Kurzcharakterisierung:Die in Bourges entstandene merowingische Sammelhandschrift ist aus ursprünglich sechs selbständigen Teilen zusammengesetzt, die von verschiedenen, oft nicht sehr geübten Händen in verschiedenen Etappen geschrieben wurden. Bei den knapp dreissig Einzelstücken handelt es sich mehrheitlich um Texte aus grammatikalischen, patristischen, komputistischen und medizinischen Schriften. Die längeren Stücke sind unterbrochen von zahlreichen weiteren Exzerpten, die teilweise auch in Tironischen Noten verfasst sind. Vom nur unvollständig erhaltenen dritten Teil befindet sich heute ein Quaternio in Paris (BN lat. 10756). Eine Besonderheit stellt der Palimpsest im fünften Teil dar, dessen darunterliegenden Texte vermutlich im 7. Jh. bzw. in der zweiten Hälfte des 5. Jh. in Italien entstanden sind.(mit)
Standardbeschreibung: Florian Mittenhuber, Gerald Schwedler and David Ganz, August 2015/February 2016 (aktualisiert 2023).
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Online seit: 17.03.2016
Bern, Burgerbibliothek, Cod. 611
Pergament · 153 ff. · 18-19 x 14-14.5 cm · Frankreich: Bourges · 1. Drittel 8. Jahrhundert (Palimpseste 5. und 7. Jahrhundert)
Sammelband: Merowingische Exzerpte aus grammatikalischen, patristischen, komputistischen und medizinischen Schriften
Wie zitieren:
Bern, Burgerbibliothek, Cod. 611, f. 86r – Sammelband: Merowingische Exzerpte aus grammatikalischen, patristischen, komputistischen und medizinischen Schriften (https://www.e-codices.ch/de/list/one/bbb/0611)
Redigiert von Florian Mittenhuber, Gerald Schwedler und David Ganz, August 2015/Februar 2016 (aktualisiert 2023).
Handschriftentitel: Sammelband: Merowingische Exzerpte aus grammatikalischen, patristischen, komputistischen und medizinischen Schriften.
Provenienz der Handschrift:
Vorbesitzer: Vermutlich Pierre Daniel (1530–1603) – in der abgelösten Urkunde des ehemaligen Spiegels (s. unten Einband) erwähnt.
Vorbesitzer des Pariser Fragmentes: Pithou, Pierre (1539–1596).
Vorbesitzer: Bongars, Jacques (1554–1612) – sein Namenszug Bongars f. 5r am rechten Rand und f. 153v unten. Durch die Schenkung von Jakob Graviseth 1632 in die Berner Bibliothek gelangt.
Kataloge:
Hortin, Samuel: Clavis bibliothecae Bongarsianae MDCXXXIIII. Bern 1634 [= BBB Cod. A 5], S. 39: [Sign.] XIX.9. [Nr.] XIV. Grammatica alia latina horribliter quoque scripta.
Wild, Marquard: Catalogus Librorum Bibliothecae Civicae Bernensis MDCIIIC. Bern 1697 [= BBB Cod. A 4] f. 35r: 611. Grammatica latina. 8°.
Engel, Samuel: Manuscripta A[nno] 1740. Bern 1740 [= BBB Mss.h.h. III 110], f. 40r: 611. Grammatica latina. Secul. 9., m[embr.].
Sinner, Johann Rudolf: Catalogus codicum mss. bibliothecae Bernensis, Bd. 1. Bern 1760, S. 382, 413–414, 448–451.
Hagen, Hermann: Catalogus Codicum Bernensium. Bern 1875, S. 479–483.
Pellegrin, Élisabeth: Notices de manuscrits (contenant de textes classiques latins de la Bibliothèque de la Bourgeoisie de Berne). Bern, um 1960 [unpubliziertes Typoskript].
Literatur zur Handschrift:
Arndt, Wilhelm (Hg.): Schrifttafeln zur Erlernung der lateinischen Palaeographie. 1. Aufl. Berlin 1897, hier S. 14–15 und Tafel 35 (zu f. 72v und 98r).
Bischoff, Bernhard: Katalog der festländischen Handschriften des neunten Jahrhunderts. Teil I: Aachen – Lambach. Wiesbaden 1998, hier S. 131 (Nr. 609a).
Borst, Arno: Schriften zur Komputistik im Frankenreich von 721–818. Hannover 2006, hier S. 218–219.
Fondation Martin Bodmer (Hg. Gérald d’Andiran, et al.): Early medicine, from the body to the stars. Basel 2010, hier S. 282 (Nr. 88).
Ganz: David: In the Circle of the Bishop of Bourges: Bern 611 and Late Merovingian Culture, in: Esders, Stefan, et al. [Hgg.]: East and West in the Early Middle Ages: The Merovingian Kingdoms in Mediterranean Perspective. Cambridge 2019), S. 265–280.
Ganz, David: Tironische Noten. Wiesbaden 1990, hier S. 41–42.
Haelewyck, Jean-Claude: Evangelium secundum Marcum, fasc. 1: introduction. Freiburg 2013. [= Vetus Latina. Die Reste der Altlateinischen Bibel, Nr. 17], hier S. 14.
Homburger, Otto: Die illustrierten Handschriften der Burgerbibliothek Bern. Bd. 1. Bern 1962, hier S. 21–23.
Lowe, Elias Avery: Codices Latini antiquiores. A palaeographical guide to Latin manuscripts prior to the ninth century. Oxford 1934–1971, hier Bd. V: France: Paris (1950), S. 25 (Nr. 604); Bd. VII: Switzerland (1956), S. 9–10 (Nr. 604, 604a–e, 866–867).
Mostert, Marco: The library of Fleury. A provisional List of Manuscripts. Hilversum 1989, S. 81–82 (Nr. 222–223) sowie S. 228 (Nr. 1167).
Scarpatetti, Beat Matthias von: Katalog der datierten Handschriften in der Schweiz in lateinischer Schrift vom Anfang des Mittelalters bis 1550. Bd. 2: Die Handschriften der Bibliotheken Bern – Porrentruy. Dietikon–Zürich 1983, Textbd. S. 26, Tafelbd. S. 5.
Strecker, Karl: Rhythmi aevi merovingici et carolini. Berlin 1923 [MGH, Poetae IV,2], hier S. 734.
Wellhausen, Adelheid: Die lateinische Übersetzung der Historia Lausiaca des Palladius. Berlin 2003, hier S. 356–358.
Kodikologische Einheit:
A: Codex
Entstehungsort: Frankreich: Bourges; Ostfrankreich (CLA, Homburger, Bischoff); die Zuschreibung von früheren Autoren nach Corbie oder Luxeuil (IHRT) bzw. nach Fleury (Traube, Schmitz, Carey) wird heute abgelehnt (Mostert, u.a.).
Entstehungszeit: 1. Drittel 8. Jh.; Teil 4 (f. 94–115) ist datiert auf das Jahr 727; vgl. die Inschrift auf f. 96v: Iterum a principio mundi usque in presente anno in unum collecti fiunt anni |V| DCCCCXXVIII [= Jahr 5928 der Zeitrechnung des Hieronymus] et restant adhuc de isto sexto miliario anni LXXII indictione X. Die Ostertafel f. 96r ist erstellt für die Jahre 727–748.
Beschreibstoff: Pergament, bisweilen dick und hart, teils grob und mit Mängeln (Teil IV), teils jedoch gut bearbeitet (Teil III).
Umfang:
153 Blätter
Format: 18–19 x 14–14,5 cm; Blattränder unregelmässig.
Seitennummerierung: Moderne Foliierung: 1–153; Reste einer älteren (wohl 16. Jh.), auf f. 5 beginnenden Foliierung in römischen Ziffern, z.B. f. 20r: XVI.
Lagenstruktur:
2 (III+2)16 [f. 3 und 6, 11 und 14 sind Einzelblätter]+ (I+1)19 [f. 17 ist gefalzt, an f. 18 angehängt, aber separat geheftet]+ (IV-1)26 rechte Hälfte des innersten Doppelblattes fehlt] + IV34 + (III+1)41 [Ansetzfalz von f. 35 abgebrochen, klebt an f. 41] + 2 IV57 + (IV+1)66 [f. 66 ist mit Falz an f. 57 fixiert, gehört aber zur folgenden Lage] + 2 III78 + IV86 + (III+1)93 [f. 89 einzeln] + III99 + IV107 + III113 + I115 + 3 IV139 + I141 + II145 + IV153. Lagen meist Ternionen oder Quaternionen, z.T. schon bei der Anlage mit Einzelblättern durchsetzt.
In Teil III Lagenzählung jeweils auf dem letzten verso unten rechts in groben römischen Kustoden: I (f. 49v), II (f. 57v), III (f. 65v), VIII (f. 86v) – es fehlen also hier das letzte Blatt von Lage IV, die gesamte Lage V, von Lage VII das erste und letzte Blatt; der Pariser, aus der Sammlung von Pierre Pithou stammende Quaternio, der die Lagenbezeichnung VI trägt, ist ursprünglich, vor der Erwerbung durch Bongars, auf f. 72 des Bernensis gefolgt.
Zustand: Der Codex erfuhr in seiner Geschichte mehrere Eingriffe, bei denen Teile entfernt (z.B. Ende des 16. Jh. die heute in Paris, Bibliothèque Nationale, lat. 10756 befindliche Lage, vgl. oben Provenienz) bzw. das Buch auseinandergenommen und wieder zusammengesetzt wurden; in neuerer Zeit sind folgende dokumentiert:
a) In den 1940er Jahren (laut Pellegrin: 1937) nahm Johann Lindt, Bern, den ursprünglichen Band auseinander und es wurden jeweils mehrere Lagen zu insgesamt 6 Heften vereinigt. Die verschiedenen, durch Papierumschläge geschützten Hefte (I: f. 1–19; II: f. 20–41; III: f. 42–93; IV: f. 94–115; V: f. 116–139; VI f. 140–153) sind danach offenbar lose in den alten Einband eingelegt worden. Aufgrund der Beschriftung der Papierumschläge geschahen die Arbeiten möglicherweise bereits in Zusammenhang mit den Arbeiten für Lowes Codices Latini Antiquiores (= CLA). – Die französische Urkunde im Spiegel des alten Einbandes wurde herausgelöst und in der Sammlung J. Lindt aufbewahrt; sie wurde jedoch erst 1997 unter der Signatur Cod. 847.9 aufgestellt.
b) Bei der Restaurierung März–September 1987 wurden die einzelnen Hefte aufgelöst und die Lagen in einem neuen Einband wieder zu einem Codex vereinigt. Im selben Zuge wurden das Pergament gereinigt und plan gelegt sowie Risse und Fehlstellen angefasert oder mit Japanpapier geschlossen.
Seiteneinrichtung:
I (f. 1–19): Zweispaltig, Schriftspiegel 18 x 12,5 (5–6) cm, 25–27 Zeilen; Blindlinierung auf der Haarseite, mehrere Doppelblätter aufs Mal, vor dem Falten; einfache Linien zur Begrenzung des Schriftraumes, in der Mitte der Seite geritzt; unregelmässige Anordnung von Haar- und Fleischseiten.
II (f. 20–41): Einspaltig, Schriftspiegel 14 x 12 cm, 16–17 Zeilen; Blindlinierung auf der Haarseite, je 4 Doppelblätter aufs Mal, vor dem Falten; einfache Linien zur Begrenzung des Schriftraumes, Punktierung in der Mitte; regelmässige Anordnung der Seiten (Haarseiten aussen, so dass Haar- und Fleischseiten jeweils gegeneinander liegen).
III (f. 42–93): Einspaltig, Schriftspiegel 14–17,5 x 12 cm, 14–27 (f. 91v: 36) Zeilen; Blindlinierung unregelmässig; einfache Linien zur Begrenzung des Schriftraumes, Punktierung am äusseren Rand; unregelmässige Anordnung von Haar- und Fleischseiten. – Zum Teil in Paris lat. 10576, f. 62–69, vgl. CLA V, Nr. 604.
IV (f. 94–115): Einspaltig, Schriftspiegel 17–17,5 x 13 cm, 26–27 Zeilen; Blindlinierung vor dem Falten, jeweils eine Lage aufs Mal; einfache Linien zur Begrenzung des Schriftraumes, Punktierung in der Mitte; unregelmässige Anordnung von Haar- und Fleischseiten.
V (f. 116–145): Einspaltig, Schriftspiegel 15–17 x 10,5–11 cm, 18–19 (f. 139r–v: 27) Zeilen; Blindlinierung unregelmässig; einfache Linien zur Begrenzung des Schriftraumes, Punktierung am äusseren Rand; regelmässige Anordnung (Haarseiten aussen).
VI (f. 146–153): Einspaltig, Schriftspiegel 16,5 x 12,5 cm, 25 Zeilen; Blindlinierung auf der Haarseite, je 4 Doppelblätter aufs Mal, vor dem Falten; einfache Linien zur Begrenzung des Schriftraumes, Punktierung am äusseren Rand; unregelmässige Anordnung von Haar- und Fleischseiten.
Schrift und Hände:
I (f. 1–19): Merowingische Kursive; rostbraune Tinte. Wenige tironische Noten (f. 12r).
II (f. 20–41): Eher flüchtige vorkarolingische Minuskel französischen Typs, mit zahlreichen Ligaturen; Anklänge an die merowingische Urkundenschrift; braune Tinte. Der Schreiber von f. 40v unten – 41v ist derselbe wie auf f. 138v–140v.
III (f. 42–93): Zweischichtig. Die erste Schicht bilden die Texte auf f. 42v-85v (Nr. 8-11, 13-14 und 16), mit dem zugehörigen Inhaltsverzeichnis f. 92v/93r (Nr. 18), sowie in Paris lat. 10756, f. 62r-64r (Formulae Bituricenses 1-5): Merowingische Kursive; olivbraune Tinte. Unzialis auf f. 81v/82r und 92v/93r und in den Überschriften, Halb-Unzialis auf f. 68v/69r; „Lozenge-shaped O“ (CLA VII, Nr. 604) auf f. 50v, 66v. - Die zweite Schicht bilden einige Randbemerkungen, die Ergänzungen auf f. 80v/81r, 82v und 86v-92r (Texte Nr. 12, 15 und 17), sowie in Paris lat. 10756, f. 64r-69v: Merowingische Kursive und tironische Noten, in schwankendem Mischungsverhältnis, farblich abgesetzt; hellbraune und schwarze Tinte. Die Schrifttypen der zweiten Schicht zeigen engere Verwandtschaft mit Teil I (Texte Nr. 1-2), mit den Nachträgen am Übergang zwischen den Teilen II und III (f. 40v-42r, Texte Nr. 6-7), mit dem Anfang von Teil IV (f. 94r-100r, Texte Nr. 20-23) sowie einem Abschnitt von Teil V (f. 138v-140r). – Zum Teil in Paris lat. 10576, f. 62–69, vgl. CLA V, Nr. 604.
IV (f. 94–115): Mehr oder weniger kursive vorkarolingische Minuskel französischen Typs, von verschiedenen Händen geschrieben. Tinte in verschiedenen Brauntönen. Am Beginn von Abschnitten häufig ein Kreuz, z.B. f. 94r, 98r.
V (f. 116–145): Kursive (Urkunden-)Minuskel, braune Tinte. f. 116v/117r: Unzialis für das Inhaltsverzeichnis des Physiologus und den Anfang von Kapitel 1. – Zur Hand auf f. 138v–140v vgl. oben Teil II.
VI (f. 146–153): Rohe vorkarolingische Minuskel französischen Typs; braune Tinte.
Buchschmuck:
I (f. 1–19): Einfache schwarze Initialen, einige kalligraphisch gestaltet, so f. 4r: G, 5r: J mit ausgespartem Bandgeflecht, 8r: M aus Doppelstrichen, mit spiraligen Enden, 13r: R, 17r: Y. Zwischen den mit dem gleichen Buchstaben beginnenden Wortgruppen sind höchst primitive, waagrechte Zierleisten eingefügt; sie sind aus zwei oder mehreren sich kreuzenden oder überholenden Wellenlinien oder aus nebeneinander gereihten Häkchen gebildet (f. 4r, 7r, 8r, 13r, 18r).
II (f. 20–41): Einfache grosse schwarze oder braune Initialen, z.B. f. 20rP, 26rD; Initiale D auf f. 40r gespalten.
III (f. 42–93): Einfache braune Initialen, teilweise mit Rot oder Schwarz überstrichen, z.B. f. 42v, 50v, 57v etc.; auf f. 81vA mit symmetrischen Spiralendigungen. – Zur Windkarte f. 93v vgl. unten Inhalt. – Zum Teil in Paris lat. 10576, f. 62–69, vgl. CLA V, Nr. 604.
IV (f. 94–115): Titel in roter oder schwarzer Unzialis; grosse „hohle“ Kapitalen mit Tönen von Rot oder Grün gefüllt, z.B. f. 94v (stark nach links geneigtes Q), 99r–v, 101r.
V (f. 116–145): Titel auf f. 116v in roter Capitalis und Unzialis; Kapitelüberschriften und –anfänge ebenfalls in roter Unzialis; ansonsten einfache schwarze Initialen, auf f. 124v ein Zierbedürfnis verratende Initialen T und S.
VI (f. 146–153): Incipits rot und schwarz, teilweise in ungelenker Unzialis.
Spätere Ergänzungen: Zu den gleichzeitigen oder etwas jüngeren Ergänzungen und zu den karolingischen Nachträgen s. unten Inhalt. 5r in der rechten Spalte schwarzer Rundstempel Bibliotheca Bernensis, 27 mm (um 1700).
Einband:
Restaurierungseinband 1987: weisses Schweinsleder auf Pappdeckel (19,5 x 15 cm). Buchblock auf 3 Bünde geheftet, Rückenüberklebung und Spiegel aus Pergament; keine Kapitalen; zwei Baumwollbändel zum Binden. Kein Rückentitel, unten modernes Signaturschild Mscpt. 611. Keine Vorsatz- und Nachsatzblätter.
Vom Vorgängereinband (16. Jh.) ist der mit gepresstem Ornament verzierte, braune Lederrücken (Höhe 19,5 cm, auf rohe Kartondeckel geklebt) erhalten, ferner 3 doppelte Hanfbünde sowie am oberen Rand Reste des braun und blau umstochenen Kapitals auf einem unbestimmten Gewebe. Kein Rückentitel, unten modernes Signaturschild Mscpt. 611. Je 3 Vorsatzblätter (das erste bzw. letzte in den Spiegel geklebt) mit Wasserzeichen (Quadriertes Wappen mit Herzschild und den Insignien des Goldenen Vlieses), das auf Zeeland (westlich Rotterdam) hinweist; vgl. Monumenta Chartae papyraceae Historiam illustrantia I (1950), Watermarks by Edward Heawood, hier Nr. 484, Taf. 80.
Aus dem vorderen und hinteren Spiegel stammen zwei, heute unter der Signatur Cod. 847.9 aufbewahrte Fragmente einer französischen Notariatsurkunde vom 30.7.1571 (Format zusammengesetzt 21 x 23,5 cm, 16 Zeilen): [C]omme Maître Pierre Danyel, avocat au parlement, confesse … L’an mil cinq cents soixante et onze [ce] trentiesme et penultime jour de Juillet.
Inhaltsangabe:
1.
Glossarium latinum, alphabetisch D–Z. Edition:
unediert 1ra–18vaGlossarium latinum. (5r)
Hamens i. ebrius stupidus. … Hactenus i. usque nunc. Harundo i. sagitta …–…
Zacharia memor Dei vel memoria Domini. Zarda abalienatus. Bemerkungen:
Die ersten 4 Blätter (Buchstaben D–H) sind nur fragmentarisch erhalten. Zahlreiche Glossen sind gemeinsam mit dem sog. Abba-Glossar der Stiftsbibliothek Sankt Gallen, Cod. Sang. 912, vgl. die Edition von Warren, Minton: On Latin Glossaries, with Especial Reference to the Codex Sangallensis 912, in: Transactions of the American Philological Association 15 (1884), S. 141–187. Literatur: Goetz, Georg: De glossariorum latinorum origine et fatis [= Corpus glossariorum latinorum, Bd. 1]. Leipzig 1923, hier S. 296–297. Krotz, Elke: Auf den Spuren des althochdeutschen Isidor. Studien zur Pariser Handschrift, den Monseer Fragmenten und zum Codex Junius 25; mit einer Neuedition des Glossars Jc. Heidelberg 2002, hier S. 282.
2.
Glossarium latinum, alphabetisch A–H. Edition:
unediert 18va–19rbGlossarium latinum.Agellus modicus ager. Animadvertite intelligite …–…
Habae salutatio. Hiacintus flos purporium. Hianeo … Hilico … Bemerkung: 19r, am rechten Rand und unten (kopfstehend) Namen von Männern, die etwas gaben (dederunt) bzw. nicht gaben (non).
3.
Prognosticon. Edition: Liuzza, Roy Michael: Anglo-Saxon Prognostics: An Edition and Study of Texts from London, British Library, MS Cotton Tiberius A.iii. Cambridge 2010. 19v–20rPrognosticon.Capitulacio triginta capitum. L. I qui natus fuerit vitalis erit, L. II mediocris erit, L. III morosus erit …–…
L. XXVIIII bonus et providus erit, L. XXX neglegentias multas facit.
(nach British Library, MS Harley 3017, f. 58v–59r).
Liuzza 2010, S. 158–163 (ohne Kenntnis von Cod. Bern 611). Bemerkungen:
Späterer Zusatz: Flüchtige Minuskel, 3. Drittel 9. Jh. (Bischoff 1998). – Offenbar derselbe Text in British Library, Cotton Tiberius A.iii (Mitte 9. Jh.); Harley 3017 (2. Hälfte 9. Jh.); Cotton Titus D.xxvi, xxvii (1. Hälfte 9. Jh.); Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 235 (11. Jh.).
4.
Isidorus: Etymologiae V,39 (Exzerpt). Editionen:
PL: Migne, Jacques-Paul (Hg.): Sancti Isidori Hispalensis episcopi opera omnia. Bd. 3+4. Paris 1850 [= Patrologiae cursus completus ... Series Latina Bd. 82]. Lindsay, Wallace M.: Isidori Hispalensis episcopi Etymologiarum sive Originum libri XX. 2 Bde. Oxford 1911. 20v–26rIsidorus: Etymologiae V,39,1–42.Prima aetas mundi in exordio suo continet creationem mundi …–…
est cognitum. Explicit feliciter hoc temporum in Domino breviarium.
PL 82, 224A–228D; Lindsay (1911), ad loc.
5.
Isidorus: Etymologiae IX,2 (Exzerpt). Editionen:
PL: Migne, Jacques-Paul (Hg.): Sancti Isidori Hispalensis episcopi opera omnia. Bd. 3+4. Paris 1850 [= Patrologiae cursus completus ... Series Latina Bd. 82]. Lindsay, Wallace M.: Isidori Hispalensis episcopi Etymologiarum sive Originum libri XX. 2 Bde. Oxford 1911. 26r–40vIsidorus Etymologiae IX,2,2–135.De divisione gentium pauca dicamus. Gentes a quibus divisa est terra haec sunt. De Iafeth XV …–…
quos fabulae ab Iove bello fuisse superatos atque extinctos fingunt propter quod de caelo iactis fulmenibus interierunt. Hec pauca de pluribus gentibus dicta sufficiant. Explicit in Domino feliciter. Amen.
PL 82, 328B–341C; Lindsay (1911), ad loc. Literatur: Philipp, Hans: Die historisch-geographischen Quellen in den Etymologiae des Isidorus von Sevilla. Heft 2. Berlin 1913, hier S. 4.
6.
Palladius: Historia Lausiaca (Exzerpt). Edition: Wellhausen, Adelheid: Die lateinische Übersetzung der Historia Lausiaca des Palladius. Berlin 2003. Cranenburgh, Henri van: La "Regula angeli" dans la vie latine de Saint Pachôme, in: Le Muséon 76 (1963), S. 165–194. 40v–41vPalladius: Historia Lausiaca 32,1–13.De libro qui apellatur Paradisus. Quomodo beatus Pagomeus angelo dictanti regulam suis monacis invexit. [T]Abenenses nomene in Tebaida provincia dicitur locus, in quo Pagomeus quidam fuit vir iustus et Dei tutus in tantum, ut per divinam gratiam nosset futuram ut angelicam etiam visionem fruiretur …–…
in quo Pagomius ipse degebat, ex quo videtur et cetera monasteria [procerata] … Wellhausen 2003, S. 591–595 (Version 1a); van Cranenburgh (1963), S. 172–178. Bemerkungen:
Zu Pachomius und seiner Regel; später hinzugefügt. – Hagens Textschluss auf f. 41r unten / 41v oben.
7.
Carmen de ventis. Editionen: Alberto, Paulo Farmhouse: The Textual Tradition of the Carmen de ventis (AL 484): Some Preliminary Conclusions with a New Edition, in: Aevum. Rassegna di scienze storiche, linguistiche e filologiche 83 (2009), S. 341–375. Riese, Alexander (Hg.): Anthologia Latina, Bd. I,1–2. 2. Auflage. Leipzig 1894/1906. 42rCarmen de ventis.Quattuor a quadro consurgunt limite venti …–…
Argestem quem graia suo vocat ore ecamena. Explicit. Alberto 2009, S. 373–375; Riese (1906), S. 7–8 (Nr. 484). Bemerkung:
Später hinzugefügt.
8.– 9.
Asper minor: Ars grammatica. Edition: Hagen, Hermann: Anecdota Helvetica quae ad grammaticam latinam spectant ex Bibliothecis Turicensi, Einsidlensi, Bernensi [= Keil, Heinrich: Grammatici Latini, Bd. 8]. Leipzig 1870 (Nachdruck Hildesheim 1961). 42v–72rAsper minor: Ars grammatica.Partes orationis quot sunt octo, quae nomen, pronomen, verbum … – … et si qua sunt similia. (71r) Declinationes nominum V haec sunt …–…
canicies et his similia; links oben die Kapitelzählung I (vgl. die Inhaltsangabe f. 92v). Hagen 1870, S. 39–61, LXXXI–LXXXIII. Bemerkung:
f. 57v kopfständige Anmerkung am unteren Rand, in Urkundenschrift (schwarze Tinte): cum dicerem diceres diceret. f. 62v Korrekturvermerk am oberen Rand (hellbraune Tinte): vere veraciter. Der Schluss von f. 71r an scheint nur in Cod. 611 überliefert zu sein. Literatur: Holtz, Louis: Donat et la tradition de l’enseignement grammatical; étude sur l’"Ars Donati" et sa diffusion (IVe-IXe siècle) et édition critique. Paris 1981, hier S. 278–279, 286, 432.
10.
Isidorus: Etymologiae I,22 (Exzerpt). Editionen:
PL: Migne, Jacques-Paul (Hg.): Sancti Isidori Hispalensis episcopi opera omnia. Bd. 3+4. Paris 1850 [= Patrologiae cursus completus ... Series Latina Bd. 82]. Lindsay, Wallace M.: Isidori Hispalensis episcopi Etymologiarum sive Originum libri XX. 2 Bde. Oxford 1911. 72vIsidorus: Etymologiae I,22,1–2.De notis vulgaribus. Vulgares notas Sennius primus mille et centum invenit. Romae primus Tullius Tyro Ciceronis libertus …–…
et ad noticiam legentium revocent quas qui didicerent proprie notarii vocantur.
Am linken Rand: Lucius Annius Senica qui notas conposuit de Grecis fuit et magister Neronis imperatoris erat; darüber die Kapitelzählung II (vgl. die Inhaltsangabe f. 92v).
PL 82, 98C–99A; Lindsay (1911), ad loc. Bemerkung:
Randnotiz in einem Schrifttypus der zweiten Schicht: alicubi invenitur [tironische Noten]. Lucius Annius Senica qui notas conposuit de grecis fuit et magister Neronis imperatoris erat.
Nach f. 72 ist die gesamte Lage V verloren; zum Inhalt vgl. die Angaben auf f. 92v–93r. Lage VI ist erhalten im Membrum disiectum: Paris Bibliothèque Nationale lat. 10756, f. 62–69: http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b9065920c/f64.image.r=10756.langDE Inhalt:
62r–64r (oben)Formulae Bituricenses 1–5.Carta conmutationis. XI. Quod convenientibus partibus placida definitione convenerit … (62v) Praecaria. XII. Domnis suis illo et illae … (63r) Mandatum. XIII … Domino magnifico fratri illo … Securitas. XIIII. In Christo filio illo ille episcopus … (63v) Ad archepresbeterum instituendum. XV. In Christo venerabile fratre illo …–…
tibi committantur. Zeumer, Karl (Hg.): Formulae merowingici et karolini aevi accedunt ordines iudiciorum Dei. Hannover 1886 [= MGH, Leges, Bd. 5], hier S. 169–170; Pardessus, Jean-Marie: Notice sur les manuscrits de formules relatives au droit observé dans l’empire des Francs, suivis de quatorze formules inédites, in: Bibliothèque de l’École des Chartes 4 (1843), hier S. 10–11, 20–22.
62r-63r auf den unteren Rändern 13 Zeilen tironische Noten (unediert).
64r (Mitte)Hieronymus: Contra Vigilantium 14 (Exzerpt)
[5 Zeilen in Tironischen Noten].
PL 23, 350; Transkription: Schmitz, Wilhelm: Tironianum, in: Leroux, Ernest (Hg.): Mélanges Julien Havet: recueil de travaux d’érudition dédiés à la mémoire de Julien Havet (1853–1893). Paris 1895, S. 77–80, hier S. 79.
64r (unten)Formulae Bituricenses 6.Anno 14. regni domni ill. gloriosissimi regis …–…
tibi ex more tradatur. Zeumer (wie oben) S. 170-171.
64v–66vCyclus decennovalis.Kal. Ian. Luna VIIII, Kal. Feb. L[una] X …–…
Kal. Nov. L[una] VII, Kal. Dec. L[una] VIII. Explicit Decemnovalis cyclus.
Ähnlich Borst, Arno: Schriften zur Komputistik im Frankenreich von 721–818. Hannover 2006, hier S. 496–507 (mit Abweichungen).
66v–67rCyclus decennovalis.Incipit lunaris decennovalis cum fuerit supp (?) iteretur a capite Deo iubente. Parte quaedam de cyclo Victurii, hoc est de anno quarto regni …–…
Rog. ubi facit Mad. dies XXIII, hoc est X. Kal. Iun. Krusch, Bruno: Chronologisches aus Handschriften, in: Neues Archiv der Gesellschaft für Ältere Deutsche Geschichtskunde 10 (1885), S. 81–94, hier S. 93.
67v–68rGedicht zu Schaffung und Ende der Welt
[teilweise in Tironischen Noten].
Cantemus Domino, Christo cantemus honorem …–…
Scriptura et verbis finem nunc carmina ponant.
Transkription: Chatelain, Emile: Introduction à la lecture des notes tironiennes. Paris (1900), S. 226–229 und Tafel XII.
68vAstrologische Notizen.Incipit de egris quis qualis luna (?) … utrum vitalis … an mortalis sit. … Luna I. longit. infirmatur diu …–…
Luna XXX. quasi mortuus, vivet. Explicit.
– Vgl. ZB Zürich, Cod. Car. C 176, f. 238v, beschrieben von Leo Cunibert Mohlberg: Katalog der Handschriften der Zentralbibliothek Zürich I. Mittelalterliche Handschriften. Zürich 1952, hier S. 148.
68v–69rDionysius Exiguus: De paschate, arg. 16.Incipit ratio bissexti. Non illum diem fieri, ut quidam putant …–…
quia bissexti Kal. Martii habet Februarius.
PL 67, 506C–507A.
69vGregorius Magnus: Regula pastoralis III,12 (= Taio: Sententiae III,52)
[ganze Seite in Tironischen Noten].
PL 77, 66D–68A (= PL 80, 908B–909A); Transkription: Schmitz, Wilhelm: Tironische Noten aus der Pariser lateinischen Handschrift 10756, in: Franz Xaver Gabelsberger und seine Kunst. München 1890, S. 116–120, hier S. 117–120.
11.
Aenigmata Bernensia. Editionen: Glorie, Fr.: Variae collectiones aenigmatum merovingicae aetatis. Turnhout 1968 [= CCSL 133A]. Strecker, Karl: Rhythmi aevi merovingici et carolini. Berlin 1923 [= MGH, Poetae IV,2]. Riese, Alexander (Hg.): Anthologia Latina, Bd. I,1–2. 2. Auflage. Leipzig 1894/1906. 73r–80vAenigmata Bernensia.[De lucerna] … [osten]dere possunt, patulo sed flammas ore produco coruscas …
[De umbra] … corpus a longe, positus et iuxta totam me numquam videbit. Glorie (1968), S. 548–608; Strecker (1923), S. 737–758; Riese (1894), S. 351–370 = Riese (1869), S. 296–304 (Nr. 481); vgl. Manitius, HdAW 9,2,1 (1911), S. 192–193 sowie www.enigmata.ch. Bemerkungen:
Der Text ist unvollständig (vor f. 73 sind das erste Blatt, nach f. 78 das letzte Blatt von Lage 7 ausgefallen): er enthält nur die Rätsel 2–3, 5–6, 8–9, 12–13, 11, 14–15, 17–27, 29–30, 32, 34–36 sowie 56–60, 62 und 61; zum ursprünglichen Inhalt vgl. die Angaben auf f. 92v–93r (unten Nr. 18).
Gleichzeitiger Nachtrag am unteren Rand von f. 77v–78r: griechisches Alphabet einschließlich der Sonderbuchstaben mit Zahlbedeutung, erklärt mit den Namen der Buchstaben und lateinischen Äquivalenten, sowie ein lateinisches Alphabet mit zugeordneten Zahlwerten. Literatur: Finch, Chauncey E.: The Riddles in Cod. Barb. Lat. 1717 and Newberry Case MS f 11, in: Manuscripta 17 (1973), S. 3–11. Finch, Chauncey E.: The Bern riddles in Codex Vat. Reg. Lat. 1553, in: Transactions of the American Philological Association 92 (1961), S. 145–155. Hagen, Hermann: Antike und mittelalterliche Räthselpoesie, mit Benutzung noch nicht veröffentlichter Quellen aus den Handschriften-Bibliotheken zu Bern und Einsiedeln. Biel 1869, S. 23–27.
12.
Sententiae, alphabetisch A–T. Editionen: Strecker, Karl: Rhythmi aevi merovingici et carolini. Berlin 1923 [= MGH, Poetae IV,2]. Meyer, Wilhelm: Lateinische Rhythmik und byzantinische Strophik, in: Nachrichten von der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen. Philologisch-historische Klasse. 1908, S. 213–222. 80v–81rSententiae, alphabetisch A–T.Agiusque igneus spiritus sanctissimus antequam fierit mundus …–…
Tantaque dona spiritus | miratur cunctus populus | Arabae maedus prosylitus | Judaeus atque barbarus | Romani atque advenae | Scythae et Assyrii. Strecker (1923), S. 648–651; Meyer (1908), S. 213–219. Bemerkung:
Zweite Schicht.
13.
Descriptio arcae Noae. Edition:
Vermutlich unediert. 81vDescriptio arcae Noae.XVIIII. Arca Noe dicitur habuisse in longitudine leuga et in latitudine aripennes X et in altitudine aripennes V et in collectione cacumenis aripenne uno. Et unde dicitur et in cubito consummabis eam. Cubitus habet unam staturam hominis, id est pedes XXV ad geumetricam mensuram. Unum cubitum geumetrica Aegiptiorum sex nostra valere dicitur, aripennis unus habet dextras XXX, trecenti aripennes faciunt leugam; tristica sunt sedilia navium.
14.
Isidorus: Etymologiae XV,16 (Exzerpt). Editionen:
PL: Migne, Jacques-Paul (Hg.): Sancti Isidori Hispalensis episcopi opera omnia. Bd. 3+4. Paris 1850 [= Patrologiae cursus completus ... Series Latina Bd. 82]. Lindsay, Wallace M.: Isidori Hispalensis episcopi Etymologiarum sive Originum libri XX. 2 Bde. Oxford 1911. 81v–82rIsidorus: Etymologiae XV,16,2–3.XX.
Stadium unum habet aripennes duo semis. Item stadium unum habet pedes DCXXV. Unum stadium habet aripennes V. Stadium unum habet dextros CXXV. Item stadium unum habet aripennes II s(emis). Aripennis unus habet dextros XXX. Trecenti aripennes faciunt leuga. Hisodorus dicit. Stadium octava pars miliarii est constans passibus CXXV. Miliarium mille passibus terminatur habens pedes quinque milia.
Ähnlich PL 82, 557A; Lindsay (1911), ad loc.
15.
Hieronymus: Commentaria in Danielem 10,12 (Exzerpt). Editionen:
PL: Migne, Jacques-Paul (Hg.): Sancti Eusebii Hieronymi Stridonensis presbyteri opera omnia. Bd. 5. Paris 1845 [= Patrologiae cursus completus ... Series Latina Bd. 25]. Glorie, Fr.: Hieronymus: Commentariorum in Danielem libri III. Turnhout 1964 [= CCSL 75A]. 82rHieronymus: Commentaria in Danielem 10,12.Noli metuere Danihel quia ex die primo …–…
quod autem ait et ego ingressus sum ad verba tua hunc habet sensum: postquam tu coepisti bonis operibus et lacrimis atque ieiuniis Dei invocare misericordiam et ego habui occasionem ut ingrederer in conspectum Dei tui et orarem pro te.
PL 25, 555B–C; Glorie (1964), S. 892–893. Bemerkung:
Zweite Schicht.
16.
Galenus: Epistula De febribus. Editionen: Flammini, Giuseppe: L' Epistula pseudogalenica De febribus, in: Santini, Carlo/ Scivoletto, Nino (Hgg.): Prefazioni, prologhi, proemi di opere tecnico-scientifiche latine. Bd. III. Roma 1998, S. 237–257. Hagen, Hermann: De Oribasii versione latina Bernensi commentatio. Bern 1875. 82v–85vGalenus:
Epistula De febribus.XXI. Epistula Gallieni de febribus. Multa genera febrium nascuntur in hominibus ex mutationis temporum, aetate, labore, aebrietate, ex amaritudine et ex aliis multis causis …–…
potest elimentum ipsius fovendo diversa folia vini et appii, menta, beta et alias in aqua citando frequenter in ipso loco. Explecit. Flammini (1998), S. 245–247; Hagen (1875), S. 22–24. Bemerkungen:
Der Text von K.-D. Fischer’s Typ I auch in Paris, Bibliothèque nationale, lat. 11218 (8./9. Jh.), Berlin, Preussische Staatsbibliothek, Phillipps 1790 (1. Hälfte 9. Jh.) und St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 759 (1. Hälfte 9. Jh.); vgl. Sabbah, Guy, et al.: Bibliographie des textes médicaux latins. Antiquité et haut moyen âge. Saint-Etienne 1987, hier Nr. 273.
f. 84v Randnotiz (beschnitten) in einem Schrifttypus der zweiten Schicht: Constat enim homo ossibus CCXXXVIII. Yp[ocrates] dixit [tironische Note] si vis perfectus medicus esse semper time.
17.
Theologica varia.
(86r)
Hieronymus: Commentaria in Danielem, 5,19b
(Exzerpt).
Si autem Nabuchod[onsor] quos volebat interficiebat, quos volebat percutiebat …–…
in manu Dei non fuisse.
PL 25, 521A–B; Glorie (1964) [= CCSL 75A], S. 825.
(86r unten)
Taio Caesaraugustanus: Sententiae II,37
(Exzerpt).
Ipsi regnaverunt, et non ex me …–…
culmen regiminis rapiunt potius quam assequuntur. Aguilar Miquel, Julia (Hg.): Taionis Caesaraugustani Liber sententiarum. Turnhout 2022 [= CCSL 116A], S. 192;
PL 80, 832C.
(86v)
Epitaphienformeln für Äbtissinnen.
1.
hic tumulat artus … obviam Christo. 2. Hic requiescat bonae recordationis … fruatur refrigeria. Amen. 3. Hoc sacrata Deo … regnatura per aevum. Explicit. Bischoff, Bernhard: Epitaphienformeln für Äbtissinnen (Achtes Jahrhundert), in: Bischoff, Bernhard (Hg.): Anecdota novissima. Texte des 4. bis 16. Jahrhunderts. Stuttgart 1984, S. 150–153, hier S. 151–152.
(87r)
Prognosticon
für einen guten/schlechten Sommer/Winter [7 Zeilen in Tironischen Noten, Rest der Seite leer].
Transkription: Schmitz, Wilhelm: Schnellschriftliches aus der Berner Handschrift 611, in: Deutsche Stenographenzeitung 3 (1888), S. 360–362, 364 (Abb. I).
(87v)
Hieronymus: Commentaria in Matthaeum 5,12.42-43.29-30; 7,14; 10.26.29.37; 13,31.33; 16,27; 20,25; 22,18.34; 25,11; Commenataria in Ionam 2,2, Epistula 123,14
und weitere Exzerpte [mit einer kurzen Passage in tironischen Noten].
Non quaeras gloriam et non dolebis cum inglorius fueris …
PL 26, 35C, 41A, 39B, 48A, 66A, 66D, 68B, 89D, 91A, 121b, 144C, 163A, 166B, 186A; PL 25, 1131C; PL 22,1056. Transkription: Schmitz (1888), S. 362–363, 365 (Abb. II). Bemerkungen:
Zusammenstellung von über 20 Exzerpten aus den sogenannten Sententiae generales de opusculis sancti Hieronymi.
(88r)
Anonyme Kompilation von grammatischen Fragen und Antworten
[18 Zeilen in Tironischen Noten].
Transkription: Schmitz, (1888), S. 363-367 (Abb. III).
(88r Mitte)
Taio Caesaraugustanus: Sententiae, Epigramma.Epigramma operis subsequentis. Quisquis amas sacram lector addiscere legem | hunc nostri studii librum percurre legendo …–…
impiger adcurre careas ne proemia tanta | et picei fontis horrendas dispice flammas. Aguilar Miquel, Julia (Hg.): Taionis Caesaraugustani Liber sententiarum. Turnhout 2022 [= CCSL 116A], S. 11;
PL 80, 731; Hagen, Hermann: Carmina medii aevi maximam partem inedita. Bern 1877, S. 12.
(88r unten)
Taio Caesaraugustanus: Sententiae, Prologus
(Schluss).
Te quoque, mi venerabilis domine, deprecor omnesque sacratissimi fontis unda delibutos quibus lectio huius libelli placuerit …–…
aeternis solari merear refrigeriis. Aguilar Miquel (2022), S. 6–7;
PL 80, 730B.
(88v–89r)
Sacramentarium Gelasianum I,36: Praefatio orationis dominicae.Dominus et salvator noster discipulis suis petentibus quemadmodum orare deberent …–…
qui vivit et regnat cum Domino Patre omnipotente et spiritu sancto per omnia saecula saeculorum. Amen. Explicit.
(89r-v)
Sacramentarium Gelasianum I,34: Expositio evangeliorum.Expositio evangeliorum. In aurium apertionem ad electos. Aperturi vobis …–…
a Christo domino nostro percipere. Qui vivit et regnat in saecula saeculorum
[grosse Teile in tironischen Noten].
PL 74, 1091D–1093B; 1087A–1088C.
(89v Mitte)
Hieronymus: Vita sancti Pauli primi eremitae, cap. 17–18.Libet in fine opusculi interrogare …–…
multo magis eligeret tunicam Pauli cum meritis eius quam regum purpura cum regnis suis
[nahezu ausschliesslich in tironischen Noten].
PL 23, 28B–C.
(89v unten)
Gregorius Magnus: Moralia in Iob XII,52 (= Taio: Sententiae III,54).Praefixi dies singulis …–…
Indisciplinatis obviat mors. Gregorius Magnus: Regula pastoralis 3,11 (= Taio: Sententiae III,28). Admonendi sunt simplices ut sicut fallaciam … - … proferant. Gregorius Magnus: Moralia in Iob XIV,52 (= Taio: Sententiae III,44). Qui alienae [vitae] detractione … carnibus satiantur. Adriaen (1979), S. 663; PL 75, 1013C = Aguilar Miquel (2022), S. 321; 80, 910B; Judic, Bruno/ Rommel, Floribert: Grégoire Le Grand. Règle pastorale. 2 Bde. Paris 1992, hier S. 315; PL 77, 64C = Aguilar Miquel (2022), S. 282; PL 80, 886B; Adriaen (1979), S. 735; PL 75, 1070D = Aguilar Miquel (2022), S. 305; PL 80, 900A.
(90r oben)
Gregorius Magnus: Regula pastoralis, 3,4 (= Taio: Sententiae II,44).Dicendum est clericis ne praepositorum suorum vitam …–…
etiam cum recte reprehendenda iudicantur. Judic/ Rommel (1992), S. 277-284;
PL 77, 55C und 56B = Aguilar Miquel (2022), S. 210–211; PL 80, 844A–B (vgl. PL 83, 1156D).
(90r Mitte)
Isidorus: Sententiae III,57,1–4.6–7.De oppressoribus pauperum. Pauperum oppressores tunc se sciant …–…
dederit potestatem. Propterea in hac vita … flagellentur ab illis.
PL 83, 728B–729A.
(90v–91r)
Hieronymus: Commentaria in Isaiam XVI, 58; Isidorus: Etymologiae VI,19.63ff.; Augustinus: Enarrationes in Psalmos 96,15
[Exzerpte, grösstenteils in Tironischen Noten].
Transkription: Schmitz, Wilhelm: Notenschriftliches aus der Berner Handschrift 611, in: Commentationes Woelfflinianae. Leipzig 1891, hier S. 9–13.
(91v)
Iulianus Pomerius: De vita contemplativa II,7,6. III,29.nec ab ipsis confessa … – … ad gaudia sempiterna perveniant. … Tamdiu enim quis peccata sua … – … ut fragiles infirmari. … restringent aeterna ignis incendia. Nihil in hoc mundo …
qua perire alium cupit, incipiat.
PL 59, 451C–452B; 450C–D; 512A–B.
Bemerkung:
Zweite Hälfte fast ausschliesslich in Tironischen Noten (letzter Satz nicht identifiziert). Transkription: Legendre, Paul: Études tironiennes. Commentaire sur la VIème églogue de Virgile tiré d’un manuscrit de Chartres, in: Bibliothèque de l’École des Hautes Études 165 (1907), S. 48–50, mit handschriftlichen Anmerkungen zu den Tironischen Noten S. 85–87.
(92r)
Unidentifiziertes Homiliar:In Amos propheta scriptum est …
[danach 26 Zeilen in Tironischen Noten.]
Transkription: Mentz, Arthur: Die Tironischen Noten. Eine Geschichte der römischen Kurzschrift, in: Archiv für Urkundenforschung 17 (1942), S. 155–303, hier S. 217–219. Bemerkung:
Enthält Zitate aus Amos, Zacharias etc.; im Mittelteil Exzerpte aus Taio: Sententiae III, 34–35 (Aguilar Miquel 2022, S. 290-295; PL 80, 890C–891C).
18.
Inhaltsverzeichnis zu Teil III (f. 42–93). Edition: Hagen, Hermann: [Rezension zu: Anthologia sive poesis latinae supplementum (Riese 1869)], in: Jahrbücher für klassische Philologie, herausgegeben von Alfred Fleckeisen, 15 (1869), S. 727–736 [= Neue Jahrbücher für Philologie und Pädagogik, Jahrgang 39, Bd. 99]. 92v–93rInhaltsverzeichnis zu Teil III (f. 42–93).I. Ars Donati ab Aspero. II. De notis vulgaribus. III. Quid est antifrasin enigma, parabula, paradigma, prosa, bucolicum, epitalamia, trenos, epitafium, fabulas, sillogismis. IV. Confectio amforalis. V. Sermo de tribus magis. VI. De ponderibus et mensuris. VII. De drumeta vel citeris quaenam omnibus clarent. VIII. Pauca nomina. VIIII. De trebus principalibus linguis quibus spiritus sanctus appellatur. X. Indicolos diversos pauci. XI. Carta conmutationis. XII. Praecaria. XIII. Mandatum. XIIII. Securitas. XV. Ad archepresbyterum instituendum. [einige Leerzeilen] XVI. Quid sanctus Hieronimus de antidotis dixit. XVII. Differentias. XVIII. De olla, de lucerna, de sale, de mensa, de calice, de litteris. XVIIII. De Arca Noe. XX. De stadiis. XXI. Epistula Gallieni de febribus. Hagen (1869), 731–732.
18a.
Gregorius Magnus: Moralia in Iob V,22 (Exzerpt). Edition:
PL: Migne, Jacques-Paul (Hg.): Sancti Gregorii Papae I cognomento Magni opera omnia. Bd. 1. Paris 1849 [= Patrologiae cursus completus ... Series Latina Bd. 75]. Adriaen, Marcus: Sancti Gregorii Magni moralia in Iob. Libri I–XXV. 3 Bde. Turnhout 1979-1985 [= CCSL 143]. 92v untenGregorius Magnus: Moralia in Iob V,22.
(Ein Wort unleserlich)
modo se sicut est perditus humanis sensibus … – … sub virtutis specie palliatur. Antiquus hostis …–…
si autem resistitur, quasi formica atteritur. Adriaen (1979), S. 248; PL 75, 702B–D.
19.
Windkarte. 93v Auf der letzten leeren Seite des 3. Teils ist eine geostete Windkarte aus Isidor: De natura rerum wiedergegeben; die Namen der Winde sind in der Randzone des Kreises zu dreien übersichtlich angeordnet. Die sorgfältige, in Braun ausgeführte Zeichnung, wie die auffallend hochstehende Schrift und Orthographie der griechischen Namen führen zur Annahme, dass die Zeichnung erst in karolingischer Zeit ausgeführt worden ist. Das blaue T, das in das leergelassene Innenfeld des Kreises flüchtig eingezeichnet worden ist, lässt darauf schliessen, dass ein späterer Besitzer eine T-förmige Erdkarte mit der Scheibe der Winde verbinden wollte.
20.
Computus Paschalis anni 727. Editionen: Borst, Arno: Schriften zur Komputistik im Frankenreich von 721–818. Hannover 2006, hier S. 350–374. Krusch, Bruno: Der merovingische Computus Paschalis vom Jahre 727 n. Chr. (Cod. Bern. 611), in: Studien zur christlich-mittelalterlichen Chronologie. Berlin 1938. [Abhandlungen der preussischen Akademie der Wissenschaften, phil.-hist. Klasse 8 (1937)]. 94r–96vComputus Paschalis anni 727 [= Dial. Burg. cap. 1–17].
Alius interrogare volo de ratione conpoti. Conpotus quibus modis vocatur. Solvitur ratio: apud Ebreus conpotus mina vocatur, apud Grecos ciclus dicitur, apud Aegyptius latercus apellatur, apud Macidonis calculus vocatur, cum Latinis viro conpotus dicitur …–…
Iterum a principio mundi usque in presente anno in unum collecti fiunt anni |V| DCCCCXXVIII, et restant adhuc de isto sexto miliario anni LXXII indictione X. Danach Interrogatio et responsio.Homo pro quid dicitur. R[esponsio]:homo dictus ab [h]umo quia de limo terre factus (vgl. Isidor, Etym. XI,1,4). Borst 2006, S. 353–374; Krusch 1938, S. 53–57 (Anlage I). Bemerkung:
Einziger Textzeuge. Der Text ist hier buchstabengetreu wiedergegeben; eine sprachlich geglättete Version bei Borst, a.a.O. Literatur: Borst, Arno: Computus. Zeit und Zahl in der Geschichte Europas. Berlin 1990, S. 40–41. Cordoliani, Alfred: Les plus anciens manuscrits de comput ecclésiastique de la Bibliothèque de Berne, in: Zeitschrift für Schweizerische Kirchengeschichte 51 (1957), S. 101–112, hier S. 101–104. Warntjes, Immo: The Munich Computus: Text and Translation. Irish Computistics between Isidore of Seville and the Venerable Bede and its Reception in Carolingian Times. Stuttgart 2010 [Sudhoffs Archiv. Beihefte 59], hier S. XXIV–XXV.
21.
Isidorus: De ecclestiasticis officiis I,11,4–12,7 (Exzerpt). Editionen:
PL: Migne, Jacques-Paul (Hg.): Sancti Isidori Hispalensis episcopi opera omnia. Bd. 5. Paris 1862 [= Patrologiae cursus completus ... Series Latina Bd. 83]. Lawson, Christopher M.: Sancti Isidori episcopi Hispalensis De ecclesiasticis officiis. Turnhout 1989 [= CCSL 113]. 97r–vIsidorus:
De ecclestiasticis officiis I,11,4–12,7.Sanctus Isidorus in libro suo officiorum … Hii sunt Moysi libri V …–…
ut meminit sanctus Augustinus infinitus est numerus.
PL 83, 746A–748B; Lawson (1989), S. 10–13.
22.
Gregorius Magnus: Epistula IX,213. Editionen:
PL: Migne, Jacques-Paul (Hg.): Sancti Gregorii Papae I cognomento Magni opera omnia. Bd. 3. Paris 1849 [= Patrologiae cursus completus ... Series Latina Bd. 77]. Hartmann, Ludwig: Gregorii Papae registrum epistolarum II. Berlin 1899 [= MGH, Epistulae 2].
Norberg, Dag: Gregorius Magnus. Registrum epistularum Libri VIII–XIV. Appendix. Turnhout 1982 [= CCSL 140A]. 98r–99rGregorius Magnus:
Epistula IX,213.Domenae gloriosissemi adque precellentissemae filiae Bruniheldam Gregorius … Postquam excellentiae vestrae sollicitudo …–…
viderit devotione sollicitam.
PL 77, 1037B–1038B; Hartmann (1899), S. 198–199; Norberg (1982), S. 772–774 (Ep. 214). Literatur: Mordek, Hubert: Kirchenrecht und Reform im Frankenreich: die Collectio Vetus Gallica. Berlin 1975, hier S. 108–109.
23.
Gregorius Magnus: Dialogi, lib. IV (Exzerpte); Moralia in Iob XVIII, 54 (Exzerpt). Editionen: Vogüé, Adalbert de: Grégoire le Grand: Dialogues. 3 Bde. Paris 1978–1980. Adriaen, Marcus: Sancti Gregorii Magni moralia in Iob. Libri I–XXV. 3 Bde. Turnhout 1979–1985 [= CCSL 143].
PL: Migne, Jacques-Paul (Hg.): Sancti Gregorii Papae I cognomento Magni opera omnia. Bd. 2/3. Paris 1857/1849 [= Patrologiae cursus completus ... Series Latina Bd. 76/77]. 99r–100rGregorius MagnusDialogi IV,26.33.36.44.45.50.41.52 (Exzerpte). De anime iustorum si anti restitucione corporum in celo recipiuntur. Sunt enim quorundam iustorum anime … Si boni bonos in regnum, si mali malos in supplicio cognoscunt … Solet et plerique contingere … De inferno ubi esse credendum est super hanc terram … Utrum unus genne ignis sit an diverse. Unus quidem … Si observanda sint somnia, quod in nocturnis visionibus … Si post mortem prugaturius ignis credendum … Si prosint animabus, si mortuorum corpora fuerint sepulta …–…
damnationis animi cumulantur. Am Rand: Gregorius dixit. Vogüé (1980), Bd. 3, S. 82–84, 112, 116, 156–160, 172, 146–148, 176; PL 77, 356D–357A, 373D–376A, 376D, 400C–401C, 409A–C, 393D–396A, 412B–C. 100rGregorius MagnusMoralia in Iob XVIII,54 (vgl. Taio: Sententiae I,38).Iob dicit: abscondita est sapientia ab oculis omnium viventium, unde et Johannes ait …–…
quod nullus umquam Deum spiritaliter vidit et mundus carniliter vidit. Adriaen (1979), S. 951–952; PL 76, 91D–93B; vgl. Aguilar Miquel (2022), S. 85; PL 80, 769C. 100v leer
24.
Pseudo-Methodius: Apocalypsis. Edition: Aerts, Willem J./ Korteaas, Georg A.: Die Apokalypse des Pseudo-Methodius: die ältesten griechischen und lateinischen Übersetzungen. Louvain 1998 [Corpus scriptorum Christianorum Orientalium, Subsidia 97].
101r–113rPseudo-Methodius: Apocalypsis.Incipit facciuncola vel sermo sancti Methodii episcopi de regnum gentium et novissimis temporibus certa demonstratio. Sciendum namque est quo modo exeuntes Adam quidem et Eva de paradiso …–…
Explicit sermo sancti Methodii episcopi de fine mundi. Deo gracias, amen, finit. Aerts / Korteaas (1998), S. 50-54. 113v leer
25.
Hieronymus: Epistula 22 ad Eustochium (Exzerpt). Editionen: Hilberg, Isidor: Hieronymus, Epistulae 1-70. Prag/ Wien/ Leipzig 1894 [= CSEL 30].
PL: Migne, Jacques-Paul (Hg.): Sancti Eusebii Hieronymi Stridonensis presbyteri opera omnia. Bd. 1. Paris 1864 [= Patrologiae cursus completus ... Series Latina Bd. 22]. 114r–115rHieronymus: Epistula 22 ad Eustochium, Cap. 30.In epistula sancti Hieronymi presbyteri ad Eustochium de virginitate servanda in aeternam (?). Referam tibi meae infelicitatis historiam. Cum ante annos plurimos domo …–…
sed quo tua, quae tibi sunt aliena, non serves. Hilberg (1910), S. 189-192; PL 22, 415 (Ende)–417 (Anfang). 115v–116r leer
26.
Physiologus latinus. Editionen: Sbordone, Francesco: I bestiari e le rime amorose del secolo XIII. Napoli 1943, S. 89–117. Carmody, Francis J.: Physiologus latinus. Versio Y, in: University of California Publications in Classical Philology XII, 7 (1941), S. 95–134. Carmody, Francis J.: Physiologus latinus. Editions préliminaires, versio B. Paris 1939.
(116v–117v)
Capitula.Incipit tractatus episcopi ortodoxi de natura animalium. Incipimus loqui de leone rege bestiarum. I. De leone. II. De autolaps. III. De lapide faropoli …–…
XL. De lapide adamantino.
(117v–138v)
Textus.Incipimus loqui de leone rege bestiarum et animalium. Et enim Jacob bene dicens …–…
et novum per veteris dabit tibi vestimentum. Finit.
Carmody (1941), S. 103–134 – die der Versio B entnommenen Kapitel bei Carmody (1939), S. 29–33, 37–38. Bemerkungen zum Inhalt: Die Berner Fassung, in der Textüberlieferung Versio Y3 genannt, enthält 40 Kapitel; gegenüber der vollständigen Fassung mit 49 Kapiteln fehlen sieben Kapitel (Nr. 28: Psycomora, Nr. 33: Mirmicoleon, Nr. 37: Hyena/Belua, Nr. 40: Cornicola, Nr. 44: Rana, Nr. 45: Salamandra, Nr. 48: Columbae); das Kapitel Onager et Simia (Nr. 25) ist in zwei Kapitel aufgeteilt. Bei drei Kapiteln (Nr. 17: Ibis, Nr. 23: Sostoros lapis, Nr. 49: Saura Eliace) fehlen die Titel in Inhaltverzeichnis und Textteil, die Texte sind jedoch vorhanden. Die Texte der Kapitel zu Vulpis (Nr. 18), Monoceras (Nr. 35), Castor (Nr. 36), sowie Onager und Simia (Nr. 25) sind der Versio B entnommen. – Zu den Palimpsesten s. unten Abschnitt B. Literatur: Frank, Lothar: Die Physiologus-Literatur des englischen Mittelalters und die Tradition. Tübingen 1971, hier S. 14–15. Goldstaub, Max: Der Physiologus und seine Weiterbildung, besonders in der lateinischen und in der byzantinischen Literatur, in: Philologus, Suppl. VIII, 3 (1911), S. 337–404. Henkel, Nikolaus: Studien zum Physiologus im Mittelalter. Tübingen 1976, hier S. 25, 28. Lauchert, Friedrich: Geschichte des Physiologus. Strassburg 1889 [Nachdruck: Genève 1974].
Lexikon des Mittelalters: s.v. Physiologus, Bd. 6 (1993), Sp. 2117–2122; s.v. Bestiarium Bd. 1 (1980), Sp. 2072–2080. McCulloch, Florence: Mediaeval Latin and French Bestiaries. Chapel Hill 1960, hier S. 21–44. Orlandi, Giovanni: La tradizione del Physiologus e i prodromi del bestiario latino, aus: Settimane di studio del centro italiano di studi sull’alto medioevo 31 (Spoleto 7–13 Aprile 1983). Spoleto 1985, S. 1057–1106. Perry, Ben E.: Physiologus, in: Real-Encyclopädie der classischen Altertumswissenschaft XX,1 (1941), Sp. 1074–1129. Sbordone, Francesco: La tradizione manoscritta del Physiologo latino, in: Athenaeum NS 27 (1949), S. 246–280. Sbordone, Francesco: Physiologus (Physiologi Graeci singulas variarum aetatum recensiones …). Milano 1936. Seel, Otto: Der Physiologus. Zürich/Stuttgart 1960. Wellmann, Max: Der Physiologos. Eine religionsgeschichtlich-naturwissenschaftliche Untersuchung, in: Philologus, Suppl. XXII, 1 (1930), S. 1–116.
27.
Excerpta canonica. Editionen: Mordek, Hubert: Bischofsabsetzungen in spätmerowingischer Zeit. Justelliana, Bernensis und das Konzil von Mâlay (677), in: Mordek, Hubert (Hg.): Papsttum Kirche und Recht im Mittelalter. Festschrift für Horst Fuhrmann. Tübingen 1991, hier S. 31–53. Massen, Friederich: Concilia aevi Merovingici. Hannover 1893 [= MGH, Concilia 1].
(138v–140r)
Collectio Bernensis.Ex carp[sum] de canonis. In can[one] Serdicensis era prima. Nullum episcopum liciat de civitatem suam ad aliam transire civitatem … In ipso canone era II … De non faciendis episcopis per modicas civitatis et vicus … In canone Antiocensium era XIII … In supra scripto canone era XVIIII … In canone Calcidonensium era prima … In canone Niceno era IIII … Item in canone Niceno era XVI … In canone Cartagense era XII … In canone Antiocensium era X … De his qui vocati ad episcopatum contempnunt … Era XXI … XXIII … In canone Calcidonensium era IIII … XI … XVI … XVIII … XX … In canone Niceno era XIIII … XVI … [X]VIIII … [X]XXI …–…
canonum constituta deversarum provinciarum CCCXVIII [episcoporum]. Mordek (1991), S. 45–53.
(140v–145v)
Concilium Autissiodorense, cap. 1–42.Incipiunt sententiae de canca (?) institutionum. Non licit Kal. Ianuarias vetula aut cervolo facere …–…
usque ad alia dominica in pane et aqua sit. (144r, Z.11) … clericus aut sacerdote sine tunica visus fuerit … Maassen (1893), S. 179–183.
Bemerkungen:
Exzerpte verschiedener Konzile zur Bischofswahl. Titel für die einzelnen Exzerpte jeweils in Unziale. Ab 144r, Z.11 anderer Schluss (nicht identifiziert), vermutlich individuell zusammengestellte Abschnitte. – Zu den Palimpsesten s. unten Abschnitt B. Literatur: Mordek, Hubert: Kirchenrecht und Reform im Frankenreich: die Collectio Vetus Gallica. Berlin 1975, hier S. 87–88, 107–109.
28.
Medica varia. Editionen: Maire, Brigitte: Q. Gargilius Martialis. Medicinae ex holeribus et pomis. Texte, traduction et commentaire. Lausanne 2001. Maire, Brigitte: Medicinae ex oleribus et pomis. Les remèdes tirés des légumes et des fruits. Gargilius Martialis. Paris 2002. Rose, Valentin: Anecdota graeca et graeco-latina. Mitteilungen aus griechischen Handschriften zur Geschichte der griechischen Wissenschaft. Heft 2. Berlin 1870. Beccaria, Augusto: Sulle tracce di un antico canone latino di Ippocrate e di Galeno II, in: Italia medioevale e umanistica 4 (1961), S. 1–75, hier S. 26, 30, 46, 60. Mai, Angelo: Classicorum auctorum e Vaticanis codicibus editorum tomus VII. Rom 1835.
(146r–v)
Gargilius Martialis 72–97.Incipit de arte medica ad stomachum. [De pruna] (Stomaco contraria iudicatur ?) sicca tantum non molesta sunt … Mespola …–…
cum mel datur plegmaticis curat. Rose (1870), S. 145–149 (Nr. 72, 73, 79, 83, 84, 89, 91, 97); ähnlich Maire 2001, (Nr. 46, 47, –, 52, 56, 57, 53, 58).
(146v–147r)
Dynamidia II,9–10.Et stringus hoc est uva lopina …–…
dentium dolorem in os colendum est. Mai (1835), S. 428.
(147r–148v)
Receptarius
(nicht identifiziert).
De capitis dolorem aniti floris … (147v) Incipiunt curas podagriorum …–…
et ponis super stumachu et ubi fervor est sanabitur.
(148v)
Pseudo–Oribasius: commentaria in aphorismus Hippocrati. Prologus.In aforismum. Medicina autem partitur … ipsa fysieloica in sex, in elementis, in humoribus. Beccaria (1961), S. 35.
(148v–153v)
Receptarius
(nicht identifiziert).
Item ad cures podagrorum. Ad podagra et nervus herba agrimonia contunsa … (150r) Antidotum qui s (?) ad virtigi … … et alio die solvis et litas (?) usque dum sanus sit.
Bemerkung: Die nicht identifizierten Texte stammen vermutlich auch aus den Dynamidia, z.B. f. 153r unten der Schluss von Cap. II,45 (Pulegium, ed. Mai 1835, S. 440), sind jedoch stark individualisiert und zusammengestückelt.
Literatur: Bieler, Ludwig (Hg.): Lowe, Elias Avery. Palaeographical papers 1907–1965. 2 Bde. Oxford 1972 , hier S. 28, 38, 148, 494.
Haverling, Gerd V. M.: On Terminological Variation in the Late Latin Translation of the Hippocratic Aphorisms, in: Maire, Brigitte (Hg.): 'Greek' and 'Roman' in Latin medical texts. Leiden 2014, S. 368–382, hier S. 370.
Ihm, Sibylle: Clavis commentariorum der antiken medizinischen Texte. Leiden 2002, hier S. 172 (Nr. 185).
Kibre, Pearl: Hippocrates Latinus; repertorium of hippocratic writings in the latin middle ages II, in: Traditio 32 (1976), S. 257–292, hier S. 262.
Riddle, John M.: The Pseudo-Hippocratic Dynamidia, in: Baader, Gerhard/Winau, Rolf (Hgg.): Die Hippokratischen Epidemien. Theorie, Praxis, Tradition. Verhandlungen des Ve Colloque international hippocratique … 10.–15.9.1984. Stuttgart 1989, hier S. 283–311.
Kodikologische Einheit:
B: Palimpseste
(f. 116–145)
Umfang:
Teil I: 14 (oder 15) Blätter erhalten. Teil II: unvollständiges Doppelblatt erhalten.
Format: Teil I: ursprüngliches Format ca. 26,3 x 18,5 cm, meist zu einem Doppelblatt des jetzigen Codex gefaltet. Teil II: 18,5 x 21,6 cm zu einem Doppelblatt des jetzigen Codex gefaltet.
Lagenstruktur:
In Palimpsest I finden sich laut Lowe, CLA VII, Nr. 866, Lagensignaturen, die gebildet werden durch einen grossen ornamentalen Buchstaben in der Mitte des unteren Randes, gefolgt von q und römischer, mit vier Strichen begrenzter Kustode in der rechten unteren Ecke, z.B. f. 134vd qV.
Zustand: In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es offenbar Versuche, die darunterliegende Schrift der Palimpsestblätter besser sichtbar zu machen. Da die Reagenzien mittlerweile auskristallisiert haben, sind die entsprechenden Zeilen teilweise mit einem feinen weissen Schleier überzogen; ausserdem haben Versuche mit Eisenzyankali zu einer Blaufärbung der Schrift geführt.
Seiteneinrichtung:
Teil I (f. 116–142, 145): Einspaltig, Schriftspiegel 19,3 x 13,7 cm, 19 Zeilen. Blindlinierung offenbar auf der Fleischseite, einfache Begrenzungslinien, Punktierung im Text.
Teil II (f. 143–144): Zweispaltig, Schriftspiegel quadratisch 15,4 x 15,4 cm, 22 Zeilen. Blindlinierung auf der Fleischseite, einfache Begrenzungslinien, Punktierung in der Mitte der äusseren Spalte.
Schrift und Hände:
Teil I: Weite, eher unbeholfene Unzialis späten Typs; viele Seiten beginnen mit einem grossen Buchstaben.
Teil II: Eher eng gestellte Unzialis alten Typs; die ersten drei Zeilen des Evangeliums waren offenbar in Rot geschrieben (heute unsichtbar).
Inhaltsangabe:
1.
Passio sancti Sebastiani. Edition: Hagen, Hermann: Berner Palimpsestblätter aus dem 5–6. Jahrhundert. Zur Passio Sancti Sebastiani. Wien 1884. [Sonderdruck aus: Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften in Wien. Phil.-hist. Klasse, Bd. 108, Abh. 2]. 116r–142v, 145r–vPassio sancti Sebastiani (Fragment). … [ultrone]os exhibetis. Interea dum [illa dicuntur et ista referuntur] inter uxorum lacrimas et … dic ergo mihi quid faciam ut consequi valeam quod spero … Hagen 1884, S. 9–34; vgl. BHL 7543. Bemerkung:
Reihenfolge der Blätter (nach Hagen), enthaltend Acta Sanctorum Jan. II, S. 266,8–272,47 (mit Lücken): 140v–r, 126r, 129v, 126v, 129r, 118r, 121v, 118v, 121r, 125r, 130v, 125v, 130r, 145r, 142v, 145v, 142r, 123v–r, 122r, 117v, 122v, 117r, 119r, 124r, 131v, 124v, 131r, 136v, 135r, 136r, 135v, 141v–r, 127r, 128v, 127v, 128r, 137v, 134r, 137r, 134v, 133r, 138v, 133v, 138r, 132r, 139v, 132v, 139r. Literatur: Lanéry, Cécile: La tradition manuscrite de la Passio Sebastiani (Arnobe le jeune, BHL 7543), in: Revue d’histoire des textes, NS 7 (2012), S. 37–116, hier S. 43, 79, 82, 83.
2.
Evangelium secundum Marcum: Versio antehieronymiana. Editionen: Haelewyck, Jean-Claude: Evangelium secundum Marcum, fasc. 1: introduction. Freiburg 2013. [= Vetus Latina. Die Reste der Altlateinischen Bibel, Nr. 17]. Jülicher, Adolf: Itala. Das Neue Testament in altlateinischer Überlieferung. II. Marcus-Evangelium. Berlin 1940. Wordsworth, John/ Sanday, William/ White, Henry Julian: Old latin biblical texts II. Portions oft he Gospels according to St. Mark and St. Matthew. Oxford 1886. Hagen, Hermann: Ein Italafragment aus einem Berner Palimpsest des VI. Jahrhunderts, in: Hilgenfelds Zeitschrift für wissenschaftliche Theologie 27,2 (1884), S. 470–484. 143r–144vEvangelium secundum Marcum 1,2–23; 2,22–27; 3,11–18.
(144v, col.2, 143r, 143v, 144r, col.1)
… ecce mitto angelum meum ante faciem tuam … – … et erat in synagoga homo … (144r, col. 2) … [disrum]pet vinu[m novellum (?)] utres et … – … … manducar[e nisi solis] sacerdotib[us]. Dico autem v[obis] … (144v, col.1) … [exclamaban]t dicentes [tu es filius Dei] et comi[nabatur] … …
[et Philippum] et Bartho[lomeum] et Mattheum. Haelewyck (2013), S. 119–122, 188–193, 204–211; Jülicher (1940), S. 1–4, 16–18, 21–23; Wordsworth (1886), S. XL–XLI, CCXLIX–CCLIV, 89–94; Hagen (1884), S. 474–484. Literatur: Chatelain, Emil: Les Palimpsests latins. Paris 1900, S. 28.
Traube, Ludwig: Vorlesungen und Abhandlungen. Bd. 1: Zur Palaeographie und Handschriftenkunde. München 1909, hier S. 176.