Kurzcharakterisierung:Schwabenspiegel, Landrecht, Art. 1-86 (Sp. 7a-58a), Art. 155-219 (Sp. 59a-100b), und Art. 220-377 (Sp. 101a-187b), nach Art. 40 eingeschoben Deutschenspiegel, Landrecht, Artikel 40§1 (Sp. 33a), ans Landrecht anschliessend Lehnrecht, Art. 1-120 und 122-154 (Sp. 187b-284a) und Art. 159 (Sp. 284a-285a).(dor)
Standardbeschreibung: Lenz Philipp / Ortelli Stefania, Die Handschriften der Stiftsbibliothek St. Gallen, Bd. 3: Abt.V: Codices 670-749: Iuridica; Kanonisches, römisches und germanisches Recht, Wiesbaden, 2014, S. 238-240.
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Zusätzliche Beschreibung: Gustav Scherrer, Verzeichnis der Handschriften der Stiftsbibliothek St. Gallen, Halle 1875, S. 233
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Online seit: 18.12.2014
St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 726
Papier · 7-286 pp. · 29.5 x 21.5 cm · Südwestdeutschland · Ende des 14. / erste Hälfte des 15. Jahrhunderts
Schwabenspiegel
Wie zitieren:
St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 726, p. 241 – Schwabenspiegel (https://www.e-codices.ch/de/list/one/csg/0726)
Lenz Philipp / Ortelli Stefania, Die Handschriften der Stiftsbibliothek St. Gallen, Bd. 3: Abt. V: Codices 670-749: Iuridica; Kanonisches, römisches und germanisches Recht, Wiesbaden 2014, S. 238-240.
Handschriftentitel: Schwabenspiegel
Entstehungsort: Südwestdeutscher Raum
Entstehungszeit: Ende 14. Jh./1. Hälfte 15. Jh.
Beschreibstoff: Papier. Wasserzeichen: p. 7–148 möglicherweise Löwe oder Hund, p. 149–286 2 Anker mit einkonturigen Flunken und einkonturigem Kreuz darunter.
Umfang:
7–286 Seiten. Buchblock 140 Blätter.
Format: 29,5 x 21–21,5
Seitennummerierung: Foliierung des 15. Jh. i (p. 7) – [c]xxxix (p. 285); Paginierung I.v.A. 7–286.
Lagenstruktur: (VII-3)7-28 + 3 VI100 + V120 + VII148 + 5 VI268 + (III+3)286; vor p. 3 sind nach der Paginierung I.v.A. und vor 1840 3 Blätter herausgeschnitten worden, p. 269–274 sind 3 Einzelblätter. Lagenzählung zu Lagenbeginn unten rechts: 1 (p. 7) – 3 (p. 53), dann unten links: iiii (p. 77) – xii (p. 269). Reklamanten am Lagenende unten rechts p. 28–56.
Zustand: Papier, p. 219 /220, 245 /246 Löcher im Schriftraum (anstelle einer Lombarde), p. 285 /286 die untere Ecke herausgerissen.
Seiteneinrichtung:
Schriftraum zweispaltig, 21–23 x 14–16 (6,5–7), 26–38 Zeilen, begrenzt durch braune Tintenlinierung.
Schrift und Hände:
Bastarda mit Schleifen des endenden 14. oder der 1. Hälfte des 15. Jh. von 2 Händen in brauner Tinte:
1. Hand p. 1–100, inklusive der Schreibervermerke p. 33a und 58a in roter Tinte;
Buchschmuck: p. 7a zu Textbeginn eine 7-zeilige Majuskel, rote Überschriften, zu Beginn der Artikel jeweils eine 2-zeilige rote Lombarde, oft vornotiert am Seitenrand, rubriziert.
Spätere Ergänzungen: Gelegentlich Korrekturen durch Streichungen (z.B. p. 33); p. 286 kopfstehende Einträge und Federproben einer anderen Hand Ende 15. Jh. oder Beginn 16. Jh. in hellbrauner Tinte; gelegentlich Marginalien des 16. Jh. in grauer Tinte (z.B. p. 33a, 171b), darunter am unteren Seitenrand Einträge von Namen, nämlich p. 223Hans von Zell (vielleicht älter als die folgenden Einträge), p. 225Url [?]Ulrichs Meier, p. 227Theodoricus Montanus am Berg, p. 229Hans Kůchler, p. 231Theodoricus Montanus … am Berg, p. 233Rotth Anna, p. 235Adelheit Mesmerin, p. 237Ulricus Meier, p. 239Růdolff Meier, p. 241Jodocus Murer, 245Cůnradt Mures, p. 247Heinrich Schmid, p. 249Ferena Mesmerin, p. 251Caspar Montanus am Berg, p. 253Vatter Dieterich Montanus am Berg; p. 58a und 58b Kritzeleien.
Einband:
Einband des 15. oder beginnenden 16. Jh. Rotes Leder (Alaungerbung) auf Holz (Buche), Lederbezug beschädigt. 1 Ösenverschluss (Adler BV.2.1.2) aus der 1. Hälfte des 19. Jh. mit Öse aus doppeltem Blech, einfachem Dorn mit Köpfchen und Sicherungsstift (2c) in der Vorderdeckelkante, Lederriemen und 2 Nägeln am Rand des Hinterdeckels (BCV.8c). Heftung auf 4 doppelte Kordeln. Flechtbandkapital am Kopf grösstenteils erhalten. Gotische Deckelverbindung.
Pergamentene Falzverstärkungen in den Lagenmitten aus einer lateinischen Urkunde des 15. Jh. Auf der Innenseite des Vorderdeckels klebt ein Papierblatt des 15. Jh., das Kritzeleien aufweist; der Falz ist mit einem jüngeren Papierstreifen überklebt. Auf der Innenseite des Hinterdeckels kleben ein lateinisches Pergamentfragment des 15. Jh. und darüber ein Papierblatt des 15. Jh., Letzteres mit dem Eintrag Gedenent [!] des schribens durch got aus dem 15. Jh. sowie einer bescheidenen geometrischen Skizze.
Hauptsprache: alemannisch, jedoch mit für mittelhochdeutsch ei.
(7–33a) Schwabenspiegel: Landrecht bis Artikel 40.
Herre got himelscher vatter …–…
es erbent die nechsten erben.
(33a) Deutscherspiegel: Landrecht Artikel 40§1.
Wer eines mannes wip …–…
dar nach zer//
bricht ab.
(33a) Eingeschobener Schreibervermerk in roter Tinte.
Vacat non sine causa.
(33b) Artikel 40§1 fährt fort
//e kint gewinnent sy niemer bi einander.
(33b–58a) Schwabenspiegel: Landrecht Artikel 41–86.
Daz sagen wir uch baß hernach von der e kemphen und iru kind …–…
ze tůnde ein ieglich//
bricht gegen Ende von Artikel 86 [Ed. S. 43, Z. 22] ab.
(58a) Schreibervermerk in roter Tinte.
Vacat non sine causa quia ibi deficit.
Rest der Spalte leer,
(59a–100b) Schwabenspiegel: Landrecht Artikel 155–219.
>Wie man eines núwen dorffes beginnet<
.
Wo man eines núwen …–…
der man bescheidet.
>Hie hat das lantrecht bůch ein ende. Got uns allen kumber wende.<
(101a–187b) Schwabenspiegel: Landrecht Artikel 220–377.
>Hie vahet an das edel bůch, das da heisset von lehen rehte<
.
Ob ein kint …–…
weltlichem gerichte mit rechte.
(187b–284a) Schwabenspiegel: Lehnrecht Artikel 1–120, 122–154.
>Hie hebet sich das edele und das rechte lehen bůch an. In gotes namen<
.
Wer lehen recht kúnnen welle …–…
er des herschiltes darbet.
(284a–285a) Schwabenspiegel: Lehnrecht Artikel 159.
Hie hat diß lehen recht bůch ein ende …–…
und sele scheident, des verlihe uns der vatter und der sun und der heilige geist amen.
(285a) Schreibervers.
>Hie hat diß bůch ein ende. Selig sint de hende, die es je geschriben und die zit mit arbeiten vertriben. Amen<
.
(285a) Besitzeintrag des Hans Zeller.
Amen dichit i
< … >.
Dis bůch ist Hans Zeller, der es findet, der geb es durch got wider.
(285a) Eintrag.
Item Cůnrat Muller ist ein gůter gsell, wer nit glob, der ist ein schelm. Amen.
(285b) Besitzeintrag des Hans Zeller mit Versen, sonst leer.
Dys bůch ist Hans Zeller, wer eß stuͥl oder find und iß nit wider geb, er syg ritter oder knecht, an den galgen gehoͤrt er mit recht, die wib solt man ertrengken, darum sol sich ein jetlich mensch recht bedengken. Zel[ler?].
(286) Kopfstehende Einträge und Federproben, sonst leer.
Item man sol mir geben … Ulricus Meyer.
Ed. Friedrich von Lassberg, Der Schwabenspiegel oder Schwäbisches Land- und Lehen-Rechtbuch nach einer Handschrift von 1287, Tübingen 1840 (ND Aalen 1961), zur Hs. S. XL-XLI.
(33a–33b) Ed. Karl A. Eckhardt, Deutschenspiegel und Augsburger Sachsenspiegel, 2. Aufl., Hannover 1933, S. 112.
Karl Haiser, Zur Genealogie der Schwabenspiegelhandschriften, Bd. 2, Weimar 1877 (diese Hs.: Sigle Ca 9);
Ludwig Ritter von Rockinger, Berichte über die Untersuchung von Handschriften des sogenannten Schwabenspiegels, in: Sitzungsberichte der Phil.-hist. Klasse der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien 119, Abh. 10 (1889), Nr. 104, S. 2–3;
Hans von Volteini, Bericht über die Arbeiten an der Ausgabe des Schwabenspiegels, in: Anzeiger der Akademie der Wissenschaften in Wien, Phil.–hist. Klasse, Nr. 1-4 (1928), S. 3–5;
Ulrich-Dieter Oppitz, Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Köln 1990, Bd. 1, S. 39 (3.4.3: Ordnung IIIc), Bd. 2, S. 797–798, Nr. 1371.
Entstehung der Handschrift:
Gemäss Schreibsprache im Südwesten des deutschsprachigen Raums entstanden.
Provenienz der Handschrift:
Laut den Besitzeinträgen p. 285a und 285b (s.u.) der 2. Hälfte des 15. Jh. im Besitz des Hans Zeller, vielleicht identisch mit dem gleichnamigen Stammvater (†1487) eines Zürcher Ratsgeschlechts oder mit dem gleichnamigen Konstanzer Notar (†1474).
Ein weiterer Eintrag p. 285a (s.u.) von einer anderen Hand der 2. Hälfte des 15. Jh. bezeichnet vielleicht Konrad Müller als späteren Besitzer.
Inwiefern die p. 223–253 am unteren Seitenrand genannten Namen ebenfalls Besitzer bezeichnen, ist unklar. Neben Hans von Zell scheint dies am ehesten auf Ulrich Meier (p. 225, 237) zuzutreffen, der p. 286 anscheinend eigenhändig signierte.
Später im Besitz des Aegidius Tschudi (1505–1572)
Erwerb der Handschrift: als Teil dessen Nachlasses die Hs. mit der Auktionssignatur N. 116 (p. 7) versehen 1768 in die Stiftsbibliothek kam.
Bibliographie:
Nachlassverzeichnis des Aegidius Tschudi, S. 26.
Bernhard Stettler, Tschudis Quellen und Forschungen zur Darstellung der Ereignisse von 1001 bis 1199, in: Peter Stadler, Bernhard Stettler (Hg.), Aegidius Tschudi: Chronicon helveticum, Bd. 1 (= Quellen zur Schweizer Geschichte, Neue Folge, I. Abt 7/1), Bern 1968, S. 60*, Anm. 2;
Duft, Die Tschudi-Handschriften in der Stiftsbibliothek, S. 173.
Zu Hans Zeller: Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz, Bd. 7, Neuenburg 1934, S. 639;