Kurzcharakterisierung:Künstlerisch erstklassige Abschrift der 40 Homilien von Papst Gregor dem Grossen zu den Evangelien, geschrieben und mit Initialen in Gold und Minium geschmückt im Kloster St. Gallen kurz nach dem Jahr 1000(smu)
Standardbeschreibung: Euw Anton von, Die St. Galler Buchkunst vom 8. bis zum Ende des 11. Jahrhunderts, Band I: Textband, St. Gallen 2008 (Monasterium Sancti Galli, Bd. 3), S. 511-512, Nr. 148.
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Zusätzliche Beschreibung: Scherrer Gustav, Verzeichniss der Handschriften der Stiftsbibliothek von St. Gallen, Halle 1875, S. 75.
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Online seit: 12.12.2006
St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 204
Pergament · 515 pp. · 33.5 x 25 cm · St. Gallen · erstes Viertel des 11. Jahrhunderts
Homiliae XL in evangelia
Wie zitieren:
St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 204, p. 317 – Homiliae XL in evangelia (https://www.e-codices.ch/de/list/one/csg/0204)
Euw Anton von, Die St. Galler Buchkunst vom 8. bis zum Ende des 11. Jahrhunderts, Band I: Textband, St. Gallen 2008 (Monasterium Sancti Galli, Bd. 3), S. 511-512, Nr. 148.
Handschriftentitel: Gregor, Homiliae XL in evangelia
Entstehungsort: St. Gallen
Entstehungszeit: 1. Viertel d. 11. Jh.
Katalognummer:
148
Umfang:
515 (514) pp.
Format: 33,5 x 25 cm
Lagenstruktur:
p. 1-387 Ternionen u. Quaternionen: 1 Vorsatzbl. (p. 1-2), 16 (p. 3-14) - 46 (p. 39-50) usw., p. 388-514
Quaternionen
Seiteneinrichtung:
Schriftspiegel 22 x 19 cm, zweispaltig zu 25 Zeilen.
Schrift und Hände: karolingische Minuskel wohl von zwei Schreibern (A = p. 4-387, B = p. 388-514)
Buchschmuck:
Titel der Evangelienabschnitte u. Homilien in Uncialis oder Rustica mit Minium, zu den Anfängen der beiden Teile sowie zu Festtagen golden schattiert, Präambeln in Tinte mit golden schattierten Minium-Majuskeln zu den Anfängen. Initialen zu den Anfängen der Perikopen u. Homilien: p. 4-387 zumeist in Gold u. Minium auf Silbergrund, oft eckig oder wellig blau umrandet, p. 388-514 zumeist nur in Gold u. Minium, nachfolgende Zeile zumeist in Ruistica oder in Uncialis, letztere mit Minium, golden schattiert. Die Homilien I u. XXI besonders ausgezeichnet.
Inhaltsangabe:
Inhalt u. Schmuck (andeutungsweise):
p. 1-2
altes, ehemals auf dem Deckel aufgeklebtes Vorsatzbl.
p. 2
Probationes pennae […] presbiter scripsit […] Ruadpret […] presbiterorum. Ripold scripsit. Benedicat […] omnis Deus cuius unigentius hodierna sic celorum alta penetravit
p. 3
Initienverzeichnis der Homilien I-XL (spätes 13. Jh. u. Stempel)
p. 4
Titelseite mit der Vorrede I(ncipit epistola beati Gregorii papae urbis Romae ad Taurominianum episcopum), Initiale mit spitzem Fuß, Mittelknoten u. Krone, dazwischen eingehängte vegetabile Schlaufen, nachfolgende Zeilen in Uncialis mit Minium, golden schattiert
p. 4
R(everentissimo et sanctissimo fratri Secundino), im Bogen Lösen des äußeren Bandes u. Zuführen zum vegetabilen Binnenmotiv, das untere Binnenmotiv entwächst dem Schaft, im Abstrich wird das innere Band gelöst u. damit der einfache Knoten gebildet, blaue Umrandung wellig
p. 6
(Hom.I) L(ectio sci. evangelii), kleine vegetabile Initiale
p. 6
E(runt signa in sole), in zwei Bänder gespaltener Bogen, aus dem Querarm wächst symmetrisch das vegetabile Binnenmotiv, beide Initialen werden am Rand von einem nach oben kriechenden Vierbeiner mit vegetabil auswachsendem Schwanz verbunden
p. 6
D(ominus redemptor noster), in der Mitte des Schaftes Lösen des äußeren Bandes, Kreuzung u. Zuführung zum Binnenmotiv, das in den Schaft zurückwächst, in der Mitte des Bogens Knotung durch Lösen beider Bänder, blaue Umrandung wellig
p. 21
(Hom.III) L(oquente Ihu. ad turbas), am Fuß zwei Herzblätter an Fäden, daraus aufsteigend zum Binnenmotiv wachsende Ranke
p. 21
S(ancti evangelii fratres), gespaltene Initiale mit Schnallen an den Bogen, blaue Umrandung eckig gestuft
p. 138
D(ominus et salvator noster), kapital, im Schaft Lösen des inneren Bandes, Umschlingen des äußeren u. Zuführen zum symmetrischen Binnenmotiv, im Bogen unsymmetrische Knotung durch Lösen des inneren Bandes, Schnallen, keine blaue Umrandung
p. 250
P(rima lectionis), 8-zeiliger Buchstabenkörper, am Schaft knochengelenkförmige Seitentriebe, die gebogene Spitze endet in einem Hundskopf, aus dessen Schlund eine Ranke wächst, teils wellige blaue Umrandung
p. 317
(Hom.XXXI) d(icebat Ihs.), unzial, der Buchstabenkörper von einem Drachen mit Vorderbeinen gebildet
p. 423
S(i consideremus), beide Initialen in Gold u. Minium, silbern schattiert, blau umrandet
p. 487
(Hom.XL) d(ixit Ihs. Homo quidam erat dives)
p. 488
I(n verbis sacris), beide Initialen nur in Gold u. Minium.
Entstehung der Handschrift:
Die Hs. ist von hoher künstlerischer Qualität. Unterschiede in der Ausführung der Initialen sind vielleicht auf zwei Illuminatoren zurückzuführen. Die nur in Gold u. Minium ausgeführten Initialen folgen dem im Evangelium longum (Nr. 108) u. dem nach ihm kopierten Barb. lat. 711 (Nr. 147) eingehaltenen Prinzip. Entsprechend sah Hoffmann (S. 394, nach Bruckner III, Taf. XXXIII = p. 6 in Sang. 204) eine Ähnlichkeit der Hand A von Barb. lat. 711 mit Hand A in Sang. 204. Auch hinsichtlich der Initialornamentik zeigt diese Hs. Verwandtschaft mit Barb. lat. 711, ist jedoch in Richtung Sigebert-Gruppe (Nr. 149-155) weiter entwickelt. Möglicherweise sind hier Einflüsse des Mainzer Skriptoriums unter Erzbischofs Willigis
(975-1011) wirksam geworden, wo Ekkehart Palatinus
(† 990) Dompropst war (vgl. das Benedictionale Sang. 398). Jedenfalls bildet die Hs. ein äußerst wichtiges Bindeglied zwischen Barb. lat. 711 u. der Sigebert-Gruppe. Sie ist ein in St. Gallen verbliebenes Zeugnis für die Produktion von Prachthandschriften im St. Galler Skriptorium der Jahrtausendwende.