Hermetschwil, Benediktinerinnenkloster, Cod. chart. 169

Bretscher-Gisiger Charlotte / Gamper Rudolf, Katalog der mittelalterlichen Handschriften der Klöster Muri und Hermetschwil, Dietikon-Zürich 2005, S. 306-307.

Mit freundlicher Genehmigung des Verlags (Urs Graf Verlag, Dietikon). Das Copyright an der Handschriftenbeschreibung liegt beim Verlag.
Handschriftentitel: St. Georgener Prediger
Entstehungsort: Aargau (?)
Entstehungszeit: 1456
Frühere Signatur: Cod. 237.
Beschreibstoff: Papier
Wasserzeichen: Krone, weder bei Piccard noch bei Briquet.
Umfang: 278 Blätter
Format: 20,5–21 x 14–14,5 cm
Seitennummerierung: Neuere Foliierung: 1278.
Lagenstruktur: Lagen: 23 VI276 + (VI-10)278, am Schluss sind 10 Bl. herausgeschnitten, wobei die Blätter ab 271 beschädigt wurden. Bl. 277 und 278 lose. Lagenzählung am Langenanfang nur primustercius. Reklamanten.
Seiteneinrichtung: Schriftraum mit Stift- und Tintenlinien begrenzt, Schriftraum 14,5–16 x 8,5–10, 20–32 Zeilen.
Schrift und Hände: Jüngere gotische Kursive von mehreren Händen oder von einer stark wechselnden Hand, Hand- oder Federwechsel z. B. 3v, 228v /229r, 254r, ganz oder teilweise von der Hand des Jakob Strub.
Buchschmuck: Rubriziert, 2–4zeilige rote Lombarden, nur teilweise ausgeführt.
Spätere Ergänzungen: Zahlreiche Korrekturen und Nachträge, 15.–19. Jh.
Einband: Mit hellem Wildleder bezogene Holzdeckel, 15. Jh. Ehemals eine nach hinten greifende Langriemenschliesse, Befestigung aus Messingguss und Dorn erhalten. Geflochtene Kapitale aus blau-weissem Textilband. In den Fälzen Urkundenfragmente, Pergament, 14.–15. Jh.; Spiegelblätter herausgelöst, Pergamenturkunde vom 3. Mai 1453: Hans Mayenberg und Hans Singer verkaufen als Kirchenpfleger der Marienkirche Villingen für 20 Gulden eine Rente von einem Gulden an Frau Margaretha Ottin, Witwe des Heinrich, Bürger von Villingen (Fragmentensammlung II, Cod. chart. 169). Auf dem Rücken Papierschild mit Signatur 169, ein älteres Papierschild entfernt.
Hauptsprache: Alemannisch (?)
Inhaltsangabe:
  • 1r262r St. Georgener Prediger Anrufung: >Assit in principio sancta Maria<. Text: Confortamini in domino (Eph. 6,10). Dise wort sprichet sanctus Paulus. Er sprechet: Ir sollent starch sin an gottis tugend. An dissen wortten manet er uns vier dinge. Das erste ist dz mir stritten sond
    • Karl Rieder, Der sogenannte St. Georgener Prediger, Berlin 1908, Nr. 36–56, 63, 57–62, 64–66, 68–70, 73 (in der Hs. längere Fassung), 75.
    • Ruh, Überlieferung, a. a. O., S. 59–65; Derselbe, Bonaventura deutsch, Bern 1956, S. 48, Anm. 6;
    • Wolfgang Frühwald, Artikel St. Georgener Prediger, in: Verfasserlexikon2, Bd. 2 (1980), Sp. 1207–1213;
    • Kurt Otto Seidel, Die St. Georgener Predigten und ihre Mitüberlieferung, in: Die deutsche Predigt im Mittelalter, hrsg. v. Volker Mertens, Hans-Jochen Schiewer, Tübingen 1992, S. 30.
  • 262r278v Selbharts Regel. >Hie vahat her Selbhartis regel< Globet sig der süse got an allen sinen tugenden der er vil hat …–… der tüfel nit verzuchte. Das ist her Selbhartis regel und doch vindet man guͦtte lere da by vil tügende litt der es merken wil. Das wir die unnutzen verkosent und den guͦtten nachvolgent. Das hellffe uns der vater und der sun und der hailig gaist. Nu sprechent Amen. >Et sic est finis. Deo gracias<.
    Ruh, Überlieferung, a. a. O., S. 62. Robert G. Warnock, Artikel Selbharts Regel, in: Verfasserlexikon2, Bd. 8 (1992), Sp. 1057–1061.
  • 278v Kolophon. Finitus est liber iste per me Jacobum Strub de Arow in vigilia beate Marie virginis anno domini MoCCCCoquinquagesimo sechsto der erwirdigen gaistlich froͧwen frow Angnesen Trullerein Maisterin ze Hermanschwil miner aller liebsten frowen und lieben basen etc. Ich danck unsrem herrgot und siner lieben muͦtter.
Entstehung der Handschrift: Im Kolophon 278v nennt sich der Schreiber Jakob Strub aus Aarau († 1506), Kaplan in Schänis, später in Rapperswil und Aarau (vgl. CMD-CH, Bd. 3, S. 296), datiert den Abschluss der Arbeit auf 1456 und widmet das Buch seiner lieben basen Agnes Trüllerey. Mundart: Alemannisch (?).
Provenienz der Handschrift: Agnes Trüllerey aus Aarau, 1429–1460 Meisterin in Hermetschwil, Helvetia Sacra III, 1, 3, S. 1832f. Im Bücherverzeichnis von Hermetschwil 1697 aufgeführt: 9r Jacob Strubs geschriben predigen anno 1456 fr. Agnes Trüllnerin verehrt Nr. XV. Auf dem herausgelösten Spiegelblatt Predigenn. Fr. Angnes Trullerei [?] verehret 1456, 17. Jh. Auf der Innenseite des Vorderdeckels mit Bleistift alte Signatur Cod. 237., daneben no 169. Auf dem Vorderdeckel und 1r Stempel Convent M. G., 19. Jh.
Bibliographie:
  • Kurt Ruh, Zur Überlieferung des St. Georgener Predigers: Cod. Sarnen 169 (237), in: Zeitschrift für Schweizerische Kirchengeschichte 44 (1950), S. 58f.;
  • Bruckner, Scriptoria 7, S. 37f.;
  • CMD-CH 3, Nr. 304.