St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 434
Euw Anton von, Die St. Galler Buchkunst vom 8. bis zum Ende des 11. Jahrhunderts, Band I: Textband, St. Gallen 2008 (Monasterium Sancti Galli, Bd. 3), S. 378, Nr. 79.
Handschriftentitel: Homiliar (Sommerteil, Sonntage nach Pfingsten)
Entstehungsort: St. Gallen
Entstehungszeit: 3. Viertel d. 9. Jh.
Katalognummer:
79
Umfang:
340 pp.
Format: 41 x 31 cm
Seiteneinrichtung:
Schriftspiegel 27 x 23,5 cm, zweispaltig zu 27 Zeilen.
Schrift und Hände: karolingische Minuskel, wohl von einem Schreiber u. Verzierer
Buchschmuck:
Titel- u. Initialzierseiten mit Capitalis u. Rustica in Minium. Überschriften zu den Evangelienperikopen u. Predigten in Rustica u. Uncialis mit Minium, Anfänge der Predigten mit Initialen in Minium, nachfolgende Zeilen in Capitalis oder Rustica.
Inhaltsangabe:
Die Hs. enthält die Sonntage nach Pfingsten in der gegenüber Sang. 432 (Nr. 77) veränderten fortlaufenden Zählung von 26 Sonntagen. Inhalt u. Schmuck:
- p. 1 leer
-
p. 2-5
Capitulatio von Dom. II. p. Pent. - Dom. XXsexta mit Initiale u. Titel in Rustica
- (p. 2) I(n nomine Dni. incipiunt capitula libri sequentis)
- p. 6-7 leer
-
p. 8-340
Die Homilien. Wir geben eine auf die Initialen ausgerichtete Auswahl
- (p. 8) Titel- u. Initialzierseite in Capitalis mit Minium Vo(lumen istud collectaneum a dominica prima post octavam Pentecostes incipit et opitulante gratia divina usque ad Dominicam quintam ante natal. Dni. pertingit. Dom. I. post Pentecosten), Initiale mit Doppelranke im Binnenraum des V, im linken Schaft Felder mit Flechtband u. vegetabiler Ornamentik, das o verziert
- (p. 9) (Dom. I. p. Pent., Gregorii) IN VER(bis sacri eloquii), Initiale mit mehrfacher Knotung des Buchstabenkörpers, nachfolgende Buchstaben (I)N VER verziert, mit Litterae inscriptae
- (p. 27) Dom. II., Gregorii, h(oc distare), ornamentierter Stamm
- (p. 70) Dom. I. (korr. IIII.) p. Pent., Bedae, h(oc loco)
- (p. 106) Dom. VI. p. Pent., Johannis epi., R(eliquias)
-
(p. 129)
Dom. septima, Augustini
- (p. 130) d(ico autem)
- (p. 136) Dom. septima, Johannis epi., P(erdidit Absalon), Auflösung des gestauchten Mäanders im Stamm
-
(p. 141)
Dom. VII. p. Pent., Bedae
- (p. 142) I(n hac lectione), oben Hundskopf mit vegetabilen Ohren, unten Vogelkopf mit Flechtbandknoten u. Blattende als Kopfschmuck
- (p. 148) Dom. s.s., Johannis epi., a(pud quosdam), oben Hundskopf mit 3 Pfauenfedern
-
(p. 169/170)
Dom. X. p. Pent., Gregorii
- (p. 170) L(ectionem), Füllung des rechteckigen Körpers mit Blattornament
- (p. 215) Dom. XVII., Bedae, Y(dropis morbus)
- (p. 267) Dom. XVIIII, Johannis epi., X(r[istu]m in humanis), wohlkomponierte Initiale mit Mittelknoten u. Blattschmuck
- p. 270 /271 Dom. suprascr., Johannis epi., t(ria sunt), schwungvolles unziales t
- (p. 320) Dom. XXquarta, Bedae E(t observantes)
- p. 336 /337 Dom. [XXVI.] p. Pent. A(udivimus evangelistam) - endet p. 340.
Entstehung der Handschrift:
Die Hs. entstand unmittelbar im Anschluss an Sang. 433 (Nr. 78). Sie wurde von einer Hand geschrieben u. verziert, die wohl auch an Sang. 433 mitarbeitete. Initialen wie h(oc loco) p. 70 oder I(n hac) p. 142 sind denjenigen des Hauptmeisters in Sang. 433 vergleichbar u. werden in beiden Bänden wohl von derselben Schrift begleitet. Ab p. 207 scheint der künstlerische Einsatz etwas nachzulassen, die Initialen werden einfacher. Gegenüber dem Sacramentarium Gregorianum mit seinen XXIIII Sonntagen nach Pfingsten im Supplementum (vgl. Deshusses, Sacramentaire Grégorien I, S. 15-16) werden hier XXVI Sonntage gezählt, zudem folgen auf Dom. XVII. Fer. II., Fer. VI. u. Sabbato mensis septimi mit je zwei Predigten. So ist der letzte Bd. gewissermaßen ein Produkt der karolingischen Liturgiereform. Vgl. Nr. 75-78, bes. Nr. 78.
Bibliographie:
- Scherrer, S. 142.
- Bruckner III, S. 105