Cologny, Fondation Martin Bodmer
Die Fondation Martin Bodmer ist eine der wichtigsten Privatbibliotheken der Welt. Sie bemüht sich darum, das “Abenteuer des menschlichen Geistes” seit den Anfängen der Schrift zu reflektieren, dem Beispiel ihres Gründers Martin Bodmer folgend, ein Sammler, der die Gründung einer “Bibliothek der Weltliteratur” in Angriff nahm. Sie beherbergt ungefähr 160’000 Stücke, hunderte von okzidentalischen und orientalischen Handschriften, ägyptische Totenbücher, 270 Inkunabeln wozu eines der seltenen Exemplare der Gutenbergbibel gehört, Autographen von Goethe, Einstein oder Mozart...
Der in CB 21 enthaltene hebräische Text des Alten Testaments stammt aus dem maurischen Spanien, Al-Andalus, und gehört damit nicht zur aschkenasischen Tradition, wie die Mehrzahl der überlieferten Handschriften dieser Art, sondern ist Zeuge sephardischer Buchkultur des 13. Jahrhunderts. Der Buchschmuck ist stark von der kalligraphischen Kunst geprägt.
Online seit: 31.07.2007
Estherrolle mit aschkenasischem Ursprung aus dem frühen 16. Jahrhundert, zum privaten Gebrauch. Mit Tintenzeichnungen von Tieren und kunstvollen Blumen, die auf den monumentalen Buchstaben in der Liste der Söhne Hamans stehen.
Online seit: 14.12.2018
Die Handschrift überliefert einen samaritanischen Pentateuch, der unvollständig und in falscher Ordnung vorliegt. Er beginnt mit Gn 11,17 (f. 1r) und endet bei Dt 24,15 (f. 266v); f. 2r/v mit Dt 18,15–19,8 wäre richtig zwischen f. 259v und f. 260r einzuordnen. Die zweisprachige Handschrift wurde in samaritanisch-hebräischen Schriftzeichen in zwei Spalten (f. 1r-237r) und dann in vier Spalten (f. 237v-266v) geschrieben, wobei rechts jeweils der hebräische Text und links die arabische Übersetzung steht. Der grösste Teil der Handschrift wurde vom Schreiber Ab Nēṣāna ban Ṣidqa ban Yāqob (fl. 1468-1502) geschrieben, der als Schreiber von acht weiteren Pentateuchhandschriften aus der Zeit zwischen den Jahren 873 und 890 der Hedschra, also ungefähr zwischen 1468/1469 und 1485, bekannt ist (cf. Evelyn Burkhardt, Katalog samaritanischer Pentateuchhandschriften). Obschon der Pentateuch Bodmer kein Datum enthält, lässt er sich somit in die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts datieren. Zwei weitere Schreiber waren an der Abschrift beteiligt. Der Erste ergänzte fehlende Teile der Handschrift, nämlich zwei Blätter (f. 219r-220v) im 4. Buch Mose (Numeri) sowie den Text ab Dt 4,21 (f. 232r). Der letzte Schreiber schrieb später, und zwar auf Papier, Teile des Buchs Exodus (f. 66r/v; 78r/v). Gemäss einem Eintrag am Ende des 4. Buch Mose (f. 224r) wurde die Pentateuchhandschrift zum ersten Mal 1532 verkauft. Man findet die Handschrift danach in Nablus, wo sie der Londoner Antiquar Mr. Grove 1861 kaufte. Noch im selben Jahr verkaufte sie dieser an Philippe d’Orléans, Comte de Paris, wie dessen Bibliotheksstempel (z.B. f. 38r, 52r, 67r) bezeugt. 1960 erwarb Martin Bodmer die Handschrift bei einer Auktion durch Sotheby’s in London.
Online seit: 26.09.2024
Der vorliegende Band aus 25 Blättern wurde zwischen 1910-1916 hergestellt, um acht Fragmente aus fünf griechischen Pergamenthandschriften zu bewahren. Die Fragmente, beinahe alle Palimpseste, waren um 1896 im Einband eines unidentifizierten syrischen Evangeliums aus Harput (Anatolien) gefunden worden. A: Fragm. 1-2 (4. Jh. ex / 7. Jh. in): Teile des Kap. 15 der Didascalia apostolorum; B: Fragm. 3-4 (6. Jh.): Teile der Kap. 3-4 des Briefes von Paulus an Timotheus; C: Fragm. 5, in äusserst schlechtem Konservierungszustand: Inhalt und Datierung unbekannt; D: Fragm. 6 (7. Jh.): Teile des Prologes und Anfang der Scholien von Buch 24 der Ilias; E: Fragm. 7-8 (7. Jh.): Teile der Psalmen 108, 114 und 115. Der Inhalt der unteren Schriften der Palimpseste ist nicht bekannt und nicht datiert.
Online seit: 10.12.2020
Eine bedeutende Handschrift vom Ende des 10. Jahrhunderts, die sicherlich in Konstantinopel oder Izmir erstellt wurde, vereinigt die vier Evangelien in griechischer Sprache. Der biblische Text ist umgeben vom Kommentar von Peter von Laodikeia (exegetische Kette) in kursiver Schrift. Das Buch ist geschmückt mit zwei wertvollen, ganzseitigen Miniaturen, die Lukas und Markus vor einem goldenen Hintergrund darstellen.
Online seit: 21.12.2009
Diese lateinische Bibel, die im 13. Jahrhundert vermutlich im Norden Frankreichs abgeschrieben wurde, vereinigt in einem einzigen Band die Bücher des Alten und Neuen Testaments, denen in den meisten Fällen ein Prolog vorangeht. Sie überträgt den Standart-Text der Vulgata, der Pariser Fassung genannt wird, in eine Aufteilung der Kapitel, welche Stephen Langton zugeschrieben werden. Zudem fügt sie auf den letzten dreissig Seiten eine Interpretation der hebräischen Namen an. Historisierte Initialen eröffnen die verschiedenen biblischen Bücher und strukturieren das Buch. Eine kleinere Schrift als jene des restlichen Texts hat auf f. 1 den Kommentar des Baumes der Blutsverwandtschaft angefügt, ein Text, der üblicher Weise in juristischen Werken übermittelt wurde und hier durch die Darstellung eines Baumes unterstützt wird.
Online seit: 21.12.2009
Dieser Codex aus Süddeutschland besteht aus zwei Teilen, zusammengebunden in einem deutschen Einband von 1569. Der erste Teil der Handschrift enthält rund hundert Blätter aus dem 12. und 13. Jahrhundert. Er beginnt mit einem Kalender, der zahlreiche Sternzeichen und ganzseitige Illustrationen aufweist. Darauf folgen Gebete und liturgischen Gesänge. Der zweite Teil besteht aus dreissig Blättern und verzeichnet in sorgfältiger gotischer Schrift des 14. Jahrhunderts eine Folge von lateinischen Gebeten.
Online seit: 20.12.2007
Die Handschrift enthält das Hohelied der Liebe mit einer Lücke (6.5-8), der auf den Verlust eines Blatts zurückzuführen ist. Die Glossa ordinaria steht auf dem ersten Blatt und enthält einen bisher unbekannten Kommentar. Diesem wird wiederum der erste Teil des Hohenlieds zur Seite gestellt (f. 2r-29r, bis Ct 6.8), der zu Beginn (f. 2r-v) von einen weiteren, unbekannten Kommentar umgeben wird. Auf den letzten Blättern (f. 29v-30) stehen Auszüge aus dem Prolog zur Hoheliedauslegung von Rupert von Deutz. Das Hohelied enthält zu Beginn eine Initiale Salomon und Sulamith.
Online seit: 09.04.2014
Diese armenische Handschrift wurde im Jahr 1606 in der Kirche des hl. Nikoghayos in Istanbul geschrieben. Sie enthält die vier Evangelien, die Apocalypse des hl. Johannes und einen Index der Evangelien, der von einem anderen Schreiber im gleichen Jahrhundert für den liturgischen Gebrauch geschrieben wurde. Der silberne Einband wurde wahrscheinlich ein Jahrhundert nach der Niederschrift der Handschrift geschaffen. Besondere Aufmerksamkeit verdienen die Illuminationen der Kanontafeln, die gemäss dem Text des "Kommentars der Kanontafeln" von Stepanos Syunetsi (8. Jh.) gemalt wurden, in dem der Autor ausführlich die tierischen, floralen und geometrischen Motive sowie den Symbolismus der Zahlen und Farben einer jeden Kanontafel erläutert. Der Maler interpretierte die Symbole und Motive, die in allen zehn Kanontafeln benutzt wurden, indem er die Erklärungen jeweils darunter platzierte.
Online seit: 19.03.2015
In einer zweispaltig geschriebenen Bastarda mit Fleuronné-Initialenschmuck aus dem 1. Viertel des 15. Jhs. (Wetzel) mit zwei auf dem alten Vorsatzblatt (Bl. 1r) noch im 15. Jh. (Wetzel) nachgetragenen astrologischen Tafeln. Der rheinfränkische (hessische?) Text des Psalters ist eng verwandt mit dem Psalter Göttingen, Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek, Cod. Ms. theol. 214 vom Beginn des 15. Jhs. R. Wetzel nimmt mindestens eine gemeinsame Vorlage an. Damit gehört die Übersetzung in Schöndorfs 9. Gruppe, Untergruppe c) um München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 182 bzw. zu Walters 18. Psalter.
Online seit: 17.12.2015
Das Jugendwerk von Boccaccio (um 1341), die Comedia delle ninfe fiorentine oder Ameto, erzählt von der Verwandlung des einfachen Hirten Ameto zu einem rechtschaffenen Mann, nachdem dieser den Erzählungen von sieben Nymphen gelauscht hatte, den Allegorien der Tugenden. Der Text ist als Prosimetrum geschrieben, eine Abwechslung aus Prosa und Versen, was bereits durch die Seitengestaltung in einer Spalte gezeigt wird. Auf wasserzeichenloses Papier geschrieben wird diese Handschrift durch eine einzige Aquarellinitiale eröffnet, in der die Wappen der Familie Almerici miteingeschlossen sind (f. 2r), die Besitzerin und wahrscheinliche Auftraggeberin dieser Abschrift.
Online seit: 26.09.2017
Die Elegia di madonna Fiammetta, die den “verliebten Frauen” gewidmet ist, nennt die Gefühle der jungen Neapolitanerin Fiammetta in der ersten Person. Sie wurde von ihrem Geliebten Panfilo verlassen. Die Elegie, ein Prosawerk aus der Jugend Boccaccios, das für seine Feinheit und seinen psychologischen Ansatz gerühmt wurde, mischt autobiographische Elemente und offensichtliche Bezüge zur lateinischen Literatur. Sie wird in einem Manuskript, das 1467 von Giovanni Cardello da Imola abgeschrieben wurde, aufbewahrt, dessen regelmässige Kalligraphie von einer Verzierung mit bianchi girari hervorgehoben wird.
Online seit: 21.12.2009
Jean Bodel, der Mitglied der Bruderschaft der Gaukler und Bürger von Arras war, verfasst sein Chanson des Saisnes (Chanson des Saxons) im letzten Drittel des 12. Jahrhunderts. Dieses Epos in Alexandrinern berichtet vom Krieg, der von Karl dem Grossen gegen Guiteclin, den König der Sachsen geführt wurde. Der Text des Chansons existiert heute in drei Handschriften (eine vierte wurde während dem Brand der Bibliothek von Turin gänzlich zerstört) und zeigt, dass die unterschiedlichen Fassungen untereinander variieren. Die lange Version der Fondation Martin Bodmer befindet sich in einer „Gaukler-Handschrift“ von kleiner Dimension. Sie wurde sicherlich gegen Ende des 13. Jahrhunderts angefertigt, ist von einfacher Ausführung und ohne Miniaturen und wurde auf häufig schlecht zugeschnittenes Pergament geschrieben, welches nur grob zusammengenäht wurde.
Online seit: 21.12.2009
Das De consolatione Philosophiae von Boethius kannte während des Mittelalters einen ununterbrochenen Erfolg. Die vorliegende Handschrift aus dem 14. Jahrhundert bietet eine vollständige Kopie des lateinischen Textes mit einigen Interlinearglossen dar. Der Buchschmuck besteht aus einer historisierten Initiale mit kurzer Blattranke, die den Autor, auf sein Buch weisend, von vorne bis zur Körpermitte zeigt (f. 1), sowie aus sehr schönen verzierten Initialen, die zu Beginn der verschiedenen Bücher der Consolatione platziert wurden (f. 8, 17, 30 und 41). Ihr Stil weist darauf hin, dass die Handschrift in Norditalien, vielleicht Bologna, hergestellt wurde.
Online seit: 12.12.2019
Der in dieser Handschrift enthaltene Edelstein enthält 100 Fabeln, die um 1330 vom Berner Dominikaner Ulrich Boner verfasst wurden und die aus verschiedenen lateinischen Quellen entnommen und von diesem in Schweizer Mundart übersetzt wurden. Die Schrift und die typischen Merkmale des Layout, mit Auslassungen für nie ausgeführte Illustrationen, sprechen für ein Werk aus der späten Phase (etwa um 1455-1460) des Ateliers von Diebold Lauber in Hagenau, das vorbereitet wurde und fertiggestellt worden wäre, wenn sich ein Käufer gefunden hätte.
Online seit: 13.12.2013
Diese Pergamenthandschrift vom Ende des 15. Jahrhunderts enthält die „Chronik von London“ sowie eine nur in CB 43 belegte Textversion der Paraphrase der „Reimchronik“ des Robert von Gloucester. Die Handschrift wurde dem dialektalen Einschlag der Texte nach von einem Schreiber aus dem Süden der Midlands verfasst.
Online seit: 25.03.2009
Die Abschrift von Caesars «Commentarii» aus der Zeit um 1480 zeugt von der grossen Beachtung, die diesen Texten in der beginnenden Renaissance zuteil wurde (aus dem 15. Jahrhundert sind mehr als 240 Handschriften der «Commentarii» erhalten). Die Handschrift stammt aus dem Atelier des Illuminators Cola Rapicano in Neapel. Der «bianchi girari»-Buchschmuck und die verzierten Initialen, welche den Anfang der verschiedenen Bücher markieren, sind in den humanistischen Codices häufig anzutreffen. Die verzierte Initiale auf f. 1r hingegen zeigt den Kaiser in einer ungewöhnlichen Abbildung, als Reiter mit Rüstung.
Online seit: 25.03.2009
Sammlung von spanischen Gedichten, die an Don Alvar Garcia de Santa Maria, Berater des Königs Johann II. von Kastilien, gerichtet ist. Die Sammlung enthält alle Proverbios von Inigo Lopez de Mendoza, Marquis von Santillana, und die Gedichte von Juan de Mena, Diego del Castilla, Fernando de Escobar, Gomes Manrique, Juan Angras, Jean de Duenas, Juan Rodrigues de la Camara, etc. Die Handschrift wurde von Pedro Fernandez de Velasco, dem ersten Grafen von Haro, in Auftrag gegeben, einem der mächtigsten Notabeln des 15. Jahrhunderts, der als Staatsmann, Privatgelehrter, Dichter und Bücherliebhaber bekannt war.
Online seit: 22.03.2012
Eleganter, in einer humanistischen Schrift verfasster Kodex, der von Papst Leo X. († 1521) in Auftrag gegeben wurde. Das Wappen der Medici befindet sich im Zentrum der Buchdeckel des Originaleinbandes, im reichhaltigen Fries auf dem Titelbild, und in den Initialen auf f. 3v und f. 134v. Der Buchschmuck wird dem berühmten florentinischen Buchmaler Attavante degli Attavanti († 1525) oder seinem Umfeld zugeschrieben. Der Kodex stammt aus der Sammlung des Majors J.R. Abbey.
Online seit: 22.03.2017
Die in diesem Codex enthaltenen Carmina von Catull wurden mit einer humanistischen Kursive, welche dem Kalligraphen Ludovico Regio di Imola zugeschrieben wird, geschrieben. Das Frontispiz mit Grisaille mit Goldhöhungen ist umrahmt mit antikisierenden Motiven von Trophäen, Sphinxen und Maskaronen, während der Titel sich mit goldenen Buchstaben vom purpurroten Hintergrund abhebt. Das Wappen am unteren Rand der Seite auf einer aufgerichteten Scheibe, die von zwei Putten gehalten wird, wurde mit einer gleichen purpurroten Hintergrundfarbe überdeckt.
Online seit: 13.12.2013