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St. Gallen, Stiftsbibliothek

Die Stiftsbibliothek St. Gallen ist eine der ältesten Klosterbibliotheken der Welt und der wichtigste Teil des UNESCO-Weltkulturerbes Stiftsbezirk St. Gallen. Ihr wertvoller Bestand zeigt die Entwicklung der europäischen Kultur und dokumentiert die kulturelle Leistung des Klosters St. Gallen vom 7. Jahrhundert bis zur Aufhebung der Abtei im Jahr 1805. Das Herzstück der Bibliothek bilden die Handschriftensammlung mit ihrem herausragenden Korpus karolingisch-ottonischer Manuskripte (8. bis 11. Jahrhundert), eine bedeutende Sammlung von Inkunabeln und ein gewachsener Bestand an Druckwerken vom 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Das Projekt e-codices wurde von der Stiftsbibliothek St. Gallen mtbegründet. Mit dem berühmten Barocksaal, in dem Wechselausstellungen gezeigt werden, gehört die Stiftsbibliothek St. Gallen zu den bestbesuchten Museen der Schweiz.

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St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 2107
Pergament · 111 ff. · 15.2 × 10.5 cm · Schweiz/Süddeutschland, möglicherweise für einen St. Galler Mönch geschrieben · 1475/1500
Lateinisches Stundenbuch (aus dem Besitz eines St. Galler Mönchs?)

Spätmittelalterliche Gebetbuchhandschrift. Sie enthält im vorderen Teil ein unvollständiges Marienoffizium (fol. 1r-45v) mit Varianten für den Advent und die Zeit zwischen Weihnachten und Mariä Lichtmess (fol. 46r-51v), Absolutiones, Benedictiones, Orationes und weitere kurze Gebete (fol. 51v-68r). Dem Totenoffizium (fol. 69r-98v) mit Totenvesper, Totenvigil und Gebeten für Jahrzeiten von Priestern, Äbten und anderen Verstorbenen schliessen sich Ablassgebete an (fol. 99r-111v). Der Beginn des Marienoffiziums sowie ein möglicherweise vorausgehendes Kalendar sind verloren. An eine Provenienz aus dem Kloster St. Gallen lässt vor allem der Umstand denken, dass als einzige Heilige neben Maria und Benedikt die St. Galler Hausheiligen Gallus und Otmar (fol. 56r-56v; fol. 58r-58v) genannt werden. Die Handschrift, geschrieben in einer gotischen Buchschrift, ist mit zahlreichen mit Blattgold ausgeführten Initialen sowie auf einzelnen Seiten mit farbigem Rankenwerk an den Buchrändern ausgeschmückt. Den Beginn des Totenoffiziums ziert (fol. 69r) eine kleine Miniatur eines Totenkatafalks, der von zwei Benediktinermönchen gesäumt wird, von denen einer ein Gebetbuch in Händen hält. Bemerkenswert ist der Lederschnitteinband, den ein namentlich nicht bekannter Lederschnittmeister mit dem Monogramm S schuf. Auf den Deckeln sind, umgeben von üppiger Rankenornamentik, die beiden Apostelfürsten Petrus (Vorderdeckel, mit Buch und Schlüssel) und Paulus (Hinterdeckel, mit Buch und Schwert) dargestellt. Die Stiftsbibliothek St. Gallen konnte diese Handschrift im Juni 2006 an einer Auktion von Christie’s in New York aus der Sammlung des amerikanischen Bierbrauers Cornelius J. Hauck (1893−1967) aus Cincinnati (Ex-Libris auf der vorderen Innenseite des Buchdeckels) erwerben. (smu)

Online seit: 23.09.2014

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St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 2135
Papier · 127 pp. · 36 x 24.5 cm · Kloster St. Gallen (Joseph Adam Bürke; P. Notker Grögle) · 1774
Das Pontifikalvesperale des St. Galler Fürstabts Beda Angehrn von 1774

Das in einen repräsentativen Einband gebundene Vesperale wurde im Auftrag von Fürstabt Beda Angehrn (1767−1796) im Jahr 1774 von Joseph Adam Bürke (Chronogramm mit Schreibername auf p. 92), einem ehemaligen Absolventen des von St. Galler Mönchen geführten Gymnasiums von Neu St. Johann, geschrieben und von Pater Notker Grögle (1740−1816) mit reichem Buchschmuck versehen. Der Band enthält die Incipits der in Hufnagelnotation auf fünf Notenlinien notierten Vespergesänge (Antiphonen und Hymnen) für die Herren- und Heiligenfeste des Kirchenjahres. Er gliedert sich in die Teile Proprium de tempore (p. 136), Proprium sanctorum (p. 3780) und Commune sanctorum (p. 8192). Bis 1989 befand sich das Manuskript in der Chorbibliothek der Kathedrale St. Gallen. Anschliessend wurde es ins Archiv der Dompfarrei St. Gallen übergeführt; im Jahr 2014 gelangte das Buch in die Stiftsbibliothek St. Gallen. Der Band, dessen Grundbestand aus dem Jahr 1774 96 Seiten umfasste, war mit Sicherheit bis in die Dreissigerjahre des 20. Jahrhunderts in der Kathedrale St. Gallen in liturgischem Gebrauch. Die meisten handschriftlichen Ergänzungen und Nachträge (nach p. 97) datieren aus dem 19. Jahrhundert. Eingeklebt und eingebunden sind ebenfalls Texte aus nicht näher genannten gedruckten Liturgica des 19. und eingehenden 20. Jahrhunderts. Unter den Illustrationen bemerkenswert ist die bislang älteste bekannte bildliche Darstellung des neugebauten Gallusmünsters, der heutigen Kathedrale St. Gallen (p. 72). Auf dem Vorsatzblatt findet sich das fein gezeichnete Abtwappen von Fürstabt Beda Angehrn. (smu)

Online seit: 26.09.2017

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