Engelberg, Stiftsbibliothek, Cod. 22
Handschriftentitel: Moralia in Iob, tomus III (libri XVII-XXVII)
Entstehungsort: Engelberg
Entstehungszeit: 1143-1178
Beschreibstoff: Pergament
Umfang:
166 Blätter
Format: 33,5 x 23,5 cm
Seitennummerierung: Foliierung durch P. Benedikt Gottwald (18. Jh.): f. 1-104 mit Bleistift in der rechten oberen Seitenecke, f. 105-166 mit Tinte auf Höhe der 1. Zeile.
Lagenstruktur: 20 IV160 + III166. Ein zwischen f. 39 und f. 40 eingebundenes, einspaltig und nur r beschriebenes beschnittenes Blatt ergänzt einen fehlenden Abschnitt auf f. 40. Folgende Doppelblätter setzen sich aus zwei Einzelblättern zusammen: f. 90/95, f. 115/120, f. 123/128, f. 139/144, f. 147/152. Haar- und Fleischseite schwer zu unterscheiden, wohl HFHF. Bei den Quaternionen durchgehend originale Tintenkustoden (128v beschnitten): römische Ziffern zwischen zwei Punkten jeweils v am Ende der Lage, in der Mitte des Fussstegs.
Zustand: Wenige kleine Löcher. Grössere schadhafte Stellen am Pergament sind mit farbigen Fäden vernäht (z.B. f. 19).
Seiteneinrichtung:
Schriftraum 25,5 x 17 cm, zweispaltig, Spalten-Zwischenraum 2 x 0,8 cm. F. 1v-4r 32 Zeilen, f. 4v-8v 38 Zeilen, ab der II. Lage 37 Zeilen. Die letzten 5½ Zeilen der ersten Spalte auf 165v stehen leer. Zirkellöcher am Aussenrand, Tintenlinierung. Beim Bibeltext erwähnt der Seitensteg das jeweils betreffende Buch, beim Haupttext die Kopftitelzeile, mit einigen Ausnahmen auf jeder 2. Doppelseite: auf der Versoseite abgekürztes liber, auf der gegenüberliegenden Rectoseite römische Ziffer mit Punkt.
Schrift und Hände:
Dunkelbraune bis schwarze Tinte. Von einer Haupthand, stellenweise abgelöst von anderen Händen (z.B. 71rb).
Buchschmuck:
- Die ersten auf die Initialen folgenden Wörter und der Textschluss in schwarzer Unziale.
- Rubrizierung: 6r in der Kopftitelzeile liber XVII. Sämtliche Incipit- und Explicitformeln in Capitalis. Das auf die erste (6r) und letzte Initiale (149r) folgende Wort in Ziermajuskeln.
- Silhouetteninitiale in Mennigrot: 1v (N), 149r (Q).
- I-Flechtbandinitialen mit Cornu an beiden Enden: 120v (mennigrot), 131r (schwarz, unvollendet).
- Rankeninitialen: 38v (Q, mennigrot, Ranken nicht ausgeführt), 71v (I, mennigrot), 95r (P, schwarz).
- Bewohnte Initiale, mennigrot und schwarz: 53r (Q, im Spaltleistenrund ein Jüngling mit Machete).
- Figureninitialen, mennigrot und schwarz: 16v (P, als Schaft ein Fisch, der das mit Rankenmotiven gefüllte Spaltleistengrund auf gelbem und grünem Polstergrund speit); 80v (Q, als Cauda ein auf den Hinterbeinen stehender Hund, der das mit Rankenmotiven gefüllte Rund auf der Nase trägt), 108v (H, als Bogen ein am Spaltleistenschaft angebundenes Fabelwesen mit Hundekopf und -vorderbeinen, Flügeln und Schlangenschwanz).
- Historisierte Initiale, mennigrot und schwarz: 6r (Q, im Spaltleistenrund mit Flechtzierwerk auf gelbem Polstergrund kniend der hl. Gregor in Bischofstracht, eine Taube auf der rechten Schulter; Cauda mit Rankenmotiven auf blassgelbem und -grünem Grund.
Spätere Ergänzungen:
Paragraphen- und Notazeichen, vereinzelte zeitgenössische Marginalien (z.B. 5v, 37v, 96v). Randskizze einer Person links oben auf 67v und eines Hundes unten auf 86v. Die Figureninitialen wurden teilweise (z.B. die Gestalt auf 53r) von einem späteren Künstler (wohl unter Abt Berchtold, 1187-1197) überarbeitet. 6r und 166r mit Bleistift Angabe der entsprechenden Textstellen in der PL durch Gottwald.
Einband:
Originaler, mit hellbraunem Leder bespannter Holzeinband, 33,5 x 23,5 cm, die obere der beiden Schliessen erhalten. Titelschild auf dem Hinterdeckel (15. Jh.) Quinta pars moralium sancti Gregorii. Titelschild auf dem Vorderdeckel von P. Adelhelm Knoll (17. Jh.) Pars quinta moralium S. Gregorii papae. Rücken weiss verstärkt (17. Jh.), mit Etikette S. Gregorii morolium in Job tom. III saec. 12. Auf dem vorderen Spiegelblatt Signaturschild und Blattzahlangabe, auf dem hinteren in der rechten oberen Ecke Angabe der neuen und alten Signatur in schwarzer Tinte durch Gottwald.
Inhaltsangabe:
- 1r Stiftervers.
- 1v-5v Hiob 24,20-37,24. Non sit in recordatione sed conteratur quasi lignum infructuosum …–… qui sibi videntur esse sapientes.
-
5v-166r
Moralia in Iob XVII-XXVII.
Gregorius Magnus, Moralia in Iob, ed. M. Adriaen (CCSL 143 B). Turnhout: Brepols, 2005, S. 850-1393.- (5v-6r) >In nomine dei summi incipit pars quarta moralium sanctissimi pape Gregorii in expositione beati Iob per contemplationem sumpta.< Quotiens in sancti viri hystoria per novum volumen enodare …
- (16v) >Incipit liber XVIII.<
- (38r) >Incipit liber XVIIII.<
- (53r) >Incipit liber XX.<
- (71v) >Incipit liber XXI.<
- (80v) >Incipit liber XXII.<
- (95r) >Explicit pars IIII moralium liber XXII.< >In Christi nomine incipit pars V moralium liber vigesimus tertius.<
- (108v) >Incipit liber XXIIII.<
- (120v) >Incipit liber vigesimus quintus.<
- (131r) >Incipit liber XXVI.<
- (149r) >Incipit liber XXVII.<
- (166r) … adhuc sicomori arborem non invenerunt. >Explicit pars quinta moralium liber vigesimus septimus.<
Entstehung der Handschrift:
Engelberg. Ein zeitgenössischer Leoniner auf 1r nennt als Auftraggeber des Bandes Abt Frowin (1143-1178): Det lumen verum Frowin tibi lux pia rerum // Dogma per hoc Christi secreta quod edocuisti (das e von edocuisti auf radiertem hec).
Erwerb der Handschrift:
Besitzeintrag Bibliotheca Angelo-Montanae auf 1r durch P. Karl Stadler (18. Jh.), Stempel Bibliotheka Engelberg auf 1r und 166v.
Bibliographie:
- Hugh Feiss O.S.B., Frowin of Engelberg: his monastery, his scriptorium and his books: part I, in: American Benedictine Review (ABR) 56 (2005), S. 86;
- Christoph Eggenberger (Hg.), Die Bilderwelt des Klosters Engelberg. Das Skriptorium unter den Äbten Frowin (1143-1178), Berchtold (1178-1197) und Heinrich (1197-1223), Luzern 1999, S. 75;
- Katalog der datierten Handschriften in der Schweiz in lateinischer Schrift vom Anfang des Mittelalters bis 1550, Bd. II: Die Handschriften der Bibliotheken Bern-Porrentruy, bearbeitet von Beat Matthias von Scarpatetti, Dietikon-Zürich 1983, Nr. 236, S. 87;
- Joseph Gantner, Kunstgeschichte der Schweiz, Bd. I: Von den helvetisch-römischen Anfängen bis zum Ende des romanischen Stils, Frauenfeld 1968, S. 538; Albert Brucker, Scriptoria Medii Aevi Helvetica 8, Schreibschulen der Diözese Konstanz, Stift Engelberg, Genf 1950, S. 19-43, 83, 114f;
- Rosy Schilling, Die Engelberger Bildhandschriften aus Abt Frowins Zeit in ihrer Beziehung zu burgundischer und schwäbischer Buchmalerei, in: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde 35 (1933), S. 121, 128;
- Robert Durrer, Die Kunstdenkmäler des Kantons Unterwalden, Zürich 1899-1928, S. 190-192;
- ders., Die Maler- und Schreiberschule von Engelberg, in: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde, Band 3, Zürich 1901, S. 46;
- P. Benedictus Gottwald, Catalogus codicum manu scriptorum qui asservantur in Bibliotheca Monasterii O.S.B. Engelbergensis in Helvetia, Freiburg im Breisgau 1891, S. 37.