St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 878
Scherrer Gustav, Verzeichniss der Handschriften der Stiftsbibliothek von St. Gallen, Halle 1875, S. 307-309.
Entstehungszeit: s. XI
Frühere Signatur:
No. 100
des Tschudyschen Nachlasses.
Beschreibstoff: Pgm.
Umfang:
394 Seiten
Format: 4° (21 ½ x 13 ½ cm.)
Zustand:
auf ungleichem, öfter beschmutztem Pergament.
Seiteneinrichtung:
zu 33 Zeilen
Schrift und Hände: meist von Einer Hand
Inhaltsangabe:
- 1.
S. 5-18
minor
(cf. Cod. 876).
- (S. 18-32) Incip. declinationes nominum. (Ist Institutio de nomine Keil III, 2 p. 443, aber sehr verändert).
- (S. 32-49) Lehre vom Verbum bis S. 42 wie im Donatus minor.
- (S. 50-69, 72-91) Inc. editio secunda de partibus octo ( major; und von S. 72 an: De voce - de barbarismo, also Ed. prima des major, beide ziemlich verändert).
- Dazwischen S. 70-71 lateinische Gedichte, darunter eines, das auch in Cod. 191 steht, gedr. bei Goldast Manuale bibl. p. 75 u. d. N.: B. Silvius (Riese No. 689a), und die Verse auf Mantua (Urbs quae tantum alias) Riese No. 686 nach Usener im Rhein. Mus. 22 p. 628.
- 2.
S. 91-148
Inc. capitula (25) libri de arte metrica
- folgt S. 131 De schematibus et tropis (Opp. Bedae I p. 25, 42, 48).
- 3. S. 148-170 Inc. institutio ( de nomine et verboKeil III, 2. p. 443-456 cf. p. 395).
- 4. S. 170-171 Ueber Declination
- 5. S. 178-240 Computus ohne Namen des Verf., der im Cod. 902 beigefügt ist; in 96 Kapiteln, von vorn defekt; der Anfang entspricht der Seite 114 oben in Cod. 902. Fehlt in den Opp. Hrabani und ist gedruckt in Baluze Miscell. I das erste Stück (vgl. Bähr Röm. Litt. i. karoling. Z. p. 423).
- 6. S. 242-276 de natura rerum (mit Register über 51 und 17 Kapp.) Opp. II p. 6 u. 43.
- 7.
S. 277
unten die Rubrik: Excerptum de libro Albini magistri (ohne Text).
- (S. 278-283) Abbreviatio chronicae (Chronologie bis a° m. 4761 oder 809 p. Chr., dieselbe wie in Cod. 899 p. 68).
- (S. 284) Nochmals Zeitrechnung von Adam bis Chr. Geb. und
- (S. 302-303) Primis Jane tibi sacratur etc. (Monatsverse cf. Schenkl Wiener Sitz. Ber. Bd. 43 p. 71 und Mommsen Corp. Inscr. lat. I, 411).
- (S. 303-315) Excerpte aus und 's Historien und Epistola Nr. 73 über Melchisedek an Evangelus oder Evagrius presb. I, 438 Ed. Vall.
- 8. S. 315-320 (Isid. Orig. p. 8-9 Ed. ep. de accentibus - de figuris accentuum - de posituris - de litterisdu Breul). Wegen dieser vorausgehenden Stelle heissen die nachfolgenden Runen auch Isidorische.
- 9.
S. 320-321
Hebraice litere
- hierauf (S. 321) das griechische Alphabet; sodann Anguliscum (angelsächsische Runen, ohne Beischrift); dann ABC nord (mannicum), mit erklärenden Gedächtnissversen, welche nach Dietrich (Haupt's Zeitsch. XIV, p. 119-123) northumbrisch sind (Uebersetzung ebenda p. 122). Ueber die richtige Lesart vgl. Müllenhoff ebenda p. 123-133. Siehe Müllenhoff und Scherer Denkm. p. 12 und 283-85 (2. Aufl.). - I. v. Arx lieferte 2 Facsimile's dieser Stelle, eines i. J. 1821 für W. Grimm Ueber deutsche Runen Gött. 1821. Taf. II (p. 138 und 140-147) und das zweite 1828 mit Anwendung von Reagentien für W. Grimm's Abh. z. Litt. d. Runen in Wiener Jahrb. Bd. 43 und separat Wien 1828 p. 42 und 26-28. Neue Lesung aus dem Codex selbst von Massmann in Aufsess Anzeiger 1832 p. 32 (vgl. Lachmann Ueber das Hildebrandslied 1833 p. 129) und abermalige Facsimile's bei Hattemer Denkm. I. Taf. 1 und C. G. Cooper Reports Append. p. 86 Plate III (zu Acta und Foedera Rymeri Lond. 1841). Dieselben Runen mit einem ähnlichen Text auch in e. Salzburger Hs. s. Philips in Wiener Sitz. Ber. Bd. 44 p. 508.
- 10. S. 322-323 und 340-344 Disputatio de vera philosophia Albini magistri (, die erste Hälfte = 265-68 Opp.ed. Froben II oder Grammatikp. 3-18 im Cod. 268).
- 11. S. 324-327 Kalender (mit den Namen Bonifatius und Willibrord).
- 12. S. 335-339 Epistola Karoli regis ad Albinum magistrum (Pervenit ad nos' Opp. Alc. ed. Froben I p. 88-90, Jaffé Biblioth. VI, 403).
- 13. S. 348-350 Seneca Lucillo.
- 14. S. 378-391 Excerpte aus Storia ecclesiastica und Horosius, nebst einer Beschwörungsformel p. 390 am untern Rand.
Entstehung der Handschrift: Diesen wegen der Runen so viel besprochenen Codex hat I. v. Arx ins IX. Jh. gesetzt, mit Rücksicht auf das Jahr 809 p. 283. Dieselbe Chronologie mit dem gleichen Endpunkt seht aber auch in Cod. 899 saec. X und konnte selbst in noch späterer Zeit unverändert kopirt werden. Cod. 878 gehört vermöge seiner eng zusammengerückten Schrift mit scharfen Abschnitten dem XI. wo nicht XII. Jh. an. Ueber die Schwierigkeit letztere beide Epochen zu unterscheiden vgl. Schönemann Diplomatik II, p. 81. Die Handschrift stammt aus Tschudy's Nachlass, fehlt in den Stiftskatalogen und ist also nicht in St. Gallen geschrieben.