Bern, Burgerbibliothek
Die Burgerbibliothek Bern ist ein Kulturinstitut der Burgergemeinde Bern. Sie entstand 1951, als man die Handschriftenabteilung der damaligen Stadt- und Hochschulbibliothek verselbständigte. Heute ist die Burgerbibliothek Bern ein öffentliches wissenschaftliches Archiv. Sie sammelt und bewahrt wertvolle und international bedeutende Bestände an Manuskripten, Archivalien und Bilddokumenten. Zu den bekanntesten Sammlungen zählen die mittelalterlichen Bongarsiana/Codices und die Archivalien zur Schweizer und Berner Geschichte mit Nachlässen bedeutender Persönlichkeiten. Die Burgerbibliothek ist auch das Gemeindearchiv der Burgergemeinde Bern und der burgerlichen Gesellschaften und Zünfte. Als wissenschaftliches Institut steht sie im Dienste der Forschung und einer interessierten Öffentlichkeit. Sie stellt ihre Bestände in einem Lesesaal zur Verfügung und zeigt sie im Rahmen von Publikationen, Führungen und Ausstellungen.
In mehreren Etappen entstandene Handschrift: die ersten zwei Drittel aus der ersten Dekade des 14. Jh. umfassen ein Bruchstück der Baudouin d'Avesnes zugeschriebenen Weltchronik, deren Illuminationen sich einem Maler aus dem Kreis um Renaud de Bar in Metz zuordnen lassen; das letzte Drittel besteht aus verschiedenen, bis in die Mitte des 14. Jh. entstandenen devoten Texten eines bislang noch kaum untersuchten Corpus. Zahlreiche dieser Texte finden sich in weiteren, heute in Bern, Paris und Metz befindlichen Handschriften, die sich dem späteren Coelestinerkloster in Metz zuordnen lassen. Der um 1570 noch in Metzer Privatbesitz befindliche Band gelangte über Jacques Bongars 1632 nach Bern.
Online seit: 26.09.2024
Der Physiologus ist eine frühchristliche Sammlung naturkundlich-allegorischer Beschreibungen, aus der die mittelalterlichen Bestiarien entstanden sind. Zwar enthält Cod. 233 – im Gegensatz zum berühmten Cod. 318 – nur den Physiologus ohne Illustrationen, er ist jedoch der älteste Vertreter der wichtigen lateinischen Textrezension B. Weitere Teile des ehemaligen Sammelbandes finden sich in der Bibliothèque municipale von Orléans und in der Burgerbibliothek Bern. Der Band gelangte 1632 aus dem Besitz von Jacques Bongars nach Bern.
Online seit: 26.09.2024
Um 1349/50 entstandene Fabelsammlung des Dominikaners Ulrich Boner in deutscher Sprache, dem Berner Patrizier Johann von Ringgenberg gewidmet. Die wichtigsten Vertreter der vollständigsten Bestandsklasse sind Basel, Universitätsbibliothek AN III 17 sowie die mutmassliche Abschrift Bern, Burgerbibliothek Mss.h.h.X.49, deren Illustrationen allerdings weit weniger hochstehend sind. Die Handschrift, welcher die ersten 2 Lagen fehlen, wurde vermutlich von Hemon Egli, Vogt zu Erlach, oder von einer Person aus seinem Umfeld geschrieben; über seinen Enkel Jakob von Bollingen gelangte sie später in die Familienbibliothek von Erlach im Schloss Spiez. 1875 wurde sie von Friedrich Bürki aus dem Nachlass gekauft und der Berner Stadtbibliothek geschenkt.
Online seit: 26.09.2024
Als Pandekt (d.h. in einem Band) konzipierte lateinische Bibel nach der Rezension des Alkuin von York. Von diesen im Skriptorium St. Martin von Tours manufakturmässig hergestellten Alkuin-Bibeln haben sich verschiedene Exemplare erhalten, die mit ihrer fein abgestuften Schrifthierarchie und den harmonischen Proportionen als Monumente der karolingischen Buchherstellung gelten.
Online seit: 07.10.2013
Als Pandekt (d.h. in einem Band) konzipierte lateinische Bibel nach der Rezension des Alkuin von York. Von diesen im Skriptorium St. Martin von Tours manufakturmässig hergestellten Alkuin-Bibeln haben sich verschiedene Exemplare erhalten, die mit ihrer fein abgestuften Schrifthierarchie und den harmonischen Proportionen als Monumente der karolingischen Buchherstellung gelten.
Online seit: 07.10.2013
Das aus Carmina Figurata zusammengesetzte Gedicht zum Lob des Heiligen Kreuzes des Fuldaer Abtes Hrabanus Maurus, dessen vorliegende Fassung vermutlich 831 entstanden ist, füllt jeweils die linke Seite (erhalten sind 23 der 28 Figuren), während rechts die sich anschliessende Prosaübertragung steht; der zweite ebenfalls in Prosa abgefasste Teil fehlt.
Online seit: 20.12.2012
Die altfranzösische Bible du XIIIème siècle wurde in der zweiten Hälfte des 13. Jh. in Paris zusammengestellt. Die in der Bugerbibliothek Bern aufbewahrten zwei Teile (Cod. 27/28) zählen zu den ältesten erhaltenen Exemplaren; sie sind unabhängig voneinander wohl in Südfrankreich entstanden. Cod. 27 ist teilweise glossiert; er enthielt einmal 31 erstklassige Miniaturen, von denen heute zwanzig verloren sind.
Online seit: 07.10.2013
Die altfranzösische Bible du XIIIème siècle wurde in der zweiten Hälfte des 13. Jh. in Paris zusammengestellt. Die in der Bugerbibliothek Bern aufbewahrten zwei Teile (Cod. 27/28) zählen zu den ältesten erhaltenen Exemplaren; sie sind unabhängig voneinander wohl in Südfrankreich entstanden. Cod. 28, dessen Spuren im 14. Jh. nach Valencia weisen, enthielt einmal 52 erstklassige Miniaturen, von denen heute sechs verloren sind.
Online seit: 07.10.2013
Die Handschrift ist in Fleury entstanden. Die erste Seite enthält eine prächtige Ausstattung mit zwei grossen Flechtwerkinitialen, die eine besondere Gattung insularer Zierkunst vertreten. Der Sammelband enthält nebst kleineren Stücken das epische Gedicht De bello civili (Parsalia) des Lucanus (Mitte 1. Jh.) sowie eine Version der Orestessage des afrikanischen Dichters Dracontius (5. Jh.). Für letztere stellt der Codex den weitaus ältesten Textzeugen dar. Der Lucantext ist anfangs reich mit Scholien versehen, die aufgrund von Cod. 370, einer reinen Scholienhandschrift, als Commenta Bernensia bekannt sind.
Online seit: 29.03.2019
Handschrift aus der Bretagne, mit Texten der vier Evangelien sowie der Prologe und Kapitelverzeichnisse zu Markus, Lukas und Johannes. Die künstlerische Ausstattung umfasst die 12 Seiten der Kanontafeln, die Bilder der in priesterlichem Ornat gekleideten Evangelisten sowie Initialen jeweils zu Beginn der Capitula und der Evangelien. Die reiche Flechtbandornamentik weist auf insulare Einflüsse hin.
Online seit: 23.09.2014
Die aus Luxeuil stammende Handschrift beinhaltet die irrtümlich dem Boethius zugeschriebene Geometrie sowie geometrische und gromatische Exzerpte aus Cassiodor, Isidor und den Agrimensoren. Sie bildetete vermutlich zusammen mit den Aratea (Cod. 88) einen Codex und wurde von Bischof Werner I. dem Strassburger Münster geschenkt.
Online seit: 23.09.2014
Die von Germanicus ins Lateinische übertragenen Aratea beschreiben die 48 antiken Sternbilder und ihre Entstehungssagen. Sie zählen zu den beliebtesten Bilderzyklen mittelalterlicher Klosterschulen. Der in St. Bertin entstandene Bernensis ist eine Enkelhandschrift des Leidener Aratus und enthält nur hier überlieferte Scholien.
Online seit: 23.09.2014
Der Sammelband enthält insgesamt 21, zum Teil unikal überlieferte Stücke aus der altfranzösischen Literatur. Den grössten Teil nehmen die oft mehrere Tausend Verse umfassenden Romane aus den grossen Sagenzyklen wie die Geste des Loherains, Perceval etc. ein; dann finden sich aber auch einige in Prosa abgefasste Chroniken wie Ernouls Kreuzzugsgeschichte sowie weitere kleinere Stücke verschiedenen Inhalts. Die Handschrift ist reich ausgestattet mit mehreren Hundert grossen Initialen und stammt wahrscheinlich aus der Picardie.
Online seit: 08.10.2015
Der Sammelband enthält verschiedene, z.T. seltene chronikalische Texte zu weltlichen und kirchlichen Herrschern. Es handelt sich um eine stark redigierte und korrigierte Handschrift aus der Benediktinerabtei von Saint Mesmin de Micy, welche charakteristische Schriften in verschiedenen schwarzen und braunen Tinten aufweist und mit vielen kalligraphischen Initialen in differierenden Stilgruppen reich ausgestattet ist. Aufgrund verschiedener Nachträge lässt sich die Abfassungszeit relativ genau in die Mitte des 11. Jahrhunderts bestimmen.
Online seit: 22.03.2018
Der sogenannte Liber ad honorem Augusti des Petrus de Ebulo ist eine der berühmtesten und meistgefragten Handschriften der Burgerbibliothek Bern. Die aussergewöhnlich reich bebilderte Handschrift stammt aus einer Werkstatt im Umkreis des kaiserlichen Hofes in Süditalien. Schreiber und Zeichner sind unbekannt; zweifellos wurde der Text jedoch vom Autor selbst korrigiert. Der Text, ein nur in dieser Handschrift überliefertes lateinisches Versepos von rund 1700 Distichen, ist in drei Bücher eingeteilt. Die beiden ersten Bücher beschreiben die Vorgeschichte und Eroberung Siziliens durch die Staufer; das dritte Buch beinhaltet ein Lobgedicht auf die Eltern – Kaiser Heinrich VI. und dessen Gemahlin Konstanze, Tochter und Erbin König Rogers II. von Sizilien – des berühmten Hohenstaufenkaisers Friedrich II., welcher am 26. Dezember 1194 in Jesi bei Ancona zur Welt kam.
Online seit: 22.03.2018
Aus drei Teilen bestehende Sammelhandschrift, welche französische Übersetzungen der klassischen Reiseberichte aus dem Fernen Osten zusammenstellt. Die Handschrift ist, besonders im ersten und dritten Teil, reich ausgestattet mit Goldverzierungen und feiner Randrankenornamentik; sie enthält jedoch keine Illustrationen. Über eingemalte Wappen lässt sich die Familie de Pons de Saint-Maurice aus dem Périgord als Vorbesitzer ermitteln; später wurde der Codex von Jacques Bongars erworben, der am Ende seines Lebens einen Band mit Quellentexten zu Asienreisen vorbereitete.
Online seit: 13.10.2016
In der Benediktinerabtei St. Trinité de Fécamp entstandene Handschrift mit verschiedenen Werken des Augustinus: De opere monachorum; De fide et operibus; Contra Donatistas; De bono virginitatis; De bono conjugali; De bono viduitatis; De symbolo bono (sermo 215); De oratione dominica (sermo 56). Die Handschrift ist bedeutend als wichtiger Zeuge für die französische Buchillumination des 11. Jahrhunderts sowie, aufgrund ihre Geschichte, für den Austausch von Handschriften unter den normannischen Klöstern.
Online seit: 09.04.2014
Prächtige Gesamtausgabe der Werke Vergils (Bucolica, Georgica, Aeneis), die vom Leviten Berno dem Benediktinerkloster Saint-Martin in Tours geschenkt wurde (Eintrag und Bücherfluch auf f. 1v). Der Vergiltext ist mit zahlreichen spätantiken Kommentaren (Scholien) des Servius und des Donatus durchsetzt, die in dieser Form fast ausschliesslich in Bongarsiana-Handschriften überliefert sind. Cod. 165 bietet allerdings nicht die reinen Scholia Bernensia wie Cod. 167 und Cod. 172, sondern eine offenbar in Tours angefertigte Zusammenstellung verschiedener Scholiasten – deshalb der Name Scholia Turonensia.
Online seit: 17.12.2015
In Zusammenhang mit Auxerre stehende Gesamtausgabe der Werke Vergils (Bucolica, Georgica, Aeneis). Die Handschrift enthält zu Beginn zahlreiche Paratexte zu Vergil, wie die Viten, Argumenta etc.; ab f. 6v ist die innere Spalte jeweils für den Text, die äussere für die Scholien reserviert. Der Vergiltext ist mit zahlreichen spätantiken Kommentaren (Scholien) des Servius und des Donatus durchsetzt, die in dieser Form fast ausschliesslich in Bongarsiana-Handschriften überliefert sind. Cod. 167 bietet die reinen Scholia Bernensia, allerdings nur die linke, nicht aber die rechte Kolumne von Cod. 172; ob er von letzterem kopiert wurde, ist umstritten.
Online seit: 17.12.2015
Aus Fleury stammende Gesamtausgabe der Werke Vergils. Die Handschrift enthält nur die Bucolica, Georgica sowie die ersten fünf Bücher der Aeneis, der zweite Teil mit den Büchern VI bis XII befindet sich heute in Paris (Bibliothèque Nationale, lat. 7929). Die Handschrift enthält zu Beginn die sog. Vita Donatiana und verschiedene leicht spätere Texte. Sie ist sorgfältig kalligraphisch gestaltet, so ist die mittlere Textspalte jeweils rechts und links von einer Scholienspalte eingefasst. Cod. 172 ist der Hauptvertreter der Scholien (= Kommentare) des Servius und des Donatus, die in dieser Form fast ausschliesslich in Bongarsiana-Handschriften überliefert sind.
Online seit: 17.12.2015