Kurzcharakterisierung:Sammelhandschrift vornehmlich historiographischen und hagiographischen Inhalts. Die Texte wurden zwischen 1450 und 1550 geschrieben und 1573 vom St. Galler Mönch Mauritius Enk zu einem Band zusammengestellt. Neben einem anonym überlieferten „Dialogus de sectis“, zahlreichen deutschsprachigen Heiligenlegenden, Teilen aus der Strassburger Chronik des Jakob Twinger von Königshofen oder Konstanzer Synodalbeschlüssen von 1491 enthält die Handschrift auf den Seiten 283 bis 288 – ohne Titel und fast nahtlos in einen nachfolgenden Text übergehend – 30 kurze, um 1500 niedergeschriebene Berichte über Greueltaten des walachischen Herrschers Wlad III. Tepes (der Pfähler; 1431-1476), der als Träger des Drachenordens auch den Beinamen Dracul trug. Dieser Dracula-Text ist sonst nur in drei weiteren Handschriften überliefert: in der Klosterbibliothek von Lambach in Oberösterreich, in der British Library in London und in der Bibliothèque Municipale von Colmar.(smu)
Standardbeschreibung: Scherrer Gustav, Verzeichniss der Handschriften der Stiftsbibliothek von St. Gallen, Halle 1875, S. 269-270.
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Online seit: 31.03.2011
St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 806
Papier · 420 pp. · 29 x 20 cm · Schweiz (?) · 1500/1550
Die St. Galler „Dracula“-Handschrift
Wie zitieren:
St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 806, p. 312 – Die St. Galler „Dracula“-Handschrift (https://www.e-codices.ch/de/list/one/csg/0806)
S. 5-85Joh. Stamler De Tartarorum etc. sectis
(mit vorausgehender Nachricht von M. Enk, Bibliothekar v. St. Gallen).
Joh. Stamler war Konstanzer Procurator a. 1525. Sein Dyalogus de diversarum gencium sectis etc., eine unreife Jugendarbeit nach C. Gesner (Biblioth.), ist gedruckt in Augsburg E. Oglin 1508 F. (Stiftsinkunabel BB. 141; vgl.
Panzer Annales Index.)
S. 87-226Deutsche Legenden
(z. B. von S. Chunrad p. 87-98; S. Ottilie p. 187-192; van Sant Wunbolt p. 205 bis 208 u. v. a. Der Schreiber setzt öfter van statt von.)
Schrift und Hände:
besonderes Heft von einem andern Schreiber
Inhaltsangabe:
S. 227-270Alte Zürcher Chronik
mit dem Anfang:
Hienach stat geschrieben ettwie mainig ding …
und weiterhin:
Man sol wissen, das in der cristenheit tzwen keiser …
Mit S. 254 beginnt die
Eberhart-Müllner'sche Chronik
; das Ganze reicht nur bis a° 1428. Es sind dieselben ältesten Zürcher Jahrbücher wie der sogen. Sprenger in den Zürch. Antiq. Mitth. oder Klingenberg in Cod. 645; doch mangelt in Cod. 806 die Legende von Felix und Regula (vgl.
Henne's Ausg. p. X). Eine Zürcherchronik in S. Florian, die von a° 1277-1420 reicht und nach
Czerny's Katalog p. 192 aus dem 17ten Jh. ist, scheint den alten Text modernisirt und verändert wiederzugeben.
S. 303-333Hernach volgt was sich in fillerley sachen zu gedragen hadt
(Strassburger Sachen mit Verzeichnissen von Rittern, Klöstern, Gefallenen im Bauernkrieg u. s. w. Alles aus dem XVI. Jh. Dabei S. 312-314: Item hör zu guder gesel etc., ein Reimspruch über Strassburger Begebenheiten v. J. 1428-1497).