Für diese Handschrift sind folgende Beschreibungen vorhanden

  • Scarpatetti Beat Matthias von, Die Handschriften der Stiftsbibliothek St. Gallen, Bd. 1: Abt. IV: Codices 547-669: Hagiographica, Historica, Geographica, 8.-18. Jahrhundert, Wiesbaden 2003, S. 279-281.
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  • Katalog der datierten Handschriften in der Schweiz in lateinischer Schrift vom Anfang des Mittelalters bis 1550, 
Bd. III: Die Handschriften der Bibliotheken St. Gallen-Zürich, bearbeitet von Beat Matthias von Scarpatetti, Rudolf Gamper 
und Marlis Stähli, Dietikon-Zürich 1991, Nr. 142, S. 52.
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  • Scherrer Gustav, Verzeichniss der Handschriften der Stiftsbibliothek von St. Gallen, Halle 1875, S. 212.
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St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 646
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Scarpatetti Beat Matthias von, Die Handschriften der Stiftsbibliothek St. Gallen, Bd. 1: Abt. IV: Codices 547-669: Hagiographica, Historica, Geographica, 8.-18. Jahrhundert, Wiesbaden 2003, S. 279-281.

Handschriftentitel: Gebhard Dacher, Konstanzer Chronik
Entstehungsort: Konstanz
Entstehungszeit: [1458-1473]
Beschreibstoff: Papier. Wasserzeichen diverse Ochsenkõpfe mit Stange oder Kreuz, aus den Gruppen Piccard, Wasserzeichen II/1 (1966), Abt. IV und II/2, Abt. V, Nr. 304 ff. und 581-624.
Umfang: 542 Seiten/258 Blätter
Format: 28,5/29 x 20 cm
Seitennummerierung: Tintenpaginierung I. v. A., anfänglich meist weggeschnitten, sichtbar 15, 19, 23, ab 28 meist sichtbar, endet 476, vervollständigt von neuer Paginierung; springt [57 ]/60, wiederholt 113 und 115, springt [370 ]/372, 376 /383, 420 /423, 424 /427, 430 /435, 450 /455. Bleistiftfoliierung des 20. Jhs., nach f. 40 ein Blatt übersprungen.
Lagenstruktur: Septernionen mit zahlreichen unauflösbaren Klebungen und Unregelmässigkeiten.
Zustand: Zahlreiche Bogen halb beschnitten oder Blätter herausgeschnitten, jedoch kein Zusammenhang mit den Paginierungs-Unregelmässigkeiten I. v. A.
Seiteneinrichtung: Zweispaltig 20/21 x 13/14 (5,5/6), 32-41 Z.
Schrift und Hände: Halbkursive Bastarda von einer Haupthand und einer Nebenhand, die möglicherweise diejenige Gebhard Dachers ist, von welcher sämtliche rubrizierten Kapitel, die Rubriken und die Kolumnentitel und Wappenlegenden stammen, ebenso die Textzusätze p. 73, 90, 98, 103, 107, 108, 118, 205 . Von der 3. Hand des Conrad Albrecht die Zusätze p. 113, 310, 332, 467, 472a-472b . Dies gemäss Kolophon samt Datierung 1472 des ergänzenden Schreibers Albrecht p. 472a: Anno domini etc. lxxijdo vss Mentag nach sannt hilaryen tag ward mir Conraten Albrecht stattschriber zuo Costencz diß buch von Gebhartt Tachers saͤligen frowen [gegeben] vnd was hinfur verschriben stat vnd mit miner hand geschriben ist by mir beschechen Vnd ist diß min wapen Mir von kaiser fridrichen mit siner maiestaͤt bestaͤt. Die Haupthand Dachers, der sich p. 443 nennt (zu ihm CMD-CH III und weitere Lit. s. u.), bemüht sich um (got.) buchschriftliche Halbkursive, welche aber bei zunehmender Eile und Flüchtigkeit zur Kanzleischrift tendiert, cf. p. 465, 468 f. Eine Hand wohl des 16. Jhs. fügt p. 332 zwei Zeilen an.
Buchschmuck: Der Band weist eine Serie kolorierter Federzeichnungen überwiegend problematischen Inhalts auf: p. 18 Konstanz mit Münster, p. 88 behaupteter Ritualmord eines Knaben durch sechs Juden, p. 106 Verbrennung von Juden, p. 107 Geisslerprozession, p. 131 behauptete Kruzifixverspottung eines jüdischen Knaben zu Stadelhausen bei Konstanz anno 1384, p. 230 Auffindung eines Knaben aus dem aargauischen Brugg 1429 auf einem Baum bei Ravensburg, der von den Juden gemartert worden sein soll. Diverse Wappen passim, dazu Ruppert, (s. u.), p. XXV. Rote und blaue 2-3-zeilige Lombarden, rubr.
Spätere Ergänzungen: Spärliche Marginalien des 16. Jhs., im leeren Teil p. 477-542 vereinzelte Federproben des 17. Jhs.
Einband: Einband 15./16. Jh., helles Halbleder auf Holz, Streicheisenlinien, Stempel, Kartusche mit Erzengel, vermutlich mit Musikinstrument (Leier?), 2 Schliessen HDK-VDK fehlen, eine neuere Mittelschliesse HDK-VDK. VD gebrochen und mit Buchbinder-Leinenklebband fixiert. Auf dem hinteren Spiegel Notiz über Erscheinung bei aufsteigendem Mond am Hl.-Kreuztag 1475, offenbar einem Freitag.
Inhaltsangabe:
  • 1-476 Gebhard Tacher: [Konstanzer Chronik, Anfänge bis 1476], [mit Nachträgen von] Konrad Albrecht Der zu vermutende Titel oder Vorspann/Vorrede wohl verloren gegangen.
    Textgeschichte: Ed. Philipp Ruppert, Die Chroniken der Stadt Konstanz, ibid. 1891, Textedition p. 1-294, segmentweise in einer Kompilation mit andern Chronikteilen, cf. den Anfang des Dacherschen Textes p. 5; zu den Autoren Kompilatoren Dacher und Albrecht p. IX-XII, zu unserer Hs. p. XXIV-XXVI, noch mit Zuweisung der Haupthand an Dacher, zur Stuttgarter Hs. Dachers p. XXVII; Neuedition durch Sandra Wolff-Ernst, Univ. Tübingen (in Vorb.), mit Identifizierung des Nachbesitzers Jacob Funkeli (s. o.); Ed. der Partie über die Schlacht von Näfels durch Gotifried Heer, Zur 500-jährigen Gedächtnisfeier der Schlacht bei Näfels, Glarus 1888, p. 130f., nach unserer Hs.;
    J. Duft, in: Oberlander Chronik, Nr.250, 1961, p. [1 f.], mit Abb. der p. 107 unserer Hs.; zur Person Dachers VL 2 (1980), col. 31 f. (Eugen Hillenbrand), mit Erwähnung unserer Hs. und weiterer älterer Lit. Zu den Schreibern Dacher und Albrecht CMD-CH III (1991), Nr. 142, bei den Abb. Nr. 253f. sind die Bilder Dachers und Albrechts vertauscht, ferner Abb. Nr. 388, zu den Autoren Schreiberverzeichnis p. 285 f., 291 (Lit.); zu Dacher zu ergänzen E. v. Berchem e. a., Btr. zur Gesch. der Heraldik. J. Siebmachers Wappenbuch, Band D, Neustadt a.d.A. 1972, p. 68f. Nr.50, Abb.53; ebenso P. F. Kramml, Kaiser Friedrich III. und […] Konstanz, Sigmaringen 1985, p. 311; betr. Überlieferung des Bernrainer Kreuzwunders s. Guido Nünlist, Wallfahrtskapelle Heiligkreuz auf Bernrain. Eines der altesten Bauwerke der Stadt Kreuzlingen, ibid. 1988, p. 11-13 Text unserer Hs., mit Abb. der f.62vb-63rb, resp. p. 130b-131 b; N. H. Ott e.a., Kat. der deutschsprachigen illustrierten -Hss. des MA, Bd.3, München 2001, p. 212-216, Abb.114f., ohne Identifikation der Wappen (Lit. ohne CMD-CH, 1991), mit neuen Daten zum Autor Dacher; Scherrer, Verzeichniss (1875), p. 212.
Provenienz der Handschrift: Der Band stammt wohl aus dem Besitz der Autoren. Nachbesitzer-Vermerk p. 476: Diß buch ist von (?) Jacoben funkelis erben mir jergen vogelin kaufswyß zukummen, Hand des 17.Jhs. Jacob Funkeli war Konstanzer Stadtschreiber 1503/05-1524, gemäss Wolff-Ernst (s. u.). Vermerk p. 1 über Dacher von I. v. A.
Erwerb der Handschrift: In StiBSG seit 18. Jh.
Bibliographie:
  • CMD-CH III, s. u.;
  • J. Duft, Bischof Konrad und St. Gallen (1975), neu in: Abtei II (1991), p. 201-210, Abb. 19 mit p. 54 der Hs., dazu p. 290f.;
  • Bräm, Buchmalerei (1997), p. 295 (ohne Beizug CMD-CH), datiert die Hs. um 1465, mit Hinweis auf Begehung Dachers des vereisten Bodensees, von welcher dieser p. 443 der Hs. berichtet.
  • Zu Jakob Funkeli vgl. Sandra Wolffernst (s. u.).