Schaffhausen, Ministerialbibliothek, Gen. 26

Gamper Rudolf, Katalog der mittelalterlichen Handschriften der Stadtbibliothek Schaffhausen, Dietikon-Zürich 1998, S. 127-129.

Mit freundlicher Genehmigung des Verlags (Urs Graf Verlag, Dietikon). Das Copyright an der Handschriftenbeschreibung liegt beim Verlag.
Handschriftentitel: Heinrich Steinhöwel, Ulmer Wundarznei
Entstehungsort: Südwestdeutsch
Entstehungszeit: letztes Viertel des 15. Jahrhunderts
Beschreibstoff: Papier
Wasserzeichen: Ochsenkopf Piccard XII 931 (1486).
Umfang: 182 Blätter
Format: 21,5 x 15,5 cm
Seitennummerierung: Neuere Foliierung 1-139. 139a. 140-174. 174a. 175-180.
Lagenstruktur: Lagen: 9 VI108 + V118 + VI130 + 4 V169 + VI180. Teilweise Reklamanten, ab 49r Lagenzählung in arabischen Ziffern, beschnitten.
Seiteneinrichtung: Begrenzung des Schriftspiegels mit Stiftlinien. Schriftraum 14 x 10, 22-25 Zeilen.
Schrift und Hände: Buchkursive von einer Hand.
Buchschmuck:
  • Rubriziert.
  • 96v f., 98v f. und 148v Skizzen von Destillationsgeräten.
  • Bei den Kapiteln 2-4zeilige rote Lombarden. 45v, 50r, 70r etc. Drôlerien (Köpfe).
Spätere Ergänzungen: Wenige Korrekturen, einzelne Marginalien. Nachträge von vier Händen, die erste in Buchkursive des 15./16. Jhs., die übrigen in Kursive, 16. und 16./17. Jh. Die ersten zwei Nachtragshände auch in Gen. 9. 145r Titel zum nachfolgenden Abschnitt oder Federprobe mit unbeholfener Nachahmung der Drôlerien: Nur wil ich ietz von eim andrn sagen und ein s schreiben; so die wasser betreffenn; Ende, 17. Jh.
Einband: Heller Ledereinband, Memmingen um 1500. Holzdeckel, Streicheisenlinien und Einzelstempel des Buchbinders Kyriss 176: «Gänseblume I», wie Gen. 9. Eine nach vorn greifende Kantenschliesse. Auf dem Rücken zwei Papierschilder mit Werktitel und Signatur, 18./19. Jh. Spiegelblätter Papier. In den Fälzen Pergamentfragmente einer liturgischen Hs. des 12. Jhs. Ledersignakel.
Inhaltsangabe:
  • 1r-v Stempel der Stadtbibliothek, sonst leer.
  • 2r-47v Heinrich Steinhöwel: Büchlein der Ordnung der Pestilenz.
    • Prolog: In undanckperikaytt, als die alten wisen schriben
    • (4v) Text: >Von künfftiger pestilentz< . Das man aber ander nachgeschriben lere mercklicher haben müge …–… ich volbraht han ditz regimen. Etc.
    Druckabschrift, nach dem Initium wohl aus dem Ulmer Druck von Johannes Zainer von ca. 1482 (P. Amelung, Der Frühdruck im deutschen Südwesten 1473-1500, Stuttgart 1973, Nr. 49). Verfasserlexikon 29 (1995), Sp. 261f., Art. Heinrich Steinhöwel (G. Dicke).
  • 48r Rezept gegen die Lungensucht. Von der 4. Nachtragshand des 16./17. Jhs. Ein guotte kunst fir die lungensucht oder schwinsche oder und auch fir die gelbsucht
  • 48v-49v leer.
  • 50r-144r Ulmer Wundarznei.
    Nach dieser Hs. ediert: Die Ulmer Wundarznei, hrsg. v. J. Martin, Würzburg 1991, zur möglichen Verfasserschaft Magnus Benggers a. a. O., S. 15; Verfasserlexikon 29 (1995), Sp. 1238f., Art. Ulmer Wundarznei (G. Keil); das Werk ist erwähnt in: J. G. Mayer, «Anleitungen für einen Wundarzt», in: «ein teutsch puech machen», hrsg. v. G. Keil, Wiesbaden 1993, S. 451. Eine Auswahl von Pflanzennamen aus dieser Hs. ist verzeichnet in: W. F. Daems, Nomina simplicium medicinarum ex synonymariis medii aevi collecta, Leiden 1993.
    Die Rezeptsammlung besteht aus fünf Teilen:
    • (50r-67r) Salbenbuch. >Hienauch staͧt unnd volget ain nutzlich matery von menigerlay usserwelten kostlichen salben Ain salb zu fulen und schmeckenden löchern< . Wilt du machen ain edel guͦt salb …–… 65r ist es gerecht.
      • (65v) Sog. Salbeitraktat. Von der 2. Nachtragshand des 16. Jhs. Ulmer Wundarznei, a. a. O., S. 21-36; der sog. Salbeitraktat auch in: E. Hlawitschka, «Wazzer der tugend, trank der jugent». Text- und überlieferungsgeschichtliche Untersuchungen zum Salbeitraktat, Pattensen (Hannover) 1990, S. 365-367.
    • (67v-69v) leer.
    • (70r-82v) Pflasterbuch. >Hienaͧch volget noch mer ain nutzlich materin von menigerlay ußerwelten pflasstern Ain guͦt gel pflaster zu den wunden.< Item wilt du ain guͦt gel pflaster machen …–… 81r gut zu aissen und geschweren.
      • (81v) Salbeitraktat,
      • (82v) Stuhlzäpfchenrezept.
      Von der 2. Nachtragshand des 16. Jhs.
    • (83r-84v) Latwerge gegen die Pest. Item nym ain ay …–… xxiv stundt.
      Von der 3. Nachtragshand des 16. Jhs. Ulmer Wundarznei, a. a. O., S. 37-50.
    • (85r-v) leer.
    • (86r-90r) Pulverbuch. >Hienaͧch staͧnd geschriben die usserwelten kostlichen bulver zu der wundertzny Ain bulver zu allen wunden< . Wilt du ain edel guͦt bulver machen zu allen wunden …–… 90r underainander und behalt es.
    • (90v) leer.
    • Ulmer Wundarznei, a. a. O., S. 51-55.
    • (91r-v) Stichpflasterrezept. Nim erstlich galbnum, oppoponoc, lorel, weißen mirren, ollybonum, grünspan …–… zu der pestlentz.
      Von der 4. Nachtragshand des 16./17. Jhs. Ulmer Wundarznei, a. a. O., S. 55f.
    • (92r-v) leer.
    • (93r-100r) Ölbuch. >Hienaͧch will ich üch underwisen und leren von ettlichen ußerwelten guͦtten und kostlichen ölern Zu dem ersten von dem rosöl und vyel öl< . Wer ain guͦt rosöl oder vyel öl wöll machen …–… 99r und trüfft in den angster.
      Mit Skizzen von Brennöfen, Gluthut u. a.
      • (99v) Item ain guͦtenn gewärtenn artzney (Rezept).
      Von der 2. Nachtragshand des 16. Jhs. Ulmer Wundarznei, a. a. O., S. 57-62, Skizzen S. 202-205 abgebildet.
    • (100v-103v) leer.
    • (104r-144r) Arzneibuch. >Hienach volget ain kostlichen guͦtten matery von allerlay hand ertzny < . Item das hoͧpt wirt menger hand wund …–… 143r rainigt den rotz.
      • (143v) Wundärztlicher Nachtrag des 15./16. Jhs. von der Haupthand. Ulmer Wundarznei, a. a. O., S. 63-106.
  • 144v leer.
  • 145r Federproben, s. o.
  • 145v-146v leer.
  • 147r-179v Michael Puff aus Schrick: Von den gebrannten Wässern. >Hienaͧch staͧnd verzaichnet die ußgepranten wasser, in welcher mauß du die nützen und bruchen solt, als dann maister Michel Schrick, doctor in der ertzny, beschriben haut und ist guͦt und nützlich zuwissen< . Item so ainem menschen die red geliget …–… so wirt im bas etc. >Et sic est finis per me Magnum Bengger< .
    Nur 147r-148v entsprechen der Fassung im Iatromathematischen Corpus (L. Welker, Das Iatromathematische Corpus, Zürich 1988, S. 226f.).
    • (148v) zwei Skizzen von Brennöfen.
    • (149r-v) leer.
    • Ab 150r in alphabetischer Reihenfolge von >Ageleigen wasser< bis 178v >Von dem gepranten win<; 176v f. >Das lebendig wasser< in: Hlawitschka, «Wazzer der tugend ...», a. a. O., S. 367.
  • 180r Nachträge. Rezept zur Haarentfernung. Von der Haupthand (?) des 15./16. Jhs. Abführmittel, Mittel gegen Läuse. Von der 1. Nachtragshand des 15./16. Jhs.
  • 180v Stempel der Stadtbibliothek, sonst leer.
Provenienz der Handschrift: 179v nennt sich der Schreiber Magnus Bengger. Nach J. Martin könnte er der Verfasser der Ulmer Wundarznei sein (Ulmer Wundarznei, S. 15). Von seiner Hand auch Gen. 9. Mundart schwäbisch. Müller, Catalogus, 226r [In 4o:] 22. Heinr. Stainhöwels von Ulm Arzneibuch. Msc. (Fine Saec. XV vel init. XVI. Manus ead. quae in Cod 12. [= Gen 9]).
Bibliographie:
  • Boos, Verzeichnis, S. 73;
  • CMD-CH, Bd. 3, Nr. 782;
  • Die Ulmer Wundarznei, hrsg. v. J. Martin, Würzburg 1991, S. 11f. (mit irrtümlicher Lagenformel), Abb. S. 198-205; vgl. die Einleitung, oben S. 31.