Schnyder, Gregor (1642−1708)
Band 1 des sechsbändigen sogenannten Sacrarium Sancti Galli (der zum Zeitpunkt der Handschriftenkatalogisierung von Gustav Scherrer vor 1875 nicht auffindbar war). Die Bände 2 bis 6 des Sacrarium tragen die Signaturen Cod. Sang. 1719−1723. Dieser Band verzeichnet die im Jahr 1693 im Kirchenschatz des Klosters St. Gallen befindlichen Kultgegenstände wie Kelche, Statuen, Monstranzen, Leuchter, kleine Altärchen, Patenen, Rauchfässer, Reliquiare etc. Diese von Pater Gregor Schnyder (1642−1708) zusammengestellte und geschriebene, dem damaligen St. Galler Fürstabt Cölestin Sfondrati (1687−1696) gewidmete Übersicht umfasst historische Informationen zu den einzelnen Kultgegenständen und illustriert die Objekte mit 60 naturgetreu gezeichneten Deckfarbenbildern. Da bei den militärischen Einmärschen von Zürcher und Berner Truppen im Jahr 1712 und von Franzosen im Mai 1798 sowie bei der 1805 erfolgten Säkularisierung des Klosters und der anschliessenden Liquidierung eines grossen Teils des Stiftsbesitzes viele dieser Gegenstände verloren gingen, in Beschlag genommen oder eingeschmolzen wurden, kommt diesem Verzeichnis hohe Bedeutung zu. Verschiedene Arbeiten von namhaften Gold- und Silberschmieden der Frühen Neuzeit (u.a. Hans Jacob Bayr, Augsburg; Heinrich Domeisen, Rapperswil; Fidel Ramsperg, Appenzell; Johannes Renner, Wil) sind nur dank dem Hierogazophylacium (verdeutscht: Heiligschatzbehälter) rekonstruierbar. Andere Kultgegenstände sind heute noch im Domschatz von St. Gallen erhalten, so etwa der heute noch in liturgischem Gebrauch befindliche Löffel des heiligen Gallus (p. 170b) oder die kleine Reliquienmonstranz mit Teilen des Bussgürtels und des Bussgewandes des heiligen Gallus (p. 168b). Ein besonderes Augenmerk richtete P. Gregor Schnyder in seiner Zusammenstellung auf die in den verschiedenen Gegenständen enthaltenen Reliquien; er nannte ihre Herkunft und kopierte Atteste über ihre Echtheit. Der Band wird durch ein in Brauntönen gehaltenes Frontispiz (fol. IIIr) eingeleitet, das die Gründungslegende des Klosters St. Gallen vor dem Hintergrund des Gallusmünsters in der Zeit um 1693 zeigt.
Online seit: 17.03.2016
- Schnyder, Gregor (Autor)
Der fast ausschliesslich in lateinischer Sprache verfasste Band enthält eine aus zahlreichen älteren Quellen geschöpfte Zusammenstellung von Translationen von Heiligen auf dem Gebiet der Fürstabtei St. Gallen. Der primär in chronologischer Reihenfolge geordnete Text wurde vom St. Galler Mönch und Kustos Gregor Schnyder (1642−1708) zusammengestellt, abgefasst und am 19. April 1699 dem Abt Leodegar Bürgisser (Abt 1696−1717) zu dessen Namenstag überreicht. Die Illustrationen in Deckfarbenmalerei fertigte Pater Gabriel Hecht (1664−1745) an. Beschrieben werden eingangs die verschiedenen Translationen der Reliquien des heiligen Gallus zwischen ca. 640 und 1484 (fol. IXv – p. 20) und des heiligen Otmar zwischen 759 und 1692 (p. 24b−99). Es folgen Berichte über die Translationen der Reliquien des Notker Balbulus inklusive der Seligsprechung von 1513 (p. 104b−163) und der zwischen 1623 und 1628 wegen des Neubaus der Otmarskirche notwendig gewordenen Dislokationen der Reliquien von Otmar und Notker (p. 169−286). Es schliessen sich (p. 287−354) Berichte über die Schenkung von Reliquien verschiedener Heiliger von und aus dem Kloster St. Gallen an, unter anderem über die Ankunft von Reliquien der in der Gallusabtei besonders verehrten Heiligen Magnus (898), Constantius von Perugia (904), Remaclus von Stavelot (1035), Fides von Agen (1084), Karl Borromäus (1611), Sigisbert und Placidus aus dem Kloster Disentis (1624) sowie von Bischof Landolo von Treviso (1631). Im hinteren Teil der Handschrift finden sich Aktenzusammenstellungen und Berichte über die Translationen von römischen Katakombenheiligen im 17. Jahrhundert auf das Gebiet der Fürstabtei St Gallen: Geschildert werden (jeweils mit der entsprechenden Vorgeschichte und der Festivitäten) die Translationen von Honoratus in die Klosterkirche St. Gallen 1643 (p. 367b−453), von Antoninus und Theodorus in die Klosterkirche St. Gallen 1654 und in die Klosterkirche Neu St. Johann 1685 und Antoninus 1654 in die Klosterkirche St. Gallen (p. 458−507), von Leander 1652 ins Kapuzinerinnenkloster Maria der Engel bei Wattwil (p. 508−513), von Marinus 1657 in Lichtensteig (p. 518−530), von Theodora 1662 ins Zisterzienserinnenkloster Magdenau (p. 533−539), von Pancratius 1672 in Wil (p. 541−571), von Constantius 1672 in Rorschach (p. 573−644), von Laureatus 1676 in Wildhaus (p. 647−682) sowie von Sergius, Bacchus, Hyacinthus und Erasmus 1680 in die Klosterkirche von St. Gallen (p. 687–747).
Online seit: 26.09.2017
- Schnyder, Gregor (Autor) Gefunden in: Standardbeschreibung
- Bürgisser, Leodegar (Auftraggeber) | Hecht, Gabriel (Illuminator) | Schnyder, Gregor (Autor) Gefunden in: Standardbeschreibung