Einsiedeln, Stiftsbibliothek, Codex 671(655)
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Odo Lang, Katalog der Handschriften in der Stiftsbibliothek Einsiedeln. Zweiter Teil, Codices 501-1318, Basel 2009, S. 235-236.

Manuscript title: [Heiligenleben]
Place of origin: Zürich, St. Verena (Sr. Agnes Föisin)
Date of origin: 15. Jh. (1449).
Support: Papierhandschrift. Wasserzeichen: nicht bestimmbar (im Falz).
Extent: A, B + 164 + Y, Z Blätter
Format: 210 x 135/140 mm.
Foliation: Neuzeitliche Foliierung mit Rötel 1-115, mit Bleistift (19. Jh./P. Gall Morel) 116-164.
Collation: Unbezeichnete Lagen (vorwiegend Quaternionen): 15 IV, III, 4 IV, III. Wortreklamanten unten rechts auf letzter Seite der Lagen.
Page layout: Schriftraum: 140/155 x 105/110 mm. Einspaltig zu 26-27 Zeilen
Writing and hands: Von 1 Hand mit brauner Tinte in deutscher gotischer Schrift geschrieben.
Decoration:
  • Überschriften in roter Tinte.
  • Anfangsbuchstaben als rote, gotische Majuskeln (Lombardenform).
  • Rubriziert.
Binding: 15./19. Jh. - Ledereinband. 2 abgekantete Holzdeckel. Braunes Leder über 3 Doppelbünden im Rücken (rest. 19./20. Jh.). Deckel mit gelb-violett-gemustertem Papier (Blumenmuster) überzogen. 2 Schliessen (verloren).
Contents:
  • 1. Bl. 1r-106v [Dietrich von Apolda: Leben des heiligen Dominikus]
    • (1r) >Dis ist das leben vnsers wirdigen fatters sant dominicus.< Minn von luttrem hertzen vnd ein guͦt gewissne mit unbetrogner trw die ein end ist aller gebotten … (106v) … dz wir dz ewig leben dar jnn ferdienent. A.M.E.N des helf vns gott.
    Zu bemerken: Dieses Leben des heiligen Dominikus ist die oberdeutsche Übertragung der Vita, die von Dietrich von Apolda (Theodoricus <de Apolda>) stammt: ActaSS August 1 (1733) 562-632; BHL 2226.
    Zum Verfasser Dietrich von Apolda, um 1220/30 - nach 1302/03: ECatt 11, 1953, 1927s.; LThK2 3, 1959, 383f.; VerfLex2 2, 1980, 103-110, bes.109 (Lit.); LMA 3, 1986, 1032f.; Kaeppeli, Scriptoris Ordinis Prae- dicatorum 4, 297-301.
    Zu Kolophon, Datierung und Schreiberin s. unten.
  • 2. Bl. 107r-126v [Gregor der Grosse: Leben des heiligen Benedikt] (Auszug)
    • (107r) >Dis ist das leben Sant benedictus.< De heilig bapst Sant gregorius der schribt dz leben Sant benedictus der man ein teil hie hoͤren wirt. Der wirdig vatter Sant benedictus wz geborn von gar edlem wirdigem geschlecht in dem land tùrsÿ … (126v) … wenn wir von dieser zitt scheident dz helfvns gott. A.M.E.N
    Zum Werk zu bemerken: Gregor der Grosse, Der heilige Benedikt. Buch II der Dialoge lateinisch/deutsch. Hrsg. im Auftr. der Salzburger Äbtekonferenz, St. Ottilien 1995. Das Leben wird hier nur auszugsweise wiedergegeben in oberdeutscher Übertragung.
    Vgl. zu diesem Teil der Handschrift: Ruh K., Bonaventura deutsch. Ein Beitrag deutscher Franziskanermystik und -scholastik (Bibliotheca Germanica 7, Bern 1956, 471).
  • 3. Bl. 127r-164v [Thomas von Lentino: Leben des heiligen Petrus Martyr OP]
    • (127r) >Dis ist dz leben des helgen herren sant petters von meilan prediÿer ordens.< Drü ding gebent gezügnüsse jn dem himel, der fatter das wart vnd der heilig geist … (164v) … an dem fier vnd zwengesten tag des mertzen an dem zehedesten jor des gewalts bapst jnnocencius des fierden dises namen. Amen.
      Zu bemerken: Die Lebensbeschreibung des heiligen Petrus Martyr aus dem Dominikanerorden stammt von Thomas von Lentino OP (Thomas <Agnus>, Thomas Agni), † 1277: ActaSS Aprilis III, 694-702; BHL 6721-6726. - Sie ist hier in oberdeutscher Übertragung wiedergegeben.
      Zum Verfasser: ECatt 9, 1952, 1450s.; LThK2 10, 1965, 117; Kaeppeli, Scriptores Ordinis Praedicatorum 4, 325-328; LMA 8, 1997, 704f. Die Schreiberin, Schwester Agnes Föisin, war Ordensfrau im Dominikanerinnenkloster St. Verena in Zürich. - A. Bruckner erwähnt weder diese Schreiberin noch den Codex in seinem Aufsatz: Bruckner A., Weibliche Schreibtätigkeit im schweizerischen Spätmittelalter (Festschrift für Bernhard Bischoff zu seinem 65. Geburtstag, dargebracht von Freunden, Kollegen und Schülern, hrsg. von J. Autenrieth und F. Brunhölzl, Stuttgart 1971, 441-448).
Origin of the manuscript: Kolophone und Datierung: 1. Bl. 106v: Hoͤr fil vnd wenig sag / antwort nüt vf all frag / lüg scheident früntschaft fil / da man den lügen gloͮben wil. - Dis wart vs geschriben an sant johans baptisten abent do man zalt M cccc vnd xlviiij yar (1449, Juni 23) von schwester angnes foͤisinen. 1449.
2. Bl. 164v: gedenkent min durch got schwester angnes (foͤisin zuͦ sant frennen. zürich).
Acquisition of the manuscript: Die Stiftsbibliothek erhielt den Codex 1842; dazu vgl. Morel, Bücherzuwachs I, 45r-v: Diese Inkunabeln und Handschriften erhielt ich den 14ten Jenner aus der Büchersammlung des Frauenklosters zu St. Peter in Schwyz mit Bewilligung der Frau Priorin und der andern Frauen. P. Athanas hatte im vorigen Sommer schon bemerkt, daß dort solche Alterthümer liegen. Ich gebe dem Kloster dafür neue Bücher, woran sie sehr arm / arm sind. Die Pergamenthandschriften hätten sie gerne behalten, weil, wie sie sagten, oft Buchbinder kommen, welche solches Pergament brauchen. Dieß bewog mich um so mehr, diese Sachen, die ohnehin in elenden Winkeln lagen, vor dem Untergang zu sichern. Noch liegen mehr Handschriften und vielleicht kleinere gute Druksachen dort.
Bibliography:
  • Morel, Bücherzuwachs 1, 45r;
  • Morel, Catalogus, Cod. 671;
  • Bruckner, Scriptoria V, 96;
  • Katalog der datierten Handschriften II (Text) 71 (Nr.187);
  • Lang, Verzeichnis, 48;
  • Williams-Krapp W., Die deutschen und niederländischen Legendare des Mittelalters. Studien zu ihrer Überlieferungs-, Text- und Wirkungsgeschichte (Texte und Textgeschichte, Würzburger Forschungen 20, Göttingen 1986);
  • Hohl A., Zürich, St. Verena (HelSac IV.5.2, 1054-1064, bes. 1064).