St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 556, Buchrücken – Leben der hll. Emmeram, Eligius, Quintin, Cassian. Leben Notkers. St. Galler Schularbeit. Varia
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Kurzcharakterisierung:Sammelhandschrift mit den verschiedenen Heiligenviten aus der Zeit um 900, der ältesten Vita des St. Galler Mönchs Notker Balbulus aus dem frühen 13. Jahrhundert, verfasst von einem unbekannten Mönch sowie der so genannten St. Galler Schularbeit (früher Brief Ruodperts genannt) aus dem frühen 11. Jahrhundert(smu)
Standardbeschreibung: Scarpatetti Beat Matthias von, Die Handschriften der Stiftsbibliothek St. Gallen, Bd. 1: Abt. IV: Codices 547-669: Hagiographica, Historica, Geographica, 8.-18. Jahrhundert, Wiesbaden 2003, S. 28-33.
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Online seit: 12.12.2006
St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 556
Pergament · 417 pp. · 24.5 x 18 cm · 9./10. Jahrhundert / 12./13. Jahrhundert
Leben der hll. Emmeram, Eligius, Quintin, Cassian. Leben Notkers. St. Galler Schularbeit. Varia
Wie zitieren:
St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 556, Buchrücken – Leben der hll. Emmeram, Eligius, Quintin, Cassian. Leben Notkers. St. Galler Schularbeit. Varia (https://www.e-codices.ch/de/list/one/csg/0556)
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Online seit: 12.12.2006
St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 556
Scarpatetti Beat Matthias von, Die Handschriften der Stiftsbibliothek St. Gallen, Bd. 1: Abt. IV: Codices 547-669: Hagiographica, Historica, Geographica, 8.-18. Jahrhundert, Wiesbaden 2003, S. 28-33.
Handschriftentitel: Leben der hll. Emmeram, Eligius, Quintin, Cassian. Leben Notkers. St. Galler Schularbeit, lat.-ahd. Varia
Entstehungszeiten:
9./10. Jh.
12./13. Jh.
Frühere Signatur:
S.n. 237
Beschreibstoff: Sehr regelmässiges Kalbspergament von mittlerer Stärke.
Umfang:
417 Seiten
Format: 24,5 x 18
Seitennummerierung:
Bleistiftpaginierung I. v. A., nach p. 341 eine Seite übersprungen, von da an die Geraden rechts.
Lagenstruktur:
Der Band besteht aus zwei ursprünglichen Teilen des 9./10. Jhs., zwischen welchen p. 325-369 vier Lagen des 12./13. Jhs. miteingebunden sind. Quaternionen, ausser V[-1]1-18, nach p. 18 Bogen halb beschnitten, IV[-1]55-68, nach p. 54 Bogen halb beschnitten, IV[-1]133-146, Schnittstelle des fehlenden Blattes ist nicht eruierbar, IV[-1]163-178, nach p. 162 Bogen halb beschnitten, V[-1]211-228, nach p. 228 Bogen halb beschnitten, IV[+1]325-341, nach p. 341 das Bl. 341a angenäht, dazu Paginierungsfehler, II(?)[-2]358-361, nach p. 359 und 361 Bogen halb beschnitten.
Gemäss Lagennummerierung und Händen sind IV Teile unterscheidbar: I. p. 1-54; II. 55-324; III. (vorgotisch) 325-369; IV. p. 370-417.
Der von den 7 Händen gleichzeitig geschriebene Teil II trägt eine zeitgenössische Lagennummerierung [I]-XVII.
Seiteneinrichtung:
Die zwei ersten Teile in Carolina des 9./10. Jhs. sind einspaltig 17,5/18 x 12, 23 und 24 Z. Blindlinierung und Zirkellöcher.
Schrift und Hände: [Die zwei ersten Teile] stammen von einer Gruppe von 7 Händen:
1. p. 2-54, geübter, sehr konstanter Schreiber, gemäss Bruckner (s.u.) zu Recht fraglich ob st.gallisch, aber wohl sicher süddeutsch, mit Schreiber-Dedikationsvers p. 50 ohne Namensnennung oder Datierung, Zitat s.u. Inhalt;
2. p. 55-146, 187-228, 261-267 Mitte, 270-324, von Bruckner dem 10. Jh. zugewiesen, es handelt sich trotz starker Schwankungen um eine einzige, eigenwillige Hand, vgl. den Abstrich rechts bei s und f, zur Beobachtung der Schwankungen vgl. p. 225, ebenso die Schreibzäsuren p. 80/81, 85, 105, 144/145, die Hand ist in jedem Fall süddeutsch, st.gallische Herstellung wohl möglich;
Alle Hände der Teile I und II aus dem süddeutschen Raum.
Buchschmuck: Titel in schwarzer und roter Rustica, bei Hand 2. rot und schwarz, von Zeile zu Zeile wechselnd. Vereinzelte grössere rote Init.
Einband: Einband 9.-11./15. Jh., Pergament auf Holz. Auf dem Rücken Inhaltsangabe, vertikal mit Tinte: Emmera[mi] vita sancti Elegij […] antj Sermo de anima contemplativa […] patri de modo psallendi patris Cassiani […] . Eine Hand des 9. Jhs. vermerkt p. 1 den 1. Teil des bekannten Spruchs: adnexi globum zephyri (s.u.), rote Tinte über schwarzer.
Erwerb der Handschrift:
In StiBSG wohl bald nach Entstehung. Scherrer (1875) identifiziert mit Kat. von 1461, zit. Weidman (1841), p. 412 und Bruckner (s.u.): plausibel. Stempel D.B. p. 3, 369.
Bibliographie:
Bruckner, Scriptoria III (1938), p. 108, Reg. XIV (1978), p. 160;
Levison, Conspectus, in: MGH Merov. 7 (1920/1979), p. 678 Nr. 717;
Sievers, Accente (1909), p. 4-7, 24, mit Nr. 16 in Tf. I p. [139];
Lechner, Notker (1972), p. 25-29 (s.u.), mit Tf. 1, p. 325 der Hs.;
Duft, Der Dichter Notker Balbulus (+ 912), in: Abtei II (1991), p. 127-135, zu unserer Hs. p. 130f., für ein "Autograph" des anonymen Verf. der Vita gibt es freilich keinerlei Anhaltspunkte;
Bischoff (1981, s.u.), mit Abb. 13 von p. 198 der Hs.;
ders., Handschriftenarchiv (1997), p. 187;
Ochsenbein (1989, s.u.), p. 44.
Kodikologische Einheit:
Teil I
Umfang:
p. 1-54
Seiteneinrichtung:
Alle drei Teile Blindlinierung, Zirkellöcher.
Schrift und Hände: Alle Hände der Teile I und II aus dem süddeutschen Raum.
Buchschmuck: Titel in schwarzer und roter Rustica, bei Hand 2. rot und schwarz, von Zeile zu Zeile wechselnd. Vereinzelte grössere rote Init.
Spätere Ergänzungen:
Auf der ursprünglich leeren p. 3 Conspectus Pius Kolb, von Franz Buchegger mit den Seitenzahlen ergänzt.
Ed. B. Krusch, in: MGH Merov. 2 (1888/1984), p. 225.
Zu diesem Merk- und Schreibvers für alle Buchstaben des Alphabets, einer Paraphrase zu Pomponius Mela, erstmals zit. im 7. Jh. (Spanien, bes. Julian von Toledo), nach frdl. Auskunft W. Berschin, zit. in: Schreiben im Galluskloster, Ausstellungsführer StiBSG 1994, p. 65f.
4-50[Arbeo: ]Vita et Passio beati Hemmerami martyris
BHL 2538 und Nov. Suppl. (1986).
Ed. B. Krusch, in: MGH Merov. 4 (1902/1977), p. 452-524, unsere Hs. p. 461 als Nr. 2b von 9, mit Abdruck des Schreiberverses Quisquis…-…pietatis amor von p. 50 der Hs. (s.u.);
B. Bischoff, Leben und Leiden des hl. Emmeram, München 1953, p. 6-83, cf. p. 95f. unsere Hs. nicht ursprüngliche Fassung, aber eine der ältesten Hss. des anfangs 9. Jh. bereinigten Textes;
ders., Bücher am Hofe Ludwigs des Deutschen, in: Ma. Studien 3 (1981), p. 187-212, Abb. XIII aus p. 4 der Hs., gem. p. 198 war unser Text bis zum 13. Jh. als letzter von drei Teilen in Cod. 570 eingebunden;
Lehmann, MABK 1 (1918), p. 87-89;
Berschin, Biographie III (1991), p. 83f. (Lit.);
Ratisbona Sacra [Ausstellungskatalog zum] 1250jährigen Jubiläum… des Bistums Regensburg, München 1989, p. 44 Nr. 29 (P. Ochsenbein).
Siehe auch VL 1 (1978), Art. Arbeo v. Freising, col. 414-422 (H. Wunder).
50
Zwei Schreiberverse: Quisquis legas hominum mentem tractando reuolue / Quid sis quid fueras quidque manere queas. - Hoc opus ad uestrum scripsi deuotus honorem / Nec mihi quid melius quam pietatis amor.
Gemäss Bischoff, Bücher (1981, s.o.), p. 198 waren die Schreiberverse eine persönliche Widmung an Abt Grimald von St. Gallen.
51-54Confessio peccatorumdeus inestimabilis misericordiae Deus immensae pietatis deus conditor …–…
reconciliationis admitte. Per Ihesum …
>saeculorum amen.<
Vgl. Gerhard Achten u.a. Die lat. Gebetbuchhss. der Hess. Landes- u. Hochschulbibl. Darmstadt 1972, p. 105 Nr 20, sub f. 26r.
Kodikologische Einheit:
Teil II
Umfang:
p. 55-324
Lagenstruktur:
Der von den 7 Händen gleichzeitig geschriebene Teil II trägt eine zeitgenössische Lagennummerierung [I]-XVII.
Seiteneinrichtung:
Alle drei Teile Blindlinierung, Zirkellöcher.
Schrift und Hände: Alle Hände der Teile I und II aus dem süddeutschen Raum.
Buchschmuck: Titel in schwarzer und roter Rustica, bei Hand 2. rot und schwarz, von Zeile zu Zeile wechselnd. Vereinzelte grössere rote Init.
Inhaltsangabe:
55-319[Audoenus sive Dado Rodomagensis episcopus: ]Vita sancti Eligii
Das wohl ganzseitige Titelblatt verlorengegangen.
Hier endet Teil I des 9. Jhs., gefolgt vom zweispaltigen Teil II des 13. Jhs.
Kodikologische Einheit:
Teil III
Umfang:
vorgotische Partie p. 325-369
Seiteneinrichtung:
zweispaltig 20/20,5 x 13,5/14 (6,5/7), 35 Z.
Schrift und Hände: Frühgotische, enge Buchminuskel von einer Hand des 13. Jhs.,
Buchschmuck: 2-5-zeilige Lombarden, Rubrizierung.
Spätere Ergänzungen:
Auf der letzten Seite p. 369 folgt ein Nachtrag des kalligraphischen Kanzlisten des 13. Jhs. Er schreibt, hier in einer auffallend antikisierenden Notula, Fragmente von litg. Texten aus Marienoffizien, anfänglich mit Neumen. Nachstehend div. Federproben.
BHL 6251, noch mit der Zuschreibung an den "Ekkehardus [V.] decanus" (s.u.), ebenso in Nov. Suppl. (1986).
Lechner, Notker (1972), p. 11, 25-29, unsere Hs. als A: ältester Text, Entstehung aufgrund von Ekkehard IV. (Cod. 615) und der Vita Gregors I. (Cod. 578) ins 3. Jahrzehnt des 13. Jhs. anzusetzen, die Zuschreibung an die Fiktion eines Ekkeharts V. erfolgte im 17. Jh., Abb. Tf. 1 mit p. 325 der Hs., Textproben p. 188-193, Inhaltsdarstellung p. 65-188, Ed. im Beiheft, mschr. StiBSG, p. 39-58;
ältere Edd.: Heinrich Canisius, Ingolstadt 1604, p. 933-980, Amsterdam ²1752 (nach StiBSG Cod. 613)
Melchior Goldast, Alamannicarum rerum Scriptores, Tomus I Pars II, Francofordie 1606, p. 353-383: Ekkehardi minimi decani, De Vita B. Notkeri Balbuli, mit den Capp. I-XXXV, nach unserer Hs.,
sowie die Ausgabe der AASS von Gottfried Henschen und Daniel Papebroch, Antwerpen 1675;
Koeppel, Notker (1983), p. iiif.;
R. van Doren (wie Cod. 554), p. 144f., noch mit Ekkehard V.;
Berschin, Eremus (1987), p. 63;
Duft, Notker (s.o.), p. 130f.;
ders., Abtei II (1991), p. 127-147 neueste Zusammenfassung.
Zu Notker VL 62 (1987), col. 1186-1210 (H. Haefele);
weitere Lit. im Kat. Notker-Ausst. StiBSG 1992;
ältere Lit. Scherrer, Verzeichniss (1875), p. 176.
341-342[Annexum: De sequentiis Notkeri]Quotiens in oratione uerba superant affectum fit multiloquium …–…
sicut scriptum est Beati qui habitant in domo domini …
//
Die 4 letzten Wörter durch Abnutzung der Randpartie erloschen, auch Goldast setzt bereits nach domo mit etc. aus.
Der Text ist notiert auf einem Pergamentstreifen, längs auf Bl. 337/338 angenäht und mit 341-342 paginiert. Ed. M. Goldast (1606, s.o.), p. 367f. Dazu auch Lechner (s.o.), p. 101f.
358b-364b[Cap.] XXXII: De anima contemplativa [Sermo de beato Notkero]Laudemus sanctum uirum et gloriosum patrem nostrum beatum notkerum …–…
fac nos ita peragere ut et nos mereamur perfrui eadem gloria …
>saeculorum amen.<
Der Titel und die Kapitel-Nr. stehen als Rubrik von der Text-Hand; « Sermo de beato Notkero » stammt von Hand des 16. Jhs. Handelt über Notker, ev. ebenfalls ein im Kloster abgeänderter Vätertext. Nicht enthalten bei Goldast, welcher mit dem Epithaph schliesst, ebensowenig bei den AASS April 1.
365a-bOratio in elevatione hostieAue lux mundi domine ihesu christe amor uita spes unica …–…
nobis comparasti regnum concedas etiam tecum in gaudio per euum possidere. qui uiuis …
>saeculorum amen<
365b-368bInstituta patrum de modo psallendi sive cantandiSancti patres nostri antiqui docuerunt et instituerunt subditos suos praecipientes eis hunc ritum modulandi seruare talemque …–…
inter sanctos resuscitari mereamur eum qui nos uocauit in eterno gaudio tripudiantes laudare vbi uiuit …
>saeculorum amen.<
Ohne Autornamen und Quellenangabe unserer Hs. in: Martin Gerbert, Scriptores ecclestiastici de Musica Sacra potissimum, vol. 1, St. Blasien 1784, p. 5-8.
Dazu neu Michael Bernhard, Clavis Gerberti. Eine Revision von MG's Scriptores…, München 1989, zu unserem Text p. 3f., unser von Gerbert ins 4. Jh. gelegte Text von Musikologen des 20. Jhs. dem 13. Jh. zugewiesen, aber teilweise noch mit obsoleten Dekan Ekkehard V. als dem Autor der Vita Notkers verbunden; Bernhard lässt immerhin die Synchronizität der Vita und der Instituta bestehen und gibt p. 5-8 neue krit. Ed. unseres Textes, mit unserer Hs. als einziger.
(394-395)
Domino et abbati nostro P. nos fratres uestri discipuli debitas oraciones …–…
domino nostro prospera cuncta concedat.
Offenbar wirklicher Brief des Konvents von St. Gallen an den Abt P. (wohl Purchard II., † 1022) über die Entdeckung eines Klosterraubes, vgl. Sonderegger (s.u.).
(396-399)
[Ps.-]Ruodperti: [Epistolae]Parentibus suis A. agnus ablactatus pium balatum nuperrime a uobis sanus abiens …–…
adiutorium inpendas. Vale karissima.
Von anderer Hand.
(400-401)
[Notae latino-germanicae]Quia uirtus constillationis [sic] in ictu pungentis est. Uanda des kestirnis chraft fergat …–…
cuius: sin alde.
Die Briefe aus unserer Hs. ed. mit Kommentar durch J. Baechtold, Der sogenannte Magister Ruodpert und sein sogenannter Brief, ZfdA 31, 1887, p. 189-196.
Die Notae aus unserer Hs. ed. als "St. Galler Schularbeit" in: G. Köbler, Sammlung kleiner ahd. Sprachdenkmäler, Giessen 1986, p. 155f., der Text ist Reprint aus Steinmeyer, Ahd. Sprachdenkmäler (Berlin 1916/19662, dort p. 121-123, mit unserer Hs. als Haupths. und weiteren),
dazu auch Sonderegger (s.u.), p. 77, 181;
VL 2 (1980), col. 1049-1051, mit weiterer Lit. (ders.).
ältere Edd. Scherrer, Verzeichniss (1875), p. 176.
(400-401: unten zugefügt)
[Nota de baptismo]Aliter pascha est …–…
Pascha prioris anni rememori neque fidei est.
(401)
[Glossarium grammaticale latino-germanicum]Nomen namo …–…
omnium etatum.
Ed. auszugsweise S. Sonderegger, Althochdeutsch in St. Gallen, St. Gallen 1970, p. 77f.
402-417De [translatione et] miraculis sancti Cassiani pontificis
(403-404)
Praefatio de miraculis
[und gleichzeitig Cap. I]
(404-417)
Miracula II-XVAnno igitur dominicę incarnationis dcccxL pręsidente augustodunensium cathedrę …–…
ut corporali miraculo manifeste pateat …
//. Bricht ab. Es fehlen die im Conspectus genannten Capp. XV (Ende), XVI-XVIII.
BHL 1635; (s.o.) p. 370.
Zu div. Viten dieser Hs. Munding, Heiligenleben (1918), Reg. p. 184;
Pörnbacher, Vita Fridolini (vide Cod. 598), Reg. p. 339.