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  • Euw Anton von, Die St. Galler Buchkunst vom 8. bis zum Ende des 11. Jahrhunderts, Band I: Textband, St. Gallen 2008 (Monasterium Sancti Galli, Bd. 3), S. 394-399, Nr. 97.
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  • Scherrer Gustav, Verzeichniss der Handschriften der Stiftsbibliothek von St. Gallen, Halle 1875, S. 12-14.
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St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 23
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Euw Anton von, Die St. Galler Buchkunst vom 8. bis zum Ende des 11. Jahrhunderts, Band I: Textband, St. Gallen 2008 (Monasterium Sancti Galli, Bd. 3), S. 394-399, Nr. 97.

Manuscript title: Folchart-Psalter (Psalterium Gallicanum mit Cantica)
Place of origin: St. Gallen
Date of origin: 872-883
Alternative name: Folchart-Psalter
Catalogue number: 97
Extent: 368 pp.
Format: 38 x 29 cm (beschnitten)
Collation: Zumeist Quaternionen: 12+1 (Vorsatzbll., p. 1-6), 24 (p. 7-14), 31 (p. 15-16, Einzelbl.), 4⁴ (p. 17-24, 12. Jh.), 5-108 (p. 25-120), 116 (p. 121-132), 12-238 (p. 133-324), 246 (p. 325-336), 258 (p. 337-352), 268-1+1 (p. 353-366 + 1 Nachsatzbl.)
Page layout: Schriftspiegel 27,3 x 22,5 cm, zweispaltig zu 21 Zeilen.
Writing and hands: schwarze karolingische Minuskel von drei Schreibern
Decoration:

Psalmtituli in Uncialis, zeilenweise mit Gold u. Silber. Versanfänge als Majuskeln, abwechselnd in Gold u. Silber. Zu Beginn der Psalmen Initialen in Gold u. Silber, minium umrandet, purpurn, grün u. blau schattiert, bisweilen in blau u. grün umrahmten Purpurgrund gelegt oder in mehrfarbige, durch weiße Trennlinien voneinander abgesetzte Gründe, nachfolgende Zeilen in Capitalis mit Gold u. Rustica mit Gold u. Silber. Zum Prolog u. zu den Ps 1,51 u. 101 Titel- u. Initialzierseiten in Gold, Silber u. Deckfarbenmalerei, ebenso die mit Arkaden, Figuren u. Szenen ausgestattete Litanei. Der Psalter war während des Mittelalters in Gebrauch. Er wurde um 1545 neu gebunden und wahrscheinlich im Chor an eine Kette gelegt, vor 1633 kam er dann in die Bibliothek (vgl. Ochsenbein/von Scarpatetti, S. 237-240).

Contents:
Inhalt u. Schmuck:
  • p. 1-6 Vorsatzbll. wohl 16. Jh., ursprünglich leer
    • (p. 1) Signierung von P. Pius Kolb (1712-1762), Stiftsbibliothekar: S. n. 33 Folchardi sub abbate Hartmoto saecul. 9no ; neuere Signatur 23
  • I. I. p. 7-14 Litanei,
    • zweispaltig in Doppelarkaden, mit Gold u. Silber auf Purpurgrund, Lünetten grüngrundig, Halbfiguren darin in Federzeichnung mit Blau, Grün, Braun, Minium, teilweise lavierend u. pergamentaussparend, in den Lünetten Büsten von Aposteln (Zwölfzahl!)
      • (p. 9) Paraphrase zur «Origo prophetiae David» mit König David als schreibendem Autoren sowie acht Schreibern, Kopisten u. Schülern
      • p. 11 an der Mittelsäule von unten nach oben: ein hockender Atlant, steigender Bär, liegender Stier u. Schlange, Löwe zwischen Schlangen, Adler
      • p. 12 Tanz Davids hinter der vom Ochsenwagen gezogenen Bundeslade (2 Sm 6,1f..), als Akrotere die Dedikationsfiguren: links Folchart mit dem Buch, das er Christus, in der Mitte als Halbfigur erscheinend, darbringt, rechts wieder ganzfigurig Hartmut, das Haupt mit der Kapuze der anianischen Kukulle bedeckt
      • p. 13 drei von Schlangen umwundene Blattstauden als Akrotere. Die Litanei nennt u.a. die Märtyrer Maurici, Desideri, Lantperte, Leudegari, Bonefaci, die Mönche Columba, Columbane, dreimal Galle (ter), dreimal Otmare (ter), die Jungfrauen Afra, Brigitta, Regula, Verena
    • (p. 15-16) leer.
  • II. II. p. 17-25 Buß- u. Sühnegebete des Priesters vor dem Offizium, geschrieben um die Mitte des 12. Jh. vom Ergänzer des Sang. 20 u. Zürich C 12 (Nr. 32-33), zum Inhalt vgl. Ochsenbein/von Scarpatetti, S. 226f.
  • III. III. p. 26-29 Prol. Psalterium Romae dudum
    • p. 26 Titelseite, in Gold u. Silber auf Purpurgrund, gerahmt mit Silberleisten u. Goldranke: Incipit praefatio Hieronimi prbi. ad Paulam et Eustochium super psalmos
    • p. 27 Initialzierseite: P(salterium Romae dudum), im Schaft Mittelschlaufe mit silberner Vierpassblüte, Bogen mit dreifachem Mittelknoten, er entwächst dem Hundskopf oben am Schaft u. bildet zusammen mit dem Mittelknoten das reiche Binnenmotiv, im Purpurgrund links Gold- u. Silbersterne
    • p. 26-27 über dem Rahmen jeweils als verbindender Seitentitel auf grün gerahmten, pergamentausgesparten Balken die Widmung in Distichonform: Hunc praeceptoris Hartmoti iussa secutus Folchardus studuit rite patrare librum.
  • IV. IV. p. 30-366 Ps 1-151 (ohne Collectae u. Orationes)
    • p. 30 Titel u. Initialzierseite: I(n nomine incipit psalterium de translatione Septuaginta Interpretum emendatum a sco. Hieronimo prbo. in novo), in den Rahmen eingebaute Initiale mit drei großen, querrechteckigen Flechtbandknoten, an ihren Enden je vier Hundsköpfe, Zwischenfelder mit mäandrischem, pergamentausgespartem Muster auf Miniumgrund, der Text in goldener Capitalis auf Purpurgrund, in dessen Mitte ein helleres Quadrat mit vier Kreuzarmen durchscheint, Mitte u. Ecken des Rahmens durch überstehende Quadrate betont
    • p. 31 Ps 1 Initialzierseite: B(eatus vir qui), in Gold auf Silbergrund, breiter Schaft mit drei Knoten, aus Fuß u. Krone wachsen die Bogen, verbinden sich mit dem Mittelknoten u. entlassen die Binnenmotive, die unten in sechs Hundsköpfen enden (oben rubr.: ·i· ad primas ps. an. Servite, geschrieben von Fridolin Sicher [1490-1546] als Anweisung zum Gebrauch des Psalters im Offizium)
    • p. 33 Ps 2 Q(uare fremuerunt), Initialkörper in Gold, in den Bogen Vierpass-Schlaufen, das im grünen Grund liegende Binnenmotiv entwächst dem inneren Band des Buchstabenkörpers, die Cauda als Goldblatt mit Hundskopf, dem ein Silberblatt entwächst
    • p. 42 Ps 8 D(ne Dns. noster), in grün umrandetem Purpurgrund, Schaft beringt, das Binnenmotiv entwächst zwei aus dem Bogen ragenden Tierköpfen
    • p. 38-48 Ps 5-10 Initialen in Purpurgrund
    • p. 49 Ps 11 S(alvum me fac), linke Spalte in grün gerahmtem Purpurgrund, Buchstabenkörper mit Fuß u. Krone, ihnen entwächst das Binnenmotiv u. kreuzt das Mitteloval, Schriftzeilen unzial, abwechselnd in Gold u. Silber
    • p. 68 Ps 21 d(eus meus respice me), unzial, Mittelschlaufen beringt, oben Hundskopf mit «gehörnten» Ohren
    • p. 74 Ps 24 a(d te Domine levavi), unzial, mit Vogelkopf
    • p. 82 Ps 28 a(fferte Domino filii), unzial mit Hundskopf
    • p. 88 Ps 31 b(eati quorum), unzial, ohne Knoten, Palmettenfüllung, symmetrisches Binnenmotiv mit Dreiblattblüten, oben Hundskopf
    • p. 114 Ps 41 q(uemadmodum desiderat cervus), das Purpurfeld ist dem unzialen Buchstabenkörper angepasst, im Bogen Vierpassknoten, dessen Bänderung das Binnengeflecht entwächst
    • p. 116 Ps 42 I(udica me Ds.), Gold, Silber, Minium, in der Mitte des Schaftes Kreuzung der Bänder u. Beringung, grün schattiert, am unteren Ende reicher Blattwuchs mit Lanzett-, Drei- u. Fünfblättern an Fäden, Sporangien, Goldkügelchen
    • p. 126 Ps 48 a(udite haec omnes gentes), in Purpurfeld, unzial, mit Hundskopf, den Ecken des Purpurfeldes entwachsen Lilien.
    • p. 134-135 Doppelzierseite zu Ps 51 p. 134 Zierseite zum Psalmtitulus: In fin. intellectus ipsi David cum venit Doech Idumeneus et adnuntiavit Saul et dixit illi ecce venit David in domum Abimelech, im Rahmen Quadrate mit Gold- u. Silberblüten und Felder mit Goldranken p. 135 Initialzierseite zu Ps 51 Q(uid gloriaris), ungemusterter Purpurgrund, Buchstabenkörper kreisförmig (mit dem Zirkel vorgerissen), absolut symmetrische Mittelknoten, die in je zwei Hundsköpfen enden, das Binnenmotiv steigt ebenso symmetrisch aus den Mäulern der beiden Hundsköpfe auf, deren «Leiber» eine doppelte Cauda bilden, es endet oben ebenso in zwei Hundsköpfen, das Binnenmotiv ist mit einem gleicharmigen Kreuz in Blau u. hellem Grün hinterlegt, im Rahmen Akanthusreihen, als Seitentitel von p. 134-135 in pergamentausgesparten, blau gerahmten Schriftbalken die Mahnung: Auferat hunc librum nullus hinc omne per aevum Cum Gallo partem quisquis habere velit.
    • p. 143 Ps 56 M(iserere mei), in den Binnenräumen purpurne Rechteckfelder, blau umspielt, die Binnenranken silbern schattiert
    • p. 145 Ps 57 S(i vere), ungerahmte rechteckige Purpurfelder, in denen der Psalmtitulus und die Initiale liegen, in der Mitte der Initiale langes Oval mit Blüte im Kreis, an den Enden Vogelköpfe
    • p. 146 Ps 58 E(ripe me), Psalmtitulus u. Initiale in hochrechteckigem Purpurfeld, die Bänder der Initiale in der Mitte überkreuzt, mit einer Schlaufe darin eingehängt der Querstrich
    • p. 149 Ps 59 D(eus repulisti), Buchstabenkörper mit «Andreaskreuzen» u. Doppellilien gefüllt, als binnenmotiv eine Rosette mit kreuzförmig u. diagonal ausstrahlenden Blüten (vgl. die Rosettenmuster der Elfenbeintafeln von Sang. 60)
    • p. 150 Ps 60 E(xaudi Deus), der freischwebende Querarm u. die von ihm auswachsenden Blattranken sind mit einem blauen Kreuz unterlegt, darum herum Purpurgrund
    • p. 151 Ps 61 N(onne Deo), im Schrägbalken mittleres Oval u. Vierpassreihe, das symmetrische Binnenmotiv entwächst oben u. unten den dünnen Schäften, die Silberranken vereinen sich im Oval
    • p. 156 Ps 64 T(e decet ymnus), unzial, in blau gerahmtem Purpurfeld, eleganter Buchstabenkörper, im Querarm ein Oval, der ausschwingende Schaft mit herzförmigem Gelenk, das Binnenmotiv rechts entwächst aufsteigend dem Schaft
    • p. 173 Ps 71 d(eus iudicium); unzial, in großem Purpurfeld, in den Bogen Rosetten, das raumfüllende Binnenmotiv entwächst dem linken Bogen u. ist horizontal grün u. blau schattiert, oben Hundskopf
    • p. 175 Ps 72 q(uam bonus Israhel), unzial, aus dem unteren Ende wächst eine üppige Blattstaude nach oben
    • p. 178 Ps 73 U(t quid Deus), linker Bogen ausschwingend u. zugespitzt, das Binnenmotiventwächst oben dem Schaft
    • p. 184 Ps 76 V(oce mea), Initiale in Gold, silbern gefüllt u. schattiert, querrechteckig gerahmtes, kreuzförmig u. diagonal mit Purpurstreifen gemustertes Feld, in den Zwischenräumen Blau u. Grün
    • p. 186 Ps 77 A(ttendite populi), Initiale in Gold, silbern gefüllt u. schattiert,quadratisch mit grüner Leiste gerahmt, im Feld gestufte purpurne Pyramide u. blauer «Himmel»
    • p. 200 Ps 81 D(eus stetit in synagoga Deorum), in Purpurfeld, das silberne Binnenmotiv entwächst symmetrisch zwei innen am Bogen angebrachten Vogelköpfen
    • p. 201 Ps 82 d(eus quis similis), unzial, den beiden Bogen des Buchstabenkörpers entwachsen die Vorder- u. Hinterläufe eines Hundes, dessen Kopf den Buchstaben bekrönt
    • p. 203 Ps 83 Q(uam dilecta), Buchstabenkörper aus vier «Fischblasen», in der Mitte rechts u. links beringt, der buschigen Cauda entwächst das Binnenmotiv
    • p. 206 Ps 85 I(nclina Dne. aurem), in der Mitte Doppelschlinge durch Kreuzung der Bänder, oben Vogelkopf mit Kamm u. Ranke
    • p. 217 Ps 89 d(omine refugium), unzial, mit «gehörntem» Hundskopf am oberen u. inneren Ende, dem inneren Hundskopf entwächst das Binnenmotiv, das Drei- u. Fünfblätter treibt u. von einem Tau-Kreuz in Grün auf Purpurgrund hinterlegt ist
    • p. 221 Ps 91 b(onum est confiteri Domino), unzial, End- u. Mittelknoten, denen flächendeckend das Binnenmotiv entwächst, in Purpurfeld mit grünem Rand
    • p. 230 Ps 97 C(antate Domino), von unten in den Binnenraum wachsender blühender Strauch mit Singvogel
    • p. 233 Ps 99 I(ubilate Domino), Initiale aus einer Akanthusranke, die sich an einer silbernen Staude emporrankt, in rechteckigem Purpurfeld.
    • P. 236-237 Titel- u. Initialzierseite zu Ps 101 mit Schreiberbitte als Seitentitel p. 236 Titel in goldener Capitalis auf Purpurgrund mit hellerer Rauten- und Rosettenmusterung: Oratio pauperis cum anxius fuerit et coram Dno. effuderit praecem suam, im Rahmen Akanthusranke p. 237 Initialzierseite auf ungemustertem Purpurgrund in Gold: D(omine exaudi orationem meam), Füllung des Buchstabenkörpers mit Blattkandelaber, Akanthusblattblüten u. gefiederten Blattwedeln, Fuß u. Krone entlassen das Binnengeflecht mit Blättern u. Sporangien, an Fuß u. Krone ein züngelnder Tierkopf, an den Ecken u. in den Mitten des Rahmens Quadrate, dazwischen Akanthusschlangen mit Lilien, als Seitentitel p. 236 u. 237 gerahmt die Bitte des Schreibers oder Auftraggebers: Istic perdurans liber hic consistat in aevum Praemia patranti sint ut in arce poli. (MGH Poet.lat.IV,III. - Schaller/Koensgen, Nr. 7395)
    • p. 247 Ps 104 C(onfitemini Domino), beringter Mittelknoten, an den Enden Hundsköpfe, aus deren Rachen die Binnenranke wächst
    • p. 251 Ps 105 C(onfitemini Domino quoniam bonus), das innere Band des Buchstabenkörpers löst sich in je zwei Palmetten auf, die Binnenmotive ebenso vegetabil u. frei schwebend, in der Mitte ein Vierblatt
    • p. 266 Ps 109 d(ixit Dns.), unzial, am oberen Ende ein Ochsenkopf ohne Hörner
    • p. 268 Ps 111 B(eatus vir qui timet Dnm.), in grün umrandetem Purpurfeld, Schaftfüllung getreppt, an Fuß u. Krone Hundsköpfe, in den Bogen gefiederte Blattreihen, die Binnenmotive entwachsen den Hundsrachen u. dem inneren Band des unteren Bogens
    • p. 269 Ps 112 L(audate pueri), geschwungener Buchstabenkörper, das in seine mittlere Spitze eingehängte Binnenmotiv entwächst den Hundsköpfen am unteren Ende, auch die Krone hat zwei Hundsköpfe
    • p. 273 Ps 115 C(redidi propter), das äußere Band des Buchstabenkörpers nach innen gefiedert, das innere zu einem dreifachen Knoten geführt, als Binnenmotiv ein silberner Ring, darin vier Fischblasen, vier Ranken mit Sporangien außen am Ring bringen ihn zum Rotieren, das PT. (propter) in den Binnenraum eingeschrieben
    • p. 277 Ps 118 B(eati immaculati), Buchstabenkörper silbern, Füllungen golden, am äußeren Band des Schaftes Hundsköpfe, die Bogen entwachsen dem inneren Band des Schaftes, werden in der Mitte zusammengeführt u. beringt
    • p. 278-294 folgen zu Ps 118 abschnittweise kleinere Initialen (vgl. Nr. 61)
    • p. 297 Ps 121 L(aetatus sum), eckiger Buchstabenkörper mit Endknoten u. Mittelgelenk, Ranke als Füllung des Schaftes, grün gerahmtes Purpurfeld
    • p. 298 Ps 122 A(d te levavi oculos meos), unzial, der vegetabile Bogen ist in den ebenso vegetabilen Schaft eingeflochten, aus der Krone wächst das Binnenmotiv u. durchflicht den Bogen
    • p. 304 Ps 129 D(e profundis clamavi), Buchstabenkörper vegetabil gefüllt, das symmetrische Binnenmotiv entwächst den Ansätzen des Bogens am Schaft u. treibt mehrere Akanthusblattpaare, Farbklang Silber, Blau, Gold, Minium, Silber u. Blau dominieren
    • p. 305 Ps 131 M(emento domine), in grün umrandetem Purpurfeld, die unteren Binnenmotive entsteigen den Schäften als Ranken, das obere besteht aus einem Strauch mit wogendem Blattschmuck
    • p. 308 Ps 132 E(cce quam bonum), Auflösung des inneren Bandes des Buchstabenkörpers u. Überführung in das Gerank des Binnenmotivs
    • p. 315 Ps 138 d(omine probasti me), unzial, als Binnenmotiv ein Weinstock, der nach oben zum Ende des Buchstabenkörpers empor wächst
    • p. 319 Ps 140 D(omine clamavi), im blauen Binnenraum silberner Baum mit goldenen, pilzförmigen Kronen
    • p. 321 Ps 141 U(oce mea ad Dominum), in grün umrandetem Purpurfeld, in der Schaftmitte Achterschlaufe, im geschwungenen Bogen zwei lockere Knoten
    • p. 324 Ps 143 b(enedictus dominus deus), unzial, oben Delphinkopf, Mittelknoten als Schlaufen, der rechte Bogen entlässt das blättrige Binnenmotiv
    • p. 326 Ps 144 E(xaltabo te deus), Fisch als Querarm des Buchstabenkörpers, als «Flossen» entwachsen ihm die Ranken des Binnenmotivs
    • p. 334 Ps 150 L(audate dominum), geschwungener Buchstabenkörper, aus dem oben ein Reiher wächst, der mit einer Schlange kämpft, am Ringelknoten des Fußes ein Hundskopf
    • p. 335 Ps 151 P(usillus eram), silberner Buchstabenkörper, im Schaft zweifacher Mittelknoten, an den Enden oben u. unten Hundsköpfe, denen eine ihre Hälse umwindende Schlange in das Ohr beißt, das weit aus dem Bogen hinabwachsende Binnenmotiv wird blau schattiert
    • (p. 336) leer.
  • V. V. p. 337-359 Cantica (1-11 vgl. Ochsenbein/von Scarpatetti, S. 227f. ) p. 337 (Canticum Esaie), C(onfitebor tibi Domine), auf mit Vierpässen u. Blättern gemustertem Purpurgrund, das innere Band des Buchstabenkörpers läuft in der Mitte spitz zu, darin eingehängt ist ein Knotengeflecht, das die Füllung bildet u. zugleich zum Binnenmotiv ansetzt.
  • VI. VI. p. 359-365 Glaubensbekenntnisse, Vaterunser, mit einer Folge von kleineren Initialen
  • p. 366 verschiedene spätere Einträge des 12.-15. Jh. (vgl. Ochsenbein/von Scarpatetti, S. 228f. )
Origin of the manuscript:
  • Im Folchart-Psalter sind die künstlerischen Erfahrungen der Gotzbert (816-837)- u. Grimaldzeit (841-872) enthalten u. sowohl im Schrift- als auch im Initialenstil in eine neue künstlerische Einheit eingebracht, die durch die metallischen Farben Gold u. Silber u. durch die in starkem Auftrag leuchtenden Farben Purpur, Blau u. Grün den Status von Prachthandschriften erreicht. Dabei wird auf Minium, Gelb u. Weiß nicht verzichtet. Der Farbauftrag erzielt in verschiedener Kombination unterschiedliche Effekte, die manchmal mehr zum Gold-, dann eher zum Silberton wechseln. Die bei Ochsenbein/von Scarpatetti (S. 233-235) u. Eggenberger (1989) angesprochenen Probleme der Unterlegung bzw. späteren Ummalung von Initialen mit Purpurfeldern schränkt die Konzeption des Künstlers, in der, wie die Zierseiten zeigen, Purpurgründe von Anfang an geplant waren, nicht ein.
  • Der erste «Seitentitel» auf p. 26-27 nennt Hartmut (Dekan 849-872; Abt 872-883) als Auftraggeber des Werkes u. Folchart als dessen Betreuer. Ich interpretiere das «Folchardus studuit rite patrare librum» mit «Folchart war bemüht, das Buch nach den Regeln (rite) zu schreiben u. zu illuminieren» (vgl. Thiel). Die Persönlichkeit Folcharts erhellt aus vielen Urkunden, in denen er auch als Schreiber zeichnet (zuletzt zusammengestellt von Schaab). In W 442 (? 849/55 VI 2) u. W 463 (858 V 14) zeichnet er als Subdiakon, in W 472 (860 V 1), W 480 (861 IV 17), W 513 (865 XI 20) u. W 514 (865 XI 20) als Diakon, W 544 (869 I 26) schreibt Thiotker «in vice Folchardi praepositi» (Außenpropst für den Süden), in W 622 (? 882/3 VI), W 634 (? 883 III 2) u. W 715 (898/9 VII 2) wird er Dekan genannt (vgl. Subsidia Sangallensia I, S. 403-443; Schaab, S. 80). Er starb wahrscheinlich am 9. Januar im Jahr 903. Analog zu Wolfcoz (Nr. 33) wird die Künstlerpersönlichkeit Folcharts nicht über seine Urkundenschrift, sondern über dieses Psalterium, in dem er einen hohen Stil schreibt, charakterisierbar. Ohne Zweifel ist im zeitlich vorstellbaren Ablauf der Arbeit an diesem Werk eine künstlerische Wandelbarkeit festzustellen, die aber die Stileinheit des Ganzen nicht sprengt. Vielleicht kann man hier zwischen einer klassischen u. einer barocken Ausdrucksweise unterscheiden, von denen erstere mehr Linearität, letztere mehr Vegetabilität besitzt.
  • Folchart folgte der St. Galler Tradition (Nr. 32-34), wenn er mit der Dreier- u. Dekadenteilung seinen Psalter ohne andere Kennzeichnung strukturierte und ihn so gewissermaßen als Grundbuch für die Liturgie einrichtete, das zugleich den Status einer Prachthandschrift erhielt. Er verzichtete auf die Origo prophetiae David in den Vorreden, gab ihr aber in Form von Lünettenbildern in den Litaneibogen Gestalt, die wie in den Evangeliaren die Kanontafeln am Anfang, nicht etwa am Schluss des Werkes (vgl. Nr. 32-34) stehen. Einen Terminus post quem der Entstehung bietet die Anrufung des hl. Otmar p. 10 in der Litanei. Otmar wurde 864 bzw. 867 kanonisiert (Duft, Abtei St. Gallen II, S. 110, passim). Dass Hartmut im Distichon Praeceptor (= Lehrer) genannt wird, mag viele Gründe haben, vielleicht ist die Wortwahl (anstelle von Abbas) wegen der Metrik gefallen. Folchart bietet in den Litaneibogen und Initialen ein großartiges Formenrepertoire, das er aus der «Sprache» der St. Galler Vorfahren schöpft u. im Vegetabilen bereichert. In seiner «barocken» Phase schafft er, dadurch dass er dem einen der beiden Bänder vegetabile Qualität gibt, ein Gleichgewicht zwischen Bänderung u. Vegetabilität im Buchstabenkörper. Einmalig in diesem Werk ist das Hinterlegen u. Umrahmen der Dekadenpsalmen mit Purpurfeldern. Wie die ebensolchen Initialen zu Ps 6-16 zeigen, faszinierte dieses Prinzip das Skriptorium in den Jahren 870-880. Eine Übermalung gewisser Partien in den 890ger Jahren (vgl. Ochsenbein/von Scarpatetti) schließe ich aus.
  • Folchart hat aber seinen Psalter, aus welchen Gründen auch immer, nicht vollendet (vgl. dagegen noch Ochsenbein/von Scarpatetti, S. 218: «Der Text ist von einer einzigen Hand geschrieben»). P. 332b beginnt mit Ps 149 ein zweiter Schreiber, der bis p. 335 schreibt. Er könnte ein Schüler Folcharts sein. Kennzeichnend ist für ihn, dass er den Buchstaben i oft mitten im Satz groß (I) schreibt (p. 333 Ps 149,4 Quia bene placitum, est dno. In populo suo; p. 334 Ps 150,1ff. Infirmamento, Intympano, Inchordis, In cymbalis, p. 335 Ps 151,3 et unxit me In misericordia). Wenn die Initiale P(usillus) p. 335 Ps 151 von der Hand dieses Schreibers ist, zeigt sich hier ein Folchart ebenbürtiges Talent. Die Seiten 337-362 stammen von einer dritten, ebenso Folchart nahe stehenden Hand. Die Initiale C(onfitebor) p. 337 mit den in Purpurgrund heller ausgesparten Mustern hat ihre Parallele im b(onum est) p. 221 Ps 91, was schließlich verschiedene Fragen mit sich zieht, u.a. die, ob Folchart seinen Schreibteil selbst illuminierte. Auf den Seiten 363-365 übernimmt wieder der I-Schreiber von p. 332-335 (vgl. p. 363 Sicut non tres Increati, nec tres Immensi! sed unus Immensus; p. 364 et trinitas In unitate). Zum I-Schreiber vgl. Sang. 54 (Nr. 107).
Bibliography:
  • Scherrer, S. 12-14.
  • Rahn, Geschichte der bildenden Künste, S. 107 Anm., 132-134.
  • Rahn, Psalterium aureum, S. 14, 22-24, 45-48.
  • Chroust, I. Abt., II. Bd., Liefg. XIV, Taf. 9-10.
  • Merton, S. 33-37, 41, 55, 57f., Taf. XXI-XXVI.
  • Landsberger, Folchart-Psalter.
  • Goldschmidt, Deutsche Buchmalerei I, S. 57f., Taf. 71.
  • Boeckler, Abendländische Miniaturen, S. 40f., 110.
  • Bruckner III, S. 58, Taf. XII.
  • Micheli, S. 177-178.
  • Boeckler, St. Galler Fragmente, S. 42f.
  • Knoepfli, Kunstgeschichte I, S. 29-31, 33, 34, 51, 73, 292.
  • Erich Joseph Thiel, Studien und Thesen zur Initial-Ornamentik des frühen Mittelalters, in: Archiv für Geschichte des Buchwesens 5, 1964, Sp. 1249-1330, hier: Sp. 1249-1251, 1280-1282.
  • Anton von Euw, Studien zu den Elfenbeinarbeiten der Hofschule Karls des Großen, in: Aachener Kunstblätter 34, 1967, S. 36-60, bes. S. 45f., Abb. 15-16.
  • Daniel, Freising, S. 17-21.
  • Beer, Prudentius-Codex 264, S. 31f.
  • Christoph Eggenberger, Zur Illustration des St. Galler Folchart-Psalters, in: Riforma religiosa e arti nell'epoca carolingia (Atti del XXIV Congresso internazionale di storia dell'arte, Bologna 1979) hrsg. von Alfred A. Schmid, Bologna 1983, S. 99-107.
  • Christoph Eggenberger, Psalterium aureum, S. 12f., 17, 20f., 25f., 57-60, 92-94, passim, Abb. 20-22.
  • Peter Ochsenbein, Beat M. von Scarpatetti, Der Folchart-Psalter aus der Stiftsbibliothek Sankt Gallen. 150 faksimilierte Initialen aus dem 9. Jahrhundert zu den Psalmentexten in der Übersetzung von Martin Luther, Freiburg-Basel-Wien 1987.
  • Christoph Eggenberger, Psalterium Folchardi (Stiftsbibliothek St. Gallen, Cod. 23). Farbmikrofiche-Edition Codices illuminati medii aevi 11, München 1989.
  • Christoph Eggenberger, Mittelalterliche Kreuzesvisionen. Zur Q(uid gloriaris)-Initiale im Folchart-Psalter, in: Codices Sangallenses. Festschrift für Johannes Duft, Sigmaringen 1995, S. 81-92, Abb. 1.
  • Schmuki, in: Cimelia Sangallensia, Nr. 39.
  • von Euw, in: Kloster St. Gallen, S. 176-178, Abb. 78f.
  • Christoph Eggenberger, Der Goldene Psalter und die Buchmalerei des Klosters St. Gallen, in: Alemannisches Jahrbuch 2001/2002, hrsg. vom Alemannischen Institut Freiburg/Breisgau, Freiburg 2003, S. 68-71, 75.
  • Schaab, Mönch in St. Gallen, S. 80, 188f., 216, 227.
  • Berschin, Eremus und Insula (2005), S. 22, 82, 99.