Kurzcharakterisierung:Der laikale Auftraggeber des Stundenbuchs ist namentlich unbekannt, hat aber deutliche individuelle Spuren hinterlassen: Auf f. 11v liess er sich auf einer ganzseitigen Miniatur kniend darstellen, begleitet von einem Wappen. Ein solcherart prominentes Stifterbild zeugt von beträchtlichen Ambitionen des Auftraggebers, der möglicherweise aus dem Bürgertum stammte. Das Bild ist zudem von einem talentierteren Künstler gemalt als die übrigen Miniaturen in der Handschrift, die holzschnittartiger ausgeführt sind. Das Stundenbuch könnte für den Gebrauch im östlichen Frankreich konzipiert worden sein. Stilistisch handelt es sich um ein Werk von provinziellem Charakter.(eis)
Standardbeschreibung: Gamper Rudolf / Weishaupt Matthias (Hrsg.), Sammlung Carl Meyer in der Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden in Trogen. Katalog der Handschriften und der Drucke bis 1600, Dietikon-Zürich 2005, S. 76-78.
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Online seit: 20.05.2009
Trogen, Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden, CM Ms. 5
Pergament · 191 ff. · 15 x 11 cm · Frankreich · erste Hälfte des 15. Jahrhunderts
Stundenbuch aus (Ost-?)Frankreich
Wie zitieren:
Trogen, Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden, CM Ms. 5, f. 189r – Stundenbuch aus (Ost-?)Frankreich (https://www.e-codices.ch/de/list/one/cea/0005)
Gamper Rudolf / Weishaupt Matthias (Hrsg.), Sammlung Carl Meyer in der Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden in Trogen. Katalog der Handschriften und der Drucke bis 1600, Dietikon-Zürich 2005, S. 76-78.
Mit freundlicher Genehmigung des Verlags (Urs Graf Verlag, Dietikon). Das Copyright an der Handschriftenbeschreibung liegt beim Verlag.
Lagenstruktur: (VI-2)10 + (IV+1)19 + IV27 + V37 + (V-2)45 + (V-1)54 + V64 + (IV-1)71 + 4 IV103 + V113 + 5 IV153 + V163 + IV171 + (IV-I)178 + IV186 + I188; nach Bl. 2r und 3r je ein Blatt herausgeschnitten, zweite Lage (Bl. 11r-19r) verbunden; vor Bl. 40r, 44r, 53r und 65r fehlt je ein Blatt, Textverluste und Verlust von drei Miniaturen, nach Bl. 173r ein weiteres Blatt herausgetrennt ohne Textverlust. Reklamanten.
Seiteneinrichtung:
Tintenliniierung, Schriftraum 8 x 5,5, 12 Zeilen.
Schrift und Hände: Textualis.
Buchschmuck:
Rubriziert, im Kalendar Schrift auch in Blau und Gold.
Einzeilige goldene Lombarden auf Gründen in Blau und Altrosa.
2zeilige ornamentale Initialen in Altrosa und Blau auf goldenen Gründen, oft verbunden mit mehrfarbigen, allseitig den Text rahmenden Randleistenbordüren mit Akanthus, Blüten, Früchten sowie eingeschlossenen Menschen, Tieren und Drôlerien.
11v, 18r, 29r, 59r, 70r, 80r, 88r, 108r, 159r bei den Miniaturen 3zeilige gleich gestaltete Initialen mit Bordürenstäben und Randleistenbordüren wie auf den Textseiten;
172v 3zeilige historisierte Initiale auf Goldgrund: Brustbild der Madonna mit Kind (Obsecro te […] ).
108r Totenmesse mit Sarg auf Katafalk (Totenoffizium).
159r Kreuzigung mit Maria und Johannes (Hl.-Kreuz-Offizium).
Das Stifterbild auf dem der zweiten Lage zugefügten Einzelblatt (11r) ist von anderer Hand gemalt als die übrigen Miniaturen, die Bordüre hingegen entspricht derjenigen der anderen Seiten.
Bei der Litanei mehrfarbige Ornamentleisten als Zeilenfüllung.
Einband:
Schwarzer Lederband mit Goldprägung, 19. Jh. Auf dem RückenHeures und Abich (Buchbinder in Besançon, Mitte 19. Jh.) in Gold. Alte Spiegel- und Vorsatzblätter (I, II, 189r) Pergament; neuere textile Spiegel- und Vorsatzblätter, letztere auf Bl. I und 189 geklebt.
1r-10vKalendar
Unvollständig; nach 1v und 2v je ein Blatt mit den Monaten Februar und April herausgeschnitten. Goldene Zahl, Sonntagsbuchstaben, Kalenden, Nonen, Iden. Bemerkenswert: Franciscus (4. 10.) mit Oktav; Ordinatio sancti Ambrosii (7. 12).
Responsorien nach
Ottosen, Responsories: 14-72-24 / 32-57-82 / 68-40-38.
159r-165rOfficium de sancta cruce
Miniatur.
Domine labia mea …–…
Oratio. Domine etc.
Mit AH 30 Nr. 13.
165v-172rEvangelienperikopen>Inicium sancti evvangelii secundum Iohannem<In principio erat verbum …–…
secundum verbum tuum. Deo gratias.
Io 1,1-14 [Io 1,1-14]; Mt 2,1-12 [Mt 2,1-12]; Mc 16,14-20 [Mc 16,14-20]; Lc 1,26-38 [Lc 1,26-38].
Provenienz der Handschrift: 11v Darstellung eines knienden Mannes mit silber und rot gespaltenem Wappen, je von einer Rose (?) belegt, nicht identifiziert. Im vorderen Spiegel Papierschild mit Wappen der Familie Seguin de Jallerange (Pierre, Sylvain und Albin Pidoux de Maduère, Franche-Comté héraldique, Dijon 1924, S. 230f., Jean-Baptiste Mercier, Ex-libris franc-comtois, Dijon 1909, S. 137). IvConte de Jallerange, 19. Jh.