Für diese Handschrift sind folgende Beschreibungen vorhanden

  • Beschreibung für e-codices von Ian Holt, Zentralbibliothek Solothurn, Solothurn 2009.
    (Standardbeschreibung, momentan angezeigt)
  • Katalog der datierten Handschriften in der Schweiz in lateinischer Schrift vom Anfang des Mittelalters bis 1550, 
Bd. III: Die Handschriften der Bibliotheken St. Gallen-Zürich, bearbeitet von Beat Matthias von Scarpatetti, Rudolf Gamper 
und Marlis Stähli, Dietikon-Zürich 1991, Nr. 370, S. 133.
    Zusätzliche Beschreibung anzeigen
Solothurn, Zentralbibliothek, Cod. S 386
Creative Commons License

Beschreibung für e-codices von Ian Holt, Zentralbibliothek Solothurn, Solothurn 2009.

Handschriftentitel: Medizinische Sammelhandschrift
Entstehungsort: Ravensburg (?)
Entstehungszeit: 1463-1466
Beschreibstoff: Papier. Wasserzeichen: Ochsenkopf, nicht identifiziert
Umfang: 236 Bl. + VI
Format: 220 x 150 mm.
Seitennummerierung: Arabische Originalfoliierung (durch spätere Blattverluste vor 199, 2 Bl. vor 196, vor 194, 2 Bl., vor 178 mehrfach gestört): (1r) 1 bis 250 (236r); spätere Paginierung (oben rechts): (1r) 1 bis (185r) 370; neuere Foliierung, Blatt 119 doppelt gezählt (119 und 119*).
Lagenstruktur: 236 Bl.+ VI Bl. (vorgebunden); Sexternionen mit arabischen Lagensignaturen auf der jeweils letzten Verso-Seite (11v) 1 bis (224v) 20; 1VI11 + 9 VI107 + 1 VI (-1)119 + 1VI 130 + 1VI(-1)140 + 1VI152 + 1VI164 + 1VI (+1)177 + 1VI(-1)188 + 1VI(-3)195 + 1VI(-1)206 + 1VI(-3)213 + 1VI225+VI(-1)236.
Seiteneinrichtung: 180 x 110 mm, ca. 33 Zeilen.
Schrift und Hände:
Buchschmuck:
  • Rubriziert (Rote Initialen und Überschriften, Satzanfänge rot gestrichelt, öfters Verweishände, z.T. rot gefüllt).
  • Spätere Marginalien in Tinte.
Spätere Ergänzungen:
211r: Nachträge von verschiedenen Händen
236v: Nachträge. u.a. rätoromanisch, von Hand des 17. Jahrhunderts:
Einband: Leder über Holz, teilweise erneuert. Am Vorderdeckel Schliessenblech, Prägung: [Maria hilf] mir; Schliessenzunge fehlt.
Hauptsprache: westoberdeutsch
Inhaltsangabe:
Diese oberdeutsche medizinische Sammelhandschrift enthält ausser dem Arzneibuch des Ortolf von Baierland und Auszügen aus dem Thesaurus pauperum des Petrus Hispanus eine Fülle weiterer heilkundlicher Texte wie das Corpus der Klostermedizin, verschiedene Fassungen des Wacholderbeertraktates, Auszüge aus Bartholomäus, dem Antidotarium Nicolai und vieles mehr. Zusammengestellt wurden die Texte zwischen 1463 und 1466 durch den Ravensburger Arzt Hans Stoll. Der Kodex ist im ersten Katalog der Solothurner Stadtbibliothek von 1766/1771 aufgeführt.
  • I-VI Verschiedenes, u.a. im vorderen Spiegel und auf Ir: Preisangaben für verschiedene Kräuter, Präparate usw., 15. Jh.; Nachträge des 17. und 18. Jahrhunderts.
  • 1r-86v 1. Teil Unter dem Namen Ortolfs von Baierland wird im ersten Teil des Codex nicht nur dessen Arzneibuch überliefert, sondern eine Vielzahl heilkundlicher Texte, darunter das Korpus der Klostermedizin, eine Kräuterbuchkompilation, der Wacholderbeertraktat u.a.
    • (1r-43v) Ortolf von Baierland: Arzneibuch
      • (1r) >Assit michi spiritus sancti< Der ewig got, spricht Salomon in der propheci, hat er erczny geschaffen durch ir edelkait vnd durch ir krafft …–… Nim vier phunt putern vnd ain phunt papelbross, stoss es mit ain andren vnd ring es durch ain tůch. Si hilfet ser der brust, dem houpt, der leber vnd ouch allen siechtagen.
        • Edition: James Follan (Hrsg.): Das Arzneibuch Ortolfs von Baierland nach der ältesten Handschrift (14. Jahrhundert) (Stadtarchiv Köln W 4° 24*). Stuttgart 1963. S. 80-175;
        • Gundolf Keil, "Das Arzneibuch Ortolf von Baierland". In: Sudhoffs Archiv 43 (1959) 20-60;
        • James Follan (Hrsg.): Das Arzneibuch Ortolfs von Baierland nach der ältesten Handschrift (14. Jahrhundert) (Stadtarchiv Köln W 4° 24*). Stuttgart 1963;
        • Gundolf Keil: Ortolfs Arzneibuch. Ergänzungen zu James Follans Ausgabe. In: Sudhoffs Archiv 53 (1969), S. 119-152.
        • Vgl. zum Text: Gundolf Keil in VL2 7, Sp. 67-82 + VL2 11, Sp. 1096;
        • Ortrun Riha: Ein Buch machen aus allen Büchern. Die Konzeption von Ortolfs ‚Arzneibuch’. In: Gundolf Keil (Hg.): „ein teutsch puech machen“. Untersuchungen zur landessprachlichen Vermittlung medizinischen Wissens. (Wissensliteratur im Mittelalter, 11; Ortolf Studien, 1) Wiesbaden 1993. S. 15-38.
    • 43v-72r;132v-136v Korpus der Klostermedizin Die folgenden Texte bilden in verschiedenen Handschriften eine mehr oder weniger feste Überlieferungsgemeinschaft und werden zusammenfassend als Korpus der Klostermedizin bezeichnet, vgl. Wolfgang Hirth: VL 2, 5, 321-325, 43v-45v = 'Secretum secretorum', dt. (Fassung G1), Bl. 49v-68r = 'Alemannisches Kräuterbuch' (S), 72r = 'Innsbrucker (Prüler) Kräuterbuch' (Streuüberlieferung), 132v-136v = Michael Puff aus Schrick: 'Traktat von Tugenden der ausgebrannten Wässer').
    • (43v-45v) Ps.-Aristoteles: Secretum secretorum deutsch (G1) Dis ist die botschaft, die Aristoteles sant Allexandro dem kunig […] die Johannes von Yspangen zem ersten von kriechisch in arabicum bracht und es von arabico in latin und sant es der kungenen von Yspannien. Alxander spricht: der menschlich lib zerbrechentlich istt …–… und zerstörent die natur des menschen
      • Vgl. Wolfgang Hirth: Studien zu den Gesundheitslehren der sogenannten Secretum secretorum. Unter besonderer Berücksichtigung der Prosaüberlieferung. Diss. Heidelberg 1969. Edition: S. 179-185, Z. 1-165, ohne diese Handschrift, mit zahlreichen Abweichungen;
      • Regula Forster: Das Geheimnis der Geheimnisse. Die arabischen und deutschen Fassungen der pseudo-aristotelischen Sirr al-asrār / Secretum secretorum (Wissensliteratur im Mittelalter, 43), Wiesbaden 2006, S. 143-146.
    • (45v) Wacholderbeertraktat (Kranewittbeer-Traktat) Wekolterber: Wer sy fru ysset, súben oder núnn die sterckent …–… und als si geboren ward
      • Edition: Sabine Kurschat-Fellinger: Kranewitt. Untersuchungen zu den altdeutschen Übersetzungen des nordischen Wacholderbeertraktats. Pattensen 1983 (Mittelalterliche Wunderdrogentraktate III; zugleich: Würzburger medizinhistorische Forschungen Bd. 20), S. 160 (Fassung b, Nr. 27),
      • Wolfgang Hirth: Die älteste Überlieferung der deutschen Wacholderbeertraktate. In: Gundolf Keil (Hg.): Fachprosa-Studien. Berlin 1982. 448-461;
      • Sabine Kurschat-Fellinger / Gundolf Keil in VL2 5, Sp. 338-340,
    • (45v-49r) In Jano claris (deutsch) In Jano claris calidisque cibis potiare […] In dem genner solt du niessen clar und warm spis …–… so belibest du gesunt din tag uff din zill
      • Walther, Initia, 8950;
      • vgl. auch Gundolf Keil: VL2 4, Sp. 373-375,
      • Ortun Riha VL2 10, Sp. 150;
    • (49r-49v) Zwei Briefe gegen Krankheiten und zwei Augensegen, u.a.
      • (49v) Sanctus Nicassius het ainen flecken in den ougen
        • Anton Schönbach: Segen. In: ZfdA 27 (1883), S. 308-311, hier: S. 308.
    • 49v-68r bzw. 72r Kräuterbuch-Kompilation (Alemannisches Kräuterbuch (S) bzw. Schwarzwälder Kräuterbuch
      • 49v, 50v-56r, 59r-68r [Herbarum] (Hs. Derbarum) vires dicturus carmine sum. Die můter der krútter haisset peybos …–… wie man sy nússet. Ceter herbe cum suis radicibus secuntur in scriptis es de virtutibus earum, so nim Wegerich… 50r Welches wib arbait lidet in der geburt …–… 50v Galgan ist trucken von natur …–… 56r Mandragar ain allicunn alicum ist ain wurz die schlafen macht…ain ieglichen fluss des libes trucknet sy vnden vnd obnan …–… 59r Menta dù mùntz …–… 68r Zinziber. Ingber ist haiss und fúchtt …–… vnd machet das gesichtt clare vnd verschwamet (?) das vell in den ougen.
      • Interpoliert:
        • (49v-50v) einzelne Rezepte
        • (51r) Escas per Janum calidas est sumere sanum , Kurzfassung der Monatsregeln.
          • vgl. Gundolf Keil: Die Grazer frühmittelhochdeutschen Monatsregeln und ihre Quelle. In: Fachliteratur des Mittelalters. Festschrift für Gerhard Eis. Stuttgart 1968. S. 131-146, hier: 142-144;
        • 56r-57v; 58r-59r: Aus: Bartholomäus: [Harnschau: ] Als das houpt ist ain angang des menschen 57v ist ain kraiss ob dem harnn, so ist ir houpt siech, oder sy hat der uil ùblen hitz an ir lib so dem wib der milch zerrinne …–… 58r (Genesungsprobleme) so du kumest úber ainen siechen und du zwüffel habist ob der siech genist ist aber das es schaidet von ain andren, so stirbet der mensch
          • vgl. die Edition von Franz Pfeiffer (Hg.): Zwei deutsche Arzneibücher aus dem XII. und XIII. Jahrhundert. Sitzungsbericht der phil.-hist. Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Bd.42 (1863). S. 110-200, hier 128-131,135.
          • Gundolf Keil in VL2, 1, Sp. 623-625.
    • (68r-72r) Therapeutische Rezepte: Dem das houpt we tůt, dem hilf alsus win mit wermůtt
    • (72r) aus: Innsbrucker (Prüler) Kräuterbuch (?)
      • vgl. Gundolf Keil, VL2, 4, 397.
      • Weitere Fassung (F) des Alemannischen Kräuterbuchs in Freiburg i. Br., UB, Hs. 188, vgl. Winfried Hagenmaier, Die deutschen mittelalterlichen Handschriften der Universitätsbibliothek und die mittelalterlichen Handschriften anderer öffentlicher Sammlungen (Kataloge der Universitätsbibliothek Freiburg im Breisgau 1,4), Wiesbaden 1988, S. 35-38, S. 37, dort auch weitere Literatur;
      • zum „Schwarzwälder Kräuterbuch“ und seiner Überlieferung: Bernhard Schnell, William Crossgrove (Hgg.): Der deutsche Macer. Vulgatfassung. Tübingen 2003. S. 85-86.
    • (72r-73r) Aus: Johannes de Sancto Amando >Doctrina conferencium et nocencium< Cerebro confernunt aer serenus, temperatus …–… fumus terre, acedula, pulegium (derselbe Text auch 131r).
    • (73v-74r) De complexione figurarum zodiaci Ista inferiora tristi cursu corporum celestium Ergo collegi aliqua tabulariter de complexione figurarum zodiaci et de flebotomia. Tafeln mit Tabelle und Kommentar. Canon tabule huius sex linearum […] inter fixa et mobilia.
    • (74v-79r) Nicolaus Salernitanus: Antidotarium Nicolai deutsch (gekürzt): Aurea Alexandrina ist ain edel medicine […] Enthält Traktate zu folgenden Präparaten: Aurea alexandrina, Blanca, Benedicta, Diamargariton, Diaprassium, Diapenidion, Diadragantum, Diairis, Gariofilatum, Hygia greca, Iustinium, Katarticum imperiale, Litontripon, Metridatum, Musa enea, Micleta, Opopira magna, Potio sancti Pauli, Paulinum antidotum, Pancristum antidotum, Pigra Galeni, Rosata novella, Requies magna, Diamoron, Trifera saracenica, Trionfilon, Theodoriton yperiston, Diagalanga, Diaciminum, Pilule sine quibus ess non volo,
      • vgl. Dietlinde Goltz: Mittelalterliche Pharmazie und Medizin, dargestellt an Geschichte und Inhalt des Antidotarium Nicolai. Mit einem Nachdruck der Druckfassung von 1471. Stuttgart 1976 (Veröffentlichungen der Internationalen Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie N.F. 44). S. 218-219 (Nrn. 1, 8, 9, 14, 20, 23, 27, 28, 49, 50, 52, 53, 54, 55, 56, 57, 64, 68, 69, 70, 71, 88, 90, 16, 108, 110, 112, 37, 24, 73);
      • Throndike/Kibre, Sp. 490;
      • Gundolf Keil, in: VL2 6, Sp. 1134-1151.
    • (79v-84r) Diätetische Regeln und Rezepte: Dis ist ain gůt puluer zů dem houpte het maister ypocras gefunden
      • (81r) Item magistri Jacobi de Ulma pro stomacho et contra dolorem capitis
    • (84r-85r) Aderlasskalender: In dem monat Januario so sol man blůt lassen …–… In December so ist gůt lassen […] das ist spica nardi
    • (85r-85v) Harnschau: Das gelw harn, das betút […]
    • (85v-86r) Drei-Bruder-Segen: Dry gůt brüder giengent ainen säligen weg
    • (86r-86v) Segen und Beschwörungen, u.a.
    • (86r) Also můss der wunden beschach die Longinus der jud vnserm herren in sin siten stach
    • (86v) Kolophon Explisit liber magistri Ortoffeli et est dictus thesaurus papertattum etcetera, scribtum per me Johannes Stoll des Ravenspurgensis anno domni 1464
  • 86v-165v Teil 2 Unter dem Namen des Petrus Hispanus werden nicht nur zwei unterschiedliche Teilübersetzungen des Thesaurus pauperum überliefert, sondern auch ein Pestregimen des Wilhelm von Wallis und Michael Puffs Traktat von den Tugenden der gebrannten Wässer. Angehängt verschiedene Rezepte u.a.
    • (86v-101v) Petrus Hispanus: Thesaurus pauperum deutsch (Nürnberger Arzneibuch, Fassung S) >Item hie vachet ain ander arczatbůch an, dz och ain erwirding maister gemacht hatt, der sin namen nit nemen ist […] als hernach stat verschriben< In dem namen der heiligen dryuekeit, dù alle dinck geschafen hat vnd von der allein wishait geben ist den wissen …–… Apollinaris das crutt ist gůtm wennn dù hand ser ist, stoss sy mit honig vnd salb dich damit.
      • Vgl. die Edition von Telle (1972), S. 307-340.
      • Unter Verwendung der Solothurner Handschrift (S), Kap. 1-401.
    • (101v-103v) Weitere Rezepte und humanmedizinische Texte , z.T. Dubletten aus Petrus Hispanus: Thesaurus pauperum deutsch
      • Vgl. Telle (1972), S. 40-41.
    • (103v-106r) Aderlasskalender; Monatsregeln: Du solt wissen in wellen zitten du lassen solt vnd tranck nemen …–… In dem manet, der da haisset Januarius, darin solt du kain blůt lassen […]
      • (105v) Mense Januario sol man nit das blůt lon …–… Mense Decembri so ist nit gůt […] Wer sich an dissen dingen behalten kan wol, sol er es got getriwen, das er sinen lib vor sechtum behaltten hab noch endarff fúrbas dehaines arczacz rautt.
    • (106r-110r) Aderlass: Ipencras der sprichtt, das welle gross libs sint vnd faist vnd gar gewachssen …–… ob der maisten zechen zwo fùr die siech lider oder siechen glider.
    • (110r-119r) Bartholomäus: aus Rezeptar u.a. (110r-112r, 119v) Wer uss der arczni recht lernen wil, der sol vor allen dingen wissen, aus welcen dingen der mensch geschaffen sy …–… ist ain kraiss ob dem harnn, so ist ir houpt siech, oder sy hat der uil ùblen hitz an ir lib.
      • Edition: Franz Pfeiffer: Zwei deutsche Arzneibücher aus dem XII. und XIII. Jahrhundert. Sitzungsbericht der phil.-hist. Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Bd.42 1863). S. 110-200, hier S. 127-131;
      • vgl. Gundolf Keil in VL2 1, Sp. 609-615.
    • (119v-126v) Pesttraktat >Item hie fachet an ain dractat von der pestilencz < Wan der siechtag, den man nempt ze latin epidimiam oder pestelencziam, zu tútsch den gebreten oder bùllen …–… so hettint ir hie in disem büchlin verschriben wie ir ůch halten und hütten sültent vnd och wie ir andere unser gůtten frùnden leren vnd wissen wissen söltent, amen.
    • (126v-127r) Wilhelm von Wallis: Pestregimen >Pestilencia regnante< Caveat homo caute, si vult vivelere tute …–… sic pellite a te. Magistri Wilhelmy de Loga.
      • Gundolf Keil: VL2, 11, 1669-1671, hier: 1670.
    • (127r-131r) Medizinische und technische Rezepte, deutsch und lateinisch, darunter:
      • (129r) De Junipero (Wacholderbeertraktat, lateinisch): Grana Juniperi collecta infra festa beatae virginis sanctis assumpcionis et natiuitatis Marie sumpta […] stomacho confortant cerebrum sensum temperan.
      • vgl: Wolfgang Hirth: Corpusbildung in der deutschsprachigen medizinischen Fachliteratur des Mittelalters. In: Sudhoffs Archiv 66 (1982). S. 239-275, hier S. 269.
    • (131r-131v) Aus: Johannes de Sancto Amando: Doctrina conferentium et nocentium: Cerebro conferunt aer serenus, temperatus, odor aromaticus …–… loca spaciosa.
    • (132v-133r) Wacholderbeertraktat Wer siben oder achtt krammatper, das ist recholderber, all tag isset: die pringent dem menschen die her nach geschriben tugentt …–… hiczent das marck, zerstoerent den schlag, vertribent vergifft lùfft vnd wer sy wol kùwet, dem sind sy nùtz fùr den wetagen der zen.
      • Edition: Kurschat-Fellinger (1983), S. 186 (nach Hirth; die Transkription bricht mit 132v ab; Schluss fehlt);
      • einziger Textzeuge der Fassung g, vgl. Kurschat-Fellinger (1983), S. 88, Gundolf Keil;
      • Hans Reinecke, Der kranewither-Traktat des 'Doktor Hubertus'. Untersuchungen zur spätmittelalterlichen Pharmakologie der Baccae Juniperi, in: Sudhoffs Archiv 57 (1973), S. 361-415, hier S. 413.
    • (133r-136v) Michael Puff, aus Schrick: ‘Traktat von Tugenden der ausgebrannten Wässer’ Lúbstúckel wasser ist haiss und trùcken gelich vnd purgieret den prunn (?) vnd vertreibet dem uerstophen der leber vnd ders milzes vnd der permůtter vnd der wetag in den lenden vnd vertibt den wind uss dem magen …–… Kúnigkrutt wasser ist wenig haiss vnd trucket mer […] - vnd ist gar gůt fùr das täglich fieber men mans mùst mit wermůt wasser vnd ist offt bewert und der armen ercney.
      • Leopold Senfelder: Michael Puff aus Schrick. In: Wiener klinische Rundschau 12 (1898), S. 334-335; 350-351; 381-383; 397-399; 414-415; 443-446; 460-462; 477-479; 494-495.
      • Vgl. Helmut Walther und Gundolf Keil in VL2 7, Sp. 905-910 ; VL2 11, Sp. 1282, hier: Bd. 7, Sp. 908.
      • Die Edition einer stark erweiterten Fassung bei Lorenz Welker : Das ‘Iatromathematische Corpus’. Untersuchungen zu einem alemannischen astrologisch-medizinischen Kompendium des Spätmittelalters mit Textausgabe und einem Anhang `Michael Puffs von Schrick Traktat von den ausgebrannten Wässern´ in der handschriftlichen Fassung des Codex Zürich, Zentralbibliothek, C 102 b. Zürich 1988. S. 226-249.
    • (139r-149r) Petrus Hispanus: Thesaurus pauperum deutsch („Nürnberger Arzneibuch“, Fassung S1): interpoliert: u.a. Bartholomäus, Innsbrucker Kräuterbuch (?) und Innsbruck-Prüler (?) Kräuterbuch,
      • vgl. Joachim Telle: Petrus Hispanus in der altdeutschen Medizinliteratur. Diss. Heidelberg 1972. S. 41-42, auch Anm. 108-111;
      • ders: in: VL2 7, Sp. 506-511 sowie Benediktbeurer Rezeptar (gegen Schwindel, Krämpfe: 143v),
      • vgl. Gundolf Keil, VL2, 1, Sp. 691-693, hier: 691;
      • Bernhard Schnell: Das ‘Benediktbeurer Rezeptar’. Nach dem ältesten Textzeugen kritisch herausgegeben. In: Václav Bok und Frank Shaw (Hgg.): Magister et amicus. Festschrift Kurt Gärtner. Wien 2003, S. 75-99.
    • (149r-152r) Rossarznei u.a. aus Meister Albrant: Rossarzneibuch: Hie her nach stat geschriben uil gůtter artzny von rossen, item wellech ross fell ab den ougen hat
      • Vgl. die Edition von Gerhard Eis (Hg.) Meister Albrants Roßarzneibuch. Konstanz 1960, S. 14-21 (Nr. 1, 2, 5, 7, 8, 15, 16, 18);
      • Rainer Rudolf in VL2 1, Sp. 157f.; VL2 11, Sp. 57.
    • (152r-152v) Der hoch maister von Hyspanie, maister Peter, der sid hernach bapst ward gehaissen der fúnfte, der machet dis vorgeschriben buöch und hat es gehaissen der armen hort oder schatz …–… und geschriben stat.
    • (152v-165v) Verschiedene Rezepte (u.a. zur Geburtshilfe; aus Strassburg, Regensburg, von Wilhelm von Wallis, Institor u.a., darunter: gegen Blässe,
      • (152v) Item wer die misse farwe hat, der mach […] so lege es uff die ander. Probatum est per dominum priorem de Regnisberg ordinis Predicatorum.
      • (157v) Institor: Gegen Heiserkeit Item so ymantz haisser ist, dacz Probatum est per Institorem.
        • vgl. Peter Proff, VL2, 4, 408
    • (159v) Christtagsprognose: Item man sprichet wy sich der crist tag
    • (160v) Item eyn gude artzedy […] probatum est a domino Johanne Schucze
      • zur Person vgl. Schönherr, S. 41;
    • (161r-161v) aus Ortolf von Baierland: Arzneibuch Sangwis cum urina exiens
      • Diabetez haisset ain suchte
      • Kap. 128, 129, vgl. Edition Follan, a.a.O., S. 154-155.
    • (161v-164v) Aus einem Antidotarium (dt.): Ollium benedictum, Diarebarum, Trifera magna, Polipodium, u.a.;
    • (165r) Formel für gute Geburt; mit Zeichnung
      • vgl. Britta-Juliane Kruse: Verborgene Heilkünste. Geschichte der Frauenmedizin im Spätmittelalter. Berlin 1996. S. 437.
    • (165r-165v) Wilhelm von Wallis: Baderezept Item ain gůt bad magistri Wilhelmi de Wallis für all hand gebresten. Incipit Nachdem als er geschriben hat sinen haimlichen feúnden und gesellen […] und mach das bad also: Recipe salbey, rutten, wermů …–… und bad 3 tag nüchter in quantum possis, et postea pone te
      • vgl. Gundolf Keil: VL2, 11, 1669-1671, hier: 1670.
  • 166r-236v 3. Teil Kompilation medizinischer, astrologischer und meteorologischer Texte, Sangspruchdichtung u.a.
    • (166r-174v) Aus: Alexander Hispanus: Melleus liquor physicae artis
      • (166r-169v) De mensibus >Januarius primus mensis< Item narratur de primo mense, qui Januarius appellatur …–… viciorum exstirpacio. Et hic sufficiunt de mensibus anni
        • vgl. Friedrich Lenhardt und Gundolf Keil in VL2, 4 (1983) Sp. 347-351 + VL2 11 (2004) Sp. 707.
        • Derselbe Text (ab Juni) mit leichten Varianten auch in Solothurn, ZB, S 474, 30r-32v;
      • (169v-174r) De quattor complexionibus: De complexionibus omnium hominum in mundo vivencium et de moribus, statu et vita illorum …–… Sed ad eternam anime dampnacionem. Et hec omnia dicta de complexionibus sufficiant
        • vgl. Thorndike-Kibre, Sp. 369;
        • Lynn Thorndike: `De Complexionibus´. In: Isis 49 (1958). S. 398-408, bes. 404, Gundolf Keil: VL2 4, Sp. 53-58, hier: 55.
    • (174r-174v) Aderlassverse Nil capiti facies, aries cum luna refulget …–… sit potio sumpta salubris
      • Edition: Salvatore de Renzi: Collectio Salernitana. 5 Bde (Neapel 1853-1859), Bd. 5 (1859), S. 53, Z. 1831-1869.
    • (174v) Beschwörung: Fluch spinell und plat …–… an gocz namen, amen.
    • (174v) Aderlaßtermin: Item so das liecht v tag alt ist …–… so hut dich auch.
    • (175r-175v) Herbarius (Alemannisches Kräuterbuch, deutsch, Auszug) Galganum vel galbana est siccum et calidum …–… Alleum est humidum et calidum
      • vgl. Gundolf Keil: VL2, 4, Sp. 53-58, hier: 55 und VL2, 11, Sp.58.
    • (176r-176v) Apothekergewichte und Rezepte
    • (177r) Eichenmisteltraktat, Meister Peter zugeschrieben Item der best maister haist maister Petter, las von aich mistell vnd sprach: welt got, das es alle menschen westent, die tugent des aich mistell […]
      • Edition, nach dieser Hs. (SO): Annelore Högemann: Der altdeutsche 'Eichenmisteltraktat'. Untersuchungen zu einer bairischen Drogenmonographie des 14. Jahrhunderts (Mittelalterliche Wunderdrogentraktate, II), Würzburg 1981 (Würzburger medizinhistorische Forschungen, 19), S. 121-122;
      • Lit: Gundolf Keil in VL2, 2, Sp. 392f. + VL2 11, Sp. 395.
    • (177v) Blutschau Item optima probacio sangwinis. Man scul nemen das blut …–… so bistu gesunt.
    • (178r-186r) Von den 12 Zeichen Got sprach zů Abraham, das er ansehe den himel und sin gezierde …–… ir hettint den der kunst mere.
    • (186r) De pluvia Cum vero luna intrat cancrum …–… sy vero scintillat, tempestatem significat.
    • (186r) Genesungsprobe: Quicumque erit infirmus luna exeunte …–… nisi natura fuerit totalis desolata. Ista sunt verba Philippi
    • (186v-187r) Donnerprognosen auf die zwölf Monate: So du hörest in dem jare des sunnetags aller erst donnran …–… und lúczel gersten; mit Darstellung der Zodiakalkreise.
    • (187v) Von der Mondfinsternis Eclipsis des mons wirt also …–… das haisset eclypsis und das ist úch fremd
    • (188r-188v) Hans Stoll: Neujahrsprognose Es ist ze wissen, wen das núw des Jennuarius oder das erst núw des mon …–… der planett Saturnus ist herr das jar. Kolophon: Also hon ich Hans Stoll dis uss gekallculiert durch der inflúss der planetten in den ellementen des erdrichs
      • Vgl. Francis B. Brévart in VL2, 9, Sp. 355-356.
    • (189r) Verse über die Tierkreiszeichen: Der draco bin ich genampt
    • (189v) leer
    • (190r-192r) Mondphasentabellen, Text (192r): Wen du wellist wissen, wen der mon núw wird …–… darin du daz obgeschriben wilt wissen
    • (192v) leer.
    • (193r-194v) Rezepte von Händen des 15. bis 18. Jahrhunderts.
    • (195r-198v) leer.
    • (199r-199v) Sangspruchdichtung - Langer Ton Regenbogen >Im langen Regenbogen< Ich han es in der geschrifft vernomen wie das vier element haben grosse krafft 2. Wa von nun kumm gar sunder wone, die hagel stain, die uns gar grosser schadent tuont an aller frucht uff erden 199v 3. Wa von nun kumm der schne, und regen all durch das jar den summer vnd winter .
      • vgl: Horst Brunner, Burghart Wachinger (Hgg.): Repertorium der Sangsprüche und Meisterlieder des 12. bis 18. Jahrhunderts. Tübingen 1988-2002. Band 5 (1991), S. 155. Regb 4/619, Frieder Schanze in VL2 7, Sp. 1077-1087.
    • (200r-201v) Planetentraktat Saturnus ain stern bin ich genant, der höchste planet gar wol bekannt …–… Und was mit waser sich erneret, dem ist des mones schin bescheret
      • vgl. Klaus Schönfeldt: Die Temperamentenlehre in deutschsprachigen Handschriften des 15. Jahrhunderts. Heidelberg 1962. S. 147-160,
      • Francis B. Brévart, Gundolf Keil in VL2 7, Sp. 715-723, bes. Sp. 718; VL2 11, Sp. 1248.
      • Weitere Handschriften: Darmstadt ULB, Hs. 266, München BSB, Cgm 312, Cgm 349.
    • (202r-202v) Der deutsche Macer Prosavorrede Wer der wurczen natur und kraft erkennen wil von diesenn naturen ist alles das geschaffen, das in der witen welt ist
      • Edition: Bernhard Schnell, William Crossgrove (Hgg.): Der deutsche Macer. Vulgatfassung. Tübingen 2003, S. 85-86. S.324, 1–325, 23.
    • (202v-203v) Temperamentenlehre Dar um ist es gůt ze wissen, wer haisser natur ist, wie kalt das sy es behaltett …–… er soll essen das, das haiss vnd trucken sy, das ist […] gesunt
    • (203v-205v) Rezepte
    • (205v-206r) Temperamentenlehre Item Ypocras vnd Avicenna sprechent, das ein jeclich lib sy mit fiere fùchtina begriffen …–… der zagel ist kaltt vnd trucken mellancolia vnd zùthet von allen gelidern die nattur und bringt die zů fruchtbarikait
    • (206r-207r) Pestregimen Item wie sich die pestelenz anfaucht und wie sy wachst …–… vor innemen des kronöglin.
    • (207r-211r) Rezepte, u.a.: (209r) maister Hugo von Gordinio (Bernardo de Gordonio?) (209v) Baderezept, (211r) Peter Weiss von Köln: gegen Zahnschmerzen.
    • (210r-210v) Prophezeiung Die proffeci ist gewissagt worden nach Christus geburt fierhundert jar und .lxij. jar als geschriben statt in ainem alten bůch an Meron zů der pfarr. als kúnig Karunthus von Frankreich und darnach verschwintet des adlers gedechtnúss.
    • (211r) Nachträge von verschiedenen Händen.
    • (211v-213v) leer.
    • (214r-217v) Sendschreiben an Herzog Leopold (I) von Habsburg Der brief ward gesant herzog Leupold von Hydenprant Lappi von Florencz, der darnach von Florencz in potschaft gesant ward zů demselben herczogen nach Christus geburt taussent jar zway (richtig: drei) hundert und .xxv. jar. Durchlûchter fúrst und gnädiger herr. Ich hon mit ewerin Nigromantico die lant eweres vettern des herczogen von Kerntten erfaren, so das in der gegne zů Seben, nu Brixen genantt, an mengen stetten grosse schecz verborgen sind […] und er pit mich úch beraitt ze sin in ewern dienst nach allem ewrem wollgefallen
    • (218r) leer.
    • (218v-230v) Rezepte (Purgiermittel, Sirup u.a.) Die kostlich arcznay vom lib inen seczt Gallieni und Bartholomeus und Avicenne. Mit der gezúgnúss Gallieni, Ypocratis und Avicenne secz ich dier hier ding, die da purgierent und uss tribent
      • (220v) Item ich hon geseit von den dingen, die da raingent die verlegnen matteryen. Nu wil ich sagen von den syroppen, die da waichent die materyen, die da lang verlegen sint, etcetera
      • (226v) Item das sint die erczny, die man mag nemen on schaden und on alles ungemach. Das erst ist dyaboroginis…
    • (231r-234v) Der neunte Himmel Ob dem firmament ist der newnde himel, der da haist dy neunde sper …–… bey dem mitell tail der sunnen, etcetera.
    • (235r-235v) Ophthalmologische Rezepte
    • (235v-236r) Konrad von Megenberg: Buch der Natur I, 50 (Von den Träumen) Nu süllent wir sagen durch ain klůghait ain klain, was etlich trömen betúttent an dem menschen. …–… vnd von den trömen ist ain sunderliche kunst lang genůg
      • Edition: Robert Luff, Georg Steer (Hgg.): Konrad von Megenberg, Das ‘Buch der Natur’, Bd. 2. Tübingen 2003 (Text und Textgeschichte 54), S. 27–528, hier: S. 79, Z.12 – S. 80, Z.23 ;
      • Franz Pfeiffer (Hg.): Das Buch der Natur von Konrad von Megenberg. Die erste Naturgeschichte in deutscher Sprache. Stuttgart 1861. S. 53, Z. 5- S. 54, Z. 10;
      • vgl. Klaus Speckenbach: VL2 9, Sp. 1027.
    • (236r) Purgiermittel
    • (236v) Nachträge. u.a. rätoromanisch, von Hand des 17. Jahrhunderts: Quis es a dar aeint à mangar ynn gall, i lura cacar fün curtel per la colöz
    • Im hinteren Spiegel: u.a. Purgiermittel, 15. Jh., Nachträge von Händen des 15.- 18. Jahrhunderts – deutsch (Wacholderbeertraktat, unvollständig) und lateinisch (Purgiermittel, Kryptogramme).
Entstehung der Handschrift: Vermerke u.a. 86v: scribtum per me Johannes Stoll de Ravenspurgensis anno domini 1464; 178r: Assit nobis gratia spiritus sancti anno 1463 et omni tempore, amen. Zur Person Hans Stolls vgl. Schönherr (1964), S. 44: „Ein Hans Stoll in Urkunden des Stadtarchivs Ravensburg für die Jahre 1444 und 1450 nachweisbar (Mitteilung des Stadtarchivs Ravensburg)“.
Provenienz der Handschrift: Die Handschrift ist als Thesaurus paupertatum im Katalog der Stadtbibliothek von 1766/1771 verzeichnet (Manuscripta Nr. 22).
Bibliographie:
  • Alfons Schönherr: Die mittelalterlichen Handschriften der Zentralbibliothek Solothurn. Solothurn 1964, S. 38-44.
  • Joachim Telle: Petrus Hispanus in der altdeutschen Medizinliteratur. Diss. Heidelberg 1972, S. 37-42.
  • Wolfgang Hirth: Corpusbildung in der deutschsprachigen medizinischen Fachliteratur des Mittelalters. In: Sudhoffs Archiv 66 (1982) S. 239-275, bes. S. 250.
  • Beat von Scarpatetti (Hg.): Katalog der datierten Handschriften in der Schweiz in lateinischer Schrift vom Anfang des Mittelalters bis 1550. 3 Bde in 6 Teilbden, Dietikon-Zürich 1977-1991. Bd 3, 1;2: Die Handschriften der Bibliothek St. Gallen – Zürich in alphabetischer Reihenfolge. Bd 3,1, S. 133 (Nr. 370); Bd. 3,2: Abb. 297.