Zürich, Schweizerisches Nationalmuseum, LM 26117
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Beschreibung bearbeitet und Literaturverzeichnis ergänzt von Marina Bernasconi für das Internet, 2017; auf der Grundlage von: Das Graduale von Sankt Katharinenthal. Kommentar zur Faksimile-Ausgabe, mit der Einführung von A. A. Schmid, und Beiträgen von E. J. Beer, A. Knoepfli, P. Ladner, M. Lütolf, D. Schwarz, L. Wüthrich, Luzern 1983.

Titre du manuscrit: Graduale von Sankt Katharinenthal
Origine: Hochrein (vgl. Kessler, S. 307)
Période: um 1312
Support: Pergament
Volume: 314 Bl.
Format: 490 x 345 mm
Numérotation des pages: moderne Bleistiftfoliierung oben rechts in arabischen Ziffern von 1-314. Die ff. 4r-155v, d.h. bis zum Ende des Temporaleteils, besitzen eine originale Foliierung mit roten Ziffern (I-CXLII). Dabei handelt sich nicht eigentlich um eine alte Blattzählung, sondern um einen Verweis auf die Vorlage des Graduale von St. Katharinenthal, nämlich das Graduale im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg (Hs. 21.897, vgl. Ladner, Kommentarband, S. 295s.)
Ab f. 248r setzt noch einmal eine römische Foliierung ein, die bis zum Ende der Hs. durchgezogen wurde (I-LXVIII, Ziffer XXXVIII übersprungen).
Composition des cahiers: A + 1, 7 VI, VI-1 (Blatt zwischen ff. 87 /88 herausgeschnitten), 4 VI, V+1 (f. 155 Nachtrag), VI-1 (Blatt zwischen ff. 158 /159 herausgeschnitten), 10 VI, V, die 27. Lage besteht aus 3 Doppelblättern, einem losen Blatt und einem beigefügten Doppelblatt; 1+I; I, III (f. 311 ist an f. 310 angeklebt). Für die Lagenbestimmung vgl. Ladner, Kommentarband S. 296. Reste von Reklamanten am Ende der Lage (96v) oder am Anfang der Lage (145r, 239r, 263r).
Etat: restauriert 1986/87 durch die Bayerische Staatsbibliothek München unter Leitung von Karl Dachs. Bei dieser Restaurierung kamen ein vorderes und ein hinteres Spiegelblatt mit Responsorien des Fronleichnam-Offiziums zum Vorschein (s. Knöpfli, S. 172).
F. 144a wurde schon im 14. Jh. herausgetrennt, f. 315, evtl. auch 316 fehlen, f. 87a und 158a wurden im zweiten Viertel des 19. Jhs. Opfer eines Initialenraubes durch den damaligen Besitzer Castell (s. Provenienz).
Mise en page: Tintenlinierung und Zirkelstiche für die Text- und Notenzeilen teilweise sichtbar; Schriftspiegel 315 x 205 mm, 9 Zeilen. Bei den grossen Initialen sind Nadelstiche entlang der Rahmenleiste sichtbar (vielleicht für die Befestigung eines Seidenläppchens, s. Reste von einer Schnur in der Initiale auf S. 189v).
Type d'écritures et copistes: gotische Textura von einer Hand (vgl. Ladner, Kommentarband, S. 296-297).
Notation musicale: 9 Noten-Text-Corpora mit Choralnotation auf rotem Vierlinienschema.
Décoration: Für eine genauere Beschreibung mit ikonographischen Angaben der Initialen vgl. Beer, Kommentarband, S. 104-178.
Für die Typengliederung der Initialen und ihre stilkritische Analyse vgl. Beer, Kommentarband, S. 179-202.
  • Rubriken und Überschriften rubriziert.
  • Cadellen mit Federstrichverzierung rot und schwarz am Anfang des Gebetstexte.
  • Anfänge der Gebetstexte rot und ausgezeichnet.
  • Heiligennamen in schwarzen fleuronnierten oder in rotblauen Majuskeln geschrieben (z.B. 88r: Jesus Christus; 158v In medio; 159r, 160r, 177v, 179r, 265r, 265v, 309r, 309v, 310v Johannes; 164v Paulus; 168v Agatha; 173v, 185r, 263r Dominicus; 175v Corona domini; 171r, 183v, 187v, 188r-189r, 190v, 191r, 231r, 233r, 235r, 237r, 258v, 263r, 268r, 269r, 273r, 274v, 276v, 286r, 310r Maria; 293r Nicolaum; 198r Katherina.
  • abwechselnd rote und blaue Lombarden mit Fleuronnée am Anfang der Einleitungen zu den Tagesoffizien, zu den Ordinariumsgesängen im Kyriale und zu den Strophenanfängen des Sequentiars. In oder neben den Leisten finden Monster, Vögel, anthropomorphe Drachen usw. Platz (z. B. 59r, 66v, 133r) Ab. 299r keine Fleuronnée mehr ausgeführt.
  • 304v: Initiale mit Fleuronnée und Lamm-Christi, von einer anderen Hand.
  • 15 grosse, reich ornamentierte Fleuronnée-Initialen mit Leisten/Zierstab, die den Text umrahmen (47r; 91r, 98r, 101v, 129r, 154r, 156r, 157v; 183r, 192r, 194r, 217v, 260r, 266v, 299r).
    2 wurden nachträglich mit Deckfarbenminiaturen übermalt (119v, 123r, vgl. Beschreibung unten); eine Filigrane mit nachträglich eingefügter Miniatur (154r).
    Die Fleuronnée-Initiale auf S. 309r ist von einer späten, aber noch dem 14. Jh. angehörenden Hand.
  • 26 kleinformatige Bildinitialen.
  • 41 grossformatige Bildinitialen.
  • 5 I-Initialen (auch Initialstäbe genannt).
  • Fragmente aus Blatt 87a und aus Blatt 158a.
    • Liste der Bildinitialen:
    • 3v A[d te levavi]. Adventsbild. Im Bogen der Ranke kniet ein weltlicher betender Stifter.
    • 13v M[emento nostri domine]. Priester und Leviten befragen Johannes den Täufer.
    • 16r D[ominus dixit]. Bileams Vision des Jakobssternes (s. auch Wehlri-Johns S. 256).
    • 18v P[uer natus est]: Geburt Christi und Verkündigung an die Hirten. Auf dem äusseren Rand links zwei weltliche kniende Stifter.
    • 21r E[cce advenit dominator]: Taufe Christi.
    • 90r N[os autem gloriari]: Kreuztragung Christi. In der unteren Hälfte der Miniatur knien ein adeliger Stifter und seine Gemahlin.
    • 102r R[esurrexi]: oben Auferstehung Christi, unten Petrus und Johannes kommen zum leeren Grab des Herrn. Unterhalb der Initiale kniet auf dem Blattrand ein Stifterpaar.
    • 119v V[iri Galylei]: Himmelfahrt Christi. Am Rand links kniende und betende Dominikanerin.
    • 123r S[piritus domini]: Pfingsten. Am unteren Rand knien drei Stifter: ein tonsurierter Mönch und zwei junge Männer.
    • 153v P[salle Christus]: Jüngstes Gericht.
    • 154r I[ohannes virgo beatus]: Johannes und kniende Dominikanerin (Initiale mit nachträglich eingefügter Miniatur).
    • 157r S[tatuit ei dominus]: Der Hl. Nikolaus von Myra und Bari ruht im Grabe. Neben dem Grab hält eine Dominikanerin einen Kelch.
    • 158v I[ocunditatem]: Stehender Johannes Evangelist. Zu beiden Seiten der Initiale kniet eine Stifterfigur, links ein junger Mann und rechts eine Dominikanerin.
    • 159r 6 Bildinitialen zur Johannessequenz
      • Johannes betet am Altar. Am linken Rand kniet eine betende Dominikanerin, durch eine rote Beischrift als S[oror] K[atharina] de Radegge bezeichnet.
      • Johannes kniet vor Christus.
      • Johannes und der Jüngling, der zum Räuber wurde.
      • Johannes und der Prophet Ezechiel.
      • Johannes spricht zu einer nimbierten Frau.
      • Johannes und der Engel der Apokalypse.
    • 159v 4 historisierte Initialen zur Johannessequenz
      • Johannes spricht zu seinen Jüngern in Ephesos.
      • Johannes und Katharina de Radegge, mit Nimbus (!), und Bezeichnung soror Katherina de Radegge.
      • Johannes am Schreibpult.
      • Johannes trinkt, ohne Schaden zu nehmen, den Giftbecher des Aristodemus.
    • 160r 6 historisierte Initialen zur Johannessequenz
      • Johannes erleidet in Rom das Ölmartyrium.
      • Johannes verwandelt Kiesel in Edelsteine.
      • Johannes verwandelt Zweige in Gold.
      • Erweckung der Verbrecher.
      • Johannes im Gespräch mit Häretikern.
      • Johannes thront auf einem Regenbogen.
    • 160v 5 historisierte Initialen zur Johannessequenz
      • Christus spricht zu Johannes.
      • Johannes und ein Engel der Apokalypse.
      • Botschaft an Smyrna.
      • Johannes spricht zu einer Frau (Ecclesia).
      • Johannes sitzt neben einer Frau und spricht mit ihr.
    • 161r 2 historisierte Initialen zur Johannessequenz
      • Christus-Johannes-Gruppe.
      • Schwester Katharina von Radegge kniet vor Johannes; mit roter Tinte unten bezeichnet als S. K. de Radegge.
    • 161r H[ic est discipulus ille]: Christus im Gespräch mit Johannes und Petrus. Daran anschliessend unten eine kleine Miniatur mit der knienden Dominikanerin Klara von Lindau; unten rot die Bezeichnung S. Clara de Lindowe.
    • 161v E[xiit sermo]: Christus und seine Jünger verkünden Johannes den Tod (unten); Johannes predigt zum letzten Mal vor der Gemeinde von Ephesos (oben).
    • 163v M[e expectaverunt]: Die hl. Agnes erscheint ihren Freunden. In den Voluten der Blütenranke unten knien drei Dominikanerinnen.
    • 164v L[etemur omnes]: Enthauptung und Aufbahrung des hl. Paulus. In einer Volute der Ranke unten knien drei betende Dominikanerinnen.
    • 166v S[uscepimus deus]: Darbringung Christi im Tempel.
    • 168v G[audeamus omnes]: Die hl. Lucia betet am Grab der hl. Agathe; beide Figuren sind durch rote Beischriften gekennzeichnet Sca. Lucia und Sca. Agatha. Zur Linken der Hl. Agathe kniet die kleine Figur der S. K. de Radegge.
    • 170v R[orate coeli]: Verkündigung an Maria. In der Notation unten nachträglich eingefügt die winzige Figur einer knienden Dominikanerin.
    • 173r P[rotexisti me deus]: Ermordung des Petrus von Verona. In der Notenzeile unterhalb des Bildfeldes kniet die kleine Figur einer Dominikanerin.
    • 175v G[audeamus omnes]: Dornenkrönung Christi. In der Notenzeile unterhalb des Bildfeldes kniet die kleine Figur einer Dominikanerin.
    • 177v N[e timeas Zacharia]: Verkündigung der Geburt des Johannes an Zacharias. In einer Spirale der Ranken kniet eine Stifterfigur; neben ihm das Wappen der von Stoffeln.
    • 178r F[uit homo missus]: oben Johannes der Täufer verkündet das Erscheinen Christi, unten Johannes der Evangelist schreibt im Evangelium.
    • 178v D[e ventre matris]: Geburt Johannes des Täufers. In zwei ovalen Feldern der Ranke unten knien ein nicht näher bestimmbarer Johanniterordensritter und ein Dominikaner.
    • 179v T[u puer propheta]: Namengebung vor der Beschneidung Johannes des Täufers. Auf dem seitlichen Rand hält eine Frau einen Knaben mit einer Schreibtafel bei der Hand.
    • 181v N[unc scio vere]: Der gekreuzigte Apostel Petrus von Jüngern umgeben. In einer grünen Ranke unten kniet eine Dominikanerin.
    • 182r S[cio cui credidi]: Bekehrung des Apostels Paulus.
    • 183v M[ichi autem nimis]: Enthauptung des Apostels Jakobus des Älteren. Unterhalb der Miniatur kniet, rot beschriftet, S. Katherina de Radegge.
    • 185r P[ie pater Dominice]: Christus sendet den Predigerorden in die Welt. Zwischen den Angehörigen des männlichen und weiblichen Zweiges des Ordens kniet eine kleiner gegebene Dominikanerin. In der oberen Ecke rechts erscheint in einem Clipeus die aufrechtstehende Hand Gottes. Ihr entspricht auf f. 185v ein bleiches Sonnengesicht (möglicherweise Lesezeichen?).
    • 188r G[audeamus omnes]: Christus und Maria krönen eine gekrönte und nimbierte kleine Frauengestalt. In einer grünen Ranke unten kniet eine Dominikanerin.
    • 188v H[odie Maria virgo]: Tod Marias. In einer unten an die Initiale herangeschobenen Leiste übereinander drei kniende Figuren, ein weltlicher Stifter und zwei Dominikanerinnen.
    • 189v O[s iusti]: der hl. Bernhard von Clairvaux, Maria (?), Dominikus (?). Auf der untersten Notenzeile knien zwei Zisterziensermönche und eine Dominikanerin.
    • 190v M[isso herodes]: Enthauptung Johannes des Täufers.
    • 190v G[audeamus omnes]: Geburt Mariae.
    • 196v S[tatuit ei dominus]: der Hl. Martin teilt seinen Mantel mit dem Bettler. Im unteren Bildfeld kniet ein vornehmer weltlicher Stifter.
    • 197v G[audeamus omnes]: Engel bestatten die hl. Katharina auf dem Sinai.
    • 198r M[ichi autem]: Jesus unterweist seine Jünger.
    • 231v S[alve sancta parens]: Maria auf dem Thron Salomons. In der Ranke unterhalb der Initialminiatur knien zwei Dominikanerinnen, eine von ihnen ist durch eine rote Beischrift als S. Katherina de Radegge gekennzeichnet.
    • 258v A[ve Maria]: Maria-Ecclesia und Johannes der Evangelist.
    • 263r L[audes ergo]: Der hl. Dominikus krönt eine Dominikanerin, Schwester Katharina Hernazzen (oben, mit schwarzer Tinte Swest[er] Kath[e]rina h[er]n azzen. (vgl. Beer, Kommentarband, S. 170 Anm. 227a)
    • 264v G[abrielis vox iocunda]: Johannes der Täufer huldigt dem Jesusknaben. Im Oval der Blumenranke unten kniet ein weltlicher Stifter mit dem Wappen der von Stoffeln (drei rote Löwenpranken auf weissem Grund) (vgl. Beer, Kommentarband, S. 172 Anm. 219)
    • 291r C[lari duces]: Petrus und Paulus. Zu Füssen der Heiligen kniet eine Dominikanerin.
    • 293r L[statt N = Nicolaum armonye]: der hl. Nikolaus befreit Adeodatus. Im Initialfeld links stehen drei Dominikanerinnen. Unten, im inneren Rand zwei kniende betende Jungen; darunter knien übereinander auf dem seitlichen Rand zwei junge weltliche Stifter.
    • I-Initialen (ganzseitig) zu zehn, sechs und fünf Medaillons:
    • 158v: I[n medio]: Szenen aus dem Leben des Evangelisten Johannes. In den Ranken am unteren Rand knien links zwei weltliche Stifter und rechts zwei Dominikanerinnen. Von unten:
      • Johannes und der Jüngling mit dem Bogen;
      • Verklärung Christi;
      • Jesus erscheint nach der Auferstehung den Jüngern am See Tiberias;
      • Johannes bringt durch sein Gebet einen Tempel zum Einsturz;
      • Johannes erweckt Drusiana in Ephesos;
      • Johannes wird vom Bischof von Ephesos eingeholt, in dessen Händen ein Schriftband verkündet "Benedictus qui venit in no[m]i[n]e d[omi]ni";
      • Johannes betet vor der Niederschrift des Evangeliums;
      • Vision von den 7 Leuchtern;
      • Niederfall des Johannes vor einem der 7 Engel;
      • Verkündigung des Todes an Johannes.
    • 161v I[ustus ut palma florebit]: 4 Szenen in Medaillons zu Tod und Verklärung des Johannes evangelistae. In den Voluten der Blattranke knien oben zwei Dominikaner und unten zwei Dominikanerinnen. Von unten:
      • Johannes erwartet seinen Tod (?);
      • Christus ruft Johannes aus dem Grabe zu sich;
      • Verehrung des Johannes-Grabes;
      • Johannes Verklärung zwischen Christus und Maria.
    • 184v I[n medio ecclesie]: Der Hl. Dominikus mit Angehörigen seines Ordens. Der Buchstabenkörper der Initiale ist in längsovale Medaillons unterteilt, wo verschiedene Dominikaner Platz finden. Von oben: der Hl. Dominikus, es folgen paarweise sieben Predigermönche und der Hl. Petrus von Verona mit Märtyrerpalme. Am Fussende rechts schliesst sich ein Bildfeld mit einer knienden betenden Dominikanerin an. Vielleicht handelt es sich um eine Nonne aus dem Geschlecht der von Hewen, deren Wappen samt Helmzier auf dem äusseren Blattrand gemalt ist: geteilt von Schwarz und Gelb, im schwarzen Feld ein weißer Stern.
    • 190r J[ustus ut palma]: 6 Darstellungen in Medaillons aus dem Leben Johannes des Täufers. Von unten:
      • Maria besucht Elisabeth
      • Johannes der Täufer in der Wüste;
      • Johannes predigt dem Volke Busse,
      • Johannes mit "Agnus Dei"-Scheibe weist auf Christus und spricht zu seinen Jüngern "sehet das Lamm Gottes",
      • Der Auferstandene führt Johannes d. Täufer und die Heiligen des Herrn aus der Vorhölle;
      • Jüngstes Gericht.
    • 261v I[n celesti yerarchya]: Die Entrückung des hl. Dominikus (Himmelsreiter). Von unten: Dominikus vor einem Lesepult; eine Nonne kletternd (am Rand, rot, als S. K. de Radegge beschriftet); Dominikus kletternd (am Rand, rot Sancte Dominice) und von einem Engel unterstützt, ein Engel steigend und ganz oben Maria und Christus die Leiter haltend.
  • Fragmente der fehlenden Blätter 87a und 158a (vgl. Wüthrich, Kommentarband, S. 92-99)
  • Für eine genauere Beschreibung mit ikonographischen Angaben der Initialen vgl. Beer, Kommentarband, S. 104-178.
    Für die Typengliederung der Initialen und ihre stilkritische Analyse vgl. Beer, Kommentarband, S. 179-202.
Ajouts: diverse Korrekturen überall im Text;
Einschübe und Nachträge von verschiedenen Händen (vgl. Ladner, Kommentarband S. 321-323):
  • 299r-302r: Sequenzen und Tractus
  • 302v: Sanctus mit tropiertem Hosanna angeli et archangeli. Unten der Name Albertus und daneben die Zeichnung eines Mönchkopfes
  • 304v-305r: Alleluia-Verse
  • 305r-v: Sanctus
  • 305v: Verschiedene Einschübe im Proprium de Sanctis
  • 306r-308v: In festo s. Vincentii (Ferrerii) conf.
  • 311r-314v: Sequenzen
  • Hintere Innenseite: Anhang: Proprium de Sanctis

Marginale Ergänzungen von verschiedenen Händen und verschieden Epochen (z.B. 36v, 128v, 131r).
Reliure: wohl aus dem späten 15. Jh. Holzdeckel mit Schweinsleder überzogen, je 5 Eisenbeschläge mit Buckeln, unten je 2 Einsteckhaften für das Chorpult. Von den ursprünglich 4 Schliessen ist nur noch die untere intakt. Am Schnitt Reste einer gelblichen Einfärbung, am Vorderschnitt zweierlei Signakel: 1. Einzelne farbige Hanfschnüre, 2. Pergamentstreifen, nummeriert von 1 bis 43, um die Stellen mit Miniaturen zu bezeichnen.
Schutzlasche aus Hirschleder für die Schliessenseite.
Sommaire:
  • Vordere Innenseite chronikalischer Eintrag: An der Trinitas abent do warn ains und / und sehzech iar daz diese convent in dis / kloster gie do man zalt von unsers heren / gebuᵒrt dro/e/zehen hundert iar und / zwelf iar und zweilinige Notation eines Kyrie (vgl. unten Entstehung der Handschrift).
  • 1r-1v zwei Kalendertafeln zur Berechnung des Weinachts- und des Osterfestkreises (vgl. Ladner, Kommentarband, S. 324-325.
  • 2r-3r Tonar Gloria patri Sicut erat in principio
  • 3r-3v Aspersionsantiphonen >Ad aspersionem aque benedicte extra tempus paschale antiphona< Asperges me domine …–… Emitte spiritum tuum et renovabis faciem terre. Gloria. Evovae
  • 3v-151v Proprium de Tempore >Dominica prima in adventu domini. Officium< Ad te levavi …–… (150r) >Dominica XXIa. Off.> Dicit dominus ego accipietis et fiet vobis.
  • 151v-153v Kirchweihoffizium >In die consecrationis et in anniversario dedicationis ecclesie et per octavam. Officium< Terribilis est locus iste
  • 153v-155r Sequenz de sanctis apostoli Psalle Christo laude …–… ad eterna gaudia. Amen.
  • 155r-155v Nachträge Hinc Mathiam forte …–… Lucas obiit feliciter. Alleluya
    • Nachträge der gleichen Hand (155r) Alleluya. Archa mannate (155v) Agnus Dei …–… dona nobis pacem.
  • 156r-198r Proprium de Sanctis >In vigilia S. Andree apostoli. Officium.< Dominus secus mare …–… eructavit cor meum Gloria evovae.
  • 198r-231r Commune Sanctorum Michi autem nimis …–… (230v) Confundantur superbi ut non confundar.
  • 231r-235r Missae votivae >De spiritu sancto officium< Alleluia felix o virgo
  • 235r-248r Kyriale >In festo toto duplici< Kyrie
  • 248r-310v Sequentiar >In commemoratione beate virginis in adventu domini< Verbum bonum …–… In conspectum suum regnare per secula. Amen.
Origine du manuscrit:
  • Der spätere (15. Jh., vgl. Ladner, Kommentarband, S. 295) chronikalische Eintrag auf der Innenseite des Vorderdeckels An der Trinitas abent do warn ains und / und sehzech iar daz diese convent in dis / kloster gie do man zalt von unsers heren / gebuᵒrt dro/e/zehen hundert iar und / zwelf iar dient als terminus ante quem für die Entstehung des Codex und als Heimweisung nach St. Katharinenthal.
    Weitere deutlichere Hinweise liefern die vielen mit Namen versehen Darstellungen von Dominikanerinnen – siebenmal Katharina von Radegg, Catharina Atz von Konstanz, Catharina von Lindau – und Mitgliedern der Geschlechter von Stoffeln und von Hewen, die im Totenrodel von St. Katharinenthal zu identifizieren sind (für diese Identifizierung und für die Wappen dieser Adeligen vgl. Kommentarband, S. 139, 233-234 und Anm. 78).
  • Die jüngere Literatur deutet eine Fertigung in einer weltlichen Werkstatt an, mit einer engagierten Beteiligung der St. Katharinenthaler Dominikanerinnen, ihren Seelsorgern und den Wohltätern des Klosters.
Provenance du manuscrit:
  • Die Hs. blieb bis ins 18. Jh. im liturgischen Gebrauch der Dominikanerinnen von St. Katharinenthal, wie Beifügungen zu Text und Noten bezeugen.
  • Um 1821 befand sich der Codex im Besitz des Konstanzer Goldschmiedes und Antiquars Franz Joseph Aloys Castell (1796-1844), vgl. 307v Castell zu Constantz am Bodensee. 1821.
  • Nach 1860 gehörte er zur Sammlung von Sir William Amherst of Hackney (aufgeführt in seinem Sammlungskatalog, vgl. Seymour de Ricci, A hand-list of a collection of books and manuscripts belonging to the Richt Hon. Lord Amherst of Hackney, Cambridge 1906, S. 99, Ms. 13).
  • 1908 wurde das Graduale bei Sotheby's in London versteigert (Kat. Auktion, 5 Dezember 1908, Nr. 398) und von C.W. Dyson Perrins (1864-1958) erworben (ex-libris auf der vorderen Innenseite und G. Warner, Descriptive catalogue of illuminated manuscripts in the library of C. W. Dyson Perrins, Oxford 1920, SS. 301-305 Nr. 128).
  • Nach Dyson Perrins Tod 1958 wurde der Codex bei Sotheby's in London versteigert.
  • Für die Verkaufsgeschichte siehe Wüthrich, Kommentarband, S. 79-91.
Acquisition du manuscrit: Die Hs. wurde 1958 für 33'000 englische Pfund von den heutigen Besitzern erworben (Schweizerische Eidgenossenschaft, Gottfried-Keller-Stiftung und Kanton Thurgau).
Ausgewählte Bibliographie
  • Beer E. J., Beiträge zur oberrheinischen Buchmalerei in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts unter besonderer Berücksichtigung der Initialornamentik, Basel 1959, Nr. 30, S. 111-124.
  • Schmidt A. A., Graduale von St. Katharinenthal, in: Berichte der Gottfried-Keller-Stiftung, 1958-59, S. 20-45.
  • Konstanz ein Mittelpunkt der Kunst um 1300, Kat. Ausstellung, Konstanz 1972, Nr 5-8, S. 32-35.
  • Die Zeit der frühen Habsburger. Dome und Klöster 1279-1379, Wiener Neustadt, 1979, Nr. 218, S. 425.
  • Das Graduale von St. Katharinenthal um 1312. Handschrift im gemeinsamen Besitz der Eidgenossenschaft und des Kantons Thurgau, Faksimile-Verlag Luzern 1980.
  • Das Graduale von Sankt Katharinenthal. Kommentar zur Faksimile-Ausgabe des Graduale von St. Katharinenthal, Schmid, A. A. Hrsg. Luzern 1983 (mit ausführlichen Literaturangaben).
  • Heck C., Rapprochement, antagonisme, ou confusion dans le culte des saints: art et dévotion à Katharinenthal au quatorzième siècle, in: Viator 21 (1990), SS. 229-238.
  • Knöpfli A., Das Kloster Katharinenthal (Die Kunstdenkmäler des Kantons Thurgau, Bd. IV.), Basel 1989, SS. 170-179.
  • edele frowen – schoene man. Die manessische Liederhandschrift in Zürich. Ausstellung im Schweizerischen Landesmuseum Zürich, Brinker C., Flühler-Kreis D., Lassner M. (Hg.), Zürich 1991, S. 249.
  • Bräm A., Imitatio Sanctorum. Überlegungen zur Stifterdarstellungen im Graduale von Sankt-Katharinenthal. In: Zeitschrift für Schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte 49 (1992), S. 103-113.
  • Himmel, Hölle, Fegefeuer. Das Jenseits im Mittelalter, Jetzler P. u.a., Kat. Ausstellung, Zürich 1994, S. 63 und 337.
  • Wehrli-Johns M., Das Selbstverständnis des Predigerordens im Graduale von Katharinenthal. Ein Beitrag zur Deutung der Christus-Johannes-Gruppe, in: Contemplata aliis tradere. Studien zum Verhältnis von Literatur und Spiritualität, C. Brinker, U. Herzog, N. Largier und P. Michel (Hs.), Bern-Berlin-Frankfurt a.M.-New York-Paris-Wien, 1995, 241-271.
  • Kessler C., Graduale (KE 22), in: Buchmalerei im Bodenseeraum, 13. Bis 16. Jahrhundert, Friedrichshafen 1997, S. 238-239.
  • Krone und Schleier, Kunst aus mittelalterlichen Frauenklöstern, Kat. Der Ausstellung, München 2005, Kat. Nr. 306 a-f, S. 406-408.
  • Kessler C., Gotische Buchkultur. Dominikanische Handschriften aus dem Bistum Konstanz, Kat. Nr. 34, Berlin 2010, S. 307-316.