Cologny, Fondation Martin Bodmer
Die Fondation Martin Bodmer ist eine der wichtigsten Privatbibliotheken der Welt. Sie bemüht sich darum, das “Abenteuer des menschlichen Geistes” seit den Anfängen der Schrift zu reflektieren, dem Beispiel ihres Gründers Martin Bodmer folgend, ein Sammler, der die Gründung einer “Bibliothek der Weltliteratur” in Angriff nahm. Sie beherbergt ungefähr 160’000 Stücke, hunderte von okzidentalischen und orientalischen Handschriften, ägyptische Totenbücher, 270 Inkunabeln wozu eines der seltenen Exemplare der Gutenbergbibel gehört, Autographen von Goethe, Einstein oder Mozart...
Der Roman de Fauvel ist ein französisches Gedicht in Versen, im 14. Jahrhundert von verschiedenen Autoren geschrieben, zu denen auch der Geistliche Gervais du Bus gehörte. Es ist in nicht mehr als 15 Handschriften überliefert. Das Gedicht bedient sich der Metapher eines Esels, der Herr des Hauses seines Besitzers wurde, um Kritik an der Korruption der Kirche und am politischen System zu üben. Der Buchschmuck der in einer Bastarda verfassten Handschrift blieb unvollendet.
Online seit: 22.03.2017
Der so genannte «Kalocsa-Kodex» enthält mehr als zweihundert Texte aus der Zeit zwischen dem Ende des 12. und dem Anfang des 14. Jahrhunderts und ist ein herausragendes Zeugnis deutscher Lyrik des Mittelalters. Er überliefert auf rund 330 Pergamentblättern Gedichte Walthers von der Vogelweide, Konrads von Würzburg, Hartmanns von Aue, Reinmars von Zweter oder des Strickers sowie Texte in der Tradition der Fuchsdichtung und eine Reihe anonymer Werke. CB 72 ist eng verwandt mit einer von derselben Hand geschriebenen und teilweise kopierten Handschrift, die in der Universitätsbibliothek Heidelberg aufbewahrt wird (Cod. Pal. Germ. 341).
Online seit: 20.12.2007
Die Handschrift enthält eine deutsche Version der Gesta Romanorum, eine Sammlung von ursprünglich lateinischen Anekdoten und Erzählungen, die gegen Ende des 13. oder zu Beginn des 14. Jahrhunderts zusammengestellt wurde. Sie war während des gesamten Mittelalters sehr erfolgreich und wurde wiederholt neu gedruckt. Dieser Kodex wurde 1461 (f. 150vb) in Bayern geschrieben.
Online seit: 22.03.2017
Dieses Gradual wurde 1071 vom Erzpriester Johannes von der Kirche Santa Cecilia in Trastevere geschrieben und enthält die Notenschrift verschiedener Messgesänge. Die schriftlich festgehaltenen Melodien machen aus CB 74 das älteste Zeugnis des altrömischen Gesangs.
Online seit: 31.07.2007
Diese Handschrift juristischen Inhalts des 13. oder beginnenden 14. Jahrhunderts zeigt die grosse Beachtung, welche im Mittelalter dem Decretum Gratiani geschenkt wurde. Der Text ist eingerahmt durch die Glossa Ordinaria des Johannes Teutonicus, in der ersten Überarbeitung des Bartholomäus von Brescia (vor 1245). Die Handschrift weist zahlreiche historisierte Initalen auf.
Online seit: 31.07.2007
Der aus Italien stammende Kodex enthält die Homiliae in Ezechielem von Gregor dem Grossen. Auf f. 1r ist das Anathema Quicumque eum vendiderit vel alienaverit vel hanc scripturam raserit anathema sit zu lesen, sowie ein teilweise ausradiertes Exlibris, das einen Konvent der Heiligen Agnes erwähnt. Er wurde 1962 von Martin Bodmer erworben und gehörte vielleicht der Kirche San Giorgio Maggiore in Venedig, darauf dem Abt Celotti, zur Bibliothek von Thomas Phillips und Sir Sydney Cockerell.
Online seit: 22.03.2017
Diese aus Mittelitalien stammende Handschrift des 12. Jahrhunderts enthält musiktheoretische Werke von drei lateinischen Autoren. Darunter ist auch Guido Aretinus, ein toskanischer Mönch vom Ende des 10. Jahrhunderts, dem die Erfindung der Solmisation zugeschrieben wird. Einige Passagen der im Codex enthaltenen Texte lehnen sich an die Institutio musica von Boethius an.
Online seit: 31.07.2007
Die Pergamenthandschrift des 14. Jahrhunderts überliefert die Historia destructionis Troiae von Guido de Columnis. Die 187 Miniaturen wurden von Giustino da Forlì ausgeführt und zeigen die wichtigsten Ereignisse des Trojanischen Krieges vor dem Hintergrund gotischer Architektur in Venedig. An den Rändern in der Handschrift finden sich schriftliche Spuren der Zusammenarbeit von Kopist und Illuminator: in venezianischem Dialekt notierte der Schreiber das für die Miniaturen vorgesehene Bildprogramm, welches der Illuminator dann getreulich umsetzte.
Online seit: 31.07.2007
Guillaume de Lorris und Jean de Meung sind die Autoren des Roman de la Rose, eines der Meisterwerke der höfischen Literatur des Mittelalters. In einem traumhaften und allegorischen Rahmen versucht der Geliebte, in einen geschlossenen Garten einzudringen, welcher eine Rose verbirgt – das Bildnis seiner Geliebten. Der zweite Teil, der von Jean de Meung geschrieben wurde, bietet eine philosophischere und moralisierendere Lektüre. Diese Handschrift, welche im 14. Jahrhundert auf Pergament abgeschrieben wurde, enthält mehrere goldene und mit Gold hervorgehobene Darstellungen und Rahmen, so wie Initialen mit blauen und roten Verlängerungen.
Online seit: 02.06.2010
Handschrift in drei Teilen. Der erste (f. 1r-20v) enthält die älteste Version der Epistola ad Augienses von Gunzo und ist ins 10. Jahrhundert datierbar. Der zweite Teil (f. 21r-27v), wahrscheinlich der Originalkern des Kodex, dem die anderen zwei Teile hinzugefügt wurden, überliefert das Autograph der Vita s. Lulli episcopi Moguntini von Lambert von Hersfeld und ist aus dem 11. Jahrhundert. Im dritten Teil (f. 28r-43v) aus dem 13. Jahrhundert, sind die Constitutiones des Vierten Laterankonzils (1215) transkribiert. Der Kodex stammt aus dem Benediktinerkloster Tegernsee (der erste Teil wird im Bibliothekskatalog dieses Klosters erwähnt), später kam er zur Sammlung der Prinzen Oettingen-Wallerstein und wurde schliesslich 1948 von den Antiquitätenhändlern Rosenthal an Martin Bodmer verkauft. Die alten Vorsatzblätter bestehen aus Fragmenten einer liturgischen Handschrift, die aus der Diözese Freising herkommt.
Online seit: 22.03.2017
Diese hebräische Handschrift aus dem 15. Jahrhundert vereint die liturgischen Texte und kommentiert die Riten, welche das Passahfest rhythmisieren. Die mit Miniaturen versehende und reich illustrierte Passah-Haggadah enthält die vollständige liturgische Version der Exodus-Erzählung. Der erste Teil der Handschrift enthält den Text des italienischen Ritus, der zweite Teil jenen der Aschkenasim. Die Handschrift wurde von Joël ben Siméon geschrieben und illuminiert, der sein Werk in einem Kolophon zeichnet (f. 34r): Ich bin Joel ben Simeon, genannt Veibusch Ashkenazi – gesegnet sei sein Andenken – und stamme aus Köln, das am Ufer des Rheins liegt.
Online seit: 23.04.2013
Dieses Manuskript, von einem einzelnen Schreiber am Ende des 13. Jahrhunderts kopiert, war ein Geschenk von Sir Robert Benson (1797-1844) an den bekannten Sammler Sir Thomas Phillipps. Gemäss Benson habe es dem Kloster Wilton in Wiltshire gehört und sei von Edelfrauen und Nonnen gelesen worden. Phillipps liess die Handschrift neu binden, wobei der Lai d’Haveloc an den Anfang gestellt und sein Titel auf den Buchrücken geschrieben wurde. Der Donnei des amants ist die Einzelüberlieferung einer gelehrten Diskussion zwischen zwei Liebhabern, die exempla austauschen: den Tristan Rossignol, den Didon, den Lai de l’oiselet und den L’Homme et le Serpent.
Online seit: 13.12.2013
Der Codex aus dem 14. Jahrhundert ist eine von sieben erhaltenen Handschriften, welche den Eneasroman Heinrichs von Veldeke, einem wichtigen Wegbereiter der mittelhochdeutschen Dichtung, vollständig überliefern. Bei Veldekes Werk handelt es sich um den ersten mittelhochdeutschen höfischen Roman und eine Bearbeitung des um 1160 entstandenen altfranzösischen Roman d'Eneas.
Online seit: 31.07.2007
Diese Karolingische Handschrift aus der Zeit vor 850 stammt aus dem Kloster Fulda. Der Codex enthält in einziger Überlieferung die lateinische Version eines Textes, der fälschlicherweise Hippocrates zugeschrieben wurde: Die Schrift De victus ratione legt die Grundlagen der Diätetik und betont den Antagonismus der Elemente Feuer und Wasser im Körper. Zahlreiche Gelehrte und Ärzte haben sich im Laufe der Geschichte auf diesen Text berufen.
Online seit: 31.07.2007
Die Handschrift CB 85, ein Manuskript auf Papier, wurde im 13. Jahrhundert in der Terra d’Otranto abgeschrieben, dem berühmten Zentrum der griechischen Kultur in Süditalien. Der Text von Homer wurde mit interlinearen Scholien und Marginalien und mit dem Kommentar des Byzantiners Johannes Tzetzes ergänzt.
Online seit: 21.12.2009
Diese Ilias Latina, welche im 14. Jahrhundert auf Papier abgeschrieben wurde, ist eine lateinische Adaptation des grossen Epos von Homer, einer der Grundtexte des antiken Griechenlands. Sie wurde in einer gotischen Halbkursive von einem einzigen Schreiber in der Region von Neapel geschrieben. Hervorzuheben sind einige gemalte Initialen, die teilweise Figuren enthalten, so eine Muse, die ein mit Sternen übersätes Kleid trägt und ein Schwert in der Hand hält.
Online seit: 02.06.2010
Die Ilias Latina wurde während des abendländischen Mittelalters, das dank lateinischer Adaptationen Zugang zum trojanischen Stoff hatte, häufig abgeschrieben. Heute sind etwa hundert Handschriften verzeichnet. Der Codex Bodmer 87 kann mit Hilfe eines Kolophons datiert und lokalisiert werden: „Aretii die 15 Iuli 1469“ (den 15. Juli 1469 in Arezzo, fol. 22). Die humanistische Schrift, eine leicht eckige Kursive, stammt von der Hand eines einzigen Schreibers.
Online seit: 02.06.2010
Die Handschrift CB 88, welche die Odes, die Epodes und das Carmen saeculare – das Jahrhundertlied, welches von Kinderchören des römischen Adels während den säkularen Spielen interpretiert wurde – zusammenführt, ist ein aussergewöhnliches Zeugnis der Horaz-Handschriften des Übergangs vom 10. zum 11. Jahrhundert. Seine vielen Marginal- und Interlinear-Glossen, die häufig aus Notizen von Pseudo-Acro stammen, erklären Verse, deren metrische Genauigkeit und verbale Virtuosität gelobt wird. Die alphabetischen Tabellen und die Titel wurden im 14. Jahrhundert am Schluss des Buches angefügt.
Online seit: 21.12.2009
Die zahllosen Rand- und Interlinearglossen in CB 89 zeugen von der Wiederentdeckung der Werke des Horaz im 12. Jahrhundert. Die Abschrift wurde in Frankreich erstellt.
Online seit: 25.03.2009
Verschiedene Schreiber haben zu den Abschriften von Werken von Horaz, Vergil, Persius und Statius, die im CB 90 vereinigt sind, beigetragen. Diese humanistischen Schriften aus dem 15. Jahrhundert zeugen von der Rezeption der lateinischen Autoren im Italien der Renaissance. Zwei Blätter am Ende der Handschrift sind Palimpseste: ein Brief der Heroides von Ovid (von Sappho an Phaon) und ein Auszug der Epigramme von Martial, die auf den biblischen Text des Buches von Tobias übertragen wurden.
Online seit: 21.12.2009