St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 539
Scarpatetti Beat Matthias von, Die Handschriften der Stiftsbibliothek St. Gallen, Bd. 2: Abt. III/2: Codices 350-546 Liturgica, Libri precum, deutsche Gebetbücher, Spiritualia, Musikhandschriften, 9-16. Jahrhundert, Wiesbaden 2008, S. 387-388.
Handschriftentitel: Directorium perpetuum, Series prima, Regulae 1-7: annexum mensis Decembris
Entstehungsort: Fridolin Sicher
Entstehungszeit: um 1520
Frühere Signatur:
S. n. 121
Beschreibstoff: Pergament guter Qualität.
Umfang:
118 Seiten
Format: 27 x 19/20
Seitennummerierung: Paginierung I. v. A. mit rotem Farbstift.
Lagenstruktur:
- Vorderes Spiegelblatt und p.1/2 sowie p. 117/118 und hinteres Spiegelblatt sind je ein Bifolium.
- Quaternionen, ausser V[-1]3-20, das letzte Blatt herausgeschnitten, der Rest des Textes der Regula prima fehlt; keine Reklamanten.
Seiteneinrichtung:
Einspaltig 19/20 x 12/12,5, 31 Z., Linierung mit rotbraunem Farbstift.
Schrift und Hände: Der ganze Band in der charakteristischen Semi-Bastarda Fridolin Sichers (s.o. Cod. 532).
Buchschmuck: Illuminierung gemäss Schmid (s. u.) durch Niklaus Bertschi und einen Gehilfen (zu diesem vgl. Schmid, p. 25).
- Die Titelminiatur auf p. 4 ist die gleiche Pietà wie Cod. 533, p. 6, und Cod. 535, p. 6: ganzseitig, zweigeteilt, umgeben von einer umlaufenden Ranke; oben Beweinung Christi, links neben der Pietà Johannes Ev., hinter ihm Maria Magdalena, vor diesen der kniende Abt Franz Gaisberg mit seinem Wappen, rechts neben der Pietà Joseph von Arimathäa sowie ein weiterer Mann (beide ohne Nimbus), welcher die Dornenkrone und drei grosse Kreuzesnägel trägt; in der unteren Bildhälfte in der Mitte Maria als Schmerzensmutter mit die Brust durchbohrendem langem Schwert mit grossem Heft, flankierend links Gallus und rechts Otmar (mit den üblichen Attributen) als Schildhalter der Wappen der Abtei St. Gallen, Abt Franz Gaisbergs und der Grafschaft Toggenburg (v.l.n.r.); die Gesichter von Gallus und Otmar sind überstrichen, ihre Wappen leicht beschädigt. Die Miniatur gesäumt von Bord., mit einem Vogel (ev. Wiedehopf?);
- p. 5 und 21 Init. orn. mit reichen Bord.;
- p. 5 Init. grosses blaues B auf Blattgoldgrund, in der Bord. drei Vögel, u.a. Buchfink (?) und Blaumeise, sowie ein Eichhörnchen mit Nuss, mit links die Ranke ganz durchlaufendem Goldstab;
- p. 21 Init. C mit reicher Bord., darin am obern Blattrand gelber Schmetterling, Fasan, Weinbergschnecke, an den seitlichen Rändern drei musizierende Bären mit Harfe, (Alt- oder Bass-) Gambe und Laute (der »Gambisten-Bär« spielt den Bogen mit der Linken, ebenso greift der Lautenist mit der Linken!), sowie (vielleicht nicht vollständig ausgeführte) Putten, welche folgende Wappen halten: 1. Wil, 2. Abtei St. Gallen, nach Schmid (s. u.) hier vermutlich für Fürstenland, 3. quadriert Toggenburg und Gaisberg, 4. Rorschach und 5. Altstätten; 2. und 4. als die äusseren des untern Randes je von Mitra und Stab bekrönt;
- weitere einfache Init. orn. in der üblichen Deckweiss-/Deckfarbtechnik p. 37, 53, 69, 85, 101.
Einband:
Einband auf VD datiert 1596, helles Leder auf Holz, mit dem kartuschenförmigen Wappen als Supralibros (Stempel) des Abtes Bernhard II. Müller (1594-1630), eingepunzt: LIBER SANCTI GALLI ATQUE OTHMARI. VD vier, HD fünf Beschläge (ziseliertes Messing), zwei schmale, einfache Messing-Schliessen HDK-VDK. Ein helles ledernes Lesezeichen.
Inhaltsangabe:
Provenienz der Handschrift:
Zum Besitz s. Cod. 532. Kein Stempel D. B. Alte Signatur S. n. 121 p. 1.
Bibliographie:
- Bräm, Buchmalerei (1997), p. 341 f., 340 Abb. (von p. 21 der Hs.), 341 Abb. (von p. 4/5 der Hs.);
- Kurzbeschreibung bei Schmid, Buchmalerei (1954), p. 149 f., Nr. 54, mit Datierung 1517/ 1520, p. [7], Tf. I (p. 4 der Hs.), Abb. 9 (p. 21 der Hs.);
- Müller ([TI. II], 1937, s.o. Lit. zu Codd. 532-539), p. 5 und 11 mit Abb.6 (p. 21 der Hs.);
- Holenstein (s.o. Lit. zu Codd. 532-539), p. 82 f. und 86, Tf. 37, Abb.16 (p. 4 und 5 der Hs.);
- Bruggisser-Lanker, Musik und Liturgie (2004), p. 46f.