Luzern, Zentral- und Hochschulbibliothek, Msc. 42. fol.
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Kamber, Peter / Mangold, Mikkel, Katalog der mittelalterlichen Handschriften der Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern, Basel 2019, S. 137-138.

Titre du manuscrit: Nicolaus de Lyra; Biblia sacra
Origine: Engelberg (?)
Période: 1459
Support: Papier, Wasserzeichen: Ochsenkopf, Bl. 6 Piccard, Wasserzeichenkartei Nr. 74958, Bl. 7184 Piccard, Wasserzeichenkartei Nr. 74973 und 75831, Bl. 185228 ähnlich Piccard, Wasserzeichenkartei Nr. 74744 (ebenso Bl. 118/123, 144/145) und entfernt ähnlich 74979 (ebenso Bl. 3/4, 91/102, 93100, 151/162).
Volume: 225 Blätter
Format: 28 x 20,5–21 cm
Numérotation des pages: Reklamanten. Zwei neuere Foliierungen, eine erste: 2 (7) – 222 (227); die zweite, in der Literatur verwendete und für die vorliegende Beschreibung gültige: 2–228.
Composition des cahiers: Lagen: (II+1)6 + 14 VI174 + V184 + 3 VI220 + IV227, das erste Blatt der ersten und das letzte Blatt der letzten Lage als Spiegelblätter in die Deckel geklebt, Bl. 6 Einzelblatt.
Mise en page: Begrenzung des Schriftraums mit Tinte, Schriftraum 18,5–20 x 13–13,5, zweispaltig (5,5–6), 30–37 Zeilen.
Type d'écritures et copistes: jüngere gotische Buchkursive von zwei Händen, 7ra184vb ohne Schleifen von der Haupthand des Korpus Msc 39–45 fol., 185ra223va von einer anderen Hand, z. T. mit Schleifen (= Berkemeier, S. 119, Schreiber B; CMD-CH, S. 174, 5. Hand).
Décoration:
  • Rubriziert, rote Überschriften; rote Kopftitel.
  • Bibelzitate in der Postilla litteralis in grösserer Schrift und zeilenweise abwechselnd rot, grün und gelb unterstrichen.
  • 2–5zeilige rote, blaue und grüne Lombarden, z. T. mit Punktverdickungen, Konturbegleitstrichen oder gemustertem Binnenfeld (vegetabile Motive, Knospenreihen oder Quadratmustergrund) in Rot, Grün, Gelb und Schwarz, 197vb mit Fratze.
  • 3–6zeilige rote, rosafarbene, blaue, gelbe und grüne historisierte Initialen und Figureninitialen, kolorierte Federzeichnung in Rot, Rosa, Grün, Gelb, Braun, Schwarz, Grau und Weiss: 7ra Isaias lehrend, Schriftband (leer), Wind, ein Hund und zwei Vögel; 7vb bartloser Männerkopf mit Hut im Profil; 13va Affe mit Spiegel, sowie Fratze; 41ra Figureninitiale: Kind und Vogel; 49va David, Harfe spielend (Is 11,1); 81rb Bärtiger mit Hut im Profil; 83rb Barbara und Sebastian; 86va Liebespaar; 109vb nackter Mann und nackte Frau; 185ra jugendlicher Heiliger (Hieronymus?) am Schreibpult.
  • 6r ganzseitige lavierte Federzeichnung: Fridolin von Säckingen mit dem Skelett des Urso unter gotischem Tabernakel.
  • 27 den Text illustrierende Federzeichnungen, 8vb133vb vom selben Maler, der auch die historisierten Initialen 7vb109vb ausführte, in Rot, Rosa, Blau, Grün, Gelb, Ocker, Schwarz, Grau und Weiss; 150vb170va vom Illustrator von Msc 39–41, 44 (ausser 336ra) und 45 fol., nur teilweise koloriert in Weinrot, Gelb und Blau, 165v ganzseitig; 186ra wohl von einem Dritten, der auch die Initiale 185ra zeichnete.
    • 8vb zwei Schergen zersägen Isaias unter einem Baum (Is 1);
    • 27r Maiestas domini (Tempelvision, Is 6,1–2);
    • 31rb Verkündigung (Is 7,14);
    • 49vb Wurzel Jesse (Is 11,1);
    • 72va auf Kamel und Esel reiten zwei Könige, im Hintergrund eine Stadt (Is 21,7);
    • 82ra das letzte Abendmahl (Is 25,6);
    • 108vb drei Abb.: Eule, Igel, sowie Storch und Rabe (Is 34,11);
    • 109ra zwei Abb.: Dornen, Brennesseln und Disteln, sowie Drache und Strauss (Is 34,13);
    • 109rb zwei Abb.: Wildmann und Dämonin (halb Frau, halb Esel) vom Teufel zum Streit angestiftet, sowie Wolf und Bär (Is 34,14 bzw. Kommentar);
    • 109va zwei Abb.: geisselnde Dämonin, halb Frau, halb Esel (lamia, Is 34,14), sowie zwei Milane (Is 34,15);
    • 116v König Ezechias sterbend im Bett, Isaias sprechend, leeres Schriftband (Is 38,1);
    • 117rb Sequitur figura horologii prescripti (zu Is 38,8, nicht ausgeführt),
    • 117v leer;
    • 133vb Maria auf Kissen, eine Weinranke spriesst aus ihrem Schoss (Is 45,8);
    • 150vb zwei Abb.: Geburt Christi und Dornenkrönung (Is 53,2);
    • 151ra Geisselung (Is 53,3);
    • 151rb Kreuztragung (Is 53,4);
    • 151vb Christus am Kreuz, Maria und Johannes (Is 53,5–8);
    • 165v Anbetung der Könige (Is 60,6);
    • 166v Bau einer Mauer (Is 60,10);
    • 170va Kommunion (Is 62,9);
    • 181vb Bleistiftvorzeichnung: Maria mit dem Kind (Is 66,7–8);
    • 186ra Isaias mit einer Säge im Kopf und Schriftrolle Audite verbum domini reges et (Is 1,1).
Ajouts: Wenige Korrekturen und Ergänzungen des Schreibers, z. B. 14rb, 144rb, 149rb. Marginalien und Notazeichen des Schreibers (Haupthand), z. B. 31rb, 85vb, 102va, 119rb.
Reliure: Mit rotem Leder bezogene Holzdeckel, 15. Jh., Einband aus der Werkstatt Madonna I (EBDB Werkstatt-Nr. w002874). Streicheisenlinien und Einzelstempel (EBDB Stempel-Nrn. s022654–022663, s022667), gegenüber Msc 39–41, 43–45 fol. mit zwei zusätzlichen Stempeln (laus und deo); ein Teil dieser Stempel findet sich auch an zwei Bänden aus Zurzach: AAarau, Kantonsbibliothek, MsBNQ 52 (Bretscher-Gisiger/Gamper, Wettingen, S. 209) und Zürich, Zentralbibliothek, Ms. C 35. Rücken neu. Ehemals zwei nach vorn greifende Kantenschliessen, Ösen sowie der obere Messingbeschlag am Rückdeckel erhalten. Ehemals Catenatus (?). Spiegelblätter (2, 228) Papier. Zwei grössere Pergamentstücke aus einem neumierten Missale (13. Jh.) um die erste und die letzte Lage gebunden und unter die Spiegelblätter in die Deckel geklebt. In den Fälzen Fragmente derselben sowie weiterer Pergamenthandschriften und mindestens zweier Urkunden mit Bezug auf St. Gallen, Rheinau, Zürich und Schaffhausen (14./15. Jh.). Zwei Ledersignakel. Im vorderen Spiegel Exlibris des Franziskanerklosters Luzern (Wegmann, Exlibris, Nr. 4534). Auf dem Vorderdeckel oben Reste eines Titelschildes. Von Hans Heiland, Stuttgart, restauriert (nicht dokumentiert).
Sommaire:
  • 3r5v leer.
  • 6r Federzeichnung: Fridolin mit Urso.
  • 6v leer.
  • 7ra184vb Nicolaus de Lyra: Postilla litteralis. Is. Iherusalem ewangelistam dabo. Ysaye 41°. Secundum quod dicit beatus Ieronymus …–… in gloriam electorum et ipsius dei principaliter. Cui est honor et gloria in secula seculorum. Amen.
    S. 117v leer (s. Buchschmuck). RB 5872. Text entspricht dem Druck: Nürnberg, Koberger, 3. 12. 1487 (Hain 3167; GW 4289; Gosselin 35), Bl. AA2–HH11, ohne Additiones und Replicae.
  • 185ra223va Liber Isaiae. Prolog: Nemo cum prophetas
    RB 482.
    • (186ra) Is 1–52,15. Visio Ysaye filii Amos …–… 223ra Consurge consurge induere fortitudine tua Syon inter filios hominum iste asperget multas //. Bricht ab.
  • 223vb227v leer.
Origine du manuscrit: Die Hs. ist 109r datiert 1459. Das Bibelkorpus Msc 39–45 fol. wurde 1459–1462 von einer Haupthand sowie von vier weiteren Händen geschrieben (anders Berkemeier, S. 119 und CMD-CH, S. 174); in Msc 44 fol. findet sich die Ortsangabe Wolfenschiessen.
Provenance du manuscrit: Im vorderen Spiegel Exlibris Bibliothecae FF. Minorum S. Francisci Conv. Lucernae ad S. Mariam in Augia. 7r Fratrum Minorum Conventus Sancti Francisci Lucernae, 18. Jh.
Acquisition du manuscrit: 7r Stempel Cantonsbibliotheck Luzern, 19. Jh.
Bibliographie:
  • Bücher-Verzeichniss der Kantons-Bibliothek in Luzern. Dritter Band, Luzern 1836, S. 160, Nr. 68;
  • Albert Bruckner, Scriptoria medii aevi Helvetica, Bd. 9: Schreibschulen der Diözese Konstanz. Stadt und Landschaft Luzern, Genf 1964, S. 58.
  • Marie-Claire Berkemeier-Favre, Die Miniaturen der Nicolaus-de-Lyra-Bibel in der Zentralbibliothek zu Luzern (Msc 39–45 fol.), Freiburg i. Ü. 1980 (Zeitschrift für Schweizerische Kirchengeschichte 74).
  • Lieselotte Esther Stamm, Die Rüdiger Schopf-Handschriften. Die Meister einer Freiburger Werkstatt des späten 14. Jahrhunderts und ihre Arbeitsweise, Aarau/Frankfurt am Main/Salzburg 1981, S. 175, 327, S. 172, Abb. 111.
  • Katalog der datierten Handschriften in der Schweiz in lateinischer Schrift vom Anfang des Mittelalters bis 1550, Bd. II: Die Handschriften der Bibliotheken Bern-Porrentruy, bearbeitet von Beat Matthias von Scarpatetti, Dietikon-Zürich 1983, Nr. 474.
  • Alltag zur Sempacherzeit, S. 90, Nr. 80, S. 144, Nr. 190b, mit Abb.
  • Josef Frey, Die Bibel von St. Urban und die Nicolaus de Lyra-Bibel in der Zentralbibliothek Luzern, in: Die Bibel in der Schweiz, Basel 1997, S. 84–86.
  • Peter Kamber, Prag – Luzern – Engelberg. Illustrierte Handschriften des 15. Jahrhunderts aus Mitteleuropa in der Zentral- & Hochschulbibliothek Luzern. Katalog zur Ausstellung in der Zentral- & Hochschulbibliothek Luzern vom 22. Februar bis 2. April 2016, Luzern 2016, S. 13–15, 20–33.