St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 7
Euw Anton von, Die St. Galler Buchkunst vom 8. bis zum Ende des 11. Jahrhunderts, Band I: Textband, St. Gallen 2008 (Monasterium Sancti Galli, Bd. 3), S. 381-382, Nr. 84.
Titre du manuscrit: Bibel (Prv, Ecl, Ct, Sap; I-II Par)
Origine: St. Gallen
Période: 3. Viertel d. 9. Jh.
Nom alternatif: Kleine Hartmut-Bibel
Catalogue number:
84
Volume:
460 pp.
Format: 23,5 x 17 cm
Composition des cahiers:
Zwei Teile mit gleicher Einrichtung, signierte Quaternionen: Teil I von I-XV + 1 8-1 (p. 256), Teil II von I-XII (p. 440) + 110 (p. 460)
Mise en page:
Schriftspiegel 16 x 12,5 cm, einspaltig zu 25 Zeilen.
Type d'écritures et copistes:
Karolingische Minuskel von mehreren Schreibern mit unterschiedlicher Disziplin.
Décoration:
Titel der Bücher in Capitalis u. Uncialis, Anfänge mit Majuskeln in Minium, Initiale p. 5 ebenso.
Sommaire:
Inhalt u. Schmuck:
-
p. 1-256
Teil I
- (p. 1) ursprünglich leer, Probatio pennae, wohl noch 9. Jh., steigender Löwe mit vegetabilen Widderhörnern, Löwenpranken, Schweif zwischen den Beinen, als Ende Hundskopf. Aus dem Rachen wächst ein Zweig, darüber die Inschrift omnis sapientia a dno. Deo est et cum illo fuit et ii ave (Sir 1,1 [Sir 1:1]; vgl. dazu Sang. 855 p. 350 - Nr. 56)
- (p. 2) leer
- (p. 3-4) Prol. Prv Chromatio Heliodoro
-
(p. 5-67)
Prv
p. 5 P(arabolae), einzige Initiale in Minium, nachfolgende Zeile in schwarzer Rustica
-
(p. 67-89)
Ecl
- (p. 67) Vanitas vanitatum mit Minium-Majuskel, ebenso die übrigen Buchanfänge
-
(p. 89-100)
Ct
- (p. 89) Osculetur
-
(p. 100-141)
Sap
- (p. 100) Diligite
- (p. 141-256) Prol. Sir und Sir. Expl.
- (p. 256) oben 4. Zeile, im Leerraum darunter Zeichnung eines frontal stehenden Mönches, gekleidet in Tunika u. an den Ärmelsäumen verzierter anianischer Kukulle, in der Linken ein Buch, mit der Rechten redend. Im verschmierten Grund die Inschrift: prespiter hartmotus ofret beato Gallo librum, vere tuis (Rest nicht lesbar, darunter weitere jüngere Inschriften, von Bruckner insgesamt als 10. Jh. angesprochen).
- p. 257-460 Teil II
Origine du manuscrit:
Die Hs. enthält die im Bibliothekskatalog von Sang. 614, p. 126-127 (MBK I, S. 87, Z. 8-9) genannten von Hartmut (872-883) dem Kloster überlassenen Proverbia Salomonis, ecclesiastes et cantica canticorum; item liber sapientiae et Jesu filii Sirach et paralipomenon libri duo in volumine uno, die auch Ratpert erwähnt (Casus s. Galli c. 9 [90]: Steiner, S. 226-227). Die beiden gleich gestalteten Teile der Hs. waren demnach von Anfang an zusammengebunden. Dem entspricht, dass Teil II nicht mit einer Initiale beginnt. Hartmuts Postscriptum unterscheidet sich von der Schrift der anderen, mit unterschiedlicher Disziplin Beteiligten. Da sich darin Hartmut nicht als Abt ausweist, dürfte Sang. 7 vor 872 entstanden sein. Das Hartmutbild auf p. 256 (vgl.
Bruckner III, Taf. XXXVII) ist jünger, doch wollte der Zeichner, wie die Beischrift sagt, offensichtlich Hartmut als Stifter des Buches darstellen. Seine Haartracht weist eher in das 12. als in das 10. Jh. (vgl. Vadiana 292, Teil II, fol. 175v - Nr. 34). Die Initiale P(arabolae) p. 5, deren Buchstabenkörper u. Binnenraum mit einfacher Blattornamentik gefüllt sind, entspricht den Initialen in Stuttgart HB II 20 u. Sang. 19 (Nr. 82-83). Vgl. Nr. 82, 83, 85-88.
Bibliographie:
- Scherrer , S. 3
- Löffler, St. Galler Schreibschule II, S. 49f.
- Bruckner III, S. 39, 55f.
- Fischer, Lateinische Bibelhandschriften, S. 183, 400
- CMD-CH III, S. 257f., Nr. 826, Abb. 733
- Berschin, Fünf Exlibris Hartmuts, S. 167-169, Taf. I, Fig. 3
- Schaab, in: Kloster St. Gallen, S. 124, 250 Anm. 31
- Ratpert, Casus sancti Galli, S. 226, Anm. 372
- Berschin, Vier karolingische Exlibris, S. 174-176
- Berschin, Eremus und Insula (2005), S. 81