Für diese Handschrift sind folgende Beschreibungen vorhanden

  • Scarpatetti Beat Matthias von, Die Handschriften der Stiftsbibliothek St. Gallen, Codices 1726-1984 (14.-19. Jahrhundert), Stiftsbibliothek St. Gallen 1983, S. 122-125.
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  • Mengis Simone, Schreibende Frauen um 1500. Scriptorium und Bibliothek des Dominikanerinnenklosters St. Katharina St. Gallen (Scrinium Friburgense 28), Berlin 2013, S. 355-357.
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St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 1869
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Scarpatetti Beat Matthias von, Die Handschriften der Stiftsbibliothek St. Gallen, Codices 1726-1984 (14.-19. Jahrhundert), Stiftsbibliothek St. Gallen 1983, S. 122-125.

Handschriftentitel: Predigten und geistliche Unterweisungen
Entstehungszeit: 15. Jh.
Beschreibstoff: Papier. Wasserzeichen Ochsenkopf mit verziertem Z (?), ähnlich Briquet, Filigranes Nr. 15193, bei Piccard, Ochsenkopf-Wasserzeichen nicht vorhanden.
Umfang: 532 pp.
Format: 15 x 10,5
Seitennummerierung: Neue Paginierung.
Lagenstruktur: Sexternionen, außer VIII97-128, V201-220, IV(413)-426 (erstes Blatt vor 413 herausgeschnitten), VII475-530. Römische Lagennumerierung und Wortreklamanten.
Seiteneinrichtung: Einspaltig 9,5 x 7. Liniierung Tinte, 13-15 Z.
Schrift und Hände: Zur Kursiven tendierende Bastarda von einer Hand der ersten Hälfte des 15. Jhs.
Buchschmuck: Dreizeilige Lombarden, Rubrizierung.
Einband: Einband 15. Jh. Helles Ziegenleder auf Holz, eine Schließe.
Inhaltsangabe:
  • 1-219 Predigt von der heiligen Jungfrau Clara >Das ist schöni bredig von der hailligen hochgelobten wirdigen Junckfrowen ⟨Sant⟩ [gestrichen] vnd hijmelfu̍rstinne Sant Clara Die ain miltte barmhertzige fu̍rsprecherin ist zuͦ dem almächtigen gott allen den menschen die sij ⟨auf⟩ [gestr.] anrüffent vnd ain zuͦ flucht zuͦ ir habent vnd sÿ erent mitt irem gebett< Der herr aller ding der hatt sÿ lieb gehebt Won sÿ ÿst gewesen ain lererin der götlichen zucht vnd ain erwellerin siner werck Sant Bernhartt der edel lerer der spricht Das gott von rechter mÿnn kommen ist …–… vnd besitzet ain besunder fu̍rstentum der ewigen eren in den hÿmelschen fröden vnd wunnen Das wir zuͦ den ewigen fröden komint des hÿmelschen vatter landes Durch daz aller lu̍t trest gebett Der wirdigen hÿmelfu̍rstÿn vnd muͦtter Sant Claren Daz verlich v̍ns vnsser her Jhesus christus der da lebt vnd risnet gewaltiger gott Vatter Sun hailliger Gaist ÿemmer ewencklichen AMEN.
    In kurzen Auszügen gedruckt, unter Beizug der vorliegenden Hs., bei Ruh, Franziskanisches Schrifttum p. 57-65 (Hss., Lit.), gemäß diesem die älteste der bekannten Hss. Bamberg, Staatsbibliothek E VII 54 (Hist. 147), f.220r-258v.
  • 221-242 [Geistlicher Sendbrief eines Vaters an seine besonderen Kinder] >Dissi materÿ ist geschriben worden ainer glaistlichen [sic] Closterfrowen von ainem bruͦder des ordens francisci< Ain wares vff dringen der begird durch alle wolken der zitt, Creatur aigner besitzung, mitt vff geschwungner liebi …–… Sine holtsälige wort verku̍ndent allweg frid der sÿ mitt v̍ns allen zuͦ ewigen zitten Amen.
    Vgl. Cod. 1859, p. 525-540 (Lit.).
  • 242-255 [Rede zur Tochter Sion über ihren Bräutigam] Suͦchent den hern vnde sind gesterckt Ja suͦchent sin minenkliches holtsäliges frödenriches antlit allwegent …–… Ja so dick sÿ von dem obresten ku̍nig vmbfangen wirtt vnd in ainem ÿeglichen minn kuss So sÿ swa[n]ger wirt die fru̍cht geboren werdent.
    Keine Verwandtschaft mit Lamprecht von Regensburgs Tochter Syon, ed. K. Weinhold, Paderborn 1880, wie Vogler (s. u.) angibt.
  • 256-291 [Über das Leiden, den Tod und die Sakramente (Predigt zu Joh. 16, 21)] >Ain schöni bredig vnd nu̍tzi ler< Mulier cum parit tristiciam habet Die wortt mins anfangs schribt v̍ns der haillig Ewangelist Johannes vnde hab sÿ fu̍r mich genomen zuͦ anhab disser bredig gott zuͦ lob vnd v̍ch zuͦ ainer vnder wissung …–… So hatt sÿ verlorn alle gnad Dar vmb sond wir gott bitten vmb gnad vnd vmbe alles daz dar vmb er wil gebetten werden.
    Morvay/Grube, Bibliographie T. 204, p. 199 (mit unserer Hs.).
  • 295-362 [Unterweisung in der Übung zur höchsten Vollkommenheit] Hÿe hebt an kurtzi ler vnd vnder wissung wie oder wa mitt sich der mensch v̈ben sol zu siner höchsten volkomenhaitt Als denn daz in disser zitt muglich ist dem menschen Vnd daz ist getailt in dru̍ tail Das erst ist daz man sich in dem liden christi vͤben sol Das ander halt in von götlichem wesen vnd wie der mensch daz verston sol Das dritt tail halt ÿn ettlich gutt vermanung …–… Vnd daz bringt dir gar ain fridsam hertz vnd ain luttri gewissni Also hast du ain notturfft zuͦ der dritten vͤbung bitt got fu̍r mich daz wir v̍ns frölich findint zuͦ hÿmel bÿ christo Jhesu amen.
  • 362-390 [Lehre von dem geistlichen Blumenstrauß eines Gottesfreundes an den andern] >Hie nach volgett ain schönÿ lere von dem Maigen die ain gottes fru̍nd ainem andren gottes fru̍nd Sant zu aimen gastlichen maigen.< Jesus christus der lieblich maÿ der an dem heilgen karfreitag in dem gartten des olbergs minneklichen rosen bluͦst sins angstlichen swaiß vss geworffen hatt Schwartzi bluͦst in siner hertten gefangnus …–… dar durch er den waren frid gemachet hatt gen sinen hÿmelschen vatter vnd gegen v̍ns su̍nder armen in dem hÿmelrich vnd och vff ertrich amen Oretis deum pro me.
    • Folgen (391-393) [Geistliche Ratschläge] Biß gelassen vergessend din selbs vnd aller Creatur. Biss demüttiklich vnderworffen …–… vnd also biss vnsÿnnig vnd närrisch.
  • 393-426 [Geistliche Erzählung von der Tochter Sion, mit Einführung]
    • (393-399) [Einführung] Die sel im gaist vergaist hatt zwen flu̍gel Jntellectum et affectum …–… vnd bÿ den Junckfrowen sol man verston die tugent damitt die sel begriffen man erkanthnuß gen gott vnd gen ir selbs
    • (400-426) Aja tochter von sÿon Ain wolgeziertti adeliche frow Clar vnd subtil blickt sich an zuͦ einer zitt vnde erkannt sich nattu̍rlich etwas lieb ze haben …–… vnde daz mir darnach schin daz ewig liecht daz ist Cristus Jhesus ainer ÿeglichen glöbigen sel gemachet.
    W. Wichgraf, Der Tractat von der Tochter von Syon und seine Bearbeitungen, in: Beitr. zur Gesch. der dt. Sprache und Literatur (PBB) 46, 1922, p. 173-231, die vorliegende Prosafassung abgedruckt ibid. p. 177-181, nach München BSB, Cgm. 29.
  • 427-530 [Ps.-] Anselm: von der maß des gaistlichen crutz Sant anshelm von der maß des gaistlichen Cru̍tz O ewiger vatter won nach dem gebott dines suns Der do spricht ir sond volkomen sin als v̍wer vatter volkomen ist vnd nach der vermanung Sant pauls söllint wir in aller maß vffstigen zu vollkomenhait …–… och daz wir die tieffi höchi braitti vnd lengi des Cru̍tz tragint vnd daran volharrint zuͦ dinem lob vnd glory Amen Amen Amen.
    Diese deutsche Fassung des nicht Anselm zuzuschreibenden Werks « De mensuratione crucis » auch in Freiburg, Univ.-Bibl. Ms. 490, f.153r-166r, und München BSB cgm. 4597, f. 1-34, cf. Ruh, Bonaventura deutsch p. 31. Zur Handschrift auch Vogler, St. Katharina p. 251 f., Nr. 71
Provenienz der Handschrift: Der Band stammt aus dem Dominikanerinnenkloster St. Katharina St. Gallen, nachmals Wil. Besitzeinträge: p. 1: Das buͦch gehörtt in das closter zuͦ Sant katherinen zuͦ Sant gallen prediger ordens, Hand des frühen 16. Jhs.; Spiegelblatt vorne: Gehört in St. Catharina Closter vor Weÿl, Hand des 16./17.Jhs.
Erwerb der Handschrift: In StiBSG seit 16.September 1930 als Depositum der bischöflichen Bibliothek St. Gallen.