Kurzcharakterisierung:Die Handschrift beinhaltet den dritten Teil (Collationes 18-24) der Vitae et collationes patrum des Johannes Cassianus. Der Text wird durch eine ganzseitige Miniatur eingeleitet, in welcher auf einem Medaillon in der Mitte Cassianus dargestellt ist, gerade dabei sein Werk zu schreiben, umringt von vier Äbten auf kariertem Grund: Piamun und Giovanni mit einem runden, Pinufius und Theonas mit einem eckigen Nimbus. Die Handschrift gehört zu einer Codex-Gruppe, die während der Amtszeit des Abtes Thietland (961 bis ungefähr 964) geschaffen wurden.(ber)
Standardbeschreibung: Beschreibung für e-codices von P. Dr. Odo Lang OSB, Stiftsbibliothek Einsiedeln, 2015.
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Online seit: 17.03.2016
Einsiedeln, Stiftsbibliothek, Codex 255(460)
Pergament · 252 pp. · 27 x 18.8 cm · Einsiedeln · 10. Jahrhundert (um 960-970)
Johannes Cassianus, Vitae et Collationes
Wie zitieren:
Einsiedeln, Stiftsbibliothek, Codex 255(460), p. 217 – Johannes Cassianus, Vitae et Collationes (https://www.e-codices.ch/de/list/one/sbe/0255)
Beschreibung für e-codices von P. Dr. Odo Lang OSB, Stiftsbibliothek Einsiedeln, 2016.
Handschriftentitel: Johannes [Cassianus]. Vitae et Collationes
Entstehungsort: Einsiedeln.
Entstehungszeit: 10. Jh. (um 960-970).
Frühere Signatur:
Fol. Numero 3. B. V. Einsidlensis.
Beschreibstoff: Pergamenthandschrift. Schönes, geschmeidiges, mittelstarkes, gut gelättetes Pergament, F weiss, H gelblich mit Poren, HFHF, einige Löcher und genähte Risse.
Seitennummerierung: Neuzeitliche (19. Jh.) Paginierung mit Bleistift in arabischen Zahleln 1-250 (richtig 252, da zusätzlich 3bis /ter). Vorne und hinten je 1 Bogen moderner Papiervorsatz, das 1. bzw. letzte Blatt auf VD bzw. RD, bez. mit a-b und y-z.
Lagenstruktur: 16 bezeichnete Lagen (vorwiegend Quaternionen): (I-1) (Papiervorsatz, 1. Bl. auf VD), 4 IV, II-1 (1 Bl. herausgeschnitten), 8 IV, IV-1 (1 Bl. herausgeschnitten), IV, V + 2 (2 Bll. am Schluss beigebunden), (I-1) (Papiervorsatz, letztes Bl. auf RD). Kustoden in römischen Zahlen I-XVI unten in der Mitte auf der letzten Seite der Lagen. Keine Reklamanten.
Seiteneinrichtung:
Schriftraum: 205 x 125(140) mm. Einrichtung durch Rahmen und Linierung mit Griffel vor der Faltung, ab // cd. Zirkellöcher am Rand oder weggeschnitten. Einspaltig zu 25 Zeilen
Schrift und Hände: von mehreren Händen mit dunkelbrauner bis schwarzer Tinte in romanischer Minuskel geschrieben.
Buchschmuck: Prächtig gemalter Codex.
Titel in minium oder schwarzer Unziale und Rustica.
Einfache schwarze Rustica-Titel, z.T. rot ausgemalt. 5 Zierinitialen, Minium Hohlbuchstaben mit Ranken und Knollen der Einsiedler Art, blauer und grüner Grund: (3) E(missis), (3ter) P(ost), (70) P(raeclari), (92) P(rius), (210) Q(uarta).
Einfache Minium Majuskeln, grün, violett und blau schattiert.
(2) Titelbild (Autorenbild): im Schnittpunkt des eingezeichneten Kreuzes ist ein Medaillon mit dem schreibenden Cassian. In den schachbrettgemusterten Feldern stehen vier Äbte mit Abts- oder Krückenstäben: Piamun und Johannes (oben mit rundem Nimbus). Pinufius und Theonas (unten mit rechteckigem Nimbus). Die Umschrift in Form eines Distichons: Quattuor abbatum scriptis liber est piorum / Conditur insignis lucra ferens animis.
Spätere Ergänzungen: Rubriziert, Hände, Notazeichen und Glossen des Heinrich von Ligerz.
Einband:
Einsiedler Einband. – 14. Jh. 277 x 192 mm. 2 abgekantete Holzdeckel. Grauweisses, abgeschabtes Schafleder. Rücken oben und unten mit braunem Leder verstärkt. 3 erhabene Doppelbünde. Oben und unten 2- farbiges, geflochtenes Kapitalband. 1 Leder-Metall-Schliesse von der Kante des VD zur Kante des RD (rest. 20. Jh.). – Spuren einer VD-Etikette (15. Jh.), nur z. Teil erhalten: Collationes uite monachorum.
Inhaltsangabe:
S. 2-250Johannes [Cassianus]: Vitae et collationes Patrum. Pars III.
(2)
In nomine dei summi incipit collatio Abbatis Piamun. Ex tribus //
(3)
Generibus monachorum. Proemium operis. Emissis ivvante gratia dei collationibus patrum quę exigentibus episcopis elladio et leontio utcumque digestę sunt […] //
Zu bemerken: Der Codex enthält die Pars III mit dem Collationes 18-24 (am Schluss fehlt ein kleiner Teil). Ed.: PL 49, 1087-1327C; CSEL 13 (2. ed.), 501-710.14; SC 64.
Erwerb der Handschrift: Besitzereintrag: Einsiedler Bibliotheksvermerk (17. Jh.): (3) Fol. Numero 3. B. V. Einsidlensis.
Literatur
Birchler, Kunstdenkmäler, 184;
Bischoff B., Eine mittelalterliche Ovid-Legende (Mittelalterliche Studien I, 1966, 144-150, bes. 14714);
Fillitz H., Der Beginn der Buchmalerei in Einsiedeln (Kunsthistorische Forschungen. Festschrift für Otto Pächt, München 1972, 55-61);
Hoffmann, Schreibschulen, I, 77, 87, 105; II, 54b, 69b;
Lang, 1050 Jahre, 20f.;
Lang, 13. Jahrhundert, 11;
Lang, Miniaturen, 8;
Lang, Wolfgang, 32f.;
Lang, Gregor, 44f.;
Lang, Vox Patrum, 30-32;
Lang, Der Mönch und das Buch (2010), Abb 29;
Die lateinischen Dichter des deutschen Mittelalters 5. Die Ottonenzeit, Teil 3, hrsg. von G. Silagi in Verb. mit B. Bischoff (MGH. PL 5.3, München 1979, VIII und 565-579);
Meier, Ligerz, 57;
Meier, Catalogus, 222;
Reinle, Kunstgeschichte, 291-293;
Siede I., Zur Buchmalerei der ottonischen und salischen Zeit. Kritische Anmerkungen zum Forschungsstand mit einer Zusammenstellung wichtiger Publikationen (ZDVKW 52/53, 1998/1999, 151-196);
Vonder Mühll M., Die Schreibschule von Einsiedeln im 10. Jahrhundert. MS. 38, 176, 225, Manuskript, Basel 1971;