Einsiedeln, Stiftsbibliothek, Codex 620(423)
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Odo Lang, Katalog der Handschriften in der Stiftsbibliothek Einsiedeln. Zweiter Teil, Codices 501-1318, Basel 2009, S. 160-161.

Handschriftentitel: [Deutscher Psalter]
Entstehungsort: Wurmsbach, Zisterzienserinnenabtei.
Entstehungszeit: Othmar Ortwin, 15. Jahrhundert (1421, Juli 3)
Beschreibstoff: Papierhandschrift. Wasserzeichen: Bogen- und Ochsenkopf-Wasserzeichen.
Umfang: 98 Blätter.
Format: 290 x 195/200 mm.
Seitennummerierung: Neuzeitliche Foliierung (19 . Jh.) mit Bleistift 1-98.
Lagenstruktur: Unbezeichnete Lagen (Sexternionen): 7 VI, VII. Wortreklamanten unten rechts auf dem letzten Blatt der Lagen, z. T. rot umrandet.
Seiteneinrichtung: Schriftraum: 185/190 x 125/130 mm.
Rahmen durch einfache Striche mit Tinte.
Einspaltig (bzw. zweispaltig Bl. 95v-98r) zu 24-32 Zeilen mit brauner Tinte.
Schrift und Hände: von 1 Hand in gotischer deutscher Kursive geschrieben.
Buchschmuck:
  • Rubriziert.
  • Überschriften in roter Tinte. Rot-schwarze Majuskeln zu Beginn jedes Psalmes.
  • beim 1. Psalm grosse Initiale über 10 Textzeilen.
Einband: (19./20. Jh.). - Halbledereinband. 2 Holzdeckel, ursprünglich mit rotem Leder, jetzt mit gelbviolett-gemustertem Papier überzogen (Blumenmuster). Rücken: braunes Leder über 5 Doppelbünden. Oben und unten geflochtenes Kapitalband.
Hauptsprache: Deutsch
Inhaltsangabe:
  • 1. Bl. 1r-87r [Deutscher Psalter]
    • (1r) In dem namen vnsers herren jhesu christi vahet an der psalter ze tutsch. Den ersten psalmen Beatus vir qui non abijt. den sprich dem hailgen gaiste. Vnd solt wissen das jn dauid geticht hat. vnd gottes dienst richte. Salig ist der man der nit abgieng in den rat der ubeln. vnd in dem weg der sunder nit enstuͦnd vnd in dem stuͦl der fraisen nit ensaß […]
    • (87r) […] ain iegklicher gaist lobe gott. Lob si dem vatter vnd dem sun.
    Zu beachten: Die Psalmen sind von Rubriken und Anmerkungen begleitet, die angeben, bei welcher Gelegenheit jeder Psalm zu beten ist.
    Der Psalmtext und die entsprechenden Rubriken finden sich in vielen zeitgenössischen Handschriften und alten Drucken. In unserer Bibliothek z.B. Jnc 93(403) Psalter lateinisch-deutsch (o.O. und Jahr, Hein 13508); Jnc 43(892) Psalterium, Basel 1503, und Jnc 47(893) Psalterium, Strassburg 1506.
  • 2. Bl. 87r-92v [Cantica]
    • (87r) Disen psalmen lis vnd bitt vnseren herren, das er durch siner muter ere sinen zorn von dir kere. Confitebor tibi domine quoniam. Ich vergich dir herre […]
    • (92v) […] ze richtenne vnser fuͤss in den weg des frides. Lob si dem vatter vnd dem sun etc.
  • 3. Bl. 92v-95v [Te Deum etc.]
    • (92v) Disen psalmen machet Sanctus Ambrosius der hailig byschoff vnd ist ain lobsamer psalm damit lobet vnsern herren alle hymelsch herschafft. Te Deum laudamus. Wir lobin dich gott […]
    • (95v) […] O gnädige Miltu vnd allersuͤssestu junkfrow Maria.
    Zum Pater noster: gedruckt aus diesem Codex bei Kehrein J., Paternoster und Ave Maria in deutschen Uebersetzungen. Nebst einem Anhange: Die altdeutschen Namen Gottes und Marias, Frankfurt a. M. 1865, 40 (Nr. XXIV); das Ave Maria gedruckt ebd., 71 (Nr. IV).
  • 4. Bl. 95v-98r [Allerheiligenlitanei]
    • (95va) Hie vahet an die letany ze tutsche. Kyrieleison […]
    • (98ra) […] Vnd alle geloͤbig selan ruͦwagint in gottes frid. amen.
    Zu beachten: Namen «lokaler» Heiligen: Dionysius, Bonifatius, Mauritius, Thomas Becket, Peter Münch (Petrus Martyr OP), Maximin, Willibald, Ulrich, Konrad, Benedikt, Maurus, Kolumban, Gallus, Magnus, Aegidius, Leonhard, Alexius, Afra, Juliana, Scholastika, Walpurga und Ursula.
    Die Namen besonders schweizerischer Benediktinerheiligen (Gallus, Magnus, Kolumban), aber auch Benedikt und Scholastika sowie Walpurga, lassen eine benediktinische Herkunft der Handschrift vermuten - entgegen der Annahme von K. Bugmann, der ein dominikanisches Skriptorium annimmt (wegen Petrus Martyr). Die Annahme von Bruckner, die Handschrift sei unter Abt Burkhard von Krenkingen-Weissenburg erworben worden, ist deshalb nicht haltbar, weil P. Gall Morel diese Handschrift 1839 aus dem Zisterzienserinnenkloster Wurmsbach erhielt: Morel, Bücherzuwachs I, 20v.
    Das Kolophon Bl. 98rab: siehe unten.
Entstehung der Handschrift: Schreiber und Datierung: (98rab): Finitus est iste liber per me Othmarum Ortwin jn vigilia Beati Vͦdalrici episcopi hora vesperarum Anno domini Millesimo Quadringentesimo vicesimo primo. De quo deo omnipotenti sit laus perhennis gloria gratiarumque actio per infinita secula seculorum Amen.
Literatur
  • Morel, Catalogus, Cod. 620;
  • Bruckner, Scriptoria V, 106;
  • Bugmann K, Handschriften aus schweizerischen Benediktinerklöstern 8./18. Jahrhundert. Ausstellung Juni-November 1971, Einsiedeln 1971;
  • Katalog der datierten Handschriften II, 69f. (Nr. 180);
  • Lang, Verzeichnis, 39.