Kurzcharakterisierung:Handschrift mit einem Dominikaner-Brevier, dem ein Kalendar mit verschiedenen nekrologischen Annotationen vorausgeht. Der Kodex wurde von Cordula von Schönau geschrieben, Dominikanerin aus dem Kloster St. Katharina in St. Gallen, die auf der Innenseite des Vorderdeckels signierte und das datierte Exlibris auf dem ersten Vorsatzblatt schrieb. Die Hand von Cordula von Schönau findet sich ebenfalls in Cod. Sang. 406 der Stiftsbibliothek St. Gallen, in Ms. 22 der Leopold-Sophien-Bibliothek in Überlingen, ausserdem in Wil in Ms. 3 sowie in einigen Teilen des Schwesternbuches und des Konventsbuches.(ber)
Standardbeschreibung: Mengis Simone, Schreibende Frauen um 1500. Scriptorium und Bibliothek des Dominikanerinnenklosters St. Katharina St. Gallen (Scrinium Friburgense 28), Berlin/New York 2013, S. 290-292.
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Zusätzliche Beschreibung: Katalog der datierten Handschriften in der Schweiz in lateinischer Schrift vom Anfang des Mittelalters bis 1550, Bd. III: Die Handschriften der Bibliotheken St. Gallen-Zürich, bearbeitet von Beat Matthias von Scarpatetti, Rudolf Gamper und Marlis Stähli, Dietikon-Zürich 1991, Nr. 412, S. 149-150.
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Online seit: 04.10.2018
Wil, Dominikanerinnenkloster St. Katharina, M 13
Papier · I + 238 ff. · 16.5 x 11. 5 cm · St. Gallen, Dominikanerinnenkonvent St. Katharina, Cordula von Schönau · [14]92
Brevier mit Kalendarium
Wie zitieren:
Wil, Dominikanerinnenkloster St. Katharina, M 13, Massstab auf Hs.-Seite – Brevier mit Kalendarium (https://www.e-codices.ch/de/list/one/kaw/M0013)
Mengis Simone, Schreibende Frauen um 1500. Scriptorium und Bibliothek des Dominikanerinnenklosters St. Katharina St. Gallen (Scrinium Friburgense 28), Berlin/New York 2013, S. 290-292.
Handschriftentitel: Brevier
Entstehungsort: Cordula von Schönau
Entstehungszeit: [14]92
Beschreibstoff: Papier. Wasserzeichen nicht verifizierbar, da nur Fragmente in Falznähe sichtbar, ev. ein Anker (vgl. Cod. sang. 503f, do. Fragm.).
Umfang:
I + 238 folia
Format: 16.5 x 11.5 cm
Seitennummerierung: Moderne Bleistiftpaginierung (von der Hand Voglers?) alle fünf Blätter, p. 228-238 jede Seite (obwohl leer). Beschriebene Blätter 1-228; letztes beschriebenes Blatt p. 228, Hand des 17. Jhs. verso leer, folgen zehn leere Blätter, mit Schriftspiegel-Einrichtung Tinte.
Lagenstruktur:
Regelmässige Sexternionen, ausser (VI-1)61-71, (VI-2)120-129, VII91-104, (VI-1)143-154, nach f. 148 ein Blatt herausgeschnitten (Lagenmitte), f. 229-237 leer. Regelmässige Wortreklamanten von der Hand der Schreiberin.
Zustand: Passim Bleioxidation der Menninge-Mischung. Einzelne Blätter zeitgenössisch restauriert, z.B. f. 55.
Seiteneinrichtung:
Einspaltig 10 x 7 cm, 16-18 Zeilen; Schriftspiegel Tinte, bis zum Blattrand gezogen, auch auf leeren Seiten, nur Schriftraumbegrenzung; keine Linierung.
Schrift und Hände:
Hier schreibt Cordula von Schönau mit schmalerem Kiel als gewohnt, was die Schrift weniger schwerfällig wirken lässt (vgl. CMD-CH III [1991] Abb. 469 mit Abb. 822 sowie Abb.14 hier). Ausgesprochen runde, hübsche, kräftige Schrift mit einfachen, runden Buchstabenkörpern (vgl. die a, unziale d, brezelförmige finalis-s) ohne Schnörkel und Schlaufen, die eher den Mittelkörper betont (vgl. die kurzen, tw. nach links heruntergebogenen Schäfte der unzialen d) einzig beim a die Rundung leicht gebrochen ("Sattel"); dunkelbraune Tinte.
Buchschmuck:
Einfache, aber sehr sorgfältige Lombarden und Initialen von der Schreiberin; Initiale mit Schaftaussparungen f. 47v, f. 55v, f. 155r, f. 157v (J-Lombarde mit Fisch längs dem Schaft), f. 165v, f. 169v, f. 170v, f. 171v.
Spätere Ergänzungen: f. Iv: vmb iij [unklar, fehlen i-Punkte] batzen ["batze": kleine Münze der Stadt Bern mit drei Wappen (betz = Bär)].
Einband: Einband zeitgenössisch: braunes Leder auf Holz; Streicheisenlinien, Rechteck mit Rhomben, darin Einzelstempel: 1. quadratischer Stempel mit gehörntem Vierfüssler (Steinbock? Widder?). - 2. kleine Rhomben-Stempel mit Lilie. - 3. vegetabiles Motiv: vierblättriges Blatt? Blume? - 4. ders. Stempel, nur kleiner, zentral plaziert. Die Stempel ev. teilweise identisch mit Wil M 3 (siehe dort), auch hier Stempel und Streicheisenlinien teils etwas schief aufgebraucht. Originale Messingschliesse an Lederband HDK-VDK, mit kleiner gepunzter Verzierung an Schliesse (diagonale Linien); neun Leder-Signakel.
Entstehung der Handschrift: Spiegel VD Pergament-Makulatur aus liturgischer Handschrift mit Quadratnotation, unten rechts in der Ecke Notiz der Schreiberin: bittend got fur die schriberin dis bůchs S[schwester] cordula von schönow. [Transkription CMD-CH diff.: sic wie hier]. Papierenes Vorsatzblatt im Falz angeklebt. Zur Datierung der Handschrift vgl. den Chronik-Eintrag d. 67r, zum Jahr 1492: Jtem wir hand angefangen ainen briefer [sic] schriben vf papir [in den Jahren zuvor und danach (bis 1498) kein Brevier erwähnt], sowie f. 69r: Jtem der prefier [sic] den wir hand angefangen zeschriben in dem fordren iar is vs geschriben. Derselbe Eintraf lässt im folgenden darauf schliessen, dass das Brevier 1493 eingebunden wurde.
Provenienz der Handschrift: Besitzeintrag f. Ir: Diß bůch gehoͤ gen Sant katherinen zů Sant Gallen prediger ordens etc. geschriben im lxxxxij [sc. iar], von der Hand der Cordula von Schönau; darunter von den bekannten Hand der 17. Jhs.: Monasteriae sanctae Catharinae. Siehe CMD-CH III (1991) Abb. 468.
Bibliographie:
Vogler, St. Katharina (1938), S. 234, Nr. 7.
CMD-CH III (1991) Nr. 412, Abb. 468, Abb. 469 [Abb. 470: CMD-Scherz: Es schreibt gar keine 2. Hand].