Aarau, Aargauer Kantonsbibliothek, MsMurQ 12

Bretscher-Gisiger Charlotte / Gamper Rudolf, Katalog der mittelalterlichen Handschriften der Klöster Muri und Hermetschwil, Dietikon-Zürich 2005, S. 136-141.

Avec l'aimable permission de Urs Graf Verlag, Dietikon. L'éditeur détient l'ensemble des droits de publication.
Titre du manuscrit: Arzneibuch
Origine:
Périodes:
  • drittes Viertel des 15. Jahrhunderts,
  • Anfang des 15. Jahrhunderts
Support: Papier.
Wasserzeichen:
  • Teil 1–4 und Teil 7–9: Ochsenkopf, Piccard VII 143/144 (1464–1476) und Krone, Piccard I, 314 (1439–1478);
  • Teil 5: Ochsenkopf, nicht bei Piccard; Teil 6: Ochsenkopf, Piccard IX 7 (1457–1461) und Ochsenkopf, Piccard IX 3 (1459–1462);
  • Bl. 67 Bär, ähnlich Piccard, Vierfüssler, Teil 2, I 697 (1558);
  • Teil 10: Kreuz, vermutlich Piccard III 916 (1402).
Volume: 112 Blätter
Format: 20,5–22 x 14–15 cm
Numérotation des pages: Alte Foliierung: I (nachgetragen). 1–68. 83–114. 114a. 115. 115a. 116. 117. 119–123. 124 (nachgetragen).
Composition des cahiers: 4 VI48 + III54 + VI66 + 268 + V92 + 2 VII119 + II124, nach Blatt 68 fehlen 14 Blätter. Am Ende der Lagen Anzahl der Blätter angegeben.
Mise en page: Unliniiert, Schriftraum teilweise mit Stift- und Tintenlinien begrenzt, Schriftraum 14–18,5 x 8,5–12, 25–33 Zeilen.
Type d'écritures et copistes: Jüngere gotische Kursive und Bastarda mit Schleifen von zahlreichen Händen.
Décoration: Teil 1, Teil 5, Teil 6, Teil 9 und Teil 10 rubriziert.
Ajouts: Zeitgenössische und spätere Korrekturen. 49r, 63v68r, 101v102r am unteren Rand Nachträge, 16. Jh.
Überschriften, 16. Jh.:
  • 1r Item ettlich guͦte stuck zu mancherley krancheit und aller meist fon dem houptt wee und schwindell
  • 13r Item ettliche lattweren zu machen als kütten, erpsell, klein berlin
  • 25r Item allerley stück für die pestellencz und anders
  • 37r Item fon tugend ettlicher krütter wor zuͦ man sy bruchen mag in zuͦ fellen
  • 49r Item fon kraft und tugend ettliches gewürcz als über negelin
  • 92v Item für die figwerczen ouch wie man zucker filetten und zucker küchlin und anders machen soll
  • 93r Item zuͦ fillerley gebresten, zun ougen, houptt, stein, grien und hertzen
  • 107r Item das ist fon stuͦllgan, afttren, bermuͦtter‹; 120r ›Item ein stück fon harn zu besechen‹.
Reliure: Kartoneinband, mit Pergament bezogen, 20. Jh. Spiegel- und Vorsatzblätter (I, 124) neu. Restauriert 1981. Im hintern Deckel Umschlag mit Fotografien des ursprünglichen Einbands. Ursprünglicher Koperteinband: Pergamentblatt mit kirchenrechtlichen Quästionen, 13. Jh.–14. Jh.
Origine du manuscrit: Südwestdeutsch, in hoch- und niederalemannischer Mundart geschrieben.
Provenance du manuscrit: Im vorderen Deckel Exlibris des Klosters Muri (Wegmann 5121).
Acquisition du manuscrit: 1r, 31r, 82r[83r], 92v, 108r, 123v Stempel Kantonsbibliothek Aargau, 19.–20. Jh.
Unité codicologique: Teil 1
Sommaire:
  • Ir-v leer.
  • 1r-12v Regimen. Vom Kopfweh bis zu Unterleibsleiden. Fragment. Prolog: [G]ot allein neret alle siechtagen sprichet Mesue der heidesche meister ein grosser artzat am anfange siner praticken
    • (2r) Text: Nun wil ich anfachen an siechtagen des höbtes die sind in vil underscheid
    Bricht 12v im Kapitel Für die schründen oder essen an den billeren oder leftzen ab.
    Weiteres Fragment: Teil 9, 108r117v.
Unité codicologique: Teil 2
Sommaire:
  • 13r Latwergenrezepte. Item disze latwergen die ist guͦt vir der lungen uf stigen. Nim burresch blümlin zwey lot
    Entspricht teilweise 18r; von der gleichen Hand ähnliche Rezepte Teil 7, 83r.
  • 13v leer.
  • 14r-17r Kochrezepte. Unter anderem für Fisch, Feigensulz, verlorene Eier. Wiltu dru essen machen dryerley von einem visch dz der fisch denacht gantz belib
  • 17r-v Medizinische Rezepte. Unter anderem gegen Augen- und Ohrenleiden, Ruhr, Verbrennungen. Item wer ein tüncklin habe in den ögen, es sig alt oder jung wie lang er es gehept hat, der brenne ein wasser von omesse
  • 18r-22r Latwergenrezepte. Unter anderem aus Erbsen, roten Beeren, Maulbeer. Item die latwergen für die lungenfüle. Item nim burretz blümlin zwei lod
  • 22r-v Pestrezepte. Unvollständig. Dis ist wie man dz wasser sol machen für die pestilentz. Item man sol nemen bybinellen wurtzen
    Bricht mitten im Satz auf der Mitte der Seite ab.
  • 23r24r Medizinische Rezepte. Unter anderem gegen Blasensteine, Geschwüre, Blutstillung. Wissen dz ir für dz gruͦn söllent nemen peterlin somen
  • 24v leer.
Unité codicologique: Teil 3
Sommaire:
  • 25r-27v Medizinische Rezepte. Unter anderem gegen Blasensteine, Gallenleiden sowie vier Rezepte für goldenes Wasser. Ein bulfer zuͦ machen ein wasser und ein salb für ful fleisch
  • 27r >Dz guldin wasser< Item zuͦ dem ersten nim 1⁄2 lb. ingber 1⁄2 lb. negelin
  • 28r-30v Harntraktat, überwiegend nach dem Bartholomäus. >Wie man den harn gesechen sol< Dis hat meister Bartholomeus von Kriechenland gemachet und seit von dem harne: Ein jeclicher mönsch ist geschaffen von den vier elementen …–… Dis ist genuͦg geret von dem harn.
    Entspricht teilweise dem Bartholomäustext bei Franz Pfeiffer, Zwei deutsche Arzneibücher, in: SAW. PH 42, 1863, S. 127, Zeile 24–S. 129, Zeile 28, S. 131, Zeile 4–21.
  • 31r Medizinische Rezepte. Unter anderem gegen Geschwüre, Schweiss. Item wer die gelsucht het der neme iii schlechen und binde eine uff das hercz
    Entspricht 35v36r.
  • 31v-32r Pestregimen. Item für die pestilencz sol man dise ding tuͦn. Die schloff kameren söllen beschlossen sin tag und nacht …–… so ist er genessen etc.
    Entspricht Teil 8, 94r
  • 32v-33r Medizinische Rezepte. Unter anderem gegen Diarrhöe, geschwollene Füsse und Augenleiden. >Wer zuͦ vil stuͦl gengen hat< Item nim roß zot so er erst von dem roß valt so wer er zuͦ dem besten
    Entspricht Teil 8, 94r95r.
  • 33r35v Pestregimen. Nachtrag. >Dis ist für den gebresten und ist von Paris komen< Von ersten so flüch dz ist das best …–… dz die hicz nit zuͦ dem herczen gang.
    Entspricht nicht dem Text bei Karl Sudhoff, Pestschriften nach der Epidemie des „schwarzen Todes“ 1348, VII, in: Archiv für Geschichte der Medizin 8, 1915, S. 182f.
  • 35v Rezept gegen die Schwindsucht. >Für die swin sucht.< tem nim erbsel rinden die mittlin und die rotten buggen
  • 35v-36r Medizinische Rezepte. Unter anderem gegen Geschwüre, Schweiss. >Von der gelsucht.< Item wer die gelsucht het der neme iii schligen und binde eine uff dz hercz
    Entspricht 31r.
  • 36r-36v Item für die pestilencz sol man diße ding tuͦn. Die sloff kameren söllen beschlossen sin tag und nacht
    Entspricht 31v32r, Schluss Teil 8, 94r.
Unité codicologique: Teil 4
Sommaire:
  • 37v-38r Medizinische Rezepte. Unter anderem gegen Magenleiden, Schlafstörungen, Bettnässen. Anfang fehlt. // du solt nemen abschnit ein teil giches ii teil welsch erbs
    • >Wer ze vil schlofft< Der sol nämen sinwel, nießwurczen
    Unter anderem ähnliche Rezepte bei Ulrike Ott-Voigtländer, Das St. Georgener Rezeptar, Teil 1, Würzburg 1979, S. 37.
  • 38v-48v Kräuterheilmittel. Feldkumi ist guͦt und hilfet dem, dem der mag erkalttet ist
    Ab 40v mit Angabe der Qualitäten. Wermuͦtt ist kalt und trocken
Unité codicologique: Teil 5
Sommaire:
  • 49r Rezept gegen Zahnschmerzen. Item rosmarin bluͦmen gettertt und gebülfertt
    Nachtrag.
  • 49v leer.
  • 50r Latwergenrezept. Wiltu ein guͦtte öppfel lattwerge machen so beschnid die öppfel
  • 50r-52r Medizinische Diagnostik und Rezepte. Item wiltu wüssen ob der siech mönsch stirbet oder geniset nim nesslen und güß sinen harn dor uff
    Entspricht teilweise dem Bartholomäustext bei Franz Pfeiffer, Zwei deutsche Arzneibücher, in: SAW. PH 42, 1863, S. 135, Zeile 20–24.
    • >Der nit reden mag< Item welen mönschen gechlich we wird dz nit reden mag nim boleygen
  • 52r-54v Kräuterheilmittel. >Hie noch stot die nattur oder krafft ettlicher krüter als es leret Galienus der natturlich meister< Zuͦ dem ersten. Item galgenwurzen hand die krafft und tugent so du wilt lossen so hab sy zwischen den zenen
Unité codicologique: Teil 6
Sommaire:
  • 55r-57r Medizinische Rezepte. Gegen Augenleiden. >Das ougenbulver für die wasser vel und für die snebelczen und für die flemlin in den ougen< Dis bulfer dz hie noch geschriben stott ist guͦtt für wasser vel in den ougen
  • 57v-59v Latwergenrezepte. >Merretich lattwerg< Dis ist wie man ein gütte lattwerg machen sol die gesund ist für dz geswer in der brust
    • (59r) leer.
    • (59v) >Hie noch wil ich dich leren ein lattwergen machen für die pestilencz < Nim i lod mirren und ii lod holwurtz
  • 60r leer.
  • 60v-61v Branntweintraktat. >Hie wil ich dich leren von der tugend und kraft des gebranten wines < Meister Ypocras und Galienus der meister fundent die kunst von dem gebranten win
    Mit keiner der bei Gundolf Keil, Der deutsche Branntweintraktat des Mittelalters, in: Centaurus 7 (1960–1961), S. 53–100 gedruckten Fassungen übereinstimmend.
  • 61v-62r Medizinische Rezepte. Gegen Augenleiden. >Dis ist wie man dz ougenwasser machen sol dz die meister also kostlich schetzen < Item des ersten sol man nemen verbenen, andifien, bethenien, wild rot rosen
    Nachtrag.
  • 62v-63r leer.
  • 63v-68r Nachträge. 16. Jh. Anweisungen zur Herstellung von Geheimtinte, eines Bienenlockmittels, dauerhaftem Schuhleder, Elfenbeinersatz, Zauberlampen, von Mitteln gegen Trunkenheit und anderen. Einzelne Wörter in Geheimschrift.
  • 68v Notizen.
  • Bl. 69–82 fehlen.
Unité codicologique: Teil 7
Sommaire:
  • 83r Latwergenrezepte. >[D]iß noch gonden geschriben latwergen lert uns meister Heinrich Fründ der des Niol [sic] der stat artz wz <
    • Item die erste latwergen ist guͦtt und zuͦ dem magen
    • Item die latwergen ist guͦtt zuͦ der lungen uf stigen. Nim zwey lot burrsch blümlin
    Von der gleichen Hand ähnliche Rezepte Teil 2, 13r.
  • 83r-84r Rezepte für Konfekt. Item in ein pfund zucker nim ii lot ziment und ii [lot] ingber und ein quinsit negilin
  • 85r-91v Medizinische Rezepte. Unter anderem für Augenwasser und Wundpulver, gegen den Kropf, Brust-, Herz- und Leberleiden, Menstruationsstörungen, Gliederschmerzen
    • >Wie man pilily vite machen sol< Item zuͦ dem pily vite gehört ii lod ales i lod mirren i lod safren
      Namentlich werden aufgeführt: 86r Johannes Minnch ein clerick Wirtzburger bistüms hat dis geben sinen frowen an den steinen; 87r [D]is noch gonen latwergen lert uns meister Heinrich.
  • 92r leer.
  • 92v Überschrift, siehe oben.
Unité codicologique: Teil 8
Sommaire:
  • 93r Überschrift, siehe oben.
  • 93v leer.
  • 94r Pestregimen. // ruemete so sol man nemen ein grün eychen loub dz sol man im in geben in den mund
    Fortsetzung von Teil 3, 36v; entspricht Teil 3, 32r.
  • 94r-95r Medizinische und kosmetische Rezepte. >Von dem fel in den ougen<
    • Es spricht Ypocras: Wer dz fel in den ougen hab der brenne einer swarczen kaczen houbt zuͦ bulfer
      Entspricht dem Bartholomäustext bei Franz Pfeiffer, Zwei deutsche Arzneibücher, in: SAW. PH 42, 1863, S. 139, Zeile 28–32.
    • >Für flecken‹< Süt hebren mel mit esich
  • 95r-97v Rosmarintraktat. >Meister Vitalis de Furno ein cardinal und ein grosser arczit schribt in sinem buͦche genant der armen stacz in dem capittel R von vil krefften der stüdlin roßmarin< Item roßmarin blömen und bind die in ein lynen secklin und loß die in wasser sieden
    Deutsche Übertragung des Rosmarinkapitels, Johannes Vitalis a Furno, Pro conservanda sanitate, verglichen mit dem Druck Mainz 1531 (VD 16 V 1756), S. 232–234.
    • (97r) >Item es schribet ein ander grosser meister und arczat vil tugend und krafft von dem edlen krutt dz man heisset roßmarin< Item der win der gekochet oder gesotten wirt do mit
  • 97v-106v Medizinische Rezepte. Unter anderem gegen Kopfweh, rote Augen, Halsweh, zur Herstellung von Abführmittel, von Mitteln gegen Geschwüre, Hautkrankheiten, Zahnweh, Herz-, Lungen- und Magenleiden, Schlafstörungen. >Für dz sussen der oren< Dis noch gond sint gar nücz g tt arcznig. Du solt nemen habren und t den in ein kesselin und süd in wol
    Namentlich ist genannt:
    • (100r) Item es schribet Galienus der meister: Wer den gebresten hat von dem griene
    • (102v) Wem die zen we tuͦnt der neme pfeffer korn
      Entspricht dem Bartholomäustext bei Franz Pfeiffer, Zwei deutsche Arzneibücher, in: SAW. PH 42, 1863, S. 139, Zeile 8–9, 13–15, S. 139, 33–S. 140, 2.
    • (106v) Bartholomeus schribet für die würme die der mönsch in sinem lib hat
      Entspricht Ulrike Ott-Voigtländer, Das St. Georgener Rezeptar, Teil 1, Würzburg 1979, S. 36 Nr. XX.
Unité codicologique: Teil 9
Sommaire:
  • 107r-107v Medizinische Rezepte. Item anfrasy oder ögen clar viii lod coriander sod rom kümi Dis ist ein ander pratica und guͦt. Item nement ein lod mastix, item ein halb lod diagrideris
    Herstellung einer Panacee in Pillenform. Bricht 107v unten im Satz ab.
  • 108r-117v Regimen. Vom Kopfweh bis zu Unterleibsleiden. Fragment. // hie uff stot von krimen schniden uff stossen dz hinden noch gegichte do von kumet
    • (109r) Stuͦlgang oder dz ußlöffe ist mangerley doch teilet man sy in dryerley st lgenge der ein heisset lyentema
    Bricht im Kapitel Für den brant oder offresse ab. Weiteres Fragment: Teil 1, 1r12v.
  • Bl. 118 fehlt.
  • 119r-v Rezept zur Herstellung einer Panacee. In Christo Iesu min getrüwer lieber hie hab ich üch dz bulver verzeichnet wo für es guͦt Item man sol nemen ein schüssel vol blümlin von isenkrut
Unité codicologique: Teil 10
Sommaire:
  • 120r-123v Ortlof von Baierland, Arzneibuch. Harnlehre. Fragment, verbunden. // eime muͦselin oder warynne es sie. Es sint öch etlich lüte die die ertzenige zuͦ hant lossent …–… So der meister den harn an siht so sol er mercken obe des harnes //
    James Follan, Das Arzneibuch Ortolfs von Baierland, Stuttgart 1963, S. 90, im Kap. 23– S. 95, Anfang Kap. 35. Reihenfolge der Blätter: 120, 122, 121, 123. Gundolf Keil, Artikel Ortolf von Baierland, in: Verfasserlexikon2, Bd. 7 (1989), Sp. 67–82.
  • 124r-v leer.