Für diese Handschrift sind folgende Beschreibungen vorhanden

  • P. Benedictus Gottwald, Catalogus codicum manu scriptorum qui asservantur in Bibliotheca Monasterii O.S.B. Engelbergensis in Helvetia, Freiburg im Breisgau 1891, p. 12-13.
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  • Bruckner Albert, Scriptoria Medii Aevi Helvetica 8, Schreibschulen der Diözese Konstanz, Stift Engelberg, Genf 1950, S. 108-109.
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  • Katalog der datierten Handschriften in der Schweiz in lateinischer Schrift vom Anfang des Mittelalters bis 1550, 
Bd. II: Die Handschriften der Bibliotheken Bern-Porrentruy, bearbeitet von Beat Matthias von Scarpatetti, 
Dietikon-Zürich 1983, Nr. 223, S. 83.
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Engelberg, Stiftsbibliothek, Cod. 3
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Bruckner Albert, Scriptoria Medii Aevi Helvetica 8, Schreibschulen der Diözese Konstanz, Stift Engelberg, Genf 1950, S. 108-109.

Handschriftentitel: Biblia latina. Tomus I.
Entstehungszeit: XII. S.
Beschreibstoff: Urspr. schönes, weisses, gut gegl., ziemlich festes, oft weiches, gelegentlich dickes, dann dünneres, gut zugeschnittenes Pg. Viele Löcher, Risse, oft prachtvoll mit rot, gelb, blau, grüner Seide vernäht. Haarseite und Fleischseite kaum unterscheidbar. Heute starke Gebrauchsspuren, das Pg. ist abgegriffen, eingerissen.
Umfang: 281 FF. (mit nicht gezählten, zum urspr. Bestand gehörenden Blattstreifen zwischen F. 181/182 mit Nachträgen; Bl. 173, 243 lädiert und beschnitten)
Format: 31-31,7 x 44,2-44,5 cm
Lagenstruktur: Kustoden (1. Hd.): 9v I -161v XX (ebenda unten rote Kustode XXIIII, radiert) - 278v XXXIIII. IV (F. 1 an F. 2 angeklebt, f. 217-221 (unvollst. Ternio) sind zwischen F. 216 und 222, Schlussblätter des IV 210-222, hineingeschoben, nicht von der gleichen Hand wie der Codex; alles IV mit Ausnahme von Bl. 279-281 Schlusslage). Von jüngerer Hand jeweils am Kopf der Seiten Inhaltsangabe, wenn ein Wort (Genesis, Exodus, Numeri usw.) auf Recto, wenn zwei (z.B. Regum primus), so oft verteilt auf Verso und Recto bei aufgeschlagenem Buch. Dem Band vorgeklebt F. 1, worauf verso Zeichnungen (Tafel XI oben).
Seiteneinrichtung: 2 Kolumnen; (22,6-23,5 (Kol.breite à 10,5-11,2, Mittelspatium 1,5 cm) x 33-34,3 cm. 38-39 Zeilen. Liniierung meist mit Tinte, oft nicht erkennbar. Begrenzungslinien: je 1 innere und äussere Vertikale am Rand, eine doppelte in der Mitte. Zirkellöcher am Rand.
Schrift und Hände:
  • Dunkelbraune bis schwarze Tinte.
  • Gegenüber F. 2rb der Titel: Incipit epistola sancti Ieronimi ad Paulinum presbiterum de omnibus divine historie libris in roten romanischen Majuskeln (ähnliches Incipit F. 88), ähnlich jedoch nicht gleich der Titel in Engelberg 4, fol. 2a.
  • Auf F. 2ra findet sich auf Frowin bezüglicher Schreibervers (unten). Eigentlicher Textbeginn F. 2v mit grosser Zierinitiale F (Ranken- und Knollenmuster, rot konturiert, hohl, auf gelb, blau, grünem Grund), parallel dazu die ersten Textworte (F)rater Ambrosius in roten romanischen Majuskeln (von gleicher Hand wie der rote Titel F. 2), tua mihi (in schwarzer Rustica), vom Schreiber, das folgende in Minuskel. Das Explicit dazu, wie die folgenden Incipit und Explicit sehr oft in roter Rustica, gelegentlich auch nur mit schwarzer Tinte, oder einfach rot durchgestrichen, zur Hervorhebung.
  • Der zur ursp. Textinitiale gehörige Text der paar ersten Zeilen (1., 1. und 2. oder 1.-3. Zeile) in roter Rustica oder romanischen Majuskeln, vom Schreiber. Die einzelnen Unterabschnitte beginnen mit einfachen roten romanischen Majuskeln, ähnlich wie im Incipit F. 2v. Die Zahl des betr. Abschnitts wird dabei durch rote römische Zahlen bezeichnet. Jeder Satz beginnt mit einfacher schwarzer Majuskel. Bei den Kapitelübersichten (z. B. 26v, 43v, 55, 71v, 87v, 109v) werden rote römische Zahlen und zu Beginn der einzelnen Zeilen jeweils rote oder schwarze römische Majuskeln verwendet.
  • F. 217-221 Einschub von jüngerer Hand, um 1200. Abgesehen davon und einzelnen überarbeiteten Stellen stammt das Ganze von einer festen starken geraden kräftigen Hand mit vielen Kürzungen, wenig Ligaturen und guter Worttrennung. Der Schreiber ist Richene, von dessen etwas feinerer und kleinerer Hand F. 281v nach dem Explicit liber XII prophetarum (in roten romanischen Majuskeln) folgender Schreibervers herrührt:

    Hic currendo bonam parit, iste loquendo coronam,
    Aspera bella gerit hic, dum sibi premia quaerit.
    Huius scriptura libri bona non peritura
    Richene mercatus, vivet sine fine beatus.
Buchschmuck:
  • Im ganzen Band - jeweils zu Beginn neuer Bücher - zahlreiche Zierinitialen im Typus von F 2v, wobei als Grundfarben hellblau, weinrot, grün, gelb vorkommen. Beachte an solchen F. 5 D, 6v J, 27 H, 44 V, 55v L, 72v H, 88v E, 98v P, 108v J, 112 F (F. 125v das F(actum est, Beginn von Reg. 11) urspr. nicht ausgeführt, dann offenbar vom Schreiber mit einer einfachen roten unverzierten romanischen Majuskel ausgefüllt), 137 E (nur skizziert), 152 F (ebenso), 167v U, 189v U, 217 E, 223v E, 248 A, 258v U. Einzelheiten vgl. im Text.
  • Beachte indessen die Rasur einzelner urspr. Initialen (so 55v L, 72v H, 88v E, 108v J, 112 F, 189v U, 248 A, 258v U) und die ebenda anzutreffende Überarbeitung durch einen jüngeren Künstler. An Stelle der ausradierten Ranken und Knollen, wobei der Buchstabenkörper gewöhnlich stehen gelassen wurde, finden sich farbige figürliche Kompositionen, der Buchstabenkörper durch Palmetten verziert. Die urspr. Textanfänge, die zur Textinitiale gehören, sind wiederholt vom Künstler, der die Initialen ausradierte und übermalte, gleichfalls ausgemerzt und in seiner Majuskel (oft Unzialen) nachgestaltet worden. (vgl. z. B. 88v 5 Zeilen).
Spätere Ergänzungen: Öfter von wenig jüngerer Hand interlineare Korrekturen, Lesarten, Ergänzungen usw. in feiner zierlicher Minuskel, oft eingeleitet durch I, von verwandter Hand die Akzente (^ ´). Weitere Korrekturen von späteren Händen F. 116, 117 usw. Griechische Wörter in lateinischen und griechischen Majuskeln, wobei über die griechisch geschriebenen Wörter vom Korrektor oft die lateinischen Buchstaben gesetzt sind. Eine Hand gibt dem Leser Erklärungen einzelner Wörter am Rand.
Einband: In weissgelblichem Ledereinband (33 X 47 cm) mit reicher Renaissancepressung. 5 Bünde. Je 4 grosse, quadratische, geprägte und ziselierte Messingbuckel mit Kopf in den Deckelecken, vorn und hinten, in der Mitte der Deckel je 1 rhombischer, sonst gleicher Messingbuckel. 2 Messingscharniere als Schliessen. Vorne modernes Papierdoppelbl. als Spiegel - und Schmutzbl., hinten 2 alte Papierschmutzblätter aus der Zeit des Einbandes, sowie ein weiteres Spiegelbl. aus Papier. Rückenetikette (17. Jh.): Bibliorum Tom. I. Saec. 12.
Entstehung der Handschrift:
    Der Codex ist Abt Frowin gewidmet, der auf dem ersten Blatt dargestellt ist, wie er - bezeichnet als Frowinus abbas der Jungfrau Maria - Sancta Theotocos Sancta Maria - dieses Buch mit folgenden Versen übergibt:

    o genitrix Christi, pax mundi, gloria caeli,
    Dono tibi librum, michi da veniam vitiorum.

  • Auf F. 2a bringt der Codex den nachfolgenden Widmungsvers an Frowin:

    Conferat iste liber, quod sis a crimine liber
    o Frowin, Christi quem laudibus attribuisti
    .
  • f. 217-220, der Einschub, ist von starker, recht breiter Hand um 1200 geschrieben, 221 von anderer, etwa gleichzeitiger. E 217 vielleicht vom Engelberger Meister.