Mariastein, Benediktinerkloster, ehem. zbs S 353
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Schönherr Alfons, Die mittelalterlichen Handschriften der Zentralbiobliothek Solothurn, Solothurn 1964, S. 27-32.

Handschriftentitel: Geistliche Schriften. Predigten und Heiligenleben
Entstehungszeit: 15. Jahrh. (1470-1480).
Beschreibstoff: Pap.
Wasserzeichen: 1. Ochsenkopf mit Stern = Briquet 15105; 2. Dreiberg mit hohem Kreuz, oberrheinische Form, aus der Zeit um 1470/80 = Briquet 11794 (identisch in S 332).
Umfang: 282 Bl.
Format: 21/14,5 cm.
Seitennummerierung: Die Hs. wurde bei der Katalogisierung durchfoliiert.
Lagenstruktur: Sexternen mit Reklamanten.
Zustand: Blattverluste (z. T. mit Textverlusten): 1. Bl. der 1. Lage, 2 nach 60, 2 nach 75, 4 nach 108, 1 nach 173, 1 nach 175, 10 nach 193 und 5 nach 208. Unbeschrieben: (109) und (265v).
Schrift und Hände:
  • Kurrentbastarda (bastarda currens) mit oberrheinischem Einschlag aus sieben verschiedenen Frauenhänden bzw. anonymen Nonnenhänden des Basler Steinenklosters (1: 1-108, 2: 110-157, 3: 158-193, 4: 194-198, 5: 198-203, 6: 203-256 und 7: 257-282), die auch in anderen Codices derselben Provenienz wiederkehren, wie etwa im deutschen Legendenbuch Basel UB, cod. A VIII 36;
  • zum größeren Teil finden sich dieselben Hände (für den Zeitraum von 1467 bis 1492) aber auch in Archivalien des Basler Steinenklosters, z.B. Staatsarchiv Basel-Stadt, Klosterarchiv St. Maria-Magdalena, Handbuch T und U.
  • Zwei Schreiberbitten: (198r) Ora pro scriptrice und (206v) Orate pro me Deum (ms. Deus).
Buchschmuck:

Majuskeln und Überschriften rot;

Satzanfänge, Zitate und Eigennamen (durch Hand 6) rubriziert;

(1r). (110r) Anfangszeilen in gotischer Textur.

Einband: Heller Schweinslederband über leicht abgekanteten Holzdeckeln (restauriert 1953). Beide Deckelflächen durch dreifache Streicheisenlinien aufgeteilt, in der Rahmenbordüre und im Mittelfeld mit Blinddruckstempeln verziert: Arbeit eines spätestens seit 1467 für die Dominikanerinnen in Basel und Bern tätigen Meisters, der sich allem Anschein nach mit dem 1475/76 auch durch Arbeiten für die Basler Münsterbibliothek ausgewiesenen «Buchbinder ad Lapides» identifizieren läßt; vgl. K. Stehlin, Regesten zur Geschichte des Buchdrucks 2 (Leipzig 1888) 6 Nr. 1127. Der bisher bekannt gewordene Stempelvorrat dieses Meisters umfaßt sieben Nummern, wovon für vorliegenden Einband die Stücke 1 (Blütenranke im Rechteck) und 3 (große Palmette, frei) verwendet sind. Rücken vierbündig; blau-weiß umstochenes Kapital. Vom Rückdeckel ausgehendes Schließband (erneuert), Messinghafte mit Rosettenmuster am Vorderdeckel erhalten. Am Vorderschnitt drei rote Ledersignakel (Blattweiser) erhalten.
Inhaltsangabe:
  • 1. [Gerardus Leodiensis]: Liber de doctrina et dispositione cordis
    (in deutscher Bearbeitung).
    - Vgl. A. Wilmart, Gerard de Liége. Un traité inédit de l'amour de Dieu: Revue d'ascétique et de mystique 12 (1931) 349-430. Der Autor ist nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Dominikaner Gerardus Leodiensis († um 1270); vgl. Quétif-Echard 1 (1719) 248-249.
    • (Bl. 1r-2v) Titel und Prolog. >Dis ist ein buͦch vnd ein helsame ler vnd vnderwisung von der bereitung des hertzen.< Bereitent uwer hertzen dem herren. Die wort spricht Samuel in dem buͦch der kúngen …–… die ler dines herrn, die dir allein (gleichzeit. korrig. / allhie) in disem buͦch ist für geleitt;
    • (2v-108v) [Kap.1]. >Von vij bereittungen des hertzen.< Bereittent úwere hertzen dem herrn. Nun sind in der geschrifft vij bereittung des hertzen. Samuel lert vns alhie vnserem herrn dz hertz bereitten als er spricht …–… ist sicherheit der ewigen besitzung, die wir in im vnd durch in vnd mit im ewicklich haben sint. Zuͦ der bekantniß helff vns die gewore minn Ihesus Christus. Amen.
      Erstdruck des lateinischen Textes Paris 1506. Zum deutschen Text vgl. auch Berlin SB, cod. germ. qu. 1077 (XV), f. 1r-192v und das alemannische Fragment cod. germ. qu. 1130 (XV), f. 71v.
  • 2. Anonyme Kirchenjahrspredigten (1. Teil: Weihnachtszeit). Sammlung von 43 Kurzpredigten aus Dominikanerkreisen, mit gelegentlichen Entlehnungen aus Predigten von Jüngern Meister Eckharts. Predigt Nr. 39 wird hier Johannes Nider zugewiesen.
    • 1. (110r-111v) >Dominica prima in adventu Domini.< Benedictus qui venit in nomine Domini, Mathei xxi [9]. Die gnod vnsers lieben herren Ihesu Christi zuͦ allen ziten. Amen. Gesegnet ist er, der do kumet in dem namen Das zit, dz wir hút anvachent ze begon bis zuͦ wienachten (vgl. dasselbe Exordium bei Antonius Azaro Parmensis, Postillae de tempore, hom. I) …–… von vssen vngeteilet, allein von innen. Patet igitur, etcetera.
      Teilweise wörtlich entlehnt aus einer Adventspredigt des Florentius von Utrecht; vgl. Paradisus anime intelligentis, hg. Ph. Strauch = Deutsche Texte des Mittelalters 30 (1919) 9, 20-35 (Predigt Nr. 2).
    • 2. (111v-113r) >Feria secunda.< Benedictus qui venit in nomine Domini Gesegnet ist er, der do komet So got wil geförchtet sin, so nemet er sich …–… vnser pfand ist der ewigen selikeit. Amen. >Fiat bone Jhesu, fiat fiat<
      (teilweise wörtlich aus Florentius von Utrecht, vgl. a. a. O. 10, 9-23).
    • 3. (113r-114v) >Feria tercia.< Benedictus qui venit Gesegnet ist er, der do kümet Selig ist er, der in nu wirdiglichen enpfachet …–… von innen oder von vssen
      (z. T. wörtlich aus Florentius von Utrecht, vgl. a. a. O. 10,24 bis 11,5).
    • 4. (115r-117r) >Dominica 2 in adventu Domini.< Tunc videbunt filium hominis, etcetera. Luce xxi [27]. Hút so begond wir die andere zuͦkunft …–… dz er vor geschaffen hat. Patet igitur.
    • 5. (117v-118v) >Feria 2.< Tunc videbunt, etcetera. Denn werdent si sechen des mönschen kint Expositor: Was mag bitteres gesin einem jeglichen …–… mit keiner hand goben. Patet igitur, etcetera.
    • 6. (118v-120r) >Feria 3.< Respicite et levate capita vestra, etcetera, [Lucae 21,28]. Sechent an durch den heilgen gelouben, dz ist: erfröwent úch …–… zuͦ dem ende der ewigen röwe.
    • 7. (120r-121v) >Feria 4.< Respicite et levate Sechent an durch den heilgen gelouben in liden vnd in widerwertikeit …–… erbarm dich uber mich genediglichen. Amen.
    • 8. (121v-123v) >Feria 5.< Cum videritis hec fieri [Luc. 21,31]. Wenn ir sechent, dz dise ding anvahent ze komen Sant Bernhart sprichet …–… Wann also stot geschriben: Qui diligitis Dominum, odite malum.
    • 9. (123v-124r) >Feria 6.< Unanimes uno [ore] honorificetis Deum Rom. xv [6]. Einhelliglichen vnd mit einem munde In disen zweyen dingen, dz ist …–… wann dz riche gottes nochet sich Amen. >Fiat bone Jhesu, fiat fiat.<
    • 10. (125r-127r) >Dominica tercia in adventu Domini.< Quid existis in desertum videre, Mt. xi [7]. Was sint ir vs gegangen ze sechen Die dritte zükunft des herren ist, als er nu teglichen kumet …–… Dz ich köme zü im weselichen. Amen. >Fiat bone Jhesu, fiat fiat.<
    • 11. (127r-128v) >Feria secunda.< Quid existis [in desertum videre]. Was sint ir us gegangen ze sechen Dz ist von der welt in ein geistliches leben vnd mit sunderheit hieher ze kamen in dises closter .N. …–… Es ist nit alzo gegeben den anderen, als uch nu hie .N.
    • 12. (128v-129v) >Feria tercia.< Quid existis [in desertum videre]. Was sint ir vs gegangen ze sechen Respondit: Nicht anderes denn dz fúre brennen in dem busche …–… Darzü vns och füre Christus Jhesus. Amen.
    • 13. (130r-133v) >Sabbato quattuor temporum [in adventu].< Videbunt gloriam Domini, etcetera. Ysaie xxxv [2]. Si werdent sechen die glorie des herren Die glorie des herren Jhesu sint alle vserwelten kinder …–… hie in genaden vnd hernach in der glorie, amen. >Fiat bone Jhesu.<
    • 14. (133v-135v) >Dominica quarta in adventu Domini.< Confessus est et non negavit, etcetera. Johannes i [20]. Er verjache vnd löignete nit. Hút so begot man die zükunft des herren als er komen wirt …–… vnd aller tugent nackent vnd bloß. Patet igitur, etcetera.
    • 15. (135v-137r) >Feria secunda.< Confessus est, etcetera. Johannes veriache vnd löignete nit. Was verjach er? …–… nit vs dir, mer vs got ist.
    • 16. (137r-138v) >Feria tercia.< Confessus est, etcetera. Er bekant vnd verjach die warheit von Christo …–… dz selbe, dz er ist. Amen. >Fiat bone Jhesu, fiat fiat.<
    • 17. (139r-140r) >In vigilia nativitatis Christi.< Sanctificamini, cras enim, etcetera. Josue iii [5]. Ir sond úch heilgen, wann morgen so wirt der herre Es zimt wol vnd ist och billichen …–… vnd vnder úch allen stetiglichen wúrken. >Fiat bone Jhesu, fiat fiat.<
    • 18. (140r-141v) >Aber an der vigilia Christi.< Joseph fili Davit, etcetera. Mt. i [20]. Joseph du sun Davit nit fürchte dir Also sprach der engel Joseph betútet hie alle geistliche lút …–… er welle denn lossen den sinen. Patet igitur, etcetera.
    • 19. (141v-142r) >Aber an der vigilia Christi.< (J)oseph autem vir eius [Matthaeus 1,19]. Aber Joseph ir mann, Also ist es och noch mit ettlichen geistlichen mönschen …–… Bittent dz es alles gebesseret werde. Amen.
    • 20. (142r-143v) >Aber an der vigilia Christi.< Iudea et Jerusalem nolite timere, etcetera [in vigilia nativitatis Domini: antiphona I ad Laudes]. O Judea vnd Jerusalem nit förchtent úch Dise wart werdent gesprochen zuͦ einem jeglichen guͦtten seligen mönschen …–… Nicht vmb mines verdienens willen, mer Amen. >Fiat bone Jhesu, fiat fiat.<
    • 21. (144r-145r) >In nativitate Domini nostri Ihesu Christi.< Parvulus natus est nobis Ysaie ix [6]. Dz klein kindelin Jhesus ist vns geboren Es ist kein wunder, dz ein klein kindlin …–… erfröwen alles erteriche.
    • 22. (145v-146v) >De sancto Stephano.< Dies diem superat et lux lucem, Eccl. 34. Der tag úbertriffet den tage Dz liechte dz ist dz feste der zitlichen geburt …–… Do entschlieffe er süssiclichen in gotte. Patet igitur.
    • 23. (146v-148r) >[De sancto Johanne evangelista].< Mundam servavi animam meam Tho(bie) 3 [16]. Rein vnd luter hab ich allezit behalten min sel Der spiegel sint dry die vns nu fúrgehebt werdent …–… mer geminnt worden. Patet igitur, etcetera.
    • 24. (148v-149v) >[De ss. Innocentibus].< Flores apparuerunt in terra nostra. Cant. 2 [12]. Die blümen sint vffgegangen Sant Gregorius sprichet hie also …–… die arme lút nu verdruckent Patet igitur, etcetera.
    • 25. (150r-151r) >[Infra octavam nativitatis].< Puer autem crescebat, Luce ii [40]. Das kint nam zuͦ vnd wüchse Der herre Jhesus nam zuͦ an dem alter …–… die ersten stüle haben in der Sinagoge. Patet igitur, etcetera.
    • 26. (151r-153v) >[Dominica infra octavam nativitatis].< Revelentur ex multis cordibus cogitaciones, [Luc. 2,35]. Es werdent geoffenbaret vs vil hertzen die gedencke. Gregorius: Quid est cor, etcetera. Was ist dz hertz des mönschen anders …–… hiemit möcht man schier komen zuͦ tod sünden. Patet igitur, etcetera.
    • 27. (154r-155v) >[Dominica infra octavam nativitatis].< Quanto tempore heres parvulus est, etcetera. Gal. iiii [1]. So lang als der erbe ein kint ist Bernhardus: Wo sint nu die ere gitigen vnd hochvertigen hertzen …–… vnd wenige mönschen findent in recht. Patet igitur, etcetera.
    • 28. (155v-160r) >[In Circumcisione Domini seu octava Nativitatis].< Vocatum est nomen eius Jhesus, [Luc. 2,21]. Sin name ist genant Jhesus. Sit nu Jhesus sovil gesprochen ist als ein behalter Dises ist hút gar ein herliches fest vnd hochzit …–… gehört eigenlich zuͦ den guͦtwilligen hertzen;
      daran fünf Kurzbetrachtungen über das Leben Jesu mit dem Schlußvermerk:
      • (160r) Wiltu aber dise ding alle als hievor geschriben stot von dem nammen Jhesus clorlicher lesen, mercken vnd verston, so nim fúr dich dz büchli von dem ,holtz des lebens' des andechtigen lerers Bonaventura; do findest du es also eigenlichen geschriben mit der vslegung;
        siehe Lignum vitae: S. Bonaventurae Opera omnia, ed. Quaracchi, 8 (1898) 68-86.
    • 29. (160r-162v) >De epiphania Domini.< Ubi est qui natus est Mt. ii [2]. Wo ist der núw geboren kúng der juden? A(u)gustinus: Nuper celebravimus, etcetera (= sermo 199: ML 38, 1026). Wir habent nun zu dem nechsten begangen dz fest Christi …–… als die (gleichzeitig eingeschoben / helgen) dry kúng totten, dorum sprochent si: venimus adorare eum
      (gedanklich und teilweise auch wörtlich entlehnt aus dem Epiphanie-Sermo des Hermann von Loveia, vgl. Paradisus anime intelligentis 33, 1-3.
    • 30. (162v-166v) >[In die s.]< Pauli primi heremite. Expulit eum spiritus in desertum, Marc. [1,12]. Der geist treib in hinvs in die wüsti. Wie wol man diese wort liset von dem herren Jhesu so mögent wir si doch wol zuͦschriben sant Pa(u)lus, dem ersten waldbruͦder vnd einssidel …–… den willen gottes in siner ewigen fürsichtikeit mit vns vnd gegen den vserwelten kinden gottes. Patet igitur, etcetera.
    • 31. (166v-168r) >[Dominica infra octavam Epiphaniae. Sermo 1].< Remansit puer Jhesus in Jerusalem, Luc. ii [43]. Das kind Jesus beleib zuͦ Jerusalem. Glosa: In dem hochczit der österlichenfröiden vns zuͦ einer ler …–… jo ouch von den vngelöibigen. Patet igitur, etcetera.
    • 32. (168r-169r) >[Dominica infra octavam Epiphaniae].< Ein andere predige. Invenerunt illum in templo, [Luc. 2,46]. Si fundent in in dem tempel siczen Der stett sind dry an den man den herren Ihesum nun findet …–… getröstet werden mit dem herren Jhesu >Fiat bone Jhesu, fiat fiat.<
    • 33. (169r-172v) >[Dominica infra octavam Epiphaniae. Predigt] von der Epistel.< Obsecro vos per misericordiam Dei, etcetera. Rom. xii [1]. Ich bit úch durch die barmhertzikeit gottes Glosa: Nit allein die sel von innen …–… vs der übung vnd frücht aller tugent. Patet igitur, etcetera.
    • 34. (172v-174v) >[In octava Epiphaniae].< Hic est filius meus dilectus, Mt. 3 [17]. Dis ist min geminter sun. Die zitliche geburt Christi habent vns bishar geprediget …–… dises erb mitteile vnd gebe ouch ewiklichen ze sechen Amen
      (z. T. und mit geringen Varianten entlehnt aus der entsprechenden Predigt des Bruder Erbe, vgl. a. a. 0. 28, 21 bis 29,6 und 29,23 bis 30,11).
    • 35. (174v-175v) >[De eodem].< Hic est filius meus dilectus Mt. [3,17]. Diser ist min geminter sun in dem Worum wirt der herr Jhesus genant ein geminnter sun gottes
      (unvollständig).
    • 36. (176r-177v) [Dominica 1 post octavam Epiphaniae. Vocatus est autem et Jesus ad nuptias, Joh. 2,2]. (Anfang fehlt) Mit dem Schluß || wann diser wirt ewiklichen getröstet aber du ewiklichen gepinget.
    • 37. (177v-179v) >[De eodem].< Non alta sapientes sed humilibus consencientes, Rom. xii [16]. Die höchsten ding söllent ir úch nicht lassen schmeckent ze vil Der prophet spricht: Domine non est exaltatum Herr min hertz …–… vnd also sin selbs eben warnemmen, nit der andren. >Fiat bone Jhesu, fiat fiat.<
    • 38. (179v-182r) >[Dominica 2 post octavam Epiphaniae].< Domine, si vis, potes me mundare, Mt. viij [2]. Herr, wilt du so macht du mich gereinigen. Etliche ding wurken mit mügung vnd arbeit …–… wann du mich gröslichen gesterket hast. Patet igitur, etcetera.
    • 39. (182r-184r) >[De eodem].< Nolite prudentes esse Rom. xii [16]. Ir söllent nit wis sin vor úch selbs Es ist mit dem gemüt von innen als mit der welt von vssen. Wann also als die sichtige welt nit mag beston …–… in der helgen gehorsame vnd fliechen alle sunderliche vns von vssen. Patet igitur, etcetera.
      • Daran aus gleicher Hand: Hec magister Johannes Nider [anno] xiiijcxxxj (= 1431). Ob sich dieser Autorenhinweis auf sämtliche vorhergehenden Kurzpredigten bezieht oder nur auf diese eine (Nr. 39), war bisher nicht mit genügender Sicherheit zu ermitteln; vieles spricht jedoch für die erstere Annahme. Über den Ordensreformator und Prediger J. Nider siehe K. Schieler, Magister Johannes Nider (Mainz 1885).
    • 40. (184r-186v) >Dominica tercia post octavam Epiphanie.< Domine, salva nos, perimus, Mt. viij [25]. Herr, behalt vns, wir wellent gantz verderben. Dises ist das gebett der jungeren Christi als si sprechen in todes nöten …–… wann es ist besser einer verderb, denn die einikeit.
    • 41. (186v-189r) >[Eodem die]. Von der epistel.< Nemini quidquam debeatis, Rom. 13 [8]. Ir sint nieman keiner hant schuldig Augustinus: Die liebi vnd minn wirt dorum genant ein schuld …–… darum sol man si nit minnen mer hassen.
    • 42. (189r-191r) >Dominica quarta post octavam Epiphanie Domini.< Domine, nonne bonum semen seminasti , Mt. 13 [27]. Herr hast du nit guͦtten somen geseyet Wie guͦt der somen yemer ist, seyet man in …–… So mag ich erst frölichen singen: Nunc adest consolacio Amen. >Fiat bone Jhesu, fiat fiat. Ach ellend vnd jomertal, wie lang wilt du dich also verziechen Amen.<
    • 43. (191r-193v) >[Eodem die]. Von der epistel.< Induite vos sicud electi Dei , Col. 3 [12]. Legent úch an als die vserwelten helgen Drierhant mönschen pfliget man gewonlichen …–… vnd dz verdienen die ewige selikeit. Induite ergo vos, etcetera. >Fiat bone Jhesu, fiat fiat.<
  • 3. (194r-198r). [Johannes Nider (?)]: >Ein predge von der hochgelopten wirdigen himmelfart der jungfrowen Marien.< Von der loblichen hochzit der scheidung Marie söllent ir mercken fünf ding …–… darum söllent wir zuͦ ire rüffen vnd sprechent: Salve regina misericordie, o gütige o milte o süsse junpfrow Maria. Amen.
    Aus vorliegender Hs. im 19. Jahrh. von P. Anselm Dietler aus Beinwil-Mariastein kopiert und nach dessen Kopie abgedruckt: ZSKG 4 (1910) 207-212; vgl. dazu auch die (ganz unkritischen) Ausführungen ebd. 5(1911) 69-70. Danach, ohne Quellenangabe, erwähnt bei W. Muschg, Die Mystik in der Schweiz (1935) 108.
  • 4. Ausgewählte Heiligenlegenden:
    • 1. (198r-v). >Dis ist dz leben des hochgelopten himelfúrsten vnd grossen marterer sant Laurencius < Laurencius dz wort betútet einen der einen lorberboͮm hatt
      =Legenda aurea cap. 117 (prologus); vgl. Die Legenda aurea des Jacobus de Voragine aus dem Lateinischen übersetzt von R. Benz (31955) 564;
      • (198v-200r) >Hie fachet an von sinem vsgang vnd geburt.< Sant Laurencius vatter vnd muͦter worend rich vnd heiden …–… vnd do fieng sin marter an;
      • (200r-206v) >Von siner marter.< Sant Laurencius ein marterer vnd ein ewangelier wz bürtig von spangen land …–… vnd noch disem leben dz ewig (korrigiert aus ewige) leben. Amen
        = Legenda aurea cap. 117 (mit gekürztem Schluß); vgl. Benz 564-576.
    • 2. (207r-208v). >Dis ist das leben der heiligen iungfrowen vnd martiririn sant Christina.< Christina die was bürtig von den aller edlesten fründen in Tiro Ytalie …–… vnd gesetzet in die iemer werende fröde. Amen
      = Legenda aurea cap. 98; vgl. Benz 485-487.
    • 3. Dietrich von Apolda: Leben der heiligen Elisabeth. (209r) Titel und Prolog. >In nomine patris et filii et spiritus sancti. Dis ist das leben vnd die legend der seligen sant Elisabeth < Do ich Dietrich ein bruͦder prediger ordens vnd priester vnwirdig von Tûrigen in dem namen vnseres herren Jhesu Christi; [Kap. 1]. Zuͦ dem ersten von dem edlen stamen ir vorderen Zuͦ den zitten, do der hertzig von Swoben, genant Philipus, der do was keyser Heinrichs bruͦder …–… (250r) vnd och hat sy xij toten das leben von got erworben dem sy er von ewen zuͦ ewen. Amen (= Kap. 44).
      Vgl. BHL 2496. Zur Vita der hl. Elisabeth von Thüringen siehe NA 13 (1888) 433-515; über Dietrich von Apolda besonders 472-493. Vgl. auch Elisabeth von Thüringen. Die Zeugnisse ihrer Zeitgenossen. Hg. L. Maril (1960).
      Daran zwei Gebete zur hl. Elisabeth:
      • a. (250r) O du selige gemachel Christi sant Elisabet;
      • b. (250v) liturgische Tagesoration: O erbarmhertziger got, erlücht die hertzen Amen.
    • 4. (250v-256r). >Dis ist die legend der heiligen wirdigen jungfrowen vnd martererin sant Cecilia.< Prolog. Als die ögen der dirnen sint sechen in die hent ir frowen in aller wunn ewiklichen; Cecilia ist och als vil gesprochen als ein lilige des himels …–… Vnd gab vff iren geist in die hend der lieben englen das ewig leben. Amen
      = Legenda aurea cap. 169; vgl. Benz 895-903 (ohne Prolog).
    • 5. (257r-282r) >Dis ist dz leben vnd die legend des hochgelopten vatters sant Wilhelmus< (= Wilhelm von Malavalle, genannt der Große). Sant Wilhelm ein helger bichter gottes, geboren vsser Pictavien land, einer grofschaft, von edlem geschlecht …–… Bi disen zeichen vnd vil ander, die nit hie geschriben sint der ein nothelfer ist in allen nöten, in gottes namen. Amen. Deo gratias
      = gekürzte Fassung der vita a Theobaldo exornata, siehe ASS. Februarius 2 (1864) 451-472; vgl. BHL 8922.
Provenienz der Handschrift:
  • 1. (282v = Hand 6 aus der Zeit um 1470/75): Dis buch ist der swestren zu sant Maria Magdalenen an den Steinen ze Basel; vgl. die Reproduktion dieses Besitzeintrages in Verklungene Welt (1954) 16 Abb. Nr. 2 (mit vertauschter Anschrift);
  • 2. (Vorderspiegel; saec. XVI): Diß Buech gehördt Olsperg;
  • 3. (Vorder- und Rückspiegel, saec. XVIII ex.): Sophie Hürsch;
  • 4. (Vorderspiegel, aus der Zeit um 1800, später getilgt): […] gehört / […] Basel.
Erwerb der Handschrift: Der Codex wurde um 1820 an einer Basler Auktion nach Beinwil-Mariastein verkauft; vgl. Vorderspiegel (obere Ecke): p. 5. = Standortbezeichnung von Mariastein.