Bücher der Kalkulationen“). Sie können als Reaktion auf den 1582 eingeführten gregorianischen Kalender verstanden werden. In solchen Handschriften ist oft der biblische Issachar, ein Sohn Jakobs, auf oder neben einer Leiter dargestellt. Als Attribut hält er ein Stundenglas in der Hand. Hier findet sich eine solche Miniatur gleich zweimal, wobei oberhalb der Ersten zusätzlich ein ab- und ein zunehmender Mond mit Gesicht und Sternen illustriert wurde. Das Titelblatt zeigt einen ornamentalen Architekturbogen. Am Ende des Buches finden wir das bekannte Motiv des Moses mit den Gesetztafeln an einem Tisch sitzend.
Online seit: 19.03.2015
Die halachische Schrift Schibbole ha-leket („Ährenlese“) von Zedekia ben Abraham Anaw von Rom (ca. 1225-1297) enthält eine der ersten Bemühungen, das jüdische Religionsgesetz in Italien zu kodifizieren und einen systematischen Überblick zu schaffen. Inhaltlich befasst sich der Text, der in 12 Grossabschnitte mit insgesamt 372 Paragraphen unterteilt ist, mit den Vorschriften über die Ordnung der Gebete und die Regeln für den Sabbat, die Feier- und Festtage, neben weiteren halachischen Themen, die in einer ausgesprochen aschkenasischen Perspektive stehen. Die Handschrift ist nicht datiert. Sie wurde von den Kopisten Moses und Samuel entweder schon zu Lebzeiten oder kurz nach dem Tod des Autors geschrieben und ist damit eine der frühesten erhaltenden Abschriften des Textes.
Online seit: 18.12.2014
Der spanische Kabbalist Abraham Abulafia (1240- nach 1291) vertrat ein Konzept der Kabbala, das wenig oder nichts mit den bekannten Richtungen zu tun hatte. Er verstand diese weder als eine Form der Gnosis noch als eine Art theosophischer Philosophie, die sich auf Sefirot konzentrierte, die Emanation des göttlichen Wesens. Stattdessen versuchte er einen Zustand prophetisch-mystischer Ekstase zu erreichen, ausgehend von seiner Überzeugung, dass die Erfahrung der Propheten ekstatischer Natur und alle wahren Mystiker Propheten gewesen seien. Das vorliegende Werk war besonders populär und war unter den Titeln Chajje ha-olam („Das Leben in der Welt des Jenseits“) oder Sefer ha-Schem („Buch des göttlichen Namens“) oder Sefer ha-iggulim („Buch der Kreise“) verbreitet, wird aber in dieser Handschrift Sefer ha-Schem ha-meforasch („Buch des unaussprechlichen Namens“) genannt. Das Manuskript zeigt zehn in konzentrischen Kreisen verlaufende Inschriften in Schwarz und Rot sowie 128 nur in Schwarz. Diese enthalten detaillierte Anweisungen für die mystische Meditation. Bei der Betrachtung dieser Kreise sollte der 72 Buchstaben zählende Name Gottes rezitiert werden, der durch eine Kombination des Zahlenwerts der Buchstaben in den Namen der zwölf Stämme Israels, der Patriarchen und der neun Buchstaben des Wortes Schiwte Jisra'el) („Stämme Irasels“) zustande kommt. Der lesende Betrachter sollte jeden der dreifachen schwarz-roten Kreise an der Stelle „betreten“, der durch einen kleinen Federstrich gewissermassen als „Eingang“ bezeichnet ist.
Online seit: 18.12.2014
Das Buch Minhagim („Religiöse Gebräuche“) wird Samuel von Ulm zugeschrieben, die Autorschaft ist aber nicht eindeutig geklärt. Inhaltlich findet man verschiedene Belehrungen, welche auf den Auffassungen von Jakob Moellin (1360-1427) basieren. Er gilt als einer der grössten geistigen Autoritäten der aschkenasischen Welt. Vermutlich wurde die Handschrift im letzten Drittel des 15. Jahrhundert in Norditalien verfasst, da die Federzeichnungen in der norditalienischen Tradition dieser Zeit stehen. Verschiedene im Manuskript enthaltene Motive wie ein Kopf mit ausgeprägter Höckernase und schweren Augenlidern, die sich aus einem Ornament entwickeln oder eine langgestreckte Stadtmauer mit Rundtürmen werden als typisch für Joel ben Simeon betrachtet, dem bedeutenden Vertreter der Norditalienischen Illustrationstradition.
Online seit: 18.12.2014
Die offensichtlich benützte Handschrift ist in allgemein gutem Zustand und wurde in einer eleganten quadratischen und halbkursiven aschkenasischen Schrift geschrieben. Sie enthält tägliche Gebete und piyyutim für Festtage und spezielle Gelegenheiten. Zudem ist der ganze Text der Haggadah enthalten, der schon in dieser Zeit meistens separat überliefert wird. Die Handschrift enthält einen interessanten Hinweis auf den Einfluss der Zensur. Im Gebet Alenu le-shabbeah glaubte man im Mittelalter eine Beleidigung des Christentums zu entdecken. Die umstrittene Passage wurde hier, wie auch in vielen anderen Fällen, vom Schreiber weggelassen (f. 19r-v). Der ganze Codex wurde im 16. Jahrhundert von Dominico Irosolimitano in Mantua, einem der aktivsten Zensoren von jüdischen Schriften in Italien, gesichtet. Dieser säuberte jedoch den Text von keiner einzigen Passage, sondern zeichnete lediglich die letzte Seite der Handschrift (f. 112v) und bestätigte damit seine Kontrolle.
Online seit: 18.12.2014
Der anonyme Hymnus an den Schöpfer Perek schira ist in über hundert Handschriften überliefert. Die meisten bedeutenden hebräischer Buchillustratoren des 18. Jahrhunderts illustrierten den Hymnus. Die vorliegende Handschrift wurde für Hertz ben Leib Darmstadt aus Frankfurt am Main geschrieben und enthält Federzeichnungen von Meshulam Zimmel ben Moses aus Polna/Böhmen, der aber diese Handschrift wahrscheinlich in Wien verfertigte.
Online seit: 18.12.2014
Vermutlich war diese Sammelhandschrift zum jüdischen Lebenszyklus aus dem letzten Drittel des 15. Jahrhunderts ein Hochzeitsgeschenk. Kopiert wurde sie von Leon ben Joschua de Rossi aus Cesena. Es beinhaltet: Gebete für die Beschneidungszeremonie; das Formular eines Heiratsvertrags aus Correggio 1452 (ohne Namenseinträge); Texte zum Hochzeitsritus, dazu einen Hymnus mit dem Akrostichon El'asar; einen Hochzeitsvertrag, 1420 in Parma zwischen Juda, Sohn des Elchanan von Ascoli Piceno, und Stella, Tochter des Solomon von Mantua geschlossen; Friedhofsgebete mit einem für Trauernde bestimmten Tischgebet; ein Ritual zur Vermeidung böser Träume; Ka'arat kesef, ein ethisches Poem des provenzialischen Dichters Jehoseph ben Hanan ben Nathan Ezobi aus dem 13. Jahrhundert; schliesslich – in fremder Hand hinzugefügt – ein persönliches Gebet von Moses Latif für Joab Immanuel Finzi. Gleich anschliessend an den Vertrag findet sich die Darstellung eines Brautpaars (f. 10v). Da Frisur, Kleidung und Schleier der Braut der zeitgenössischen Ferrareser Mode entsprechen, liegt es nahe, dass auch die Handschrift aus Italien stammt, vielleicht sogar aus Ferrara selbst.
Online seit: 18.12.2014
Diese Pessach Haggada mit einer jiddischen Übersetzung der Hymne Chad gadja (f. 23r) wurde von Nathan ben Simson von Mezeritsch (heute Velke Mezirici, CZ) kopiert und illustriert. Sie enthält u.a. eine geschmückte Titelseite, ein Zyklus mit Darstellungen der Zeremonien des Sederabends des jüdischen Pessach-Fests, neun Textillustrationen und ein Zyklus für den Schlusshymnus Had Gadya (f. 23r).
Online seit: 18.12.2014
Dieses Exemplar ist die früheste bekannte Handschrift von Moses von Coucys klassischem Gesetzbuch und zugleich der älteste datierte Kodex in der Braginsky Collection. Das Sefer Mitzvot Gadol (abgekürzt SeMaG) wurde zu einer wichtigen und anerkannten Quelle halachischer Gebote. Es wurde häufig zitiert und zusammengefasst, viele Kommentare wurden dazu verfasst. Die Handschrift wurde 1288 von Hayyim ben Meir ha-Levi kopiert, möglicherweise in Siders (Schweiz). Diese Annahme stützt sich auf eine Handschrift desselben Werks und desselben Schreibers in der Bibliothèque nationale in Paris (ms. hebr. 370), von der man annimmt, dass sie in Siders kopiert wurde. 1528, mehr als zwei Jahrhunderte nach der Niederschrift, erwarb Joseph ben Kalonymos die Handschrift in Posen (Polen), und vervollständigte die wenigen bis dahin fehlenden Seiten.
Online seit: 13.10.2016
Der in dieser Handschrift enthaltene Massekhet Purim ist eine Purim Parodie des provenzalischen Autors und Übersetzers Kalonymus ben Kalonymus (Arles 1286- nach 1328), der dieses Werk in den frühen 1320er Jahren in Rom verfasste. Es handelt vom Essen, Trinken und der Trunkenheit an Purim. Mit Humor imitierte der Autor den Text und den Stil des Talmuds. Die Illustrationen enthalten Darstellungen von Harlekinen, einem Strassenmusiker und sieben Spielkarten dargestellt als ein selten in hebräischen Handschriften vorkommendes trompe l'œil. Der Codex wurde in Amsterdam im Jahre 1752 kopiert, in einer Zeit als dieses Werk in der aschkenasischen hebräischen Gemeinschaft sich grossen Interesses erfreute.
Online seit: 18.12.2014
Diese Sammlung von elf italienischen Dokumenten über die Verdammung und die Verbrennung des Talmuds gehört zu einer der dunkelsten Epochen der Geschichte des hebräischen Buches. Die Dokumente geben eine mehr oder weniger chronologische Darstellung des Geschehens wieder und entstammen vermutlich den Akten eines venezianischen Inquisitors. Hier abgebildet ist eine Zusammenfassung (regesta) von sechs päpstlichen Erlassen aus den Jahren 1518-1537, in welchen die Päpste Leo X., Clemens VII. und Paul III. Daniel Bomberg Bewilligungen erteilen, in Venedig hebräische Bücher zu drucken. Andere Dokumente enthalten: Instruktionen für ehemalige Juden, hebräische Bücher auf häretischen Inhalt hin zu untersuchen, Kopien einschlägiger päpstlicher Anordnungen und Berichte über die Vorgänge in Rom und Venedig.
Online seit: 22.03.2017
Die Handschrift ist ein Meisterwerk der jüdischen Buchkunst von der Hand Aaron Wolf Herlingens, einem Künstler, der in Gewitsch in Morawien um 1700 geboren wurde und der unter anderem in Pressburg (heute Bratislava) und Wien tätig war. Von ihm sind heute noch etwa 40 von ihm unterzeichneten Handschriften bekannt. Die Handschrift schmücken insgesamt 60 gemalte Illustrationen und drei Zierfelder mit Initialwörtern. Die Titelseite zeigt die Figuren Moses und Aaron zu beiden Seiten des Titeleintrags. Im unteren Feld wird thematisiert, wie beim Zug der Israeliten durch die Wüste Manna vom Himmel fiel, und zwar im Beisein von Moses, Aaron und ihrer Schwester Miriam. Die sehr unübliche Darstellung von Miriam lässt vermuten, dass diese Haggada für eine Frau dieses Namens angefertigt wurde. Am Ende des Textes sind die zwei hebräischen bzw. aramäischen Lieder Echad mi-jodea und Chad gadja, die das Sederfest beenden, in jiddischer Übersetzung beigefügt.
Online seit: 18.12.2014
Die Hijman Binger Haggada ist ein typisches Beispiel der hebräischen Handschriftenkunst Zentral- und Nordeuropas Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts. Bilderzyklen untermalen die geschriebenen Inhalte. Die Illustrationen weisen Ähnlichkeiten mit späteren Haggadoth von Joseph ben David von Leipnik, wie dieser von 1739 (Braginsky Collection B317) auf und legen die Vermutung nahe, dass eine andere Haggada dieses Künstlers Hijman Binger als Vorbild diente. Eine weitere Rarität dieser Handschrift ist eine Karte des Heiligen Landes, die ganz am Schluss angefügt wurde (f. 52).
Online seit: 19.03.2015
Dieses nur wenige Blätter umfassende Buch mit Gebeten für den Mohel, der das Beschneidungsritual vornimmt, war gemäss Vermerk auf dem Titelblatt ein Geschenk von Mendel Rosenbaum für seinen Schwager Joseph Elsas von Nitra (deutsch Neutra, Slowakische Republik, früher Ungarn). Die Arbeit des unbekannten Künstlers Leib Sahr Sofer (Schreiber) zeigt eine enge formale Verwandschaft mit den Werken des in Nitra wirkenden Kalligrafen und Illustrators Mordechai ben Josel (alias Marcus Donath). Die Schlussseite einhält ein Kalligramm einer Moses-Figur, die in einer Hand die Gesetzestafeln hält und mit der anderen auf den Pentateuch zeigt.
Online seit: 18.12.2014
Der Codex wurde von Elieser Sussman Meseritsch kopiert und von Charlotte Rothschild (1807-1859) illustriert und enthält, neben dem hebräischen Text, eine deutsche Übersetzung. Die Haggada wurde von der Künsterin für ihren Onkel Anschel Mayer Rothschild zum 70. Geburtstag erstellt. Es handelt sich um die einzige bekannte hebräische Handschrift, welche von einer Frau illuminiert wurde. Charlotte Rothschild benutzte verschiedene Inspirationen aus christlichen und jüdischen Werken, z.B. mittelalterliche Handschriften, den Bibelzyklus der Raffael-Werkstatt in den Loggien des Vatikans und die Kupferstiche der gedruckten Amsterdamer Haggada von 1695. In einem einzigen Bild, der Sederszene des Pessachfestes, hinterliess Charlotte Rothschild im Vordergrund des Bildes ihre Initialen auf der Rücklehne eines Stuhls (S. 42). Diese Handschrift diente vermutlich als Modell für den berühmten Künstler Moritz Daniel Oppenheim (1800-1882). So erinnert sich dieser in seinen Memoiren, dass er als Schüler Skizzen für Charlotte Rothschild erstellte.
Online seit: 19.03.2015
Prächtige Handschrift mit dem Text der Haggada bei der jede einzelne Seite mit reichen Bordüren mit Blumenwerk geschmückt ist und Federzeichnungen in Gold und Lapislazli das Textfeld umrahmen. Stilistisch orientiert sich der Buchschmuck stark an den persischen Miniaturen, vor allem an Werken der Schule von Schiras aus der Zeit zwischen 1560 und 1580. Die Ausführung dieses Werks wird Victor Bouton, geboren 1819 in Lothringen und tätig als Zeichner, Wappenmaler und Graveur in Paris, zugeschrieben. Die Zuschreibung stützt sich auf eine ebenfalls kostbar ausgestattete Handschrift dieses Künstlers, die Edmund James de Rothschild als Geschenk für seine Mutter in Auftrag gegeben hatte und in der eine biographische Anmerkung festhält, dass dieser Künstler von einem reichen Juden für eine Haggada die enorme Summe von 32‘000 Franken Gold erhalten habe. Die einzige figürliche Darstellung (f. 1v) stellt die Feier am ersten Abend des Pessachfests dar, bei der eine Gruppe von fünf Männern und zwei Frauen, alle orientalisch gekleidet, um den Sedertisch sitzen, während der Hausherr den Segen über den Wein spricht.
Online seit: 19.03.2015
Dieses Figurengedicht stellt den harfenspielenden König David dar und besteht aus dem lateinischen Text der sogenannten Sieben Bußpsalmen (6, 31, 37, 50, 101, 129 und 142) sowie des Psalmes 138. Das Figurengedicht wurde von dem wohlbekannten jüdischen Schreiber-Künstler Aaron Wolf Herlingen signiert, der Schöpfer der Haggadah von 1725 (B284) in der Braginsky Collection. Der Künstler benutzte die auch Mikrographie genannte Technik, bei der der Text in winzigen Buchstaben geschrieben wird. Herlingen schrieb dieses Figurengedicht für Prinz Joseph II (1741-1790), den Sohn des Kaiserpaares Maria Theresia und Franz I.
Online seit: 20.12.2016
Bevor die Braginsky Leipnik Haggada 2007 in die Braginsky Collection gelangte, hatte die Forschung keine Kenntnis von dieser Haggada. Sie wurde 1739 von Joseph ben David aus Leipnik illustriert. Wie die meisten damaligen Haggadot lehnt sich dieses Exemplar stark an die Kupferstiche der gedruckten Haggadot aus Amsterdam von 1695 und 1712 an. Die Merkmale der Illustrationen Joseph ben Davids, dessen Werke wohlbekannt sind, werden in dieser Handschrift beispielhaft wiedergegeben. In der Farbpalette dominieren feine Farbabstufungen und Pastelltöne. Häufig wiederkehrende Motive in seinen Haggadot sind die auf ältere Vorbilder zurückgehenden Darstellungen des Pessachlamms, des Matzebrots und der Bitterkräuter. Ihr Verzehr ist ein Bestandteil des Pessachfests, bei dem die Haggada traditionell gemeinsam gelesen wird.
Online seit: 19.03.2015
Das schmale, mit goldgeprägtem Ledereinband versehene Büchlein enthält die Gebete für die Feier am Vorabend des Neumondtags, das von Elieser (Lazarus) von Geldern in Wien in Auftrag gegeben wurde. Die Titelseite zeigt der Konvention entsprechend Moses und Aaron. Der Schreiber und Illustrator Nathan ben Simson aus Meseritsch (Velké Meziříčí ) in Mähren war in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts einer der herausragenden Künstler illustrierter hebräischer Handschriften. Zwischen 1723 und 1739 schuf er mindestens 23 solcher Werke.
Online seit: 20.12.2016
Die „Omer-Zählung“ ist ein Segensspruch, der die 49 Tage vom zweiten Tag des Pessachfests bis zum Beginn von Schawuot begleitet. Omer bezeichnet die erste Garbe der Ernte, die am zweiten Tag von Pessach im Jerusalemer Tempel als Opfer dargebracht wurde. Omer-Kalender waren vor allem im 18. Jh. beliebt und verbreiteten sich in unterschiedlicher Ausstattung. Dieses Büchlein zählt zu einer Gruppe von insgesamt sechs ähnlichen im Miniaturformat hergestellten Omer-Büchern, die ins späte 18. und frühe 19. Jahrhundert datiert werden können. Der Silbereinband enthält auf der Vorderseite ein Monogramm und auf der Hinterseite einen storchenählichen Vogel mit einem Weizenhalm im Schnabel eingraviert. Fünfzig Illustrationen begleiten fast jeden Tag des Kalenders.
Online seit: 19.03.2015
Dieses Miniaturbüchlein enthält das Tischgebet, mit den üblichen Zusätzen für Channuka und Purim, sowie verschiedene Segenssprüche, etwa zum Schema-Gebet vor dem Zubettgehen oder beim Genuss von bestimmten Dingen. Es zeigt eine illustrierte Titelseite, 19 Einzelillustrationen, fünf Zierfelder mit einzelnen Buchstaben oder Anfangswörter und eine ornamentierte Textpassage. Auf der Titelseite hat der Künstler seinen Namen nicht vermerkt, aber immerhin festgehalten, dass die Handschrift 1725 unter der Herrschaft von Kaiser Karl VI. in Nikolsburg (Tschechien) angefertigt wurde. Wie andere Birkat ha-mason wurde auch diese für eine Frau bestimmt. Im aufwändigen Ornament des später eingefügten Vorsatzblatt wird diese Fradche, Ehefrau des Moses Gundersheim gewidmet. Aus einem Vergleich von Schrift und Illustrationen in einem ähnlichen Werk von 1728 in der Kongelige Bibliotek in Kopenhagen (Cod. Hebr. XXXII) ergibt sich, dass beide Birkat ha-mason Handschriften von demselben Künstler, nämlich Samuel ben Zewi Hirsch Drenitz geschaffen wurden, der in Nikolsburg arbeitete.
Online seit: 20.12.2016
Diese im 17. Jahrhundert entstandene, kleinformatige Handschrift enthält hymnische Gebete, Gedichte und Segenssprüche für die Beschneidungszeremonie. Illustrierte Seiten sind in zwei Abschnitten des Büchleins zu finden. Abgesehen von der Titelseite, die mit einem Renaissanceportal geschmückt ist, gibt es elf Illustrationen mit biblischen Themen und vier zeitgenössische Szenen zu Geburt und Beschneidung. Einige dieser Illustrationen sind von Frederico Zuccaro (um 1540-1609) und Raffael beeinflusst.
Online seit: 20.12.2016
Die Universität Padua war bis 1800 das wichtigste Zentrum jüdischer Studierenden, während die Universität Bologna in den Matrikeln keine Juden verzeichnet. Doktordiplome waren das „Eintrittsbillett“ der jüdischen Ärzte in die adelig und bürgerlich geprägte frühneuzeitliche Gesellschaft. Die Universität von Padua stellte ihren Absolventen von Hand geschriebene und dekorierte lateinische Diplome aus. Auf der Eingangsseite dieses Diploms für Israel Baruch Olmo ist das Emblem der Familie Olmo wiedergegeben: eine Ulme, flankiert von einem sprudelnden Brunnen und einem Getreidehalm.
Online seit: 20.12.2016
Dieses Miniaturgebetbuch ist aus der einzigartigen Zusammenarbeit von zwei der bedeutendsten Wiener Vertretern der jüdischen Buchkunst im 18. Jahrhundert hervorgegangen. Aaron Wolf Herlingen schrieb und illustrierte die Titelseite, Meschullam Simmel ben Moses aus Polná fertigte die übrigen Zeichnungen an und war sehr wahrscheinlich auch Schreiber der Gebetstexte. Offenkundig war das Büchlein ein Hochzeitsgeschenk. Das Miniaturgebetbuch enthält insgesamt neun Textillustrationen sowie vier reich verzierte Eingangswörter. Das Gebetbuch gehörte der „achtbaren und klugen Jungfer Hindl“. In der Handschrift finden sich auch Einträge zur Geburt ihrer Kinder zwischen 1719 und 1741.
Online seit: 20.12.2016
Im Verlauf der mehr als 650 Jahre, die seit ihrer Entstehung vergangen sind, ist diese Handschrift der Mishneh Torah, einer Sammlung jüdischer Gesetze des Moses Maimonides durch viele Hände gegangen. Verschiedene Anmerkungen und Zitate deuten darauf hin, dass bedeutende aschkenasische Rabbiner Zugang zu ihr hatten, so etwa Jakob Weil, ein bekannter Gelehrter und Rabbiner des 15. Jahrhunderts in Nürnberg, Augsburg, Bamberg und Erfurt. Späteren Besitzereinträgen ist zu entnehmen, dass sie auch in so weit voneinander entfernte Weltgegenden wie das Osmanische Reich, Kurdistan, England und Jerusalem gelangte. Die Seite 1021 zeigt eine ganzseitige Abbildung mit einer dekorierten Portalarchitektur im Stil der Hochgotik. Zwei dünne, auf manieristische Weise gelängte Säulen tragen ein schweres, mit floralem Rankenwerk auf blauem Grund verziertes Giebelfeld, in dem in goldenen Buchstaben die Kapitelbezeichnung Sefer schoftim („Buch der Richter“) steht. Dort sind auch fünf Medaillons angebracht, wovon zwei die Silhouette eines Raubvogels in Angriffsstellung wiedergeben
Online seit: 22.03.2017
Der Schreiber dieser Haggada war kein geringerer als Elieser Sussman Meseritsch, benannt nach seinem Herkunftsort in Mähren, der später auch den Text der Charlotte Rotschild Haggada kopierte (Katalog Nr. 16). Durch die Verwendung unterschiedlicher Schrifttypen setzte er drei verschiedene Textsorten deutlich voneinander ab: den hebräischen Text der Haggada, den klassischen hebräischen Kommentar von Simeon ben Zemach Duran (1361-1444) und eine deutsche Übersetzung in hebräischen Buchstaben nach Wolf Heidenheim (1757-1832). Das ikonografische Programm der Elieser Sussmann Meseritsch Haggada ist sehr ungewöhnlich. Auf der Titelseite sind in einer Triumphbogenarchitektur verschiedene ornamentale Motive im klassizistischen Stil auf kreative Weise zusammengefügt. Die ersten vier (5v-7r) der sieben szenischen Illustrationen zeigen die in der Haggada erwähnten Vier Söhne, denen jedem eine Abbildung gewidmet wird; auf besonders originelle Weise der Sohn, der die Persönlichkeit von demjenigen darstellt, der noch nicht zu fragen versteht. Die nächsten beiden Illustrationen – der Durchzug durch das Rote Meer (12r) und König David mit der Harfe (15v) – sind eher auf herkömmliche Weise gestaltet. Die letzte Szene mit dem wiedererrichteten Tempel in Jerusalem begleitet wie gewöhnlich den Text des Adir hu („Allmächtiger Gott, nun baue deinen Tempel bald!“).
Online seit: 20.12.2016
Bis zum Erwerb für die Braginsky Collection war dieses Birkat ha-mason Büchlein von 1741 der Forschung nicht bekannt. Offensichtlich war es einst, wohl als Hochzeitsgeschenk, für eine Frau bestimmt. Ausser dem Titelblatt mit Architekturrahmen und den Figuren von Moses und Aaron gibt es sechs weitere Abbildungen im Text, darunter eine sehr seltene Darstellung einer nur teilweise im Ritualbad untergetauchten Frau (12v) oder auch die eher konventionelle Darstellung einer Frau beim Lesen des Schema-Gebets dem Schlafengehen (17r). Dieses Büchlein wurde von Jakob ben Juda Leib Schammasch aus Berlin illustriert und kopiert. Er ist als einer der produktivsten jüdischen Handschriftenkünstler in Norddeutschland bekannt.
Online seit: 20.12.2016
Zur Zeit der Herstellung dieser Ketubba, wurde der grösste Teil des Einzelhandels in Gibraltar von der örtlichen sephardischen Gemeinde geführt. Viele ihrer Mitglieder kamen aus den benachbarten Teilen Nordafrikas. Der vorliegende Vertrag aus Gibraltar gehört zu einer frühen Periode der dortigen Ketubba-Dekoration, obwohl einige Kennzeichen spätere Entwicklungen bereits andeuten. Im oberen Teil werden zwei Rücken an Rücken kauernde Löwen dargestellt, die von Tafeln mit den abgekürzten Zehn Geboten überlagert werden. Die Konstellation erinnert an den oberen Teil eines Toraschreins und ist oben tatsächlich auch mit einer Krone abgeschlossen, die als Krone der Tora zu verstehen ist. Die kauernden Löwen werden von Blumenvasen flankiert. In den Seitenrändern stehen unter an Bändern hängenden Trompeten und Theatervorhängen Urnen auf phantasievollen Säulenfundamenten. Mehrere Elemente in diesem Heiratsvertrag sind typisch für Ketubbot aus Gibraltar. Das Anfangswort, der Heiratstag Mittwoch, wurde wie üblich vergrössert und verziert. Ebenso typisch ist unten in der Mitte das Monogramm aus lateinischen Buchstaben. Die Initialen SJB verweisen auf Vor- (Solomon, Judith) und Familiennamen (Benoleil) des Hochzeitspaares.
Online seit: 22.03.2017
Das Konzept eines schriftlich festgehaltenen Ehevertrages, bekannt als Ketubba (pl. Ketubbot), wurde für manches verbreitete jüdische Brauchtum benutzt, einschliesslich der Anfertigung von allegorischen Eheverträgen für den Schawuot. Der Festtag erinnert an die Übergabe des Religionsgesetzes, in der mystischen Tradition wird es aber als der Tag angesehen, an dem Moses in der Rolle des Heiratsvermittlers das jüdische Volk (als Bräutigam) zum Berg Sinai (dem Trauungsort) brachte, um es mit Gott oder der Tora (als Braut) zu vermählen. Es gibt verschiedene Versionen dieser Ketubbot für Schawuot, wobei in den sephardischen Gemeinden das beliebteste ein Poem des berühmten Mystikers aus Safed, Rabbi Israel Najara (um 1555-1625), war. In drei Abschnitte geteilt, erscheint der spezielle Text dieser Ketubba inmitten einer imposanten Holzarchitektur, die aus drei Bögen und einem gesprengten Giebel besteht, in dem ein gekrönter Schrein mit dem Dekalog steht. Die Holzarchitektur wird mit dekorativen, dynamisch angeordneten Architekturelementen überhöht. Die Gesamtstruktur erinnert an typisch sephardische Toraschreine (ehal) aus den Synagogen in Gibraltar. Tatsächlich erscheint der Name einer dieser Synagogen, der 1799 errichteten Nefuzot Jehuda-Synagoge, in der oben angebrachten Inschrift.
Online seit: 13.10.2016
Dieser Heiratsvertrag wurde in einer der wichtigsten jüdischen Gemeinden Italiens hergestellt, in der adriatischen Hafenstadt Ancona, die auch eines der führenden Zentren der Herstellung illustrierter Ketubbot war. Die Hauptszene oben in der Mitte stellt den Propheten Elija dar, der in seinem feurigen, von Pferden gezogenen Wagen zum Himmel auffährt, während sein staunender Schüler Elischa von unten zuschaut. Diese Szene spielt auf den ersten Namen des Bräutigams, Elija Mordechai, Sohn des verstorbenen Juda Macerrata, an. Die anderen beiden biblischen Episoden sind in den Kartuschen der Seitenbordüren dargestellt. Rechts die Szene des Triumphs Mordechais, die auf den zweiten Namen des Bräutigams Bezug nimmt, und links die Szene mit David, der das Haupt Goliaths hält, eine Anspielung auf David Camerino, den Vater der Braut Tova, Tochter des David, Sohn des Abraham Obadiah Camerino di Senigallia.
Online seit: 22.03.2017
Unter dem Einfluss italienischer Ketubba-Künstler lebte im frühen 17. Jahrhundert in Amsterdam der Brauch wieder auf, für Hochzeiten illustrierte Heiratsverträge herstellen zu lassen. In den späten 1640ern schuf der bekannte jüdische Graveur Salom Italia einen Kupferstichrahmen für Ketubbot der spanisch-portugiesischen Gemeinde, was wiederum einen anonymen lokalen Künstler zum vorliegenden modifizierten Nachstich von 1668 inspirierte. Mehr als zweihundert Jahre lang schmückte dieser Rahmen sephardische Ketubbot, die in Hamburg, Bayonne, London, New York und Curaçao hergestellt wurden. Der kalligraphische Text hält die Heirat eines bekannten sephardischen Arztes, Daniel Zemach Aboab, fest.
Online seit: 22.03.2017
Diese geschmückte Ketubba, wie auch die sechs Jahre zuvor hergestellte K29 aus der Braginsky Collection, veranschaulicht den Höhepunkt der Ketubba-Illustration in Ancona. Der Text dieser Ketubba ist unter einem Bogen zentriert, der von einem Paar Ziersäulen gehalten wird. Während es seit den frühesten bekannten Ketubbot aus der Kairoer Geniza üblich war, Bögen als Rahmenelemente in Ketubba-Dekorationen zu benutzen, fügen die goldenen Buchstaben, die in den blauen Zwickeln eingeschrieben sind, eine zusätzliche Bedeutung hinzu. Die sechs hebräischen Buchstaben, ein Akronym für Psalm 118:20: „Dies ist das Tor des Herrn, durch das die Gerechten eingehen werden“, verweisen auf die Vorstellung, dass das Brautpaar symbolisch durch ein himmlisches Tor einen geheiligten Abschnitt ihres Lebens betreten. In einer Kartusche oben in der Mitte befindet sich eine Darstellung der Opferung Isaaks, eine Anspielung auf den zweiten Vornamen des Bräutigams. Diese Szene, ein Symbol für Treue und die messianische Verheissung, die auf vielen italienischen Ketubbot erscheint, war im Laufe der Zeit die beliebteste Geschichte in der jüdischen Kunst. Die weibliche Figur darunter konnte bisher nicht identifiziert werden.
Online seit: 22.03.2017
Die Ausschmückung dieser Ketubba, die an die Verbindung zweier bedeutender Familien erinnert, Toscano und Di Segni aus dem römischen Ghetto, wiederspiegelt das Goldene Zeitalter der Ketubba-Dekoration in Rom. Der dekorative Rahmen ist in innere und äussere Bordüren getrennt. Die Seitenränder des Textes werden von Feldern mit Blumen auf Goldgrund geschmückt. Im äusseren Rahmen bilden sich kreuzende, mikrographische Inschriften diamantförmige Flächen, die je eine grosse Blume enthalten. Das Muster der inneren und äusseren Bordüre ist von winzigen, quadratischen hebräischen Buchstaben umgeben, die alle vier Kapitel des Buches Ruth wiedergeben.
Online seit: 22.03.2017
Die römischen Ketubbot (sing. Ketubba), jüdische Eheverträge, werden im Allgemeinen durch ihre elegante hebräische Kalligraphie, ihre dekorative Gestaltung und ihr reizvolles Aussehen ausgezeichnet. Die beliebtesten dekorativen Motive enthalten biblische Episoden, allegorische Darstellungen und zierliche mikrographische Muster. Der Vertragstext dieser Ketubba aus der Braginsky Collection ist von einem Architekturrahmen umgeben, dessen Säulen von goldblättrigen Zweigen umwunden und mit korinthischen Kapitellen gekrönt sind. Eine grosse Kartusche liegt auf dem von den Säulen getragenen Bogen. Darin ist eine pastorale Landschaft dargestellt, in der ein in ein langes Gewand gekleideter Mann und eine barbusige Frau stehen, die an ihren Hälsen durch eine lange Perlenkette mit einem herzförmigem Anhänger verbunden sind. Diese Anspielung auf die eheliche Eintracht wird durch die Familienembleme von Bräutigam und Braut hervorgehoben, die nebeneinander in einer Kartusche über dem zentralen allegorischen Bild dargestellt sind. Das Emblem zur rechten Seite, das einen aufgerichteten, eine Palme hinaufsteigenden Löwen zeigt, gehört zu der Familie des Bräutigams, Caiatte. Das Emblem zur rechten Seite hingegen, mit einem aufgerichteten Löwen der eine weisse Säule berührt, gehört zu der Familie Di Castro, der Familie der Braut. Schliesslich wird der Einfluss der italienischen Kultur in der unteren Kartusche aufgezeigt, mit dem Abbild des neben seinem Bogen und Köcher liegenden Amors.
Online seit: 13.10.2016
Die jüdische Gemeinde von Casale Monferrato hatte im 17. Jahrhundert zwischen 500 und 600 Mitglieder. Die Witwe Giuditta Leonora, Tochter des Abraham Segre, und Moses, Sohn des verstorbenen Isaak Katzighin, die auf diesem Hochzeitsvetrag genannten Brautleute, gehörten beide zu den wohlhabendsten Familien. Der Vertrag wird von einem ornamentalen Rahmenwerk umgeben. Im inneren, ovalen Rahmen, der sechs goldene Rosetten enthält, prangen Blumen. Die Randsegmente enthalten in den grösseren Medaillons die vier aristotelischen Elemente (Luft, Wasser, Feuer und Erde), in den kleineren Medaillons werden im Gegenuhrzeigersinn die zwölf Zodiakzeichen dargestellt. Im äusseren Rahmen wechseln sich goldene Schlingenornamente als Symbol des ewigen „Liebesknotens“ ab, die Kartuschen in den vier Ecken zeigen Allegorien der vier Jahreszeiten. Hinzu kommen Darstellungen der fünf Sinne. Die zehnte Kartusche ganz oben ist nicht ausgemalt und sollte wohl das Familienemblem enthalten.
Online seit: 04.10.2018
Die karaïtische Ketubba ist im Gegensatz zum traditionellen rabbinischen Ehevertrag ausschliesslich auf Hebräisch geschrieben und besteht ausnahmslos aus zwei Teilen: dem schetar nissu'in und dem schetar ketubba. Die Hochzeit dieser Ketubba wurde auf der Halbinsel Krim, in der bedeutenden Gemeinde Kyrk-Er gefeiert. Die zwei Abschnitte des Textes sind in Goldrahmen eingefasst und mit Blumen umringt. Gemäss der Tradition vieler sephardischer, italienischer und östlicher Ketubbot sind die Anfangsworte verziert und der innere Rahmen enthält passende biblische Passagen. Die Auflistung der Mitgift in dieser Ketubba ist länger als der Heiratsvertrag im ersten Abschnitt. Entsprechend karaïtischem Brauch wurden zahlreiche angesehene Zeugen (hier zwölf) zur Unterschrift eingeladen.
Online seit: 20.12.2016
Der Hochzeitsvertrag dokumentiert die Absprachen bei der Verlobung zwischen den beiden Samaritanern Temima, Tochter des Isaak, Sohn des ha-Levi Amram und Abraham, Sohn des Joseph Denufta (ha-Dinfi). Obwohl die Samaritaner sich nur auf das Pentateuch berufen, einzig Moses als Prophet anerkennen und die Tora nicht gebietet, dass die Rechte der Ehefrau durch eine Ketubba abzusichern seien, übernahmen die Samaritaner diesen rabbinischen Brauch. Sie stützten sich dabei auf Exodus 21:9 und 22:16, wo von einer Art Mitgift die Rede ist. Die Sprache ist ein samaritanisches Hebräisch in samaritanischer Schrift, die an die althebräische Schrift erinnert. Gemäss der strikten Auslegung des zweiten Gebots ist die Ketubba nur mit floralen und geometrischen Mustern in leuchtenden Farben geschmückt.
Online seit: 04.10.2018
Die jüdische Gemeinde auf dem "britischen Felsen von Gibraltar" erlebte seinen Höhepunkt im 19. Jahrhundert. Zu dem Zeitpunkt, als dieser Heiratsvertrag (Ketubba) entstand, befand sich der grösste Teil des Detailhandels von Gibraltar in den Händen der lokalen sephardischen Gemeinde. Während der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelte Gibraltar seine eigene typische Dekoration für Heiratsverträge, auf grossen Pergamentstücken und mit lebendigen Farben verziert. Diese Ketubba, von der eine spätere, identische Kopie im Israel-Museum in Jerusalem (inv. B72.1066 179/244H, siehe Sh. Sabar, Mazal Tov: Illuminated Jewish Marriage Contracts from the Israel Museum Collection, Jerusalem: The Israel Museum, 1993) aufbewahrt wird, ist auf beiden Seiten von einer Blumengirlande eingerahmt, mit einer luxuriösen roten Schleife unten und oben einer Krone, die an diejenige der Torah erinnert, obwohl sie hier nach dem Vorbild der britischen Königskrone abgebildet wurde. Drei weitere für Ketubbot aus Gibraltar typische Motive sind das Initialwort des traditionellen jüdischen Heiratstages in Gibraltar, Mittwoch (ברביעי), in vergrösserten Goldlettern; die Summe der Mitgift und des Aufgeldes, die ein Vielfaches von 18 beträgt, eine Zahl, die auch das glückbringende Wort „Hai“ (חי) – „Leben“ bedeutet und hier in monumentalen Buchstaben geschrieben wurde, hervorgehoben vom restlichen Text in kleiner Kursive; und schliesslich das ornamentale Monogramm in lateinischen Buchstaben, das sich unten in der Mitte befindet: die Buchstaben E C B beziehen sich auf die ersten (Elido und Jimol) und letzten Initialen (Ben Atar / Benatar) des Brautpaares. Elido (אלידו), Sohn des Jesaja, Sohn des verstorbenen Haim, genannt Ben Atar (בן עתר) heiratet die Braut Jimol (ג'ימול), Tochter des Josef, Sohn des verstorbenen David, genannt Qazes (קאזיס). Die Mitgift beläuft sich auf den Wert von 600 Pesos Fuertes (פיזוס פואירטיס) in Kleidung, Schmuck und Bettwäsche, erhöht um 600 Pesos Fuertes als Geschenk, dazu ein Stück Land von 400 Ellen und zusätzliche 600 Pesos Fuertes; der Totalbetrag beläuft sich auf 1800 Pesos Fuertes.
Online seit: 18.06.2020
Die auf diesem Hochzeitsvertrag aufgeführten Brautleute Dona Sara, Tochter des Jakob Guttieres Pegna (Peña) und David, Sohn des verstorbenen Benjamin Racah (oder Raccah) entstammten beide einer wohlhabenden Familie der sefardischen Gemeinde von Livorno. In der Ketubba sind wie üblich die Mitgift und das Aufgeld aufgeführt. Es bestand aus einem Haus an der Piazza delle Erbe im Wert von 907 piesas, 6 solios und 10 dinaros da ocho reali di Spagna, dazu 150 piesas in bar und ein Aufgeld in Höhe der Hälfte der Mitgift. Schlingenmuster nach Art des „Liebesknotens“, Blumenranken, ein Vogelpaar und zwei geflügelte Putti mit einer leeren Kartusche für das Familienemblem schmücken die ungewöhnlich große Ketubba.
Online seit: 04.10.2018
Der Heiratsvertrag zwischen Abraham (Abramo), Sohn des verstorbenen Jonathan Juda Finzi und seiner Braut Ricca, Tochter des Gedalja Senigaglia (Senigallia) nennt eine Mitgift von 1'800 pezze da ocho reali (davon 1200 in bar, 300 in Goldschmuck, Edelsteinen und Perlen, ferner 300 in Kleidung und Bettzeug und ein Aufgeld von 360 pezze). Im unteren Teil der Ketubba, in einer Doppelbogenarchitektur, befinden sich die Textpartien. Der obere Teil enthält einen azurblauen Himmel mit winzigen goldenen Sternen. Auf den Wolken ruht die Allegorie der Fama, die mit der Fanfare den „guten Namen“ des Bräutigams verkündet.
Online seit: 04.10.2018
Wie in anderen Ketubbot (siehe K69 und K96) wurde hier ein älterer Rahmen wiederverwendet, der bereits 70-80 Jahre zuvor für einen Hochzeitsvertrag geschaffen worden war. Im Architekturbogen verteilen sich 13 figürliche Szenen, die alle die biblische Geschichte der Heirat von Isaak und Rebekka zum Thema haben. Es ist gut möglich, dass die ursprüngliche Ketubba für ein Brautpaar mit diesen Namen bestimmt war. Die Reihe der Szenen beginnt oben rechts mit der Opferung Isaaks. Im Uhrzeigersinn folgen weitere Szenen. Darüber verknüpft Amor die beiden Familienembleme mit einem goldenen Band. Eine „Krone des guten Namens“ überragt die Szenerie.
Online seit: 04.10.2018
Die in Essaouira vom Künstler David Nissim Elkaïm geschaffene Ketubba (siehe Signatur mit lateinischen Buchstaben unten links) bezeugt die Heirat zwischen Salomon, Sohn des Josua, Sohn des R. Abraham Machluf ha-Levi Ben-Susan und Freha, Tochter des Machluf, Sohn des Masoud, Sohn des Naphtali, Enkel von Juda Afriat, die beide einer sephardischen Familie entstammen. Zahlreiche Merkmale wie der Schreibstoff (Pergament), die Stellung der Frau, die Anrufung Gottes zur Rache für die Vertreibung der Juden aus Spanien, der europäische Stil des Rahmendekors bis zum lateinischen Monogramm der Braut verweisen auf diese Herkunft.
Online seit: 14.12.2018
David, Sohn des Daniel Coelho Enriques (oder Henriques) und Dona Rachel, Tochter des Abraham Enriques Da Costa gehörten Familien von Glaubensflüchtlingen aus Spanien und Portugal in der südfranzösischen Atlantikstadt Bayonne an. Ihr hier vorliegender Hochzeitsvertrag enthält wie andere sephardische Ketubba keine figürlichen Darstellungen, was sie damit von solchen aus Italien oder Amsterdam unterscheidet. Der scharfe Kontrast von dunkler Tinte und weissem Pergament, die Punkte und feine Schraffuren lassen den Eindruck entstehen, es handle sich um einen Kupferstich. Die in eleganter sephardischer Quadratschrift geschriebenen Verse enthalten Lobpreisungen für die Braut und den Bräutigam.
Online seit: 14.12.2018
In diesem Hochzeitsvertrag von 1722 zwischen Jischai (Jesse) Chai, Sohn des R. Samuel Pesach und Beracha Tova, Tochter des R. Jesaja Modena verknüpft der Künstler überzeugend dekorative Elemente der italienischen Kunst mit jüdischen Symbolen und Motiven. In der Dekoration sind in mikrografischer Schrift zahllose Bibelzitate eingeflochten, die die Ideale von Hochzeit und Ehe zum Inhalt haben.
Online seit: 14.12.2018
Wie die Ketubba von Padua von 1828 (K76) bedient sich der Vertrag eines älteren Rahmens. Die Familienembleme stehen somit in keiner Verbindung zu den beiden Brautleuten Nathan Salomon, Sohn des Jakob Samuel le-vet Montel und Bella Rosa, Tochter des Moses le-vet Baruch (De Benedetti). Sie stammt wohl nicht einmal aus Alessandria, sondern von einem weiter entfernt liegenden Ort, möglicherweise Lugo oder Ancona. Der innere Schmuckrahmen enthält einen auf grünen Stoff geklebtes Scherenschnittband. Den äusseren, gemalten Rahmen zieren phantasievolle Blütenzweige, Medaillons und Vignetten. Auf den seitlichen und unteren Randstreifen folgen die Tierkreiszeichen.
Online seit: 14.12.2018
Die üppige Ornamentierung dieser teils gedruckten, teils handgeschriebener Ketubba bezeugt die hohe Wertschätzung dieser Kunstform bei den reichen sephardischen Juden, die im venezianischen Ghetto lebten. Der Text dieses Dokumentes ist in zwei Abschnitte geteilt und in die zwei Felder eines Doppelbogens eingefügt, rechts die eigentliche Ketubba, links die materiellen Heiratsvereinbarungen. Auf den Säulenbasen werden Hochzeitsdarstellungen aus der biblischen Erzähltradition dargestellt. Die Assoziierung der Ehe-Ideale aus der Vergangenheit mit dem Alltagsleben der zeitgenössischen Juden in Italien werden durch sechs kleine Vignetten, die im zentralen Bereich um das Emblem der Familie De Almeda gruppiert sind, zusätzlich illustriert. Im äusseren Rahmen wechseln sich Darstellungen der Tierkreiszeichen mit kleinen Kartuschen ab, auf denen ein Hochzeitsgedicht des italienischen Dichters und Kabbalisten Rabbi Mordechai Dato (1525?-1593?) steht. Die geometrischen Ornamente in den vier Ecken zusammen mit den Schriftbändern, die sich um die Tierkreiszeichen und die Kartuschen mit dem Hochzeitsgedicht winden, stellen in Mikroschrift das gesamte Hohelied der Bibel dar. Diese Ausgestaltung wurde derart bewundert, dass sie später im ganzen Veneto imitiert wurde.
Online seit: 20.12.2016
Die Heirat zwischen Josua, Sohn des Isaak Chajjim Recanati, und Dona Esther Sara, Tochter des Raphael Recanati, war eine Verbindung innerhalb dieser weitverzweigten, wohlhabenden und einflussreichen sephardischen Familie. Der eigentliche Text der Ketubbah steht auf einer illusionistisch gemalten Urkunde in der rechten Spalte und den Bedingungen in der linken Spalte. Umgeben wird diese von einer zentralperspektivischen Rokoko-Architektur. Das Familienemblem flankieren zwei Amoretten. Der Name des Bräutigams wird mit einem Medaillon geehrt, in dem Josua befiehlt, den Lauf der Sonne aufzuhalten (Jos 10:12-13). Zwei weibliche Figuren halten auf beiden Seiten ein goldenes Band mit der Inschrift „Seid fruchtbar und vermehret Euch!“
Online seit: 10.10.2019
Diese Ketubba für das Brautpaar Joseph Baruch, Sohn des R. Schabettai Moses Salman und Rachel, Tochter des R. Jom Tov Sanguinetti, bezeugt das hohe Niveau der piemontesischen Gemeinden auf dem Gebiet der jüdischen Kunst. Die Zeichnungen sind in Grün und Gold gehalten. Im Mittelteil spannt sich eine massive Triumpharchitektur mit Doppelsäulen über das Feld des Vertragstexts. Zwei fanfarenblasende Putti auf originellen fahrbaren Stützen, die zwölf Tierzeichen und die Vogeldarstellungen im oberen Zierfeld sind aus Kupferstichen ausgeschnitten, auf die Ketubba geklebt und schliesslich ein wenig mit Farbe nachbearbeitet. Im Architrav des Triumphbogens ist die Silhouette des wiedererstandenen Jerusalems vollständig in Mikroschrift wiedergegeben.
Online seit: 10.10.2019
Verheiratet wurden mit dieser Ketubba aus Lugo (Emilia Romagna) Joseph, Sohn des verstorbenen Samuel Treves und Vittoria, Tochter des Joseph Nachman Modena. In Lugo entwickelten Künstler vor allem für die Gestaltung der Bordüren eine komplizierte Scherenschnitttechnik. So ist der Architekturbogen mit seinen gedrehten Säulen und floralen Verzierungen vollständig aus solchen Scherenschnittelementen gebildet. Der Vertragstext ist auf einen älteren Rahmen geklebt. Die bunten Szenen und Blumenornamente sind nicht gezeichnet, sondern aus gedruckten nichtjüdischen Vorlagen geschnitten, aufgeklebt und farbig gemalt. Die ausgewählten Szenen haben aber trotzdem einen Bezug zur Hochzeit, so das junge Paar im oberen Teil oder die religiösen Szenen aus dem Alten Testament (Samson und Delilah, Jakobs Traum und Joseph als Traumdeuter).
Online seit: 10.10.2019
Dieser Vertrag feiert die Hochzeit von Moses, Sohn des Judah, und Esther, Tochter des Isaac, die 1900 in Cochin in Südindien stattfand. Die Juden in Cochin, von denen heute nur sehr wenige dort leben, werden gemäss dem indischen Kastensystem in drei Gruppen aufgeteilt: die Malabari (oder schwarze Juden) – deren Namensgeber die indische Küste Malabar ist –, Händler, die sich ihrer Abstammung von König Salomon rühmen, die Paradesi (oder weissen Juden), die während der Kolonialzeit nach Kerala gelangten, und die Meshuhrarim, ursprünglich Sklaven jüdischer Händler, die konvertierten und freigelassen wurden. Die jüdische Gemeinde von Cochin zeichnete sich in zahlreichen künstlerischen Bereichen aus, besonders in der Herstellung von ketubbot. Dieses Exemplar ist aufgrund seiner Aufteilung in zwei Abschnitte typisch für die indische Herstellung: Der obere Teil des Dokuments wird von Segnungen und Bibelversen in Quadratschrift eingenommen, während sich im unteren Teil der eigentliche Heiratsvertrag befindet, der in einer Halbkursive geschrieben ist. Die dekorative Ausstattung, die aus eleganten, belaubten Ästen in Gold (und für einige Blätter in Gelb) besteht, rahmt mit seinen glänzenden und schimmernden Effekten die Texte ein und hebt sie zugleich hervor.
Online seit: 18.06.2020
Verheiratet wird mit diesem Vertrag Salomon, Sohn des Abraham, mit Rachel, Tochter des Elijahu. Die Gesamtsumme der Mitgift wurde auf 26‘000 „Löwen“-Piaster festgelegt. Die Ketubba gehört zu einem eigenen Darstellungstypus der in Jerusalem von den 1830er- bis in die 1860er Jahre gepflegt wurde. Wie in anderen Darstellungen umrahmt Blumenschmuck in frischen Farben das untere Textfeld (mit den Unterschriften des Brautpaars in der Mitte und den kunstvoll ornamentierten Monogrammen zweier Jerusalemer Rabbiner) und das obere breite Giebelband. Im Giebelband steht in der Mitte ein Blumenstrauss in einer Vase, links und rechts davon Zypressen und Dattelpalmen, dass das Jerusalem seiner Gegenwart mit dem Jerusalem der Verheissung verknüpft.
Online seit: 10.10.2019
Das Brautpaar Salomon, Sohn des Jakob Visino, und Dina (Gracia), Tochter des Samuel Cordovero, gehörten zur großen Gemeinschaft sephardischer Juden, die in der blühenden, kosmopolitischen und multiethnischen Hafenstadt Livorno lebten und dort seit den Medici grosszügige Privilegien besassen, unter anderem die volle Glaubensfreiheit. Der Text steht in einer barocken Portalarchitektur zwischen zwei Doppelsäulen. Der Heiratstext rechts wurde in einer sephardischer Quadratschrift, die Bedingungen links in einer Kursive geschrieben, die vom Bräutigam (auf Italienisch) und dem Brautvater (auf Spanisch) bestätigt wurden. Über der Balustrade halten zwei Putti eine Kartusche mit dem Familienemblem der Visino. Darunter zeigt ein Medaillon, umrahmt vom Zodiak, König Salomon, der hocherfreut die Königin von Saba empfängt.
Online seit: 10.10.2019
Die Brautleute Menachem, Sohn des verstorbenen R. Samuel Paliano, und Angelica, Tochter des Moses Paliano, gehörten zu einer der angesehensten und reichsten jüdischen Familien Roms, was auch die Mitgift von 2'500 scudi in bar und das Aufgeld von 500 scudi belegt. Zierliche Rosenranken und –blüten sowie fliegende und sitzende Vögel sind um zwei konzentrisch angeordnete Ovalfelder angeordnet. Das Familienemblem der Paliani (oder Pagliani) steht oberhalb und unterhalb des großen Ovals. Im inneren Oval steht in Goldschrift der Hochzeitsvertrag in Quadratschrift. Das äussere Oval zieren sorgfältige, volle Abschriften der Bücher Hohes Lied, Prediger und Ruth sowie traditionelle Verse und Segensprüche der Bibel. Diese Mikroschrift wird in sich verschlungenen Schriftbändern und labyrinthähnlichen Mustern kunstvoll geformt. Leopard, Adler, Hirsch und Löwe symbolisieren die Tugenden, derer sich die Juden nach Pirke Avot 5:23 im Glauben befleissigen sollen.
Online seit: 12.12.2019
Geprägt wird diese indische Ketubba durch Motive, welche die Baghdadi-Juden aus dem Irak nach Indien mitbrachten. Die formelhaften Texte in zwei nebeneinander liegenden Feldern gleichen zum Beispiel islamischen Gebetsnischen. Darunter steht der Vertragsinhalt, der bezeugt, dass Zalich, Sohn des Ezekiel Moses, Rebekka, Tochter des Benjamin Elija Jakob, ehelichte, welche eine Mitgift von 3195 Rupien in Gold- und Silberschmuck, Kleidung und Bettzeug mitbrachte. Mit dem Aufgeld des Bräutigams ergab sich angeblich eine Gesamtsumme von 5'555 Rupien. In einer Bordüre wechseln sich Blumen und Vogel ab und oben halten zwei Tiger ein Inschriftenmedaillon. Die beiden sich zugewandten Fische versinnbildlichen Glück und Fruchtbarkeit für das Brautpaar. Ein kleiner, dritter Fisch dazwischen verweist wohl auf den erhofften Nachwuchs.
Online seit: 12.12.2019
Das Heiratsversprechen zwischen Wilhelm Goldstein und Paula See in Shanghai wird vor den beiden Zeugen Max Neumann und Gustav Lehmann und Bernhard Cohn, dem Anwalt der „Jüdische[n] Gemeinde. Communal Association of Central European Jews. Shanghai“ in chinesischer Schrift bezeugt. Im Unterschied zu den anderen Hochzeitsverträgen der Braginsky Collection handelt es sich hier nicht um ein jüdisch-religiöses Schriftstück, sondern um ein amtliches Dokument, das das Jawort eines aus den deutschsprachigen Ländern vor der Verfolgung geflüchteten Paares festhält. In Shanghai haben rund 18‘000 Juden den Holocaust überlebt.
Online seit: 12.12.2019
Diese italienische Estherrolle aus der Mitte des 18. Jahrhunderts wurde höchstwahrscheinlich in Venedig gedruckt und handkoloriert. Sie wird in einer zylindrischen, mit floralen Motiven geschmückten Hülse aus feinen Filigrandrähten aufbewahrt, die typisch ist für die späteren und feineren Arbeiten der Ioanniner Silberschmiede.
Online seit: 20.12.2016
Die Esther-Geschichte in dieser Megilla wird nicht wie ein Historiendrama, sondern mehr wie eine witzige Persiflage behandelt. Die Eigenschaften des Lebens elsässischer Juden werden in der Verzierung der Rolle festgehalten: die skurrilen Bilder umfassen Bauernfiguren in farbenfrohen Trachten und Abspiegelungen von Volkshumor. Lebhafte Figuren, zum Teil spazierend und mit einem Stock in der Hand, werden abwechselnd mit Menschenbüsten und Eulen, wobei der Text auf oktogonale, ca. 6 cm hohe Rahmen verteilt ist. Die wenigen bekannten elsässischen Megillot weisen mehrere markante Unterschiede auf, wie etwa eine Palette von hellen Gelb-, Rot- und Grüntönen, stämmige, robuste Gestalten und grosse, leuchtend bunte Blüten. In dieser Estherrolle tragen die Frauen rote oder blaue Gewänder mit gelben, vorne geschnürten Miedern, während die Männer unter anderem mit traditionellen weissen Halskragen, roten oder blauen Mänteln mit Culotten und mit verschiedenen Hüten dargestellt sind.
Online seit: 13.10.2016
Jüdische zeremonielle Objekte aus Gold, wie diese Megillahülse, sind aussergewöhnlich selten, da Gegenstände für den synagogalen oder privaten Gebrauch normalerweise aus Silber oder aus weniger wertvollem Material angefertigt wurden. Die zylindrische Hülse dieser Schriftrolle wurde mit feinen Filigranornamenten verziert. Aus einer Vase in der Mitte wächst eine grosse, naturalistische und blühende Ranke mit Zweigen und Blüten, die sich über die verzierte Oberfläche der Hülse erstrecken. Grosse Blüten stützen oder rahmen Gegenstände ein, die mit dem Tempel in Jerusalem assoziiert werden. Obwohl diese Motive häufig auf verschiedenen italienisch-jüdischen Kultgegenständen aus Metall gefunden werden, haben sie mit der Esther-Geschichte keine direkte Verbindung. Dazu erscheinen die Zehn-Gebote-Tafeln über dem grössten floralen Motiv, einem Kranz aus kleinen Blumen, die an Sonnenblumen erinnern. Es sind zwei ähnliche Hülsen dieser Art bekannt, die zweifellos vom gleichen Künstler geschaffen wurden. Sie werden nach Rom oder Venedig lokalisiert und ins 17. Jahrhundert datiert. Diese ungeschmückte Schriftrolle stammt wahrscheinlich aus dem 18. Jahrhundert.
Online seit: 22.03.2017
Diese Megilla ist mit handgemalten, sich wiederholenden architektonischen Mustern versehen. Der Text steht abwechselnd zwischen geraden und gewundenen Marmorsäulen. Die italienischen Juden assoziierten gedrehte Säulen mit den Säulen des Salomon-Tempels, von denen sie glaubten, sie seien von Titus nach Rom gebracht und später im Petersdom platziert worden. Im Stil gleicht diese Schriftrolle den illuminierten Ketubbot, die in Ferrara und Mantua hergestellt worden waren. Zu dieser Schriftrolle gehört ein separates Pergamentblatt, das zusätzlich zu den Segenssprüchen den liturgischen Hymnus Kore Megilla enthält, den die italienischen Juden oft rezitierten. Die Rabbis waren sich nicht einig, ob eine Estherrolle auch anderen Text als das Buch Esther enthalten dürfe. Dies führte in einigen Gemeinden zur Praxis, für die drei traditionellerweise vor der Lesung der Megilla rezitierten Segenssprüche ein ungebundenes Blatt zu erstellen.
Online seit: 22.03.2017
Der Schmuckrahmen dieser Estherrolle wird von barocken Arkaden dominiert, die vier deutlich verschieden gemusterte Säulen aufweist. Über die Bögen zieht sich eine Balustrade, die Blumenvasen, leere Schilder, florale Ornamente und verschiedene Vögel trägt, unter anderem einen doppelköpfigen und gekrönten Adler und einen Pfau. Unter jede der neunzehn Textspalten wurden Szenen aus der Esther-Geschichte gesetzt. Der gedruckte Rahmen dieser Schriftrolle wurde vom italienischen Gelehrten, Künstler und Verleger Francesco Griselini (1717-1787) entworfen, dessen gedruckte Rahmenmuster im Italien des 18. Jahrhunderts sehr beliebt waren. Griselini widmete sich in diesen Zeichnungen speziell dem architektonischen Rahmen und der räumlichen Perspektive. Die gedruckte Unterschrift des Künstlers kann in der linken unteren Ecke jedes Blattes gefunden werden. Die letzte Szene, unter dem Schlussbogen, wird auf illustrierten Estherrollen nur selten gefunden. Gezeigt wird der auf einem Esel reitende Messias, der die Rückkehr der vertriebenen Juden nach Jerusalem verkündet. Der Text dieser Schriftrolle wurde vom versierten Schreiber-Künstler Arje Leib ben Daniel geschrieben. In seinem Eintrag, der den Segenssprüchen am Ende folgt, informiert er den Leser, dass er diese Schriftrolle in Venedig, im Winter des Jahres 1746 geschrieben habe.
Online seit: 22.03.2017
Diese reich illustrierte holländische Schriftrolle zeichnet sich vor allem durch ihre 38 in Sepia ausgeführten Zeichnungen aus. Die Dekoration der Schriftrolle beginnt mit einem Triumphbogen, der an römische Triumphbögen erinnert, die vom 15. bis zum 19. Jahrhundert europaweit für kaiserliche Feierlichkeiten konstruiert worden waren. Die Schriftrolle enthält ausserdem einige ungewöhnliche Darstellungen. Eine davon zeigt Mordechai als Gelehrten, der vor einer Bücherwand steht, was eventuell eine rabbinische Tradition reflektiert und seine beachtenswerte Kenntnisse von 70 Sprachen zeigen soll, die ihm dabei halfen, die Verschwörung gegen Ahasuerus aufzudecken. Eine weitere auffallende Illustration stellt zwei tanzende und musizierende Zwerge dar, die damit ihrer Freude über die Rettung der Juden Ausdruck geben.
Online seit: 22.03.2017
Diese Megilla aus dem 18. Jahrhundert wurde in Niedersachsen hergestellt und verweist in der Art ihrer folkloristischen Kunst, ihrer Ausschmückung und ihrer Farbpalette auf andere Megillot aus dieser Region. Das charakteristischste Bild in dieser Schriftrolle zeigt die Hängung Hamans. In Ketten gebunden hängt er vom Galgen. Eine giftige Schlange, Symbol des Bösen, windet sich oben um den Pfosten, unten dargestellt ist ein doppelschwänziger Löwe, die allegorische Verkörperung des jüdischen Volkes, der ein gekröntes Schild hält und hinauf auf die Hinrichtung blickt. Diese Megilla aus der Braginsky Collection ist eine von drei ähnlichen deutschen Schriftrollen, die charakteristische Bilder des gehängten Hamans enthalten. Inschriften zu Beginn und am Ende der Rolle weisen auf Berel, Sohn des Abraham Neumark aus Hamburg, als ihren Besitzer hin.
Online seit: 22.03.2017
Die Besonderheit dieser Estherrolle (auf 4 Blättern mit 16 Textkolumnen) sind die detaillierten Darstellungen des Buch Esther mit Einbezug von Motiven der Midrasch-Literatur. Diese bezeugen eine gute Kenntnis der Bibel und der rabbinischen Kommentare. Die Darstellung der Juden im Festtagsgewand mit Barett und weissem „Judenkragen“ verweisen auf ein westeuropäisches Milieu. Tatsächlich ist die Rolle in Amsterdam entstanden. Der Schreiber dieser frühen und prototypischen Megilla mit gedrucktem Schmuckrahmen, Jakob aus Berlin, trug sich im Eingangsabschnitt mit Namen ein und datierte die Handschrift auf das 18. Jahrhundert.
Online seit: 08.10.2020
Eröffnet wird die Rolle (auf fünf Blättern mit 13 Textkolumnen) durch eine eindrucksvolle Sonnenscheibe, umgeben von den Tierkreiszeichen. Der Monat Adar wird besonders hervorgehoben, da in diesem im Zeichen der Fische stehenden Monat die Vernichtung der Juden stattfand. Jede Kolumne beginnt möglichst mit dem Wort ha-melech (der König), was einerseits im Buch Esther den König Ahasverus bezeichnet, aber auch eine Anspielung auf den nie explizit genannten und doch allgegenwärtigen Gott ist. Die Silberhülse von circa 1800 wird von einem Blüten- und Blätterstrauss gekrönt, der sich ähnlich auch auf Toraaufsätzen (Rimmonim) und anderen Judaica-Metallobjekten des Osmanischen Reichs finden lässt.
Online seit: 08.10.2020
Die in Amsterdam um 1641 geschaffene Estherrolle (auf 7 Blättern und 49 Textkolumnen) enthält einen gedruckten Zierrahmen, der von Salom Italia gestochen wurde (siehe seine Signatur zu Beginn der Rolle „Salom Italia sculp[sit]“ (Salom Italia hat es graviert). Seine Rahmengestaltungen haben die illustrierten Megillot in ganz Europa geprägt. Die Druckplatte, die sich mehrmals über die gesamte Länge der Rolle hinweg wiederholt, umfasst vier Architekturbogen. Auf jedem durchbrochenen Halbkreisbogen über den Architraven lagern zwei Frauen mit Palmzweig. Landschaftsminiaturen erscheinen in den Supraporten und auf den Sockeln der Ganzfiguren, die Ahasverus, Esther, Mordechai und Haman darstellen. Die Szenen orientieren sich an zeitgenössischen Landschaftsmotiven und verbinden so den jüdischen Text mit der allgemeinen visuellen Kultur seiner Zeit.
Online seit: 08.10.2020
Die gedruckte Rahmengestaltung für diese Estherrolle (auf vier Blättern mit 15 Textkolumnen) wurde vom Graveur Paul-Jean Franck, einem nichtjüdischen Künstler in Prag, geschaffen und ist somit eines der seltenen Exemplare dieser Art, die nicht aus den beiden Druckzentren Venedig oder Amsterdam stammen. Zu Beginn und am Ende der Rolle werden in vertikaler Reihenfolge insgesamt sieben Episoden aus dem Buch Esther dargestellt. Am Anfang: Ahasverus auf dem Thron, während Mordechai und Haman vorbeigeführt werden; Mordechai übergibt Hatach das Vernichtungsdekret; der König im Zelt. Am Ende: die Purimfeier; die Beschuldigung Hamans durch Esther; Mordechai und der König; Mordechai, wie er die Einsetzung des Purimfests in einem Schreiben an die Juden festhält. Auf den Kapitellen über den gedrehten Säulen werden weitere Szenen gezeigt.
Online seit: 08.10.2020
Entstanden zu Beginn des 20. Jahrhunderts könnte diese Estherrolle (auf sechs Blättern mit 35 Textkolumnen) als Versuch gelten, unter Einbezug von orientalistischen und Jugendstil-Elementen einen nationaljüdischen Stil zu schaffen. Die Herkunft könnte demzufolge in Jerusalem liegen, obwohl auch andere Zentren im Osmanischen Reich in Frage kommen. Die Hülse ist kunstvoll aus Elfenbein geschnitzt, die Megilla wurde in lebhaften Farben gemalt und enthält florale Motive, wie sie in orientalischen Handschriften häufig zu finden sind.
Online seit: 08.10.2020
Das dekorative Programm dieser Estherrolle (auf 4 Blättern mit 16 Textkolumnen) wurde von der gedruckten Rahmengestaltung der Braginsky Megilla S25 übernommen. Die Segenssprüche am Anfang der Rolle sind von Figuren und Episoden der Esther-Geschichte umgeben: oben Ahasverus und Esther auf dem Thron, flankiert von Hofleuten, darunter rechts die Verschwörer und links Haman am Galgen, unten rechts Mordechai im Tor des Palasts und links Esther und Mordechai beim Verfassen der Briefe mit den Anordnungen für das Purimfest. Die sechseckige Hülse aus getriebenem Silber wurde 1806 angefertigt und gehörte Rabbi Ephraim Fischel von Rozdol in Ostgalizien.
Online seit: 08.10.2020
Diese Schriftrolle enthält eine der am erlesensten ausgeführten Reihe von Illustrationen, die in verzierten Megillot gefunden werden können. Der äusserst versierte Künstler Wolf Leib Katz Poppers modellierte detaillierte Figuren, Szenen und Tiere mit filigranen Parallel- und Kreuzschraffuren, was einen Effekt erzeugt, der den Kupferstichen aus zeitgemässen Büchern sehr ähnlich ist. Die Textspalten, die zwischen einer Blattrankenbordüre mit Tieren am oberen Rand und einer ähnlichen mit Vögeln am unteren Rand platziert sind, werden durch acht Grossfiguren aus der Esther-Geschichte unterteilt. Unter jeder dieser Figuren befindet sich eine kleine Vignette, die Szenen aus der Purim-Geschichte zeigt. Es ist ungewöhnlich, dass die gekonnt gezeichneten Figuren, die diese Schriftrolle verzieren, in Gewänder des osmanischen Hofes gekleidet sind. Die Auswahl dieser Art von Kleidung ist verblüffend, und die vielleicht überzeugendste Begründung dieser Kombination ist, dass die Rolle für ein Mitglied der kleinen, aber wohlhabenden Gemeinde türkischer Juden angefertigt wurde, die sich nach 1718 in Wien niederlassen und dort Handel treiben durften, wobei sie nach wie vor Untertanen des türkischen Sultans waren.
Online seit: 13.10.2016
Diese Estherrolle, die in einzigartiger Weise indische und westliche Traditionen verbindet, enthält zwanzig kunstvoll illustrierte, die Textfelder flankierende Felder. Der Vorbeter wird umgeben von Fez tragenden Männern und Trommeln haltenden Kindern dargestellt. Mit den Trommeln soll jeweils der Name Hamans übertönt werden. In einem separaten Bereich mit der Inschrift ezrat nashim (Frauenabteilung) sind fünf Frauen abgebildet. Die Figuren in der Schriftrolle werden mit einer Mischung von zeitgenössischer westlicher und indischer Kleidung dargestellt, oft auch in ähnlich vermischt gezeichneten Innenräumen. Einige der Frauenfiguren, gelegentlich auch Esther, tragen das hinduistische bindi-Zeichen auf der Stirn. Diese Rolle kommt aus der Sammlung der bedeutenden jüdischen, aus Bagdad stammenden Familie Sassoon und war wahrscheinlich für ihren privaten rituellen Gebrauch bestimmt. Die Verschmelzung von jüdischen kalligraphischen Traditionen und indischen Gestaltungsformen widerspiegelt die tiefe Verwurzelung der Sassoon-Familie im kulturellen Leben Indiens.
Online seit: 20.12.2016
Die von Hand geschriebene und mit einem gedruckten und handbemalten Zierrahmen geschmückte Megilla Esther (Typ: „Gaster I“, auf drei Blättern mit 19 bis auf die letzte paarweise angeordneten Textspalten) aus Venedig kann aufgrund von nahezu identischen datierten Estherrollen um 1675 datiert werden. Diese Technik kam im späten 16. Jahrhundert in Rom auf und fand später, vor allem im 18. Jahrhundert, in Venedig und Amsterdam grosse Verbreitung. In den ausgebuchteten Kartuschen unter- und oberhalb des Textes werden Szenen aus dem Buch Esther dargestellt.
Online seit: 08.10.2020
In den ersten beiden Zierfeldern wird im Unterschied zu den meisten Estherrollen vor allem die zentrale Bedeutung Mordechais betont. Zuerst steht auf burgunderfarbenen Lettern: „Die Megilla der Königin Esther und des Juden Mordechais“ und dann auf orangefarbenen Lettern „Im Palast von Susa lebte ein Jude mit Namen Mordechai, Sohn des Jaïr, Sohn des Schimi, Sohn des Kisch“ (Ester 2.5). Diese Genealogie wird auf den Bordüren oben und unten über die gesamte Rolle hinweg bis auf Abraham zurückgeführt. Daran schliesst sich die Geschlechterabfolge des Kontrahenten Haman an, welche der Targum rischon, der aramäischen Übersetzung des hebräischen Urtexts entnommen wurde.
Online seit: 08.10.2020
Scherenschnittdekors sind typisch für die Estherrollen aus Ancona und Lugo. Diese finden sich auch bei Ketubbot (vgl. K96 und K105) und anderen Schmuckblättern. Im oberen Scherenschnittband dieser Megilla (auf drei Blättern mit 12 Textkolumnen) sind Pfauen, Schmetterlinge und Hirsche in die Blumen-, Ranken- und Gitterornamente eingewoben, im unteren die Zeichen des Zodiak. Die gedrechselte Holzrolle ist 54.8 cm hoch.
Online seit: 08.10.2020
Die Hülse dieser Megilla, die 47 cm hoch ist, kann stilistisch der religiösen jüdischen Kunst im östlichen Europa zugeordnet werden. Das Silber ist punziert, getrieben, gegossen und teilvergoldet. Der doppelköpfige Adler ist das Wappentier der Habsburger und des russischen Zaren. Auf dem Schild wird aus Esther 8:16 zitiert: „Den Juden aber war ein Licht und Freude und Wonne und Ehre gekommen“, und zu beiden Seiten des Schildes steht auf den Flaggen: „Und die königliche Krone soll man auf sein Haupt setzen“ (Esther 6:8). Zahlreiche Ornamente aus Blumen, Früchten und Blättern und darin eingeflochtenen Tierdarstellungen bedecken die Hülse. Die Rolle kann mit einem Griff, der einen kleinen Löwen darstellt, herausgezogen werden.
Online seit: 10.12.2020