Cologny, Fondation Martin Bodmer, Cod. Bodmer 91, f. 283v – Hugo von Trimberg: Der Renner · Johann Hartlieb: Alexanderroman
http://www.e-codices.ch/de/fmb/cb-0091/283v
Cologny, Fondation Martin Bodmer, Cod. Bodmer 91, f. 283v – Hugo von Trimberg: Der Renner · Johann Hartlieb: Alexanderroman
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Kurzcharakterisierung:Die Handschrift aus Südtirol wurde von zwei Schreibern im Jahr 1468 erstellt und vereinigt in einem zeitgenössischen Einband das didaktische Werk Der Renner von Hugo von Trimberg sowie den Alexanderroman nach einer Kompilation von Hans Hartlieb. Der Codex enthält 91 Federzeichnungen. Anweisungen zur Ausführung dieser Zeichnungen sind am unteren Rand der jeweiligen Seite erhalten.(fmb)
Standardbeschreibung: Wetzel René, Deutsche Handschriften des Mittelalters in der Bodmeriana, Cologny-Genève 1994, S. 138-143.
Standardbeschreibung anzeigen
Zusätzliche Beschreibung: Katalog der datierten Handschriften in der Schweiz in lateinischer Schrift vom Anfang des Mittelalters bis 1550, Bd. II: Die Handschriften der Bibliotheken Bern-Porrentruy, bearbeitet von Beat Matthias von Scarpatetti, Dietikon-Zürich 1983, Nr. 114, S. 47.
Zusätzliche Beschreibung anzeigen
Online seit: 20.12.2007
Cologny, Fondation Martin Bodmer, Cod. Bodmer 91
Papier · 389 ff. · 29.2 x 20 cm · Südtirol (Kartause Allerengelberg?) · 1468
Hugo von Trimberg: Der Renner · Johann Hartlieb: Alexanderroman
Wie zitieren:
Cologny, Fondation Martin Bodmer, Cod. Bodmer 91, f. 283v – Hugo von Trimberg: Der Renner · Johann Hartlieb: Alexanderroman (https://www.e-codices.ch/de/list/one/fmb/cb-0091)
Beschreibstoff: Papier, 2 Wz. Blume mit 8 Blüten, ähnl. Piccard 12, Abt. II, Nr. 820/21 (Piacenza 1431) u. BR. 6591/92, oberital. Provenienz. Für den Einschub 359-361a Wz. Waage im Kreis, mit dreieckigen Waagschalen, Var. von Piccard 5, Abt. V, Nr. 249 (Brescia 1467).
Umfang:
389 Bll.
Format: 29.2 x 20.0 cm
Seitennummerierung: Neuere Bleistiftfoliierung 1-387, je 1 Bl. nach 319 u. 360 nicht gezählt, später als 320 u. 361 nachgeführt, mit dem Zusatzt a für die je darauf folgende Seite. Für die ersten 50 Seiten des „Alexander“ (213r-237v) neben der Bl.zählung eine Bleistiftpaginierung 1-50. Leer sind die Bll. 1r (mit Ausnahme von jüngeren Vermerken), 194v-200v, 211r-212v, 382r-387v.
Lagenstruktur: 33 Lagen, in der Majorität Sexternionen: VI (+ 1)13 + V (+ 1)24 + 11 VI156 + V166 + 2 VI190 + VI (-2)200 + 5 VI260 + V (+ 1)271 + VI283 + V293 + 5 VI352 + VII (+ 2)367 + VI379 + IV387. Das an die 1. Lage angeklebte Einzelbl. (13) bildete ursprünglich die eine Hälfte des äußersten Doppelbls. der 2. Lage (vgl. Reklamante 12v), so daß von einem Sexternio auszugehen ist. Das Gegenstück, Bl. 24, ist an seinem Platz, am Ende der 2. Lage. Ein Doppelbl. u. 2 einzelne Bll. wurden von Schreiberhand nachträglich beschrieben u. in die Mitte der 31. Lage eingeschoben (359-361a). Wortreklamanten an den Lagenenden meist erhalten, oft durch das Beschneiden des Buchblockes teilweise oder ganz eliminiert.
Zustand: Einband stark bestoßen u. löchrig, Bünde u. Kapitale liegen frei, verschiedentlich gebrochen. Buchblock hingegen sehr gut erhalten, Papier leicht fleckig u. zu Beginn etwas abgegriffen, so auch die unteren Ecken. Teilweise leichte Wasserränder.
Der Cod. wird in einer modernen blauen Kassette aufbewahrt (blaues Titelschild aus Leder mit Goldprägung).
Seiteneinrichtung:
Schriftraum 1v-194r: ca. 20,3 x 11,5; Schriftrahmen für die 1. Lage mit Tinte, ab der 2. Lage blind, Z.linierung wohl ausradiert; einspaltig, 37-43 abgesetzte V. für die reinen Textseiten, jede 2. Z. eingerückt; die einleitenden Strophen von der Jugend u. vom Alter (2r) fortlaufend geschrieben.
201ra-381vb Schriftraum 21,5 x 14,5. Sp.rahmen mit Tinte, Bleistift oder blind, Zirkeleinstiche sichtbar; zweispaltig, mit 34-37 Z. pro Sp. für das Register u. 30-41 Z. pro Sp. für den Text.
Schrift und Hände:
2 Hände: 1. 1v-194r Regelmäßige u. sorgfältig geschriebene bair.-österr. Bastarda mit kursiven Zügen.
2. 201ra-381vb Unregelmäßige Bastardschrift (wohl ebenfalls bair.-österr.). Wohl nachträglich, aber von derselben Hand mit anderer Tinte u. auf anderes Papier geschrieben ein geographischer Exkurs, 359-361a (ohne Rubrikation, Initialen nicht ausgeführt).
Für den „Renner“-Teil 91 noch äußerst frische, meist halbseitige oder noch größere Federzeichnungen, ausgeführt nach den regelmäßig beigegebenen Anweisungen für den Illustrator am unteren Textende, Anweisungen, die jedoch nicht immer strikt befolgt wurden. Bis 155v oft Schriftbänder. Vereinzelt ist noch die alte Bildnr. zu sehen (arabische Ziffern), meist ist sie jedoch von den Farben überdeckt. eine ausführliche Beschreibung aller Bilder mit Abdruck der Maleranweisungen u. einem Vergleich zu den anderen Tiroler ill. „Renner“-Hss. bei Müller, 1976, so daß sich eine Auflistung an dieser Stelle erübrigt. Die Anweisungen für den Illustrator stammen wahrsch. (abgesehen von einer Ausnahme) von der Schreiber-Hand (kleiner u. verstärkt kursiv im Vergleich zum Text), von 2 weiteren Händen die Spruchbänder (1v-58v u. 70r-155v), von deren zweiter auch die Maleranweisung 70r.
Rote, gewöhnlich 2 Z. hohe einfache Lombarden für den „Renner“-Teil (z. T. Repräsentanten sichtbar), rote einfache oder verzierte Initialen u. Lombarden von 3- u. 4facher Z.höhe für Hartliebs „Alexander“ (rote u. schwarze Repräsentanten); Initialen im geographischen Exkurs (359-361a) nicht ausgeführt.
Spätere Ergänzungen: Federproben u. ä. einer jüngeren Hand (90v, 145v, 156v, 157r, 213v, 387r), rote Seitenfüllsel vom 1. Schreiber der Hs. 67v (O dw heyligew Junkchfraw Czeczilia pit got füer uns amen) u. 90v (O chunigin Maria pit dein liebs chind für unns armen sünder und sunderin amen).
Einband:
Zeitgenössischer roter Ledereinband auf teilweise abgeschrägten Holzdeckeln. Nur noch teilweise sichtbar die Streicheisenverzierung (doppelte Längs-, Quer- u. Diagonallinien) sowie die Stempeleindrücke von mind. 3 versch. Stempeln: flammenförmige stehende (Spruch-?) Bänder entlang des Randes des Vorderdeckels, dreiblättrige Blüten in gleicher Stellung auf dem Hinterdeckel, beide Stempelzusammen mit einem 3., rankenartigen, aber nicht näher bestimmbaren (nach Müller, 1976 [s. u.], S. 78, Blütenornamente), zw. den Streicheisenverzierungen. Vor allem der scharfe Dreiblatt-Stempelhat das Leder z. T. tief eingeschnitten. Von den ursprünglich je 5 verzierten Messingbeschlägen mit Buckeln auf den beiden Deckeln fehlt der linke obere Eckbeschlag des Vorderdeckels. 2 verzierte Messingschließen, von den dazugehörigen Lederriemen nur noch Stümpfe erhalten. 4 doppelte erhabene Bünde. Das unterste Feld des Rückens zusätzlich rot eingefärbt, mit alter Signatur in schwarzer Tusche 5021 (oder 50ZI?).
Zusatzmaterial: Spiegel: Lat. beschriebene Perg.bll. (astronomische Hs.?), mit Papierbll. überklebt. Auf dem hinteren Spiegel die Bibliothekseintragungen der Bodmeriana, dazu jüngere Bleistifteinträge 193 u. 228=114. Perg.falze in der Mitte jeder Lage eingeklebt, jedoch nicht wie bei Müller, 1976, S. 78, angegeben beschrieben. Beschrieben ist hingegen der Rest des in den Hinterdeckel geklebten Perg.bls., der zw. 379/80 steckt.
Hauptsprache: Mundart: Ausgesprochen bair.-österr. Die von Müller, 1976, S. 156f. für die Maleranweisungen nachgewiesenen Tiroler Dialektformen finden sich teilweise auch im Text wieder (adlär, hyeffen, lerich, nachtigayl, storich).
(2r)
Dem „Renner“ voraus gehen die dt. Strophen Von der Jugend und Vom Alter (Hugo von Trimberg):
Ich pin dy tugent [sic] und untugent greiffet an mein gemüet stet yn plüed dy weil ich nicht sorgen han …–…
Gotz guet mich wehüet vor der iämerleichen peyn ein erparm[en] hilff mir arm[en] füer das froleich anttlitz sein. Nü sprecht mit mir alsammen yn gottes nammen amen.
Hg. Ehrismann 4 (s. u.), S. 1-3.
(2r-194r)
Prolog, Hauptteil, Epilog Tichtens han ich mich erlawbt
seind der zeyt das mein haubt
so manigerlay don gewan …
(2v) Ich cham auff ein hayde
zw liechtter augen wayde
gar wol sy gezieret was …
(193v) Deo gracias / 1468
Der dytz puech geticht hat
der pflag der schuel zir tewr[er]stat
vyerczigk jar von pabenbergkch
und hyes Hawg von Trinperg …
… Auff erden ist nicht gar volkom[m]en
das dem wanndl sey benom[m]en.
In vigilia Petri et Paulj appostoli.
Textgeschichte: Bis jetzt 64 vollständige Hss. u. Fragmente sowie 1 Druck bekannt. Unsere Hs. (CG) gehört zur Hauptkl. der Textzeugen mit Distinktioneneinteilung (Kl. I von Ehrismann; CG bietet allerdings einen fortlaufenden Text, der nur durch Kap.initialen unterbrochen wird) u. dort zum Zweig der gekürzten Hss. des Astes Η. Dabei stellt sich CG zur Gruppe der bebilderten oder zur Bebilderung vorgesehenen Hss. St, L, V, k, NY, D, Kl, γ, w, l, Jb, Ö, W und λ, u. hier besonders nahe zu St, L, V, k, NY, D, Kl, γ, w u. l, die alle etwa denselben Ausschnitt des „Renner“ (12000-13000 Verse) bieten. Müllers Untersuchung der bebilderten Hss. (1976) hat gezeigt, daß St, L, NY u. CG nebst dem gemeinsamen Textauszug auch dieselben (bei Ehrismann nicht verzeichneten) Zusatzverse u. Lücken teilen, ebenso zahlreiche Versumstellungen u. Wortänderungen. Dabei scheinen St (Cod. Holm. V. u. 74, Kungliga Biblioteket, Stockholm) u. L (Cod. Voss. Germ. F. 4., Bibliotheek der Rijksuniversiteit, Leiden) die Mutterhss. für NY (MS 763, Pierpont Morgan Library, New York) u. CG dargestellt zu haben, wobei für Text. u. Bilder von CG das um 1460 geschriebene NY als Vorbild gedient hat. Die Bilder von L, V, NY u. CG sind ihrerseits als Vorlagen für D (Hs 2779, Hessische Landes- u. Hochschulbibliothek Darmstadt) anzusetzen (ganz ähnliche Maleranweisungen in CG u. D!). Aus textlichen u. bildanalytischen Gründen ist diese Hss.-Gruppe mit derjenigen im Südtirol entstandenen (Jb, Ö, W, λ) in Verbindung zu bringen, so daß schließlich alle ill. oder zur Bebilderung vorgesehenen Hss. von einem Südtiroler Schreibatelier ausgegangen sein dürften. Im Vordergrund steht dabei das Kartäuserkloster Allerengelberg (heute Certosa-Kartaus) im Schnalstal.
Hg. Gustav Ehrismann, Der Renner von Hugo von Trimberg. 4 Bde. (Bibliothek des Litterarischen Vereins in Stuttgart 247-248, 252 u. 256). Stuttgart 1908-1911. Repr. mit einem Nachwort u. Ergänzungen v. Günther Schweikle. Berlin 1970.
Überlieferung:
Grundlegend noch immer Ehrismann 4, S. 27-251 (mit den Ergänzungen Schweikles, S. 326-353);
Bruno Müller, Die Titelbilder der illustrierten Renner-Handschriften. In: BHVB 102 (1966), S. 271-306, besonders S. 300-302;
Ders., Südtiroler illustrierte Renner-Handschriften. In: BHVB 109 (1973), S. 183-236;
Vgl. auch die bereits weiter oben zitierte Arbeit von Müller, 1976.
Abb. aus dem Cod. Bodmer 91 finden sich, neben den bereits erwähnten, auch in:
Gero von Wilpert, Deutsche Literatur in Bildern. Stuttgart 1957, Abb. 89, S. 38, Textseite 39 (Titelbild 1v);
Jakob Lehmann, Wenn Nürnberg mein wär', wollt ich's in Bamberg verzehrn. Vom literarischen Bamberg. In: Colloquium Historicum Wirsbergense. Geschichte am Obermain. Bd. 9, Bamberg 1975, Abb. 123 (Der Renner spricht zu fränkischen Bauern, 18r).
(201ra-210va)
Register>Hje stet geschryben dye tavel und regyster der capytel des puechs Allexandri.<Item vo[n] erst dye vo[r]red wie sich ein fürst halt[e]n sol als dan Seneca geschrib[e]n hat. …–…
It[em] dye besliessu[n]g und das ennt des puechs und wer es czu dewtsch gemacht hat.
(213ra-381vb)
Drei Vorreden und Hauptteil>Das ist das puech des grosmächtigem [sic] chunig und her[re]n Allexander, wie der mit lewtt[e]n und würm gestryten und alle weͤrlt weczwungen und die gehorsam und undertan gemacht hat.<Seneca schreibt in seinen hochen sandprieffen und episteln, das all[er] fürsten getat, werch, hänndel, gepär, tuen und lassen zw schreib[e]n und allez mäniklich czuverchu[n]den sein …
(213vb)Seind nw das puech vo[n] dem gross[e]n Allexander gar vil unczalpärleichez stuck und capittel jnne[n] halt … (214va)Der prologus und vorred Ewseby hebt sich an: Jn das puech Alexandri magni die streit und die gross[e]n gesta und taten … (215va)Dye all[er] pest[e]n von Egypt[e]n die west[e]n, verstuend[e]n und chund[e]n dye weit, der [sic] leng, die prait und die tewf der erden … (359ra, weltgeographischer Exkurs:)[A]uch lasz jch dich wissen: du solt mercken das dy welt ist geleich sybel und ist gar umb fangen mit dem mere recht als ein tuter jn dem weyssen ains ayes … (361avb, Exkurs-Ende:) Wer aber der ander[e]n port[e]n czue get und trift, der mues hinder sich weichen jn ain ander jnsel, da hat er lucz[e]l hail, ach und we wirt sein tägleich speis.und nam da ein ein lant das haisset Sybenburck, das ist das aller reichist lant an wein, trayd und an aller ander nottürtikait so man haben sol und wesas das selb lannt mit guete[n] wesen. Da mit hat das puech ein ennt, wann Ewsebius nicht mer dar jnn schreibt von Allexandro mangno.
Explicit expliciunt sprach dy kacz czw dem hunt dye wüerst seind dir nicht gesunt Anno lxiij
Ähnl. Schreibervers im Münchener Schwabenspiegel Cgm 3967 (1444 vom Kirchner Johann zu Weisselsdorf geschrieben, St. Emmeram) u. am Schluß der Moralia et mistica Nicolay de Liptzk quatuor ewangelistarum des Münchener Clm 5680 (aus Diessen), vgl. Ludwig Rockinger, Zum baierischen Schriftwesen im Mittelalter. Zweite Hälfte. München 1874, S. 23f.
Textgeschichte: Bis heute 19 Textzeugen von Hartliebs Alexanderroman bekannt, dazu 4 weitere, die nur einen Auszug als „König Dindimus Buch“ überliefern. Unsere Hs., im Todesjahr des Autors geschrieben, war bis zu R. Pawis' Untersuchung u. Edition 1988/91 (s. u.) unbekannt oder galt als verschollen. Mit einer Ausnahme sind alle Überlieferungsträger obd. Provenienz (9 schwäb. bzw. schwäb.-bair., 9 bair. bzw. bair.-österr., 1 md). Eine Untersuchung der Hss.-Überlieferung hat Pawis in der Einleitung zu seiner Textausg. vorgelegt. Dabei hat sich gezeigt, daß unsere Hs. (CG) zusammen mit dem Berliner Textzeugen B 1 (mgf 1066, SBPK) auf eine gemeinsame Vorlage zurückgeht u. mit diesem im Stammbaum in den Knoten Y2.1 von Y2 bzw. Y zu setzen ist (in Pawis' Ausg. vertritt die Münchener Hs. M5 den gesamten Y-Ast, die Sonderlesarten von CG u. B1 sind also nicht verarbeitet). Der Text von CG ist weitgehend vollständig. Wie bei M2 (Cgm 288) werden keine Kap.überschriften gesetzt, nur Initialen. Dafür wird dem Text ein Register vorangestellt, das sich im Wortlaut mehr an die Hss.-Gruppe um Cgm 272 (M1), 288 (M2) u. 338 (M3) anlehnt, als an Cgm 581 (M5, die Leiths. Lechner-Petris [s. u.]). Das Register stimmt nicht immer mit den im Text selbst vorgenommenen Abschnitten zusammen. Vergleich der bei Lechner-Petri angegebenen Kap.überschriften mit den in CG vorgenommenen Abschnitten (Initialen; Seiten- u. Zeilenangaben nach Lechner-Petri): Keine Kap.einschnitte setzt CG im Gegensatz zu M5 u. den anderen Münchener Hss.: 9,2; 41,5; 76,9; 143,2; 159,14; 252,6. Zusätzl. Initialen: 10,25; 162,2 (Initiale wie in der Ausg. Lechner-Petris gegen die Hss.!); nach 158,23 (in einem zusätzl. Abschnitt); 220,21; 221,9; 221,19; 221,27. An anderer Stelle als in der Ausg.: 12,20 statt 12,10; 54,12 statt 54,18; 60,17 statt 60,20; 74,5 statt 74,7; 84,14 statt 84,23; 123,10 statt 123,13; 170,12 statt 170,11; 203,18 statt 203,21 (dazu textl. Variante).
Zum Textinhalt sei nur auf einen zusätzl. Abschnitt in CG hingewiesen, der sich im Zusammenhang logisch u. natürlich überleitend in den Text einfügt (nach segen, Lechner-Petri 158,23): 305rb/vad[er] her[re] sprach: das wil jch thuen und wil dir alle werlt ündertan und gehorsam machen. Darnach plickot Allexander aber fürbas und sprach: furbar jch siech aber gar ein schonnew lauttrew walcken. Und jn dem selben gewülcken sach er siczen auf ainen künickleichen stuel ainen hoch[e]n got, der selb got was umbgeb[e]n mit unsägleicher zierhait und chlarhait. Allexander chnieth und pat jn mit andächtigem herczen und sprach czu de[m] got: herre wer pist dw Zw. Bl. 380/381 fehlt ein Textabschnitt von ca. 2 Bll. Umfang (279,33-283,5), evtl. bereits in der Vorlage: keine Bl.reste; notdürftige Überbrückung der Lücke 381r oben durch sig statt sieg haben? Im Register werden die fehlenden Kap. aufgeführt. Nachträglich in die Mitte von Lage 31 eingefügt, aber von Schreiberhand (mit anderer Tinte, auf anderes Papier) geschrieben, sind die 4 Bll. 359-361a. Sie enthalten eine weltgeographische Übersicht u. unterbrechen den fortlaufenden Text mitten im 1. Satz des Schlußberichtes von Alexanders Brief an Aristoteles über die Wunder Indiens. Dieser Exkurs ist im Register (208vb, Z. 7-209ra, Z. 2) verzeichnet. Sein Inhalt deckt sich z. T. wörtlich mit den Ausführungen des Meisters im „Mhd. Lucidarius“ über die Erde (Asien, Europa, Afrika, Inseln, d. h. mit dem Abschnitt, welcher der „Imago mundi“ des Honorius Augustodunensis entlehnt ist), die in unserem Text Alexander selbst in den Mund gelegt werden. Der „Lucidarius“ wurde für diese Adaptation vielfach gekürzt (z. B. alle Fragen des Schülers) u. an einigen Stellen erw. (am ausführlichsten 361ar, Z. 32-361av, Z. 8: Bericht über eine Insel mit 2 Eingängen: der rechte Eingang führt zu allen Wonnen, der linke zu einer Insel der Trauer). Ein geographischer Exkurs findet sich ungefähr an derselben Stelle (anschließend an Alexanders Brief) auch in der Berliner Schwesterhs. B 1 (vgl. Hirsch [s. u.], S. 5).
Hg. Rudolf Lechner-Petri, Johann Hartliebs Alexanderroman. Edition des Cgm 581 (Germanistische Texte u. Studien 9). Hildesheim, New York 1980;
Reinhard Pawis (Hg.), Johann Hartliebs “Alexander”. Eingeleitet und hg. (MTU 97). München 1991; Vgl. auch den Teildruck (Einleitung), Diss. (Würzburg). Bamberg 1988.
Vgl. Siegmund Hirsch, Das Alexanderbuch Johann Hartliebs (Palaestra 82). Berlin 1909;
Hans Friebertshäuser, Alexander. Mit einem Nachwort u. einer Bibliographie (Deutsche Volksbücher in Faksimiledrucken A, 1). New York 1975;
Jürgen Vorderstemann, Die Darmstädter Handschrift Hs. 4256 im Gesamtzusammenhang der Überlieferung von Hartliebs Alexanderbuch. Eine unbekannte illustrierte Handschrift von 1461 in der hessischen Landes- und Hochschulbibliothek Darmstadt (Hs. 4256). Mit Abb. u. einem Handschriftenverzeichnis v. J. V. (GAG 182). Göppingen 1976, S. 3-47;
Lechner-Petri, S. 19*-32*;
Pawis, S. IX-LXXXV;
Frank Fürbeth, Johannes Hartlieb. Untersuchungen zu Leben und Werk (Hermaea 64). Tübingen 1992, S. 70-72 u. 161-172, besonders S. 165-168.
Entstehung der Handschrift:
Der Cod. ist nach den Untersuchungen von Müller, 1973 u. 1976 (s. u.), zusammen mit weiteren ill. u. nicht bebilderten Hss. des „Renner“ südtirolischer Provenienz, wobei als Atelier das des Kartäuserklosters Allerengelberg im Schnalstal (bei Meran, heute Certosa-Kartaus) im Vordergrund steht. Der Schreiber des „Renner“ datiert das Ende seiner Niederschrift auf den 28. Juni 1468 (193v, 194r). Der Alexander-Teil trägt dasselbe Jahr (381vb). Auf Grund der Verwendung desselben Papiers für beide Teile drängt sich die Annahme einer Entstehung in derselben Schreibstube auf.
Provenienz der Handschrift:
Sicher kein Vorbesitzer war Hans von Tumberg / 1368 (1r), wie bisher angenommen wurde. Es handelt sich vielmehr um eine inkorrekte Verfasserangabe, die vom Text 193v verlesen wurde: 1468 [mit got. Halbacht] u. hawg von trinperg! Erst für das 17. Jh. erhalten wir sichere Kunde vom Aufenthaltsort des Cod., mit dem Eintrag 1rCollegij Soc[ieta]tis Jesu Hildesij 1655 / ex donatione p[rae]nobilis d[omi]nae viduae à Mandelslo. Das Gymnasium Josephinum in Hildesheim besaß aus derselben Schenkung an die seit 1644 wiederhergestellte Bibliothek der Hildesheimer Jesuiten ein Exemplar von Hartmann Schedels Chronik (vgl. Conrad Ernst, Incunabula Hildeshemensia II. Leipzig 1909, S. 141; Schulz [s. u.], S. 58). Der Bd. ist jedoch bei den Auslagerungen während u. nach dem 2. Weltkrieg verloren gegangen u. befindet sich somit nicht in der Dombibliothek Hildesheim, welche heute die Bestände der Bibliothek des Gymnasiums Josephinum beherbergt. Die von Mandelsloh sind eine alte niedersächsische Adelsfamilie mit Stammhaus in Mandelsloh (Kreis Neustadt am Rübenberge).
Noch vor 1930 gelangte der Cod. in den Besitz des Münchener Antiquars Jacques Rosenthal (vgl. die Kat. 90 u. 91, 1928/29) u. wurde nach 1933 in die bereits 1921 gegründete Filiale „L'Art Ancien” (Erwin Rosenthal) nach Zürich transferiert.
Erwerb der Handschrift: Martin Bodmer erwarb ihn bei L'Art Ancien sicher vor 1953.
Bibliographie:
[Ernst Schulz] Bibliotheca Medii Aevi Manuscripta. Pars altera. Einhundert Handschriften des Mittelalters vom zehnten bis zum fünfzehnten Jahrhundert.
Jacques Rosenthal, Katalog 90. München [ca. 1928], Nr. 147, S. 57-59, Abb. Tafel IX (Titelbild Renner);
Jacques Rosenthal, Handschriften und Frühdrucke in deutscher Sprache. Katalog 91. München 1929, Nr. 4 u. Abb. (Titelbild Renner);
[Ausstellungskatalog] 50 Jahre Kunsthandelsverband der Schweiz. Jubiläumsausstellung mit Werken des 15.-20. Jahrhunderts aus öffentlichem und privatem Besitz. Kunsthaus Zürich, 15. 9. - 11. 11. 1973, Nr. 163;
Bruno Müller, Die illustrierte Renner- Handschrift in der Bibliotheca Bodmeriana in Cologny-Genf (Hs. CG) im Vergleich mit den sonst erhaltenen bebilderten Renner-Handschriften. In: BHVB 112 (1976), S. 77-160 (mit Abb.: Titelbild Renner; Zwei Nonnen mit vändl auff yren hewppern (106r); Ein Einhorn verfolgt einen jungen Mann (185r); Pythagoras als König der Musik (141v));
Datierte Hss. II, Nr. 114, S. 47 u. Abb. 466 (Bl. 381v) u. 467 (Teufel schiebt einer reitenden Frau ein Kissen unter den Kopf (133v)).
Ursula Peters, “Autorbilder in volkssprachigen Handschriften des Mittelalters, Eine Problemskizze”, Zeitschrift für deutsche Philologie 119, 2000, S. 321-368.
Bruno Müller, „Die Titelbilder der illustrierten Renner-Handschriften“, Bericht des
Historischen Vereins Bamberg 102, 1966, S. 271-306.