St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 466, p. 49 – Sammelhandschrift mit lateinischem Wörterbuch, Sequenzenkommentaren und glossierten Sequenzen
http://www.e-codices.ch/de/csg/0466/49
St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 466, p. 49 – Sammelhandschrift mit lateinischem Wörterbuch, Sequenzenkommentaren und glossierten Sequenzen
http://www.e-codices.ch/de/csg/0466/49
Kurzcharakterisierung:Die mehrteilige Papierhandschrift überliefert ein lateinisch-lateinisches Wörterbuch, je einen Nikolaus-, Marien- und Heiligkreuz-Hymnus, sodann zwei Sequenzenkommentare und schliesslich Sequenzen mit Glossen und übergeschriebenen Ziffern, die eine vereinfachte Satzordnung anzeigen. Die Abschriften stammen möglicherweise von einer einzigen Anlagehand, die von einer oder mehreren Händen ergänzt wurde. Scarpatetti datiert die Handschrift in die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts; aus paläographischer Sicht scheint auch eine Datierung in die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts möglich. Gemäss dem Besitzeintrag auf p. 194 lag die Handschrift bereits im 15. Jahrhundert im Kloster St. Gallen.(len)
Standardbeschreibung: Scarpatetti Beat Matthias von, Die Handschriften der Stiftsbibliothek St. Gallen, Bd. 2: Abt. III/2: Codices 450-546: Liturgica, Libri precum, deutsche Gebetbücher, Spiritualia, Musikhandschriften 9.-16. Jahrhundert, Wiesbaden 2008, S. 48-51.
Standardbeschreibung anzeigen
Zusätzliche Beschreibung: Scherrer Gustav, Verzeichniss der Handschriften der Stiftsbibliothek von St. Gallen, Halle 1875, S. 152.
Zusätzliche Beschreibung anzeigen
Online seit: 25.04.2023
St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 466
Papier · 218 pp. · 21 x 14–15 cm · zweite Hälfte des 14. oder erste Hälfte des 15. Jahrhunderts
Sammelhandschrift mit lateinischem Wörterbuch, Sequenzenkommentaren und glossierten Sequenzen
Wie zitieren:
St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 466, p. 49 – Sammelhandschrift mit lateinischem Wörterbuch, Sequenzenkommentaren und glossierten Sequenzen (https://www.e-codices.ch/de/list/one/csg/0466)
Scarpatetti Beat Matthias von, Die Handschriften der Stiftsbibliothek St. Gallen, Bd. 2: Abt. III/2: Codices 450-546: Liturgica, Libri precum, deutsche Gebetbücher, Spiritualia, Musikhandschriften 9.-16. Jahrhundert, Wiesbaden 2008, S. 48-51.
Handschriftentitel: Lateinisches Vokabular · Auslegung der Sequenzen
Entstehungszeit: 14./2. Jh.
Frühere Signatur:
S. n. 401
Beschreibstoff: Papier.
Der Band aus starkerem Papier des 14./2 Jhs. weist bei ziemlich gleichartiger Einrichtung eine Reihe von sich ablösenden und wiederholenden Wasserzeichen auf, die auch innerhalb desselben Motivs teilweise variieren, jedoch alle aus dem 14./2 Jh. oder aus der Zeit um 1400 stammen;
p.1-40 Glocke, nicht bei Briquet, Filigranes (1907), nur entfernt ähnlich Nr. 4043, welches sich in einer Gruppe des 14./2 Jhs. findet, später auch schmaleres Modell, vgl. p. 153-163, nicht identifizierbar;
p. 43-135 passim einzelne Bogen mit Lilie vom Typus Piccard, Wasserzeichen XIII (1983), Abt. I, Nr. 73, in einer Gruppe aus dem Oberrhein um 1400;
p. 49-117 überwiegend Wappen mit Krummstab, vom Typus der einzigen bei Briquet, Filigranes (1907) verzeichneten Nr. 5801 (Colmar 1400);
p. 171-193 Kreuz auf Sockel, nicht ibid., jedoch vom Typus Nr. 5644 (um 1400);
p. 195 bis Schluss zwei Ochsenköpfe mit Kreuz, der erste aus der Gruppe vom Typus Piccard, Wasserzeichen II (1966), Abt. VI, Nr. 101-210, der zweite, kleinere, fragmentarisch, Augen vom Typus ibid., Nr. 155.
Umfang:
218 Seiten
Format: 21 x 14/15 cm
Seitennummerierung: Tintenpaginierung I. v. A.
Lagenstruktur:
Sexternionen, ausser VI(-1)97-118, der äusserste Bogen (vor p. 97) halb beschnitten, p. 96 eine erste der offenbar immer abgeschnittenen Wortreklamanten teilweise sichtbar, VII 143-170.
Seiteneinrichtung:
Der Band besteht aus verschiedenen, nach Bedarf unterschiedlich eingerichteten Teilen, vermutlich vom gleichen Schreiber angelegt und auch geschrieben:
Teil I, p. 1-38, zweispaltig 18,5/19,5 x 11,5/12,5, 36-44 Z. und var., flüchtige Kolumnenlinierung mit Tinte.
Der Teil II ist der Hauptteil, p. 49-118, einspaltig 17 x 10,5, 27-41 Z., nur Schriftspiegellinierung mit Bleistift
Teil III, p. 119-182, gleiche Einrichtung, jedoch anfänglich, p. 119-154, passim weiter Zeilenabstand zwecks Interlinearglossierung, dann Einrichtung wie Teil II, ebenfalls mit fehlenden Kapiteltiteln
Teil IV, p. 183-194, ein komposites Teilstück, Einrichtung ähnlich und stets leicht var., p. 187-193 ev. von einer zweiten Hand (oder starke Zäsur), mit anderer Tinte.
Teil V, p. 195-218, Einrichtung gleichen Stils, hier aber regelmässige gelockerte 15-20 Z. für die (nur passim applizierte) Interlinearglossierung, flüchtige rote Titel, die restliche Rubrizierung setzt p. 200 aus.
Schrift und Hände:
Teil I: Kleine, stark gekürzte, hastige Kursive ev. einer Scholarenhand des 14./2 Jhs., 2-4-zeilige Lombarden, rubriziert, ab p. 26b bis Schluss p. 38a setzen Lemmata in Textualis von sehr wechselnder Sorgfalt ein; diesem Teil folgt eine Zwischenpartie leerer oder mit einspaltigen Textfragmenten versehener Seiten, p. 39-48.
Teil II: eine improvisierte Init. orn. p. 49 von der Hand des Schreibers, welcher nur noch eine kleinere p. 51 folgt. Die rotgerahmten Kapiteltexte anfanglich in Textualis, ab p. 56/57 setzen sie aus. Keine Rubriken, aber sonstige intensive Rubrizierung.
Einband: Einband 18. Jh., Halbleder und mit üppigem Pflanzendekor koloriertes Papier auf Karton, in der Mitte der Lagen, p. 130/131, Pergament-Streifen aus einer Hs. des 14. Jhs., ev. alchemistischen oder naturwissenschaftlichen Inhalts.
Inhaltsangabe:
Innenseite VD
Inhaltsverzeichnis von I. v. A. auf blauem, eingeklebtem Zettel, eine Zeile ergänzt von einer späteren Hand des 19./1 Jhs.
1a-38a[Vocabularius latinus]Angelus … [Papier angerissen] quod est sursum [do.] … nuncius qui sursum uel (?) …–…
[letztes Lemma:] Vapor … et importat passionem ab alia illatam et servitur [?, folgt ein verschriebenes, gestrichenes Wort] verberare.
Die ersten folgenden Lemmata sind Antiqua, Abducta, Agm ... [verschrieben, erklärt mit agmen], Arx, Artes. 38b, 39-42 leer.
43-45, 48[Hymni tres: de S. Nicolao, de B.M.V., de sancta cruce]
(43-44)
[De S. Nicolao.]
[G]loriosa fulget dies / exultet ecclesia …
(44-45)
De conceptione B. M. V.
[D]ies festa celebretur in qua pie recensetur (?) marie conceptio …
(48)
[De translatione unius confessoris.]
Salue crux sancta salue lingnum [sic] triumphale …–…
ad etema gaudia etc.
Der Nicolaus-Hymnus in: AH 54, p. 129, und derjenige zur Conceptio B.M.V. in: Rep. Hymn. Nr. 4615, beide in der Vagantenstrophe. Der Hymnus auf die Translation eines Confessors in: AH 54, p. 12 oder ev. 50, p. 291; Labhardt, Sequentiar (1959), p.116, der erste Hymnus in St. Gallen nur in dieser Hs.
49-118[Johannes Sublector, Expositio hymnorum et sequentiarum per annum]Oportet in ciuitate aliquos esse curam deorum gerentes. Hanc propositionem scribit philosophus. 6. Politice. Hec propositio est ipsius aristotelis 6to pollicite [sic] in qua propositione nabis duo designantur …–…
inmundo corde quia vestis alba significat omnis simplicitas et vestis alba significat hominem sine peccato.>Sequitur Metrum eiusdem Materie de sancto Johanne Baptista.<
Vgl. Mainz, StadtB I 20, f. 1r-35vb, Hs. um 1350, mit Explicit Expliciunt dicta super sequentias lecta a johanne sublectore apud regulares de Borken,
vgl. Gehrard List/Gerhardt Powitz, Kat. StadtB Mainz (1990), p. 50f., ohne Ed. und Lit.;
Labhardt, Sequentiar (1959), p. 110 betr. Veni praecelsa (p. 33 der Hs.).
119-182Commentum super sequentias[S]ancti baptiste christi preconis Sollempnia celebrantes …–…
precibus sine rogatu defende semper (?) nos peccatores. Et (?) sic finis huius commenti sequentiarum De quo sit laus et gloria christo.
(182)
>Expliciunt reportata bona et vtilia super Sequencias Laus … //<
bricht ab.
Anfänglich sind die Sequenzen teilweise ausgeschrieben oder nur im Titel zitiert und dann gleich kommentiert.
Die erste kommemierte Sequenz Sancti baptiste christi preconis Sollempnia celebrantes ist von Notker Balbulus, Liber Sequentiarum, PL 131, col. 1013. Labhardt, Sequentiar (1959), p. 105 betr. Martyris egregii, p. 138 der Hs., p. 121 betr. Celi celos imitantes, p. 207 der Hs., p. 125 betr. Summe regis, p. 148 der Hs.
183-218[Sequentiae selectae glossatae]Exultent filie syon in rege suo …–…
virginum flos ieris (?) cuius intercessione tu nos tuere (?) Amen.
Mit (194) alphabetischer Inhaltsübersicht und Besitzvermerk (s. o.).
Labhardt, Sequentiar (1959), p. 125 betr. Gaude proie, p. 199 der Hs.
Erwerb der Handschrift: In StiBSG wohl seit dem 15. Jh. gemäss dem Besitzeintrag p. 194 oben Liber monasterij sancti galli, ev. von der gleichen Hand des 15. Jhs., welche in einer schmalen Kolumne links eine flüchtige Liste von Sequenzen- und Hymnentiteln schreibt (s. u. Inhalt). Vielleicht wurde die gemäss dem Inhalt wohl auswärts entstandene Hs. vom Abt oder Konvent angekauft, vgl. das im Cod. 546 belegte neue Interesse der Abtei an der Sequenzendichtung unter Abt Franz Gaisberg.
Bibliographie:
Labhardt, Sequentiar (1959), unsere Hs. p. 20 als nicht klostereigene Texte interpretierender Sequenzenkommentar.