Entstehungsort: Frankreich: Schriftheimat Metz (Bischoff, Homburger, Lowe); jedenfalls früh für eine Metzer Kirche adaptiert, vermutlich St. Avold bei Metz (Tribout de Morembert, Borst, u.a.); Herstellung für eine Kapelle des Domkapitels (Homburger, s. unten spätere Zusätze).

Entstehungszeit: 1. und 2. Drittel 9. Jh., in drei Schichten entstanden: a) Nr. 1–2, 6–7 (f. 1–19r, 37–51bis): Ende 8./ Anfang 9. Jh.; b) Nr. 8–10 (f. 52–129): 1. Drittel 9. Jh.; c) Nr. 3–5 (f. 19v–36v): 2. Drittel 9. Jh., auf der mit f. 16 beginnenden 5. Lage weitergeschrieben und mit der 6.–7. Lage fortgesetzt (Bischoff).

Beschreibstoff: Ziemlich dickes Pergament (auch dünnere Blätter), mit zahlreichen Defekten und alten Reparaturen.

Umfang: 130 Blätter

Format: 27–27,5 x 16,5–17 cm.

Seitennummerierung: Alte Foliierung (16. Jh.?): 1–51, 51bis, 52–129.

Lagenstruktur: (IV-2)6 [es fehlen wohl die ersten beiden Blätter] + IV14 + 1 Bl.15 [erstes Blatt der 4. Lage] + IV23 + (II+1)28 [f. 26 Einzelblatt] + IV36 [f. 29 /31 und 33 /35 sind Doppelblätter, die anderen alles Einzelblätter] + 2 IV51bis + IV59 + III65 + 8 IV129. Lagensignaturen: Römische Ziffern jeweils auf dem letzten verso unten Mitte: II–III (f. 6v, 14v), V–VII (f. 23v, 28v, 35v [sic]); XVIIII–XX (f. 44v, 51v [sic]); VIII–XVII (f. 59v–129v, auf f. 89v zusätzlich Buchstabe E, d.h. am Ende der 5. Lage, gezählt von f. 52 an, dem Beginn von Teil b). Die 1. Lage, grosse Teile der 4. Lage sowie die 18. Lage sind also verloren; die Lagen 19 und 20 (f. 37–51bis) standen wohl ursprünglich am Schluss des Codex.

Zustand: Stark zerlesen und mit Reparaturen versehen, Verklebungen von Fälzen ev. von J. Lindt; Mäusefrass Lagen 14–15. Buchblock am Rücken oben gebrochen, klafft beim Öffnen.

Seiteneinrichtung: Einspaltig, von f. 54 an zweispaltig, Schriftspiegel 21,5–22 x 12–12,5 cm (ab f. 52 Spaltenbreite ca. 5 cm), durchwegs 24 Zeilen, Blindlinierung O.S., je 4 und 4 von aussen her (ausser Lagen 14 und 17: je 2 von aussen und 2 von innen, ergibt 2x O.S./ N.S.), Punktierung am äusseren Rand des Schriftspiegels.

Schrift und Hände: Runde oder schmälere frühkarolingische Metzer Minuskel zahlreicher Hände (Bischoff), "die einen Begriff geben von der Mannigfaltigkeit altertümlicher und fortgeschrittener Schriften wie sie in der Übergangszeit in der lothringischen Metropole, vermutlich im selben Skriptorium (Domkapitel?) vorhanden sind" (Homburger). "Script is a well-formed Caroline minuscle by many different hands, some manifestly representing an early stage ... others representing a more advanced development ..." (Lowe, S. 7).

Buchschmuck: Verschiedene Zierschriften in wechselnden Rottönen, so in Nr.1 rote Unzialis für Kapitelüberschriften; in Nr. 3 eckige Majuskeln in Zinnober für Incipit (f. 19v), dazu Namen in Zinnober; Nr. 8, 9, 10 Titel in römischer Capitalis (f. 52v, 53v, 55r), wechselnd in Rot bzw. Tinte, z.T. mit Unzialis vermischt; danach Tagesdaten jeweils in roter Unzialis; 2 einfach verzierte grössere Tinteninitialen (f. 43v, 52v: unziales D, gespalten, mit dreiteiliger Blüte); durch Schnörkel verzierte Kapitelzahlen f. 19v–26v, 30v.

Spätere Ergänzungen: Im Martyrologium verschiedene Randnotizen des 9. Jh., die meist Bezug auf Metz nehmen, so z.B. f. 52r, auf der leergebliebenen Titelseite des Martyrologiums: Sancte Paule apostole, und weiter unten: Amalbertus fuit custos sancti Pauli (Paulskapelle des Domkapitels in Metz); f. 73r Mettis translatio corporis beatae Chlodesinae, f. 90r Mettis locello cuius vocabulum est Senodochium dedicatio ecclesiae sanctae Mariae, f. 103r Mettis dedicatio ecclesiae sancti Gorgonii, etc.

Einband: Mit Papier überzogene weiche Pappdeckel ohne Stehkanten (28 x 17 cm), auf dem Vorderdeckel Titel (17. Jh.?) Confessionarium et Breviarium; Buchblock auf 3 doppelte und 2 einfache Hanfbünde geheftet, keine Kapitale. Rückenüberklebung aus hellem Pergament (wohl Bern, um 1700), mit Rückentitel von der Hand M. Wilds, wohl Confessionarium et Breviarium (verblasst); unten Stempel Cod. 289, darunter alte Sign. Mss.Th.289 erkennbar. Spiegelblatt im Vorderdeckel mit WZ geviertes Wappen: 1) Turm, 2) Doppeladler 3) und 4) steigende Löwen, mit Herzschild Wappen Österreich, darunter das Goldene Vlies hängend: Herkunft Elsass, 1587/1600 (Briquet Nr. 2291); 1 Vorsatzblatt (f. I), wohl zugehörig, aber nicht zusammenhängend, sondern mit Falz um die ersten 4 Blätter gelegt (= alte Reparatur?); 3 Nachsatzblätter (f. II–IV, das erste als Umlauf zum hinteren Spiegelblatt) mit WZ heraldischer Adler mit Herzschild, darunter Hauszeichen mit Initialen S.M. (verwandt mit Briquet, Nr. 1460); vgl. Katalog Andrist, Les manuscrits grecs conservés à la Bibliothèque de la Bourgoisie de Berne (2007), S. 48–50, Fig. 41–42.