Diese auf persisch geschriebene Handschrift enthält eine Auswahl der "Hundert Sprüche Alis", einer Sammlung von Sprüchen und Sprichwörtern, die herkömmlicherweise Ali ibn Abi Talib, dem vierten rechtsgeleiteten Kalifen sowie Vetter und Schwiegersohn des Propheten Mohammeds, zugesprochen werden. Bei den Schiiten (von šīʿat ʿAlī, die "Partei Alis") nimmt Ali als erster Imam eine wichtige religiöse Rolle ein. Die Handschrift wurde 1559 von dem Kalligraphen Jalal ibn Muhammad in Buchara geschrieben. Für den Text benutzte er die Nastaliq-Schrift, eine weit verbreitete kalligraphische Schrift für das persisch-arabische Alphabet, die Überschriften hingegen führte er in der gewöhnlichen arabischen Nasḫī-Schrift aus. Die sechs ganzseitigen, mit Gold hervorgehobenen Miniaturen wurden im 2./3. Viertel des 17. Jahrhunderts hinzugefügt. Zu bemerken ist auf f. 9v unten in der Mitte die seltene Darstellung einer Figur, die dem Betrachter den Rücken zuwendet und von der nur der Hinterkopf zu sehen ist. Auf derselben Seite wurden links, hinter mehreren Musikern, auch zwei an der Kleidung erkennbare Europäer dargestellt.
Online seit: 25.06.2015
Der Buchmaler Claudio Rofferio († ca. 1567) war Augustinerchorherr und stammte urspünglich aus dem Aostatal. Er war in verschiedenen Gegenden tätig, so schuf er um 1539 bis ca. 1544 eine Reihe von illuminierten Handschriften für die Zisterzienserabtei Altenberg nahe Köln. Ab ca. 1550 bis nach 1560 war er für verschiedene Klöster und Stifte in der Schweiz tätig wie Beromünster, Muri, Schönenwerd und St. Urban. Für das Chorherrenstift Schönenwerd schrieb und illuminierte er dieses repräsentative Graduale, das auf die Jahre 1556 und 1559 datiert ist.
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