St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 728
Scherrer Gustav, Verzeichniss der Handschriften der Stiftsbibliothek von St. Gallen, Halle 1875, S. 233-235.
Handschriftentitel: Sammelhandschrift (Kapitulariensammlung des Ansegis, Lex Salica, Lex Ribuaria)
Entstehungszeiten:
- s. IX
- s. X
Beschreibstoff: Pgm.
Umfang:
220 Seiten, aus drei Codices bestehend, am Ende unvollständig
Format: 4° (25 ½ x 16 cm.)
Inhaltsangabe:
-
S. 4-21
(besonderer Quaternio): Libri scottice scripti (S. 4) und: Breviarium librorum de coenobio sci Galli confessoris Christi.
Aeltester st. gall. Stiftskatalog, von einer Hand des IX. Jh. Mitte, nebst Zusätzen dreier andern von IX/X. Jh. Zuerst im Auszug gedruckt bei Orelli Epistola ad Madvig. (vor Ciceronis Orator Zürich 1830) p. XVII-XIX; dann vollständig von Naumann im Serapeum T. I (1841) p. 81 und im gleichen Jahre mit Erläuterungen, aber ohne die Seitenzahlen des Codex, bei Weidmann Gesch. p. 364-96. Auf S. 370 dieses Abdruckes fehlt die Rubrik des Codex: >De libris Hieronimi prbi.< Der Asterisk als Nachweis noch vorhandener Exemplare ist hinzuzufügen S. 390 (Clemens Cod. 86), S. 394 (Partes Asporii Cod. 876) und S. 377 ('Item de gratia' etc. Cod. 29). Note 509 auf S. 388 gehört zu 'Concilia' nicht zu 'pontificum.' In Note 484 lies: drei Bände (Coll. P.P.); S. 385 unten: 'antiq.' statt: antiquitas; und S. 396: 'Expositio Servii in Virgilium volumen 1 Perditum est. (Siehe zu Cod. 861).
Dieser Katalog dient zum Beweis, dass schon im IX. Jh. nicht bloss der Abt oder einzelne Brüder, sondern das Stift eine Bibliothek besass. Von den meisten Büchern sind die einzelnen Stücke aufgeführt; viele befinden sich jetzt noch in Einem und demselben Band. Eine Signatur in Zahlen oder Buchstaben fehlt, sowohl an den ältesten Einbänden als im Katalog; dagegen ist an jenen der Hauptinhalt in Karolingischer Kapital oder Uncial auf dem Rückenleder der Länge nach angeschrieben (vgl. Cod. 158, 189 u. a.); später wurden diese Titel erneuert in gothischer Schrift (vgl. Cod. 225, 245, 272). Der Wortlaut derselben stimmt übrigens nicht mit dem im Verzeichniss.
Ueber ein anderes S. Galler oder Konstanzer Bücherregister in Donaueschingen (No. 191 Barak) siehe Freiburger Diöcesanarchiv IV, p. 268. Noch älter als der S. Galler ist der erste Reichenauer Katalog bei Neugart Episc. Constant. I, p. 536. Bobienser Kataloge bei Peyron Cic. Orat. pro Scauro Stuttg. 1825. - S. 24-95 Ansegisi Collectio Liber III und IV mit 3 Appendices, ohne den Namen K. Lothars. s. Cod. 727
- S. 98-101 Recapitulatio solidorum Georgisch Corp. jur. germ. Col. 137-142
- S. 101-103 Quaestiones de variis vocabulis in lege
- S. 103-108 Capitula que in lege salica […] Karolus a° 803 preponendo addere jussit 11 Kapitel. Georgisch Col. 657 bis 662. Monum. Germ. III, 112-114
- S. 108-177 Anno … 778 … Karolus hunc libelli tractati legis Salice scribere ordinavit Prolog ('Gens Francorum'), Register und Text in 70 Kapiteln der Lex emendata
- S. 178-220 Incipiunt capitula legis Ribuariorum Register über 91 Kapitel, Text bis Kap. 74 § 1 Mitte oder Kap. 72 § 1 bei Baluze; Columne 180 bei Georgisch). Karolingische Ausgabe vgl. Pertz Archiv V, 21. VII, 752.
Provenienz der Handschrift:
Der alte Stiftskatalog No. 728 p. 17 notirt Item capitula quae legibus addenda sunt in vol. 1 (Cod. 728 ?)
Bibliographie:
- Ueber den ganzen Codex siehe Pertz Archiv V, 210. VI, 269.
- Variantenverzeichnisse bei Hattemer Denkm. I, 349-373; 391 bis 401; 421-422.