Für diese Handschrift sind folgende Beschreibungen vorhanden

  • Euw Anton von, Die St. Galler Buchkunst vom 8. bis zum Ende des 11. Jahrhunderts, Band I: Textband, St. Gallen 2008 (Monasterium Sancti Galli, Bd. 3), S. 356-357, Nr. 59.
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  • Beccaria Augusto, I codici di medicina del periodo presalernitano, Roma 1956, pp. 390-391.
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St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 877
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Euw Anton von, Die St. Galler Buchkunst vom 8. bis zum Ende des 11. Jahrhunderts, Band I: Textband, St. Gallen 2008 (Monasterium Sancti Galli, Bd. 3), S. 356-357, Nr. 59.

Handschriftentitel:
  • Sammelhandschrift: Grammatisches
  • Sedulius, Gedichte u. Carmen Paschale
  • Donatus, Verschiedenes
  • Dialog zwischen Lehrer u. Schüler
  • Prosper, u.a.
  • Pauluskommentar
Entstehungsort: Teile verschiedener Herkunft
Entstehungszeit: 9. Jh.
Katalognummer: 59
Umfang: 370 (470) pp.
Format: 23 x 14 cm
Lagenstruktur: Quaternionen, teilweise mit römischen Zahlen signiert
Seiteneinrichtung: einspaltig zu 22-25 Zeilen.
Schrift und Hände: karolingische Minuskel von verschiedenen Schreibern wohl unterschiedlicher Herkunft. Bruckner bezweifelte die St. Galler Entstehung, von Scarpatetti schließt sie aus. Offenbar war die Hs. aber im 9. Jh. in St. Gallen.
Buchschmuck:

Schmuck: Hier geht es um die Zeichnung auf p. 355 (p. 455). Sie steht am Schluss des Dialoges zwischen Lehrer u. Schüler über den Lehrstoff der Grammatik des Donatus und ist sowohl ikonographisch als auch stilistisch bedeutend. Ikonographisch folgt sie dem Typus der Darstellung Christi nach Ps 90(91): Christus frontal stehend, in Tunika u. Pallium gekleidet, ist mit dem Kreuznimbus ausgezeichnet. Sein linkes Bein ist Standbein, das Rechte schwingt unterhalb des Knies als Spielbein aus. Mit der erhobenen Rechten hält er den Kreuzstab, auf der ausgestreckten Linken steht offen das Buch mit den Worten: EGO SVM VIA VERITAS (Io 14,6). Rechts beim Haupt Christi steht: Hec sunt […] honores. Die Zeichnung in brauner Tinte erhält durch die partielle Kolorierung in braun gefärbtem Minium, Gelb u. Blau eine Bedeutung, die sie über die Probationes pennae erhebt. Auf der Rückseite des Blattes (p. 356 [p. 456 ]) beginnt das Carmen ad conjugem des Prosper von Aquitanien (um 390 - nach 455), Inc.: Age iam precor mearum (Schaller/Könsgen, Nr. 458), an dessen unterem Rand der Zeichner den rechten Fuß Christi wiederholte. Der stehende Christus mit Kreuzstab, Buch und ausschwingendem Spielbein ist typisch für die gesamte frühitalisch-insulare Tradition der Darstellungen des nach Ps 90(91) siegreichen Christus, hier ohne die Bestien, die er sonst zertritt (vgl. Anton von Euw, Die Darstellungen zum 90.(91.) Psalm in der frühmittelalterlichen Psalter- und Evangelienillustration mit Ergänzungen aus Kommentaren, in: The illuminated Psalter. Studies in the Content, Purpose and Placement of its Images, hrsg. von Frank O. Büttner, Turnhout 2004, S. 405-411. Abb. 406-417). Den stilistischen Zusammenhang dieser Zeichnung mit der Tradition Italiens erhellt beispielsweise die um 810-820 entstandene Darstellung in der Kalotte der nordöstlichen Seitenapsis der Klosterkirche St. Johann in Müstair, deren Kopftypus übereinstimmt. Vgl. Nr. 18.

Provenienz der Handschrift: Provenienz: Die Herkunft der Hs. ist nicht erforscht, jedoch für ihre Anwesenheit in St. Gallen zeugen zwei Subskriptionen im Donatus-Teil (p. 67-91). Der Ausruf «Di adiuva mihi famulo tuo Notkero» p. 74 (nachträglich) könnte von Notker Balbulus (um 840-912) stammen, p. 82 findet sich mehrfach der Name «Ruadker», der vielleicht mit dem St. Galler Urkundenschreiber «Ruadger indignissimus servorum sancti Galli» von 885 (vgl. die Urkunde W 644, Subsidia Sangallensia I, S. 432) identisch ist. Schaab weist Ruodker auch in der Urkunde W 611 von 879 (Subsidia Sangallensia I, S. 428) nach, die er als Subdiakon schreibt. Er ist im Professbuch Zeitgenosse von Sintram (vgl. Nr. 108-111).
Bibliographie:
  • Bruckner II, S. 81.
  • Duft, Bibel 1981, S. 13.
  • von Scarpatetti, in: Kloster St. Gallen, S. 38, 233 Anm. 34.
  • Schaab, Mönch in St. Gallen, S. 90, Nr. 396.