Kurzcharakterisierung:Die Frauenfelder Historienbibel ist um 1450 in der Werkstatt Diebold Laubers in Hagenau (Elsass) entstanden und etwas später überarbeitet worden. Sie enthält 80 Abbildungen, an denen drei verschiedene Hände beteiligt waren. Wohl im 16. Jahrhundert ist sie in den Besitz des Augustiner Chorherrenstifts Kreuzlingen gelangt.(lug)
Beschreibung von Marianne Luginbühl, Kantonsbibliothek Thurgau, Frauenfeld 2012.
Handschriftentitel: Historienbibel aus der Werkstatt von Diebold Lauber, Altes Testament
Entstehungsort: Hagenau
Entstehungszeit: Um 1450, überarbeitet gegen 1460 (vgl. Saurma-Jeltsch 2001, passim)
Beschreibstoff: Papier
Umfang:
294 Bl.
Format: 36,4 x 27,2 cm
Seitennummerierung: Neue Blattfoliierung 2-294; am Ende eine weitere irrtümliche Foliierung in Violett.
Lagenstruktur:
V11 + 23 VI287 + (IV-1?)294; in der letzten Lage fehlt mindestens ein Blatt nach Bl. 292.
Zustand: Letzte Lage in der Restaurierung neu zusammengesetzt; ursprüngliche Lagenzusammensetzung und Blattverluste unklar; Bl. 12, 31, 118, 156, 287, 288, 294 z.T. unter Textverlust 1972 von Hans Heiland in Stuttgart restauriert, v.a. im hinteren Teil Tintenfrass, durch Restaurierung mittelfristig gestoppt, Buchblock am oberen Rand teilweise stark beschnitten; Buchecken und Buchrücken wahrscheinlich 1972 restauriert.
Seiteneinrichtung:
Begrenzung des Schriftraums Bl. 3-10 (Register) Tintenlinien, ab Bl. 13 Blindlinien, Bl. 3-10 (Register) 23 x 17 cm, 2spaltig (9-9,5 cm), 33-37 Zeilen, ab Bl. 13 24 x 17,2 cm, 2spaltig (8-8,5 cm), 33-41 Zeilen.
Schrift und Hände:
Bastarde von einer Haupthand, 61va-vb und 70ra-rb zweite Hand.
Buchschmuck:
Rubriziert, rote Lombarden;
Kapitelzählung und Überschriften rot, 3-5 zeilige rote Lombarden, vor allem auf der obersten Zeile und am oberen Rand gelegentlich rotschwarze Initialen in Federzeichnung.
12ra: ganzseitige rote Zierinitiale „R“ zu Beginn des Textes, im oberen Teil weinrot
gefüllt, mit Lanzenträger, unten grün gefüllt mit Pflanzenmotiven, grüne Blattranken
um den Zierbuchstaben herum.
79 halb- bis ganzseitige lavierte Federzeichnungen in Rot, Blau, Grün, Gelb, Braun
und Grau, ikonographische Beschreibung in der Tabelle unten,
fehlende Federzeichnung auf Bl. 129r. Beteiligt an der Gestaltung des Buchschmucks waren die drei Maler I, L und R, vgl. Saurma-Jeltsch 2001, I, S. 66, 122, 137.
Spätere Ergänzungen: Hs. Notiz des 16. Jh. auf Bl. 2r: „80 figuren hat dise Biblia“. Gedruckter Ausschnitt zu Y 19 aus: Hans Vollmer, Ober- und mitteldeutsche Historienbibeln (Materialien zur Bibelgeschichte und religiösen Volkskunde des Mittelalters I,1), Berlin 1912, S. 108f. (Nr. 39) in den vorderen Spiegel geklebt.
Einband:
Heller Schweinsledereinband über Holz (16. Jh.) mit Streicheisenlinien und Rollenstempeln, Supralibros des Augustinerchorherrenstifts Kreuzlingen, Buchrücken und Buchecken 1972 restauriert, ebenso Schliessen.
(12r-294v)
Historienbibel IIa12rRicher got von himelrich …–…
294vden kung nit me fur ainen hern han.
Also hett diese bibel der alten
ee ain ende. Amen
. [rot:]
> Et sic est finis deo gracias<
.
Entspricht bis 276vb, Zeile 13Merzdorf, Historienbibeln S. 595-900. Zum Schluss vgl. Vollmer, Historienbibeln S. 109.
Textvergleich (nur Kapitelüberschriften und Kapitelende) mit Theodor Merzdorf (Hrsg.): Die deutschen Historienbibeln des Mittelalters nach vierzig Handschriften, 2 Bde., Tübingen 1870 (Bibliothek des litterarischen Vereins in Stuttgart; 100 und 101), Bd. II, S. 595-900; Bl. 12r und v: Textverlust durch Beschädigung, vgl. Merzdorf S. 595f.; Bl. 23ra: Kapitelüberschrift fehlt vgl. Merzdorf S. 612; Bl. 25ra und b: Kapitelüberschriften fehlen, vgl. Merzdorf S. 615; Bl. 26rb: Kapitelüberschrift fehlt, vgl. Merzdorf 617; Bl. 27vb: Kapitelüberschrift fehlt, vgl. Merzdorf S. 620; Bl. 28rb und 28vb: Kapitelüberschriften in der Reihenfolge vertauscht, vgl. Merzdorf S. 621f.; Bl. 49v/50r: Reihenfolge vertauscht vgl. Merzdorf S. 659f.; Bl. 54vb: Textende stark abweichend von Merzdorf S. 666; Bl. 61va: Kapitelüberschrift fehlt, vgl. Merzdorf S. 675; Bl. 73vb: Textende stark abweichend von Merzdorf S. 692; Bl. 81rb: Textende stark abweichend von Merzdorf S. 701; Bl. 86rb: Textende stark abweichend von Merzdorf S. 707; Bl. 86vb: Textende stark abweichend von Merzdorf S. 708; Bl. 100va: Textende stark abweichend von Merzdorf S. 722; Bl. 118rb-118va: Textverlust untere Ecke, vgl. Merzdorf S. 742; Bl. 118va und Bl. 119ra: Kapitelüberschriften vertauscht, vgl. Merzdorf S. 742f.; Bl. 156rb: Textverlust untere Ecke, vgl. Merzdorf S. 780; Bl. 161rb-162ra: Kapitelüberschriften, die nicht zum Text passen, vgl. Merzdorf S. 785f.; Bl. 179va: Textende stark abweichend von Merzdorf S. 802; Bl. 192: Text der Blätter 192 und 216 vertauscht bei der Abschrift; Bl. 220rb-221vb: Kapitelüberschriften, die nicht zum Text passen, vgl. Merzdorf S. 841f.; Bl. 249ra: Textende stark abweichend von Merzdorf S. 870; Bl. 249vb: Textende stark abweichend von Merzdorf S. 871; Bl. 257va: Textende stark abweichend von Merzdorf S. 880; Bl. 262rb: Textende stark abweichend von Merzdorf S. 885; Bl. 263ra: Textende stark abweichend von Merzdorf S. 886; Bl. 276vb: Der zweite Teil des Textes fehlt bei Merzdorf S. 900.
Verzeichnis und Beschreibung der Abbildungen
(11v)
Schöpfung. Gottvater steht mit blossen Füssen in braunem Gewand auf der Erde. Im
Hintergrund drei blühende Bäume. Links auf einem Hügel findet sich ein Hirsch, ein
Schwein, ein Esel, ein Elefant, ein Kamel und ein Löwe. Im Vordergrund ein Fluss, in dem
zwei Fische schwimmen. In der Luft kreisen vier Vögel, ein weiterer sitzt auf einem
blühenden Baum. Darüber spannt sich der Himmel mit links der Sonne und rechts dem
Mond (beide Gestirne mit Gesichtern), dazwischen ein Wolkenband.
(15r)
Vertreibung aus dem Paradies II. Hie tribet got Adam und Eva usser dem paradise
darumb das sy sin gebott brochen hand und ubergangen hand das gebott gottes. Das Paradies, links im Bild, ist durch eine Mauer mit einem Tor dargestellt, aus der eine rotgekleidete Gestalt mit einem Schwert in der Hand tritt. Rechts von ihm Adam und Eva. beide blond und nackt, die ihre Schamteile mit einem Blatt bedecken und mit abwehrend-schützenden Gebärden fliehen.
(17v)
Noahs Geburt IV. Hie ward Noe geboren von Lamech. Das Bild zeigt ein Schlafgemach
mit einem Bett, in dem Noahs Mutter liegt. Sie hält ihr nacktes Kindlein aufrecht in den Armen. Daneben steht Lamech in betender Haltung mit ausgestreckten Händen. Im Hintergrund öffnet sich ein Fenster in die grüne Landschaft.
(19v)
Der von Wein berauschte Noah liegt entblösst in seinem Zelt und wird von Ham überrascht VI. Wie Kaym sins vattes spotet Noe da er entschlief von wines craft und da Noe
erwachte da verfluocht er Kaym sinen sun hie furbas. Das Bild zeigt eine grüne Landschaft
mit vier Bäumen und einem Weinstock. Im Vordergrund liegt der schlafende Noah. Neben
ihm sein Sohn Ham, der einen Zipfel seines Gewandes hoch hält, im Hintergrund die beiden
weiteren Söhne Noahs Sem und Japhet, links davon ein graugewandeter älterer Mann.
(21r)
Die zehn Söhne und die zehn Geschlechter XII. Wie die zehen sun machtend berhafftig
die zehen geschlecht. Eine rot, grün und blau gekleidete Gruppe von fünf Männern steht
einer Gruppe von fünf Männern und Frauen gegenüber. Sie strecken einander die Händ
entgegen.
(23v)
Der Turmbau zu Babel XVII. Von dem yrdeschen paradise. Das Bild zeigt einen roten
Turm mit fünffacher Zinne in einem Fluss oder Meer. Im Hintergrund zwei grüne Merrungeheuer.
(32v)
Anbetung der Abgötter Jupiter und Achias XXIII. Wie Jupiter und Achias wurdent anbettet fur apgotte. Das Bild zeigt eine Gruppe von knienden Frauen und Männern, die die
beiden in der Höhe auf einem Thron sitzenden Abgötter Jupiter und Achias anbeten. Einer
von ihnen hält die Hand in segnendem Gestus erhoben.
(37v)
Der Pharao nimmt Abrahams Weib zu sich XXXIII. Hie wart Abraham sin wip genomon von kunig pharon und sinen dienern. Das Bild zeigt links den Pharao, der unter einem
Torbogen thront. Links von ihm zwei Diener. Im Vordergrund Sarah, die ein Kopftuch
trägt und dem Pharao die Hände entgegenstreckt. Ganz links im Bild Abraham, der sich
besorgt oder betrübt abwendet.
(39v)
Abraham rächt seinen Neffen Lot XLI. Hie rach Abraham sinen naeffen Loth den alten
und erschlug der haiden in kurtzer zit gar vil. Das Bild zeigt links den barhäuptigen Abraham, der mit einem Schwert auf eine Gruppe von Kriegern mit Panzer und Helm einschlägt.
(42v)
Abraham erblickt die heilige Dreifaltigkeit am Berg Mamre und opfert ihr Brot und
Wein LI. Hie sach Abraham die hailige druevaltkait an aim geberge und oppfferte brot
und win. Das Bild zeigt im Vordergrund einen Altar, auf dem Abraham, begleitet von
einer Frau und einem Diener, Brot und eine Kanne mit Wein darbringt. Von links, aus den
Wolken, streckt sich ihm eine Hand entgegen, die ein dreiarmiges Kreuz als Zeichen der
Dreieinigkeit hält.
(44r)
Lot zieht mit seinen zwei Töchtern in die Berge und beschläft sie LV. Hie was Loth mit
sinen zwain dochtern in ain gebirge gezogen und brachten den vatter darzu daz er sy beschlieffe und wurden baide swanger von im. Das Bild zeigt Lot, umgeben von seinen zwei
Töchtern, denen er je eine Hand auf die Schulter legt.
(46r)
Die Opferung Isaaks LIX. Hie wolte Abraham sinen sun oppffern als im das von got
geboten waz. Das Bild zeigt eine hügelige Landschaft. Rechts kniet Isaak auf der obersten
Stufe einer Treppe und hält die Hände flehend erhoben. Links neben ihm steht Abraham,
der mit der linken Hand den Haarschopf von Isaak hält und mit seiner Rechten ein Schwert
schwingt. Im Vordergrund befindet sich der Widder, der anstelle Isaaks geopfert werden
wird.
(47r)
Isaaks Verlobung mit Rebekka LXI. Hie wart Ysack Rebecken gelobt zuo wibe. In der
Mitte steht ein Priester, der die Hände von Rebekka (links im Bild) und Isaak (rechts im
Bild) ineinanderlegt. rechts ein rotgewandeter Zuschauer.
(50r)
Esau und Jakob LXVI. Wie Jacop pflag des vihes zu hutond und Esau pirsete mit vogeln
und jagete mit hunden. Das Bild ist durch einen grünen Hügel oder eine Felsformation in
zwei Teile geteilt: Links sitzt Jakob auf der Wiese, den Kopf in die eine Hand gestützt, mit
der anderen den Hirtenstab haltend, vor und hinter ihm die Schafe seiner Herde. Rechts sitzt Esau hoch zu Ross. In der Hand hält er einen Jagdfalken und ist vorne und hinten umgeben von Hunden. Im Hintergrund die Zinnen einer Stadt.
(51v)
Jakob erlistet den Segen seines Vaters Issak LXXI. Hie gibt Ysack sinem sun Jacop
den segen da Esaw uz was und jagete als daz sin muter zubraitet und Ysack Esaw empfal
das er im wildbraet brechte. Links im Bild der erblindete Isaak, der Jakob den Segen gibt.
Rechts Rebekka, die ihren Lieblingssohn Jakob zum Betrug anstiftet. Im Hintergrund Esau
mit einer Jagdwaffe. Im Vordergrund ein kläffender Hund.
(55r)
Jakobs Traum von der Himmelsleiter LXXX. Wie Jacop sich uff aim veldt niederliesz
vor muede und entschlieff und sach in dem schlaff wie dasz ain laiter von dem erdrich unz
in den himel gieng und stigent die engel uff und nider und was got zuvorderst. Vorn im Bild
liegt auf einer Wiese der schlafende Jakob, das Haupt mit der rechten Hand auf einen Stein
gestützt. Von seinen Achseln ausgehend ist diagonal über die Seite eine Leiter gezeichnet,
auf der zwei Engel hinauf und hinunter steigen. Ganz oben auf der Leiter findet sich Gottvater mit einem Heiligenschein.
(58r)
Rachel erlaubt Jakob, mit seiner Magd zu schlafen, da sie unfruchtbar ist LXXXIX.
Hie erloubte Rachel Jacop daz er sollte gan zu siner megde schlaffen daz geschach
darumb daz sy unberhafft was. Das Bild zeigt ein Schlafgemach mit vier Fenstern. Im
Vordergrund Rachel mit einem kostbaren Kopftuch im Gespräch mit Jakob, im Hintergrund
im Bett liegend die schwangere Magd Zelpha, die von zwei Dienern betreut wird.
(63r)
Jakob rächt die Vergewaltigung seiner Tochter LXXXXVIIII. Wie ains kunigs sun
Jacops dochter beschlieff uber iren willen und vil volckes darumb erschlagen wart.
Das Bild zeigt zwei Gruppen von Kriegern in Panzer und Harnisch, die gegeneinander
kämpfen. Am Boden liegen blutüberströmt zwei weitere Krieger.
(65v)
Die zwölf Herzöge, die von Esau abstammten CVI. Wie die zwolff hertzogen hiessen
und von wem sy geborn wurden. Das Bild zeigt elf kostbar gekleidete männliche Gestalten.
(68r)
Joseph im Gefängnis CX. Wie Joseph gefangen wart als er der frowen iren willen
versait. Das Bild zeigt links Joseph in einem befestigten Turm hinter Gittern, rechts
Potiphar mit seiner Frau, der Joseph ins Gefängnis werfen liess.
(70v)
Der Pharao vertraut Joseph sein Königreich an CXVI. Wie kunig Pharao Joseph
das kunigerich beval als er in us dem troum beschaiden und ime die warhait gesait
hette. Das Bild zeigt den Pharao mit der Königskrone, der Joseph seine Hände entgegenstreckt. Im Hintergrund zwei Diener.
(73v)
Joseph findet den goldenen Becher im Sack von Benjamin CXXV. Als Joseph den
gulden kopff vand by Beniamin sinem bruder als er den kopff haimlichen hatte gehaissen
in sinen sack stossen. Das Bild zeigt Joseph, wie er aus einem Stadttor tritt und den goldenen
Becher in seinen Händen hält. Ihm gegenüber stehen drei seiner Brüder.
(75r)
Joseph gibt sich seinen Brüdern zu erkennen CXXVI. Wie Joseph wainete da er saite
sinen brudern wie es im ergangen were und sin gesinde zuo horete. Das Bild zeigt rechts
den weinenden Joseph vor fünf seiner Brüder.
(79v)
Josephs Tod CXXXV. Wie Joseph starp und in sin bruder begrubent in Egyptenland
da er zehen und hundert iar alt was. Das Bild zeigt, wie Joseph auf seinem Totenbett liegt
und von seinen Brüdern betrauert wird.
(83v)
Die Geburt von Moses CXLI. Von kunig Pharaon und kunig Aron als sy Moyses besahent als [er] geporn was worden. Das Bild zeigt die Mutter von Moses im Wochenbett,
wie sie ihren Sohn in den Händen hält. An der hinteren Seite des Bettes stehen die Könige
Pharao und Aron mit einer Krone auf dem Haupt.
(85v)
Der Knabe Moses wirft die Krone von Pharaos Haupt CXLIIII. Hie nam Moyses
kunig Pharao die kron ab dem [Haupt] und zerwarff sie zu stucken nach kindthait. Das
Bild zeigt im Vordergrund den auf einem Thron sitzenden Pharao. Auf seinen Knien
steht das Mosesknäblein und greift mit der rechten Hand nach Pharaos Krone.
(87r)
Moses streitet gegen die Menschen aus dem Mohrenland CXLVI. Wie Moyses strait
mit den von morenlant und erschlug ire vil zu tode. Das Bild zeigt eine hügelige Landschaft.
Rechts im Bild steht Moses im Harnisch und schwingt mit beiden Händen ein Schwert. Ihm
gegenüber steht ein Mohr, der ebenfalls mit beiden Händen ein Schwert hält. Am Boden
liegen verblutete Kämpfer.
(89v)
Der brennende Dornbusch CLI. Wie Moyses als er ains morgens das vihe us terib
ainen brennenden post sach. Das Bild zeigt Moses mit fünf Schafen und einem Schafbock
in einer hügeligen Landschaft in betender Haltung. Links hinten der brennende Dornbusch. Darin erscheint Gottvater in segnender Gebärde.
(91v)
Moses wirft auf Gottes Geheiss seinen Stab auf die Erde, aus dem eine Schlange wird
CLIII. Hie warff Moyses die rute uff die erde und waret ain schlange darusz und wie im sin
hand ruch wart. Das Bild zeigt Mose mit der Schlange, die aus seinem Stab entstanden ist.
Im Hintergrund auf einem Wolkenband Gottvater mit segnender Gebärde.
(95v)
Moses im Kampf mit den ägyptischen Zauberern CLXI. Wie kunig Pharao nach sinen
zouber sante das sy zouber kunst triben wider Moyses. Das Bild zeigt links Moses, der in der
einen Hand eine Schlange und in der anderen eine Rute hält. Ihm gegenüber zwei Zauberer,
vor denen ebenfalls Ruten am Boden liegen. Ganz rechts im Bild Pharao mit seiner Krone.
(98v)
Der Hagelschlag, eine der sieben ägyptischen Plagen CLXV. Hie schlug der hagel in
kunig pharaons land und erschlug lute und vihe zu tode. Das Bild zeigt, wie die Hagelkörner
aus den himmlischen Schleusen fallen. Im Vordergrund eine tote Kuh und ein toter Schafbock, am Boden blutüberströmt vier Männer. Am rechten Bildrand eine Stadt mit Turm und
Häusern.
(101r)
Das Passahmahl CLXX. Als Moyses und sin volg das osterlamp assen als im das gott
gebotten hette. Das Bild zeigt im Vordergrund einen Tisch, auf dem in einer Schüssel das
Passahlamm liegt. Des weiteren befinden sich auf dem Tisch Brote, Messer, ein Pokal und
ein Trinkbecher. Hinter dem Tisch steht Moses mit einer Schar von vier Israeliten.
(104v)
Pharaos Heer ertrinkt im Roten Meer CLXXV. Hie fur kunig Pharao Moyses und
sinem volg nach durch das rote mer und verdarp er und alles sin volg in dem selben mere.
Das Bild zeigt reitende Krieger, die in den Fluten des Roten Meers, im Bild rot gezeichnet,
umkommen.
(108v)
Der Kampf gegen die Amalekiter CLXXXIII. Hie streitet Moyses wider den haidenschen kunig und allewil er die hende von ainander und die arme crutzwisz hette so lag sin volg oben. Das Bild zeigt zwei Gruppen von geharnischten Kriegern, die mit Schwertern gegen einander kämpfen. Am Boden gefallene Krieger. Im Hintergrund ist Moses zu erkennen, der seine Arme weit ausstreckt.
(112r)
Gott übergibt Moses die Gesetzestafeln CLXXXIX. Wie gott Moyses die zehen gebott gab uff dem berge Synay. Das Bild zeigt im Vordergrund Moses, der auf dem Erdboden kniet und Gott die Arme entgegenstreckt, um die Gesetzestafeln zu empfangen.
Links ist Gottvater abgebildet, wieder hinter einem brennenden Busch, und streckt Moses
die zwei Gesetzestafeln entgegen.
(115v)
Der goldene Leuchter CLXXXXIIII. Das im gott hiesz machen ain kertzstul da
vil bezaichnung anlagg. Das Bild zeigt einen schön verzierten Leuchter aus Gold mit zwölf
Kerzenhaltern am Rande und einem grösseren in der Mitte.
(117r)
Die Anbetung des goldenen Kalbes CLXXXXVII. Hie bettete das yszraelsch volg ain
kalp an fur ainen gott. Das Bild zeigt eine Säule, auf der ein aus Gold gegossenes Kalb
steht. Es wird rechts von einer knienden Schar von Frauen und Männern angebetet. Hinter
der Säule steht Aaron, der zum Kalb emporblickt.
(121r)
Die Weihe des heiligen Zeltes CCIII. Hie wihete Moyses das gezelt als er kostlichen
gemacht hette von gottes gebott. Das Bild zeigt Moses, der mit erhobenen Händen um das
heilige Zelt schreitet.
(124r)
Wie zwei Männer wegen ihres Ungehorsams gegenüber Gott verbrannt werden
CCVIII. Wie gott liesz zwen verbrennen von den geschlechten von ir ungehorsamkait wegen.
Das Bild zeigt links zwei Männer, die Gefässe tragen, aus denen ihnen Feuer entgegenschlägt. Rechts eine Gruppe von Zuschauern.
(130r)
Mose und Aaron tragen die Bundeslade gegen Jericho CCXV. Hie trug Moyses und
Aron die arcke wider die Stadt Jericho. Das Bild zeigt Mose und Aaron, die die Bundeslade
in die Stadt Jericho tragen, die links mit dem Stadttor, einem Turm und mehreren Häusern
dargestellt ist.
(131v)
Moses bittet Gott für das murrende Volk CCXVI. Wie Moyses got aber batt fure daz
volg als es sich gar sere klagete. Das Bild zeigt rechts Moses, der mit erhobenen Händen zu
Gott betet, der in einer Wolke am Himmel erscheint. Links eine Gruppe von disputierenden
Israeliten.
(134v)
Die Kundschafter bringen eine grosse Traube aus dem Lande Kanaan mit CCXXII.
Hie trugent zwen ainen truben an ainer stangen us dem Lande Ebron und begegnet in ain
grosser rise. Das Bild zeigt zwei Kundschafter, die an einer Stange eine übergrosse Weintraube tragen. Von links begegnet ihnen ein geharnischter Riese mit einer dicken Holzkeule
in den Händen.
(137r)
Moses lässt Saphael steinigen, weil er den Sabbat gebrochen hat CCXXVI. Wie
Moyses ainen eman in der wisten verstaint genant Saphahel der sin vire gebrochen
hette als daz gott gebot. Im Vordergrund kniet Saphael, blutüberströmt, weil er bereits
von einigen Steinen getroffen worden ist. Rechts von ihm ein Israelit, der zwei Steine
in den Händen hält und sich gerade zum Werfen anschickt. Weitere Steine liegen zu
seinen Füssen. Links vom Gesteinigten Moses. Im Hintergrund eine weibliche Gestalt,
möglicherweise Saphaels Mutter oder Ehefrau, die die Steinigung zu verhindern sucht.
(142r)
Moses schlägt mit einer Rute Wasser aus einem Felsen CCXXXV. Wie Moyses
wasser usser herten felsen schlug mit siner ruoten das vihe und lute trencken. Im Mittelpunkt des Bildes steht Moses, der mit einer Rute auf einen Felsen einschlägt. Zu seinen
Füssen fliesst Wasser aus dem Felsen. Zwei Kinder links im Bild trinken von dem Wasser.
Rechts eine Gruppe von Israeliten, die das Geschehen staunend verfolgen. Eine Frau hat ein
Trinkgefäss in den Händen, um Wasser zu schöpfen. Unmittelbar hinter Mose eine saufende Kuh.
(144r)
Moses gebietet dem Volk, eine eherne Schlange anzubeten CCXXXVIII. Hie gebot
Moyses dem volck das sy ainen schlangen anbettetend fur die grosse pin die sy littend als
im gott gebot. In der Bildmitte eine Schlange, die sich um eine Stange in Gestalt eines
Kreuzes windet. Am Fuss der Stange eine Gruppe von Israeliten, die die Schlange anbeten.
Rechts deutete Moses mit dem ausgestreckten Zeigefinger seiner rechten Hand auf die
Schlange.
(146v)
Der Kampf Israels gegen Og, den König von Basan CCXLI. Wie der kung Ogg und sin
volgg erschlagen von dem yszraelschen volg. Das Bild zeigt links die Israeliten im Kampf
mit dem König Og von Basan, der eine Krone trägt, und seinen Leuten. Die Krieger sind
grösstenteils mit Panzern gewappnet und führen Schwerter. Ein Israelit im Vordergrund ist
mit Pfeil und Bogen bewaffnet.
(148v)
Bileam und seine Eselin CCXLIII. Hie wollte Balaaz das volck uff sinem esel verflucht han da wert der engel gottes dem Esel den Weg und wart der Esel redend. Im
Zentrum des Bildes ist der Gottesmann Bileam auf seiner Eselin zu sehen. In der Hand
hält er einen Holzstecken, mit dem er seine Eselin züchtigt, die gegen ihn redet. Von rechts
tritt ihm ein Engel in den Weg, der ebenfalls einen Holzstab in Händen hält.
(154v)
Moses übergibt Josua das Szepter CCLIIII. Hie gap Moyses Josue sin zepter das
yszraelsche volg furer zu regieren wann er krang und alt was worden. Das Bild zeigt, wie
Moses von rechts dem mit einer Kronenhaube geschmückten Josua sein Szepter übergibt.
(159v)
Moses Tod und Begräbnis CCLXI. Hie starp Moyses und begab sich daz in got
selber begrub an ain haimlich statt. Das Bild zeigt im Vordergrund Gottvater mit einer
Hacke in der Hand. Im Grab hinter ihm liegt der tote Moses mit gekreuzten Händen. Im
Hintergrund Hügel mit grünen Bäumen.
(163v)
Josua siegt im Kampf gegen die Einwohner von Jericho CCLXVII. Hie streitet
Josue vor der stat Jericho mit sinem volg und gewynnet sy. Das Bild zeigt zwei Gruppen
von Kriegern, die mit einem Schwert bewaffnet und zum Teil geharnischt sind, links die
Israeliten und rechts die Einwohner von Jericho. Im Hintergrund Mauern, Türme und
Häuser von Jericho.
(169v)
Josua heisst die Gibeoniten Holz und Wasser für das israelitische Volk zu tragen
CCLXXVI. Das Josue hiesz die Gaboniten dem volck wasser und holz zu tragen. Das
Bild zeigt links zwei Gibeoniten, die Krüge mit Wasser in den Händen halten und auf
der Schulter ein Holzbündel tragen. Rechts zwei Israeliten, die zuschauen. Im Hintergrund
die Stadt Gibeon mit einem grossen Stadttor und Häusern.
(171r)
Josua bittet Gott, Sonne und Mond über Gibeon stille stehen zu lassen CCLXXIX.
Hie batt Josue gott das er sunn und mon liesz still stan und daz es tag blibe und daz die
heiden erschlagen wurden als auch beschach. Links im Bild die Israeliten, die mit ihren
Händen Schwerter schwingen. Rechts die Amoriter, von denen bereits fünf blutüberströmt am Boden liegen. Am Himmel Sonne und Mond, beide Gestirne mit Gesichtern.
(176r)
Josua teilt das eroberte Land unter die Israeliten auf CCLXXXVI. Hie tailete Josae
das land mit sinem volg und erkiesete im selbe auch ain stat. Das Bild zeigt links eine Stadt
mit Tor und Turm und Häusern. Rechts davor mit einer Art Krone Josua mit einer Gruppe
israelitischer Männer, die auf die Stadt zugehen.
(178v)
Josuas Tod CCLXXXX. Hie starp Josue und nam sin ende als er nuen und hundert
jar alt was. Im Vordergrund Josua auf dem Totenbett. Rechts von ihm trauernde Israeliten.
(180v)
Judas und Simeon lassen dem heidnischen König Adembesach Hände und Füsse abhauen CCLXXXXIII. Hie heissent Symeon und Judas dem kunige Adambasatti hend und
fusz abhowen. Im Mittelpunkt des Bildes der König Adembesach, der bereits zwei Hände
und einen Fuss verloren hat. Der linke Fuss liegt auf einem Holzblock zum Abhauen bereit.
Daneben ein Henker, der in der rechten Hand eine Axt schwingt und mit der linken Hand
den Fuss von Adembesach umfasst. Links und rechts im Hintergrund eine Frau und zwei
Männer, die zuschauen.
(182v)
Ein Engel erscheint den Israeliten, um sie wegen ihres Unglaubens und Götzendienstes zu tadeln CCLXXXXVI. Wie die von Yszrael gotts vergassen und gott in ainen
engel sante und in verwarf alle di gut tate die er in ye getan hette. Rechts im Bild ein
Engel mit weit ausgebreiteten Flügeln, der seine Hand einer von links kommenden Gruppe
von Israeliten entgegenstreckt.
(191v)
Gideon wird zum Herrn über Israel CCCVIIII. Hie vahet sich an das Gedeon herre
waret uber daz yszrahelsche volg. Das Bild zeigt rechts Gideon mit einer Krone auf dem
Haupt und einem Szepter in der rechten Hand auf einem thronartigen Sitz. Von links
huldigt ihm eine Schar von israelitischen Frauen und Männern.
(198r)
Das Volk von Ephraim bringt die Häupter zweier erschlagener Heiden zu Gideon
CCCXVIII. Hie trug das volg der zwayer haidensche kunige houpter fur den kunig
Gedeon als sy gestritten hetten. Rechts im Bild Gideon mit einem Bart und einer Königskrone auf dem Haupt. Von links kommt eine Schar geharnischter Krieger, von denen
zwei das Haupt eines erschlagenen Feindes in den Händen halten.
(199v)
Gideon lässt die zwei heidnischen Könige Zebet und Salmana erschlagen CCCXXI.
Hie schlaiffte Gedeon zwen haidensche kunig und ire obreste und alle, die in der stat
warent. Das Bild zeigt, wie Gideon einen heidnischen König über eine Stadtmauer wirft.
Links neben ihm steht ein Krieger. Im Hintergrund ist eine Stadt zu erkennen. Von rechts
dringt eine Gruppe israelitischer Krieger mit weisser wehender Fahne durch das Tor in
die Stadt ein.
(207v)
Jephthas Tochter CCCXXXIII. Hie gieng Jeptes dochter irem vatter entgegen mit
saiten spil als er den streit gewunnen hette. Das Bild zeigt rechts Jephthas Tocher in rotem
Gewand mit blonden Locken, die ein Saiteninstrument in den Händen hält. Von links kommt
Jephtha, geharnischt und mit einem Schwert in der Hand und mehreren Begleitern.
(210v)
Einsetzung von vierzig Königen CCCXXXVIII. Dis nachgeschriben sait von vierzig
kunigen als die erkoren warent in dem lande. Das Bild zeigt zwei Gruppen von je sechs Königen, die einander von links und rechts entgegen gehen.
(213r)
Ankündigung von Simsons Geburt. CCCXLII. Hie wart das yszrahelsch volg aber bezwungen und wie gott Manesse ein engel sante und im kunte daz er einen sun gewunnen der
solte daz volg erlesen. Das Bild zeigt rechts einen blonden kraushaarigen Engel mit roten
weit ausgespannten Flügeln. Ihm gegenüber Manoah, der Vater Simsons.
(215v)
Simson zerreisst einen Löwen CCCXLV. Hier zerzarete der starcke Sampson ainen
lowen und tod in als der uff dem veld zuo im kam. Das Bild zeigt Simson, wie er auf einem
Löwen kniet und dessen Maul weit aufreisst. Der Löwe trägt eine mächtige Mähne und
kräftige Tatzen. Sein Schwanz ist eingezogen und reicht zwischen den hinteren Beinen bis
auf den Boden. Auf der Wiese sind Gräser und Blumen angedeutet. Im Hintergrund findet
sich eine hügelige Landschaft mit zwei Bäumen.
(219r)
Simson schlägt die Philister mit einem Eselsbacken CCCLII. Hie strait Sampson mit
ains esels kynnbacken und erschluog der haiden gar vil zuo tode. Links im Bild Simson, allein und nur mit einem Eselsbacken gerüstet. Ihm gegenüber eine Schar gewappneter Philister. Zwei liegen bereits blutüberströmt am Boden, ein weiterer, der ebenfalls blutet, stürzt zu Boden.
(221v)
Simson wird an eine Säule gebunden CCCLVI. Wie Sampson sinem wib sait waran
er starck were und sich liesz binden mit siben starcken sailen an ain sul. In der Bildmitte der
langhaarige Simson, der mit drei Seilen an eine Säule gebunden ist. Rechts neben ihm seine
Geliebte Delila. Links von ihm eine bärtige Männergestalt mit einem roten Federhut, wahrscheinlich ein Philister.
(223v)
Simson bringt das Haus, in dem die Philister ein Fest feiern, zum Einsturz CCCLVIIII.
Hie wirest du horen wie Sampson das husz niderwarff daruff die haiden zuo dische sassent als sy dem apgot geoppffert hetten. Das Bild zeigt den blinden Simson, der mit beiden Armen eine Säule des Hauses umfasst, in dem die Philister sitzen. Oberhalb der Säule blicken vier Männer aus einer Art Fenster.
(228r)
Das fünfte Weltalter CCCLXVI. Hie vahet sich an die funffte welte als die vierde
zergangen was. Das Bild zeigt zwei Menschengruppen, die auf einander zugehen. Einer
der Männer trägt eine Krone, die anderen tragen Schlapphüte oder gar keine Hüte.
Möglicherweise steht die linke Gruppe mit dem König in der Mitte für die Königszeit,
die mit Saul beginnen wird. Die rechte Gruppe steht möglicherweise für die Zeit der
Richter.
(235v)
Die Philister erschlagen mehrere tausend Israeliten CCCLXXVIII. Hie erschlugent die
haiden des yszrahelschen volcks wol vier tusend zuo tode und gewunnen den strait. Das Bild
zeigt links eine Gruppe von zum Teil geharnischten Philistern, die mit Lanzen, Schwertern
und Pfeil und Bogen bewaffnet sind. Rechts von ihnen kämpfen die Israeliten, von denen bereits einige blutüberströmt am Boden liegen.
(237v)
Die Bundeslade bringt ein Götzenbild zum Einsturz CCCLXXX. Hie zervielent die
apgot in Arzach Dagons als die arcke neben sy gesetzt waret. Das Bild zeigt rechts auf einer
Säule die Bundeslade. Links davon eine weitere Säule, die sich im Einsturz befindet. Darauf
ein Götzenbild, ein Tier, wahrscheinlich ein Affe, der sich ebenfalls im Sturz befindet. Beide
Säulen stehen unter einem Torbogen.
(242v)
Saul wird zum König geweiht CCCLXXXVII. Hienach vahet sich an das buoch von
Saul als er zuo kunig gewihet waret. Das Bild zeigt einen mit Becher, Broten, einem Messer
und einem Krug gedeckten Tisch. Dahinter steht Saul, der bereits eine Krone trägt und die
Hände gefaltet hält. Rechts davon ein Mann mit Schlapphut, wahrscheinlich Samuel, der mit
dem rechten Zeigefinger auf einen Jüngling mit lockigen Haaren zeigt, der rechts neben ihm
steht, möglicherweise den jungen Saul vor seiner Salbung zum König. Links neben dem gekrönten Saul ein älterer Mann, möglicherweise Kis, der Vater Sauls. Sie befinden sich in einem mit zwei Fenstern ausgestatteten Raum. Dahinter befinden sich, in der Hausmauer eingelassen, vier weitere Fenster.
(258r)
Saul gibt David seine Tochter Michal zur Ehefrau CCCCXIIII. Das kunig Saul David
sin dochter gab als er die vormals verhaissen hette. Das Bild zeigt in der Mitte einen Priester, der die Hände von Michal und David, der bereits eine Krone trägt, ineinander legt. Links
im Bild Saul, der ebenfalls eine Krone trägt. Hinter ihm Gefolgsleute. Auch hinter David finden sich Gefolgsleute.
(262v)
Saul sendet David Michal, seine Ehefrau CCCCXXIII. David sin wip waret gesant vone Saul ireme vatter. Das Bild zeigt von links Michal auf einem Pferde, begleitet von
drei weiteren Reitern und einem Hund im Vordergrund. Aus einem geöffneten Stadttor tritt
König David mit einer Krone, neben ihm ein weiterer bärtiger Mann.
(267r)
David beobachtet Bathseba, die Ehefrau Urias, beim Bade CCCCXXXII. Wie David
uff sinem Palast gieng fur kurtzwil und sach ein schone frowe sich baden. Das Bild zeigt
König David auf einem Balkon seines Palastes, der die nackte Bathseba entdeckt, die gerade
badet.
(271v)
Ein Engel kommt zu David und zeigt ihm an, dass er eine Missetat begangen hat
CCCCXL. Hie kunte ain engel David, daz er gegen got misstan het da zog er sin kuniglich gewant ab und sassz uff die erde und lait asche uff sin houpt. Das Bild zeigt links
einen Engel mit ausgebreiteten Flügeln, der König David, rechts im Bild, die Hände entgegenstreckt. Ganz rechts wird dargestellt, wie David sein königliches Gewand auszieht.
Die Szene spielt in einem Innenraum des königlichen Palastes, aus dessen zwei Fenstern
man in eine hügelige Landschaft blickt.
(275v)
David lässt seinen Sohn Salomo zum König weihen CCCCXLVIIII. Hie gebot David
das man Salomon sinen sun sollte zu kunige wihen. In der Bildmitte sitzt der junge Salomo
in königlichem Gewand auf einem Thronsessel. Von links setzt ihm ein Priester die Krone
aufs Haupt. Um ihn herum stehen drei grüngekleidete Männer, von denen einer einen Judenhut trägt.
(277v)
Salomo ermahnt die Israeliten, nur einen Gott anzubeten CCCCLII. Hie sassz kunig
Salomon uff sinem stuol gekront und lerte daz volg daz sy nit me dann ainen got anbetten.
Links im Bild sitzt Salomo gekrönt auf seinem Thron und streckt einer Gruppe von Männern
und Frauen, die von rechts im Bild kommen, die Hände entgegen. Im Hintergrund sitzt Gottvater auf seinem Thron.
(282r)
Das salomonische Urteil CCCCLVIII. Hie kament zway wip fur kunig Salomon und
kriegeten umb ain kint und batten ihn daz er sy davon entschiede und wie er daz kint wolt
lassen in zway stuck howen. Das Bild zeigt König Salomo auf dem Thron sitzend, die
Krone auf dem Haupt und das Szepter in der linken Hand. Vor ihm die zwei Frauen,
die um das Kind streiten, die eine stehend in blauem Gewand, eine weitere Frau, wahrscheinlich die richtige Mutter des Kindes, in rotem Gewand kniet vor Salomo auf dem
Boden. Im Hintergrund das Knäblein, um das die beiden Frauen streiten, das mit der linken
Hand von einem Henkersknecht gehalten wird, der in der rechten Hand ein Schwert
schwingt. Ein weiterer Knecht schaut mit auf der Brust gekreuzten Händen zu. Im Vordergrund ein kleiner weisser Hund.
(289v)
König Salomo auf dem Totenbett CCCCLXIIII. Hie starb kung Salomon und nam
sin ende als er vierzig jare geregierte. Das Bild zeigt, wie König Salomo auf dem Totenbett
liegt. Zu seiner Seite und zu seinen Füssen die klagenden Israeliten.
(291r)
Der ägyptische König Sisak zieht gegen die Stadt Jerusalem in den Krieg CCCCLXVI.
Hie kam der kunig Sysack in Jherusalem und gewan sy. Das Bild zeigt, wie König Sisak von
Ägypten mit einer grossen Schar geharnischter Männer gegen Jerusalem heranzieht. Das
Stadttor Jerusalems ist geschlossen. Ein israelitischer Krieger späht zwischen zwei Türmen
auf die herannahenden ägyptischen Krieger. Die Stadt Jerusalem ist am rechten Bildrand mit
Häusern und Türmen angedeutet.
Hinweise auf Bilder: Durchgängig durch die Handschrift werden immer wieder handschriftliche Verweise derselben späteren Hand auf Bildmaterial gegeben. Es sind dies folgende:
(17r)
„ferte et habebis figuram sequentem“, darunter: „luog eben so stosz du dich nit“
Entstehung der Handschrift: Aus der Werkstatt des Diebold Lauber in Hagenau
Provenienz der Handschrift:
Aus dem Augustiner Chorherrenstift Kreuzlingen, aufgrund des Supralibros mit einem Kreuz und der Umschrift: „colleg. can. reg. creuzling“.
Bibliographie:
Katalog der Thurgauischen Kantonsbibliothek, 1886, Frauenfeld 1887, S. 151.
Hans Vollmer: Ober- und mitteldeutsche Historienbibeln, Berlin 1912 (Materialien zur Bibelgeschichte und religiösen Volkskunde des Mittelalters; 1,1), S. 108f.
Rudolf Kautzsch: Diebolt Lauber und seine Werkstatt. Eine Nachlese, in: Archiv für Buchgewerbe und Gebrauchsgraphik 63 (1926), S. 43.
Werner Fechter: Der Kundenkreis des Diebold Lauber, in: Zentralblatt für Bibliothekswesen 55 (1938), S. 136 und 1362.
Egon Isler: Aus den Schätzen der thurgauischen Kantonsbibliothek. Eine Historienbibel aus dem 15. Jahrhundert, Handschrift aus Hagenau im Elsass, in: Thurgauer Jahrbuch 23 (1947/48), S. 16-20.
Hans-Joachim Koppitz: Studien zur Tradierung der weltlichen mittelhochdeutschen Epik im 15. und beginnenden 16. Jahrhundert, München 1980, S. 4029.
Gérard Traband: Diebolt louber schriber zu hagenowe, in: Etudes haguenoviennes N.F. 8 (1982), S. 82.
Lieselotte E. Saurma-Jeltsch: Die Illustrationen und ihr stilistisches Umfeld, in: Diebold Schillings Spiezer Bilderchronik, Kommentar zur Faksimilierung der Handschrift Mss. hist. helv. I. 16 der Burgerbibliothek Bern, hrsg. von Hans Haeberli und Christoph von Steiger, Luzern 1990, S. 4957 und 50104.
Ute von Bloh: Die illustrierten Historienbibeln. Text und Bild in Prolog und Schöpfungsgeschichte der deutschsprachigen Historienbibeln des Spätmittelalters Bern et. al. 1993 (Vestigia Bibliae ; 13/14, 1991/1992), S. 27, 3162, 68, 69168, 102, 104306, 148, 158, 158428f., 158432, 160, 164448, 165453, 170ff., 187509, 196533, 198, 206, 233633, 260, 280, 282, 287ff., 292 und 299, Abb. 27ff.
Andrea Rapp: Bücher gar hübsch gemolet. Studien zur Werkstatt Diebold Laubers am Beispiel der Prosabearbeitung von Bruder Philipps ‚Marienleben’ in den Historienbibeln IIa und Ib, Bern et al. 1998 (Vestigia Bibliae ; Bd. 18, 1996), S. 35.
Ulrike Bodenmann: Historienbibeln, München 2008 (Katalog der deutschsprachigen illustrierten Handschriften des Mittelalters ; Bd. 7, 1/2), S. 72-75.
Lieselotte E. Saurma-Jeltsch: Pietät und Prestige im Spätmittelalter. Die Bilder in der
Historienbibel der Solothurner Familie von Staal, Basel 2008, S. 30; S. 357 Anm. 53;
S. 390 Anm. 176; S. 391 Anm. 188; S. 392 Anm. 207, 214; S. 397 Anm. 348; S. 408
Anm. 691.