Turner (S. 192-193) kommt das Verdienst zu, die Teile III u. IV mit ihren Heiligenfesten erfasst u. die nicht im Hadrianum enthaltenen «neuen» Heiligenfeste tabellarisch mit jenen der anderen St. Galler Sakramentare ([Sang. 339], [338], 340 - Nr. 142, 162, 164) verglichen zu haben (S. 198). Dabei fallen die Messen für den hl. Remaclus, aber auch für die besonders in Trier verehrten hll. Helena u. Eucharius auf, deren Verehrung durch Abt Nortpert (1034-1072) aus Stablo in St. Gallen eingeführt wurde. In [Sang. 340] (Nr. 163) sind diese Feste bereits in die kalendarische Folge der anderen integriert, weshalb Turner [Sang. 340] gegenüber Sang. 341, in dem sie ja noch im Supplement erscheinen, als jüngere Hs. betrachtet. Das veranlasste ihn, Sang. 341 vor [Sang. 340] zu behandeln. Aus liturgiegeschichtlicher Sicht ist dieses logisch, doch gibt es Argumente, die dagegen sprechen. Der Schreiber von Sang. 341 schreibt einen fortschrittlicheren, in das 12. Jh. vorausweisenden Schriftstil, der sich von [Sang. 340] u. [338] (Nr. 163 u. 162) unterscheidet. Ähnlich ist es mit den Initialen. Ihre Umrandungen mit querrechteckigen Purpurfeldern ([Sang. 340]) sowie getreppten u. gewellten Umrissen ([Sang. 204] - Nr. 148) bilden eine Synthese der verschiedenen Möglichkeiten, die nun in ihrer Summe zum Einsatz kommen. Entsprechend betrachte ich die Interpretation der östlichen Bildvorlagen in Sang. 341 als jünger. Die Zweizonigkeit des Geburtsbildes p. 59 in Sang. 341 u. der Wellen- oder Wolkenberg mit den zwei adorierenden Engeln geht wohl auf einen palästinensischen Bildtypus aus dem 6.-7. Jh. zurück, wie er auf dem Innendeckel des Kästchens mit Steinen von Hll. Stätten in Palästina aus der Kapelle Sancta Sanctorum (Rom, Museo sacro Vaticano, Nr. 1883 a-b) vorliegt. Diesem Bild wird in Sang. 341 die Hirtenverkündigung, wie es in den Reichenauer Hss. üblich war, in der unteren Hälfte angesetzt. Der Maler des Geburtsbildes in [Sang. 340, p. 242], verzichtet in engerer Anlehnung an sein östliches Vorbild auf die Wiedergabe der Verkündigung an die Hirten. Beim Vergleich der Bilder des Ostermorgens in [Sang. 340, p. 417] (Nr. 164) u. 341, p. 169, die denselben ikonographischen Bildtypus aufnehmen, zeigt sich zudem auch die Verschiedenheit zweier Illuminatoren gleicher Schulung. Hier könnte beispielsweise die Vegetabilisierung der Grabeskuppel in Sang. 341, p. 169, ein Indiz für eine spätere Entstehung dieses Codex abgeben. Er mag gegen Ende des Abbatiates Nortperts (1034-1072) entstanden sein.