Zofingen, Stadtbibliothek, Pa 31

Bretscher-Gisiger Charlotte / Gamper Rudolf, Katalog der mittelalterlichen Handschriften des Klosters Wettingen, Dietikon-Zürich 2009, S. 229-230.

Mit freundlicher Genehmigung des Verlags (Urs Graf Verlag, Dietikon). Das Copyright an der Handschriftenbeschreibung liegt beim Verlag.
Handschriftentitel: Konrad von Ammenhausen
Entstehungsort: Luzern (?)
Entstehungszeit: 1420er-Jahre
Beschreibstoff: Papier
Wasserzeichen: Schlüssel, ähnlich Piccard III 336 und 338-340 (1420-1429).
Umfang: 136 Blätter
Format: 28 x 20 cm
Seitennummerierung: Paginierung des 18. Jhs., ergänzt: I-IV. 1-268.
Lagenstruktur: (VI-1)22 + 8 VI214 + (VI+1)240 + I244 + II252 + III264, vor S. 1 fehlt ein Blatt, nach S. 264 fehlt eine unbekannte Anzahl von Blättern.
Zustand: Textverlust. S. 5 /6, 7 /8, 11 /12, 155 /156 mit Papier geflickt, S. 241-264 oben Wasserflecken. Reklamanten, teilweise beschnitten.
Seiteneinrichtung: Begrenzung des Schriftraums mit Tintenlinien, Schriftraum 18-19 x 14,5, zweispaltig (6,5), 33-46 Zeilen. Rubriziert.
Schrift und Hände: Bastarda mit Schleifen von einer Haupthand, S. 119a-125a von einer zweiten Hand (Johannes Zum Bach).
Buchschmuck:
  • Überschriften und Kolumnentitel rot, S. 1b, 2a, 4b, 6b, 9a und 10a Hinweise auf Bibelstellen am Rand in Rot.
  • Meist 2zeilige rote Lombarden.
  • S. 1a 20zeilige rote ornamental gespaltene Initiale.
  • Am Anfang der Kapitel einspaltige, 8-13zeilige schwarze Federzeichnungen in Rahmen mit Lavierung in Rot, Grün, Ocker, Grau und Weiss, 29b und 43b auch mit Gold, Binnenfelder teilweise mit grünen Ranken und Stauden gefüllt, S. 29b König; S. 43b Königin; S. 62b Richter; S. 86a Ritter; S. 115a Landvogt; S. 140a Erster Vend: Landmann; S. 155b Zweiter Vend: Handwerker (Schmied, Zimmermann, Maurer); S. 160b Dritter Vend: Handwerker (Schneider, Lederer, Schreiber); S. 184a Vierter Vend: Vertreter des Handels (Kaufmann, Wechsler, Zöllner); S. 205b Fünfter Vend: Arzt, Apotheker; S. 219b Sechster Vend: Wirt; S. 228b Siebter Vend: Torwärter, Amtsmann; S. 238a Achter Vend: Aussenseiter, Bote; S. 253a Schachbrett; S. 256a König; S. 258a Königin; S. 260b Richter; S. 261b Ritter; S. 262b Landvogt, S. 263b Vend. S. 7a-8a auf den Rändern vier Federzeichnungen zur Parabel vom Vater, Sohn und Esel (vv. 415-528).
    • Abbildungen (ohne S. 7a-8a, 253a und 260b) in Goldschmidt, Taf. 5-7.
Spätere Ergänzungen: Korrekturen von der zweiten Schreiberhand, z. B. 57a, 76b und 236a, sowie von weiteren zeitgenössischen Händen, z. B. 32b, 44a, und 208a.
Einband: Mit braunem Leder bezogene Kartondeckel, 18. Jh. Auf dem Rücken Titelschild mit Goldprägung Gedichte von dem Schachzabelspiel. Roter Schnitt. Spiegel- und Vorsatzblätter (I-IV, 265-268) Papier. Auf das hintere Spiegelblatt geklebte Blätter mit Notizen zum Werk und zur Handschrift.
Inhaltsangabe:
  • S. I Signatur und Stempel, sonst leer.
  • S. II-III leer.
  • S. IV - V1 Notizen zum Verfasser und eingeklebtes Blatt mit weiteren Notizen.
  • S. 1 über dem Schriftspiegel >Dis bůch ist von dem schachzabelspil von latin zu dütsche gedichtet.<
  • S. 1a-264b Konrad von Ammenhausen: Das Schachzabelbuch Vorrede: >In gottes namen heb ich an, wann nieman nicht geschafen kan <
    • (S. 11a) Prolog: >Wer dis bůch des ersten machte ze latine.< In dem bůch las ich alsus, das der vorgenante Jacobus, der ein brediere was, von Thesolis als ich las
    • (12b) Text: >Hie vahet an der erste teil des bůchs.< An dem ersten teile heb ich an, als ich öch ab dem bůche han gelesen, das in latin was …–… I[ch] vinde an disem büche stan//. Bricht nach Vers 18897 ab.
    • (S. 29b) Teil 2
    • (S. 140a) Teil 3
    • (S. 252b) Teil 4.
      • Konrad von Ammenhausen, Das Schachzabelbuch, hrsg. v. Ferdinand Vetter, Frauenfeld 1892, Sp. 6-800, vv. 1-18897, zur Hs. S. LIf.;
      • Teiledition nach dieser Handschrift: Wackernagel, S. 56-72, 158-222, 314-367.
      • Gerard F. Schmidt, Artikel Konrad von Ammenhausen, in: Verfasserlexikon2, Bd. 5 (1985), Sp. 136-139.
    • (S. 265-268 ) leer.
Entstehung der Handschrift: Mundart hochalemannisch. Die zwei Schreiberhände sind identisch mit denjenigen in Luzern, Zentral- und Hochschulbibliothek BB Ms.335.fol. Diese Handschrift enthält u.a. chronikalische Einträge über Luzern, einer der Schreiber ist laut Kolophon von 1426 der Luzerner Bürger „Johannes Zum Bach“, der in der vorliegenden Handschrift S. 119a-125a schrieb (vgl. CMD-CH 2, Nr. 493 sowie Abb. 219 und 221; Ulrich-Dieter Oppitz, Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 2, Köln 1990, S. 662, Nr. 978). Die Federzeichnungen in der Luzerner und der Zofinger Handschrift stammen vom gleichen Maler (Goldschmidt; Backes/Geiss, Nr. 8). Der Text des Schachzabelbuchs ist eng verwandt mit demjenigen in Bern, Burgerbibliothek, Ms. Hist. Helv. X 48, in der „Hans Zum Bach“ die Seiten 183-185 abschrieb und seinen Namen S. 188 in einer Federprobe eintrug (Vetter, Neue Mitteilungen, S. XI; vgl. CMD-CH 2, Nr. 589, Backes/Geiss, Nr. 6). Die drei Handschriften, an denen Johannes Zum Bach beteiligt war, gehören eng zusammen; es ist wahrscheinlich, dass das vorliegende Schachzabelbuch in Luzern geschrieben wurde.
Erwerb der Handschrift: Spiegelblatt vorn J.J. Zimmerlin V. D. M. Pastor in Roggwyl civis Zoffingensis bibliothecae civium patriae d. d. d. MDCCLXIV, darüber Exlibris (Wegmann, Exlibris, Nr. 7888). S. IV roter Stempel Bibliothek Zoffingen, 19. Jh.; S. I, IV, 7, 29, 62, 86, 115, 140, 193 und 264 Stempel Stadtbibliothek Zofingen, 19.-20. Jh.
Bibliographie:
  • Wilhelm Wackernagel, Über das Schachzabelbuch Konrads von Ammenhausen und die Zofinger Handschrift desselben, in: Beiträge zur Geschichte und Literatur, vorzüglich aus den Archiven und Bibliotheken des Kantons Aargau 1 (1846), S. 47f.;
  • Ferdinand Vetter, Neue Mitteilungen aus Konrads von Ammenhausen Schachzabelbuch. Beilage zum Programm der aargauischen Kantonsschule, Aarau 1876, S. X;
  • Ernst Jenny, Katalog der Stadtbibliothek Zofingen, Bd. 2, Zofingen 1935, S. 613;
  • Adolph Goldschmidt, Die Luzerner illustrierten Handschriften des Schachzabelbuches des Schweizer Dichters Konrad von Ammenhausen, in: Innerschweizerisches Jahrbuch für Heimatkunde 8-10 (1944-1946), S. 18-24;
  • Bruckner, Scriptoria 7, S. 132, Anm. 54;
  • Martina Backes / Jürgen Geiss, Zwei neue Fragmente des ‚Schachzabelbuchs’ Konrads von Ammenhausen. Mit einer revidierten Liste der Textzeugen, Zeitschrift für deutsches Altertum 125 (1996), S. 434, Nr. 8;
  • Oliver Plessow, Mittelalterliche Schachzabelbücher zwischen Spielsymbolik und Wertevermittlung. Der Schachtraktat des Jacobus de Cessolis im Kontext seiner spätmittelalterlichen Rezeption, Münster 2007, S. 405.