Hermetschwil, Benediktinerinnenkloster, Cod. chart. 197

Bretscher-Gisiger Charlotte / Gamper Rudolf, Katalog der mittelalterlichen Handschriften der Klöster Muri und Hermetschwil, Dietikon-Zürich 2005, S. 325-326.

Mit freundlicher Genehmigung des Verlags (Urs Graf Verlag, Dietikon). Das Copyright an der Handschriftenbeschreibung liegt beim Verlag.
Handschriftentitel: Gebetbuch
Entstehungszeit: Ende des 14./ Anfang des 15. Jahrhunderts
Frühere Signatur: Cod. 10.55.
Beschreibstoff: Papier
Wasserzeichen: Ochsenkopf, gehört zur Gruppe Piccard VIII 24–81 (1394–1428); Buchstabe G, ähnlich Piccard, Wasserzeichenkartei Nr. 27593/27598 (1388, 1389).
Umfang: 89 Blätter
Format: 15 x 10,5 cm
Seitennummerierung: Neuere Foliierung: 179. 79bis. 8088.
Lagenstruktur: Lagen: 4 VI48 + IV56 + 2 VI79bis + (V-1)88, nach Bl. 88 ein Blatt herausgerissen. Lagenzählung am Schluss der Lagen ivii.
Seiteneinrichtung: Seitliche Begrenzung des Schriftraumes mit Stiftlinien, 85v87r Tintenliniierung, Schriftraum: 8,5–10 x 6–7, 15–17 Zeilen.
Schrift und Hände: Gotische Minuskel von einer Hand.
Buchschmuck: Rubriziert, 2zeilige rote Lombarden.
Spätere Ergänzungen: Korrekturen von Schreiberhand; 57v und 69v von späterer Hand. 85v87r Nachtrag in Textura.
Einband: Kopertband mit rotem Leder, Ende 14./ Anfang 15. Jh. Auf dem Rücken aufgelegte Hornplättchen. Am verlängerten Rückdeckel befestigte Schliessschnur teilweise erhalten. In den Fälzen Streifen von Pergamentfragmenten, 14. Jh. Auf dem Rücken Papierschild mit Signatur 197. 1r Papierschild mit Angaben zur Handschrift, 19. Jh.
Hauptsprache: hochalemannischer Mundart
Inhaltsangabe:
  • 1rv leer.
  • 2r52r Geistliche Lehren. Sant Bernhart sribet xv nütz die dem menschen widervarend der gern gedenket an ünsers herren marter. Der erst nutz das im got git ein durnehtig leben …–… das er alle gebreste vestklich über winde und vertrib gentzlich. Amen. Aufreihung von christlichen Lehren, fast durchgehend mit der Nennung einer Autorität beginnend (u. a. Sant Bernhart spricht … , Sant Agustinus [sic] spricht … , Sant Gregorius spricht … ).
  • 52r57v Katechismus und Beichte. >Dis sint die .x. gebot<. Das erst ist: Du solt nüt ander got haben
    • (53r) 12 Räte.
    • (53v) 7 Sakramente.
    • (54r) 7 Gaben des heiligen Geistes; 8 Seligkeiten.
    • (55r) 6 Werke der Barmherzigkeit.
    • (55v) 7 Todsünden.
    • (55v) Ich gib mich schuldig das ich den heiligen cristan gloͧben nüt stetteklich geloͧb
  • 57v63r Kommuniongebete. >Dis nachgent gebett solt sprechen so du ünsren herren wilt enphachen mit andacht dines hertzen<. Herre Ihesu Christe ich enphach hüt din heiligü sel ze einer erlüchtung mines hertzen
    8 Gebete, Initien im Register; erstes Gebet entspricht Cod. chart. 210, 14r16r.
  • 63v77v Marquard von Lindau: Eucharistietraktat (Auszug). >Dis sind sechs stuk die ein iechklich mensch an im haben sol, drü e das er das heilig sacrament enpfache und drü so ers enpfangen het <.
    • (64r) Des ersten spricht der meister: Du solt temütklich in din gewüssnü sechen …–… 76v mir schinnet werd hie in zit und in ewkeit.
      Annelies Julia Hofmann, Der Eucharistietraktat des Marquard von Lindau, Tübingen 1960, S. 289, Zeile 16 – S. 295, Zeile 7. Nigel F. Palmer, Artikel Marquard von Lindau, in: Verfasserlexikon2, Bd. 6 (1987), Sp. 81–126. Gleicher Auszug auch in Cod. chart. 214, 1r14r.
    • Direkt anschliessend: 77r Nu hast oͧch die drü stuk der du dich flissen solt nach dem so du ünsren herren enpfangen hast Zem ersten das du das liden und den tod ünsers herren Ihesu Christi mit mengklicher begird solt betrachten …–… mag all din begird wol erfüllen. >Und bittend für den sriber das er hie in oͧch volkomen werd<.
  • 78r79r Vom Schweigen. Swer ein upikliche wort das nieman schaden ist vermidet so er es gerne sprech das ist vor got grösser und ist im nützer denn ob er einen gantzen tag contemplierti
  • 79v81r Kommuniongebet. Herre ich will dich hüt enphachen dir ze lob und ze eren und ze dienst
    Entspricht Cod. 210, 16v19v.
  • 81v83r Gebete zu Christus. Sanctus Georius, sanctus Kristoforus, sanctus Oswaldus. Der gewalt des vatters si mit mir, dü wisheit des sunes si mit mir
    • (82v) Herre got von himelrich ich ermane dich das du gewalteclich ze der helle fürde
  • 83r84v Tagzeitengebet vom Leiden Christi.
    • >Oratio bona<. A dem abende do ünser herre Ihesus Christus morndes die marter wolt liden
    • >Ze metti<. Ze metti. Elli fröid wart betrüebt, elli wisheit wart verratten … Entspricht weitgehend Klapper Nr. 103.
  • 85r Vom Beistand Christi. Ünser herr spricht: Mensch ich wil us gan suͦchen üb min an kein hertz well geruͦchen üb min an kein herz well begeren in dem wil ich ewanklich blüegen
  • 85v87r Beichte. >Von den x. botten ünsers herren<. Des ersten gib ich mich schuldig, das ich vil sachen lieber han denne minnen got
  • 87v88v Federproben. Item ich han gerechnet mit Marti Unlirgner (?) und sol nach 22 (?). 88v Item ich han gerechnet mit Gebhart Loupi von Lutzer minen bruder. Amen. Darunter: Nicolaus Flekenstein.
Entstehung der Handschrift: In hochalemannischer Mundart geschrieben.
Provenienz der Handschrift: Im vorderen Spiegel und auf dem Papierschild 1r mit Bleistift alte Signatur Cod. 10.55., darunter no 197. Im vorderen Spiegel, auf dem Papierschild 1r, 2r, 87v sowie im hinteren Spiegel Stempel Convent M. G., 19. Jh.
Bibliographie:
  • Bruckner, Scriptoria 7, S. 47.