Kurzcharakterisierung:Im Jahre 1427 vielleicht vom Bruder Thomas de Austria ordinis sancti Johannis geschrieben. Das Speculum humanae salvationis stellt in Bild und Text heilsgeschichtliche Bezüge zwischen dem Neuen und dem Alten Testament her. Reichlich mit Federzeichnungen geschmückt ist dies eine der schönsten Handschriften des Klosters Muri und wird in dessen Handschriftenkatalog von 1744 aufgeführt.(ber)
Standardbeschreibung: Bretscher-Gisiger Charlotte / Gamper Rudolf, Katalog der mittelalterlichen Handschriften der Klöster Muri und Hermetschwil, Dietikon-Zürich 2005, S. 158-161.
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Zusätzliche Beschreibung: Katalog der datierten Handschriften in der Schweiz in lateinischer Schrift vom Anfang des Mittelalters bis 1550, Bd. III: Die Handschriften der Bibliotheken St. Gallen-Zürich, bearbeitet von Beat Matthias von Scarpatetti, Rudolf Gamper und Marlis Stähli, Dietikon-Zürich 1991, Nr. 288, S. 104.
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Online seit: 22.06.2010
Sarnen, Benediktinerkollegium, Cod. membr. 8
Pergament und Papier · 92 ff. · 31 x 23.5 cm · 1427
Bretscher-Gisiger Charlotte / Gamper Rudolf, Katalog der mittelalterlichen Handschriften der Klöster Muri und Hermetschwil, Dietikon-Zürich 2005, S. 158-161.
Mit freundlicher Genehmigung des Verlags (Urs Graf Verlag, Dietikon). Das Copyright an der Handschriftenbeschreibung liegt beim Verlag.
Lagenstruktur: VI12 + (VI-2)22 + VI34 + 2 IV50. Nach Bl. 17 fehlt das mittlere Doppelblatt der Lage, Text- und Bildverlust. Reklamanten.
Seiteneinrichtung:
Stiftliniierung. Schriftraum
24,5-25 x 19-19,5, zweispaltig (9); 1ra-3ra: 48 Zeilen, 3va-50vb: in jeder Spalte Miniatur, darunter 24-26 Zeilen.
Schrift und Hände:
Textualis, vielleicht von der Hand des Thomas de Austria.
Buchschmuck:
Rubriziert. Rote und blaue einzeilige Lombarden, Tituli in roter Tinte.
190 Miniaturen: kolorierte Federzeichnung in Blau, Rot, Rosa, Grün, Gelbgrün, Gelb, Braun, Grau, Weiss, Gold und Silber, in der Tabelle, unten S. 159-161, verzeichnet.
Spätere Ergänzungen: Korrekturen und Nachträge von zeitgenössischen (z.B. 1va, 21va, 49rb) und späteren (z.B. 2va, 13va, 45vb) Händen. Handweiser, z. B. 4rb. 49va-50vb Tinte stark abgerieben.
Einband:
Mit hellem Leder bezogene Holzdeckel, 1563, Abb. bei Bruckner. Streicheisenlinien, Rollenstempel, eine Rolle datiert 1548. Auf dem Vorderdeckel eingepresst: I[ohann]C[hristoph]V[on]G[rüth]G[?]A[bbas]D[ei]G[ratia]H[uius]M[onasterii] oder I[ohann]C[hristoph]V[on]G[rüth]G[?]A[bt]D[es]G[ottes]H[auses]M[uri], darunter MVLXIII (vermutlich statt MVcLXIII oder MDLXIII). 2 nach vorn greifende Kantenschliessen mit Messingteilen, je fünf Messingbuckel mit ziselierten Beschlägen. Roter Schnitt, blau-weisse Kapitale. Auf dem Rücken in roter Tinte Speculum, darüber Papierschild mit Signatur 8. Spiegel- und Vorsatzblätter (I-XIII, XIV-XLII) Papier, Wasserzeichen Bär, Lindt 59/60 (1560-1575). Im Spiegel vorn Schreiben des Oberbibliothekars Föringer, München, vom 4. 12. 1877 zum angeblichen Verfasser Conradus de Alzei mit Stempeln Convent MG., 19. Jh., abgedruckt in Lutz/Perdrizet, S. 256. Ir Papierschild mit Angaben zur Hs., 20. Jh.
1ra-49vaSpeculum humanae salvationis.>Speculum humane salvacionis<
Inhaltübersicht:
Incipit prohemium c[u]iusdam nove compilacionis. Nomen et tytulus est speculum humane salvacionis …
In prima capitulo agitur de casu Luciferi …
(2va)
Zeile 19, Prolog:
Ad iusticiam erudiunt qui prosunt multis fulgebunt iusti …
(3va)
Text:
Incipit speculum humane salvacionis in quo patet casus hominis et modus reparacionis …–…
49rbin perpetuum benedictus. Amen. Deo gracias.
(49va)
Kolophon:
>Explicit speculum humane salvacionis. Comparatum per fratrem Thomam de Austria ordinis sancti Johannis anno domini millesimo quadringentesimo vicesimo septimo in vigilia nativitatis beate Marie virginis gloriose<
. Lutz/Perdrizet, Bd. 1, S. 2-99.
Zwischen 17vb und 18ra fehlt ein Doppelblatt, Textverlust Kap. 15, Vers 51- Kap. 17, Vers 51
(Lutz/Perdrizet, S. 33-37).
49va- 50vbOrationes, suffragia, pium dictamen.
Nachtrag von einer Hand des 15. Jhs.
Deprecor te domina mea sancta virgo Maria …
, mit Ablass.
(49vb)
>Anthiphona de sancto Michaele archangelo<; unten an der Spalte Nachtrag in kleinerer Schrift
>Antiphona de proprio angelo< […] >Dignemini orare pro scriptore dum devote legeritis<
.
Entstehung der Handschrift:
Im Kolophon 49va wird Frater Thomas de Austria ordinis sancti Johannis genannt; die Abschrift ist auf den 7. September 1427 datiert. Das Kolophon ist von der Schreiberhand des Textes geschrieben, doch lässt die Verwendung des Begriffs comparatum nicht sicher auf die Schreiberschaft des Thomas de Austria schliessen, vgl. CMD-CH 3.
Erwerb der Handschrift: Nach dem Kolophon 49va vielleicht Thomas de Austria, 1427. Johannes Christoph von Grüth, Abt von Muri, 1563 (Vorderdeckel des Einbandes). 1rMonasterii Murensis, 17. Jh. Spiegel vorn Leimspuren eines herausgelösten Blattes, vermutlich Exlibris, sowie alte Signatur Cod. 5.8., darunter rot n° 8; Spiegel hinten Exlibris M G. (
Wegmann 5175). Die Handschrift ist eines der zwei im Handschriftenverzeichnis des Klosters Muri von 1744 aufgeführten Exemplare des Speculum humanae salvationis. Ir und Spiegel hinten Stempel
Convent MG., 19. Jh., 22r
Stempel
Bibliothek Benediktinerstift Muri-Gries, 20. Jh. IrMonast. Murense (Muri-Gries), 20. Jh.
Bibliographie:
Hermann Julius Hermann, Die illuminierten Handschriften in Tirol, Leipzig 1905 (Beschreibendes Verzeichnis der illuminierten Handschriften in Österreich, hrsg. v. Franz Wickoff, 1), S. 49-53, Nr. 50 mit Fig. 13-16;
Jules Lutz und Paul Perdrizet,Speculum humane salvationis, Leipzig 1907, Bd. 1, S. 256, S. 335;
Albert Bruckner, Scriptoria medii aevi Helvetica, Bd. 7: Schreibschulen der Diözese Konstanz. Aargauische Gotteshäuser, Genf 1955, S. 90, Taf. 60;
Rupert Amschwand, Zur Bibliotheksgeschichte von Muri, in: Librarium 9 (1966), S. 158-184; auch in: Sarner Kollegi-Chronik 29 (1967), S. 33-70. S. 159;
Georg Germann, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. 5: Der Bezirk Muri, Basel 1967, S. 431, Abb. 326;
Katalog der datierten Handschriften in der Schweiz in lateinischer Schrift vom Anfang des Mittelalters bis 1550, bearb. v. Beat M. von Scarpatetti u. a., Bd. 3, Dietikon-Zürich 1977-1991, Nr. 288.