Einsiedeln, Stiftsbibliothek, Codex 321(647)
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Beschreibung für e-codices von P. Dr. Odo Lang OSB, Stiftsbibliothek Einsiedeln, 2011.

Handschriftentitel: Sammelhandschrift
Entstehungsort: Einsiedeln
Entstehungszeit: 9.-13. Jahrhundert
Frühere Signatur: 4. Numero 97. B. V. Einsidlensis.
Beschreibstoff: Pergamenthandschrift. Feines, gut geglättetes Pergament, Fleischseite weiss, Haarseite gelblich-grau, HFHF, zahlreiche fehlende Blätter.
Umfang: 198 (richtig 200) Seiten, da S. 3bis, 3ter, 3quater übergangen wurden, aber S. 15 fehlt.
Format: 221 x 168 mm.
Seitennummerierung: Fehlerhafte neuzeitlich Paginierung (19. Jh./ P. Gabriel Meier) mit Bleistift bzw. Tinte in arabischen Zahlen.
Lagenstruktur: Teilweise bezeichnete Lagen: I+1 (Vorsatzpapier), VI-5 (mit 2 eingebundenen Bogen: 3ter/quater, 4-5 und 8-11), VI-2 (mit eingebundenem Bl. 23/24), IV, IV-I, II, 3 IV, V, IV-3, 2 IV. Im 1. Teil Kustoden in römischen Zahlen I-VIII (Lagen 2-9) mit Tinte auf dem letzten Bl. der Lagen unten in der Mitte. Keine Reklamanten.
Seiteneinrichtung: Variierende Zeilenzahl je nach Teil. (zwischen 21-34 Zeilen, letzter Teil zweispaltig, Tabellen). Rahmen und Linierung mit Metallgriffel vor der Faltung (im letzten Teil Spalten und Linierung mit Tinte). Zirkellöcher teilweise am Rand sichtbar, mehrheitlich weggeschnitten. Schriftraum: variiert stark, z.B. 1. Teil: 180/170 x 130/125 mm; 2. Teil: 180 x 120(55/55) mm.
Schrift und Hände:
  • Romanische Minuskel.
  • Braune bis schwarze Tinte.
  • Überschriften in minium Rustica (z.T. Unziale). Anfangsbuchstaben minium, vorangestellt.
Buchschmuck: Zeichnungen: (2) Zeichnung Cursus lunae; (3) Mappa mundi; (3quater) Cursus per XII signa; (28) Cursus lunae per duodecim signa. Rubriziert.
Einband: 14 Jh. 225 x 170 mm. 2 abgekantete Holzdeckel. Weiss-gelbliches, abgeschabtes Schafleder. 3 Doppelbünde. Oben und unten zweifarbiges, geflochtenes Kapitalband. Im Rücken oben und unten mit braunem Leder verstärkt. 1 Leder-Metall-Schliesse (rest.) von Kante des VD zu Kante des RD. Vorne und hinten 1 Bogen Vorsatzpapier (Rest.).
Vorne und hinten 1 unbezeichneter Bogen Vorsatzpapier (das 1. und letzte Bl. auf den VD bzw. RD geklebt).
Inhaltsangabe:
Inhalt der Handschrift:
1. (S. 1-26) Computus, (4-16) Kalendarium, etc.
2. (S. 27-156) De computo, (29-40) Kalendarium.
3. (S. 157-198) Quaestiones morales.
  • 1. Seite 4-16 Einsiedeln - Kalendarium (10. Jh., um 950-975)
    • (4) >Principium iam sancit tropicus capricornus [Rasur].< Mensis. A. Kal. Ianuarius habet dies XXXI(16) Rome Siluestri episcopi. Nox horas XVIII dies horas VI
      Zu bemerken: Der Kalender zerfallt in 2 Teile: 1. Januar-April und Mai-Dezember, und ist von 2 Händen geschrieben.
      Hervorzuheben im 1. Teil: 22.1.: Meginradi M. - Im 2. Teil erscheinen zahlreiche Heilige des südwestdeutschen Raumes: 21.6. Alban, 8.7. Kilian, Koloman und Totnan, 21.7. Arbogast, 7.8. Afra, 28.8. Pelagius, 29.8. Adelfus, 1.9. Verena, 6.9. Magnus, 8.9. Korbinian, 11.9. Felix und Regula (Turigo felicis & regule), 22.9. Mauritius u. Gef., 1.10. Remigius, 2.10. Leodegar, 16.10. Gallus, 3.11. Pirmin, 7.11. Florentius, 16.11. Otmar, 23.11. Kolumban, 2.12. Luzius, 13.12. Odilia. - Gallus und Otmar sind durch Rustica ausgezeichnet, der Eintrag dürfte aber doch von einer Einsiedler Hand stammen. - Erwähnenswert sind noch 2 Einsiedler Einträge: 4.5. Manegolt Monachus ordinatus, 4.10. Manegolt Monachus defunctus.
  • 2. Seite 29-40 (Einsiedeln) - Kalendarium (9./10. Jh.)
    • (29) >Principium Iani sancit tropic[u]s capricornus.< Hae sunt claues huius artis(40) Nox horas XVIII dies horas VI
      Der Kalender wurde (nach H. Hofmann) von einer Hand des 9. Jahrhunderts geschrieben mit wenigen, nicht spezifischen Heiligen-Nachträgen von einer Einsiedler Hand des 10. Jahrhunderts für die Monate Januar bis März.
Provenienz der Handschrift: Besitzervermerk 17. Jh.: (1) 4. Numero 97. B. V. Einsidlensis.
Bibliographie:
  • Augustinushandschriften, 94;
  • Bergmann, Glossenhandschriften, 17;
  • Bischoff, B. Über gefaltete Handschriften vornehmlich hagiographischen Inhalts (Mittelalterliche Studien I, 1966, 93-100, bes. 95);
  • Bischoff, Katalog, 242;
  • Borst, A. Der karolingische Reichskalender und seine Überlieferung bis ins 12. Jahrhundert 1-3 (MGH. Libri mem. 2, 2001, 152f.);
  • Bruckner, Scriptoria V, 24, 88;
  • Bruckner, A. Zur Datierung annalistischer Aufzeichnungen aus Einsiedeln (Corolla Heremitana. Neue Beiträge zur Kunst und Geschichte Einsiedelns und der Innerschweiz. In Verb. mit A. Knoepfli und M. Roesle hrsg. von A. A. Schmid, Olten 1964, 81-100);
  • Cordoliani, A. Le plus ancien manuscrit de comput ecclésiastique du fonds de Jumièges (Jumièges, Congrès scientifique du XIIIᵉ centenaire H, Rouen 1955, 691-720);
  • Festschrift Abt Gregor, 120, 161, 281, 283;
  • Hoffmann, Schreibschulen I 67, 97, 120-123;
  • Lang, Mabillon, 22;
  • Lang, 1050 Jahre, 10;
  • Lang, Gregor, 23;
  • Lang, Der Mönch und das Buch, 52;
  • Lang, Liturgiegeschichte;
  • Meier, Ligerz, 61;
  • Meier, Catalogus, 292-294;
  • Planta, Annalen, 157-159;
  • Sankt Meginrat, 70, 75f.;
  • Schlechter A., Die althochdeutschen Aratorglossen der Handschrift Rom Biblioteca Apostolica Vaticana Pal. Lat. 1716 und verwandte Glossierungen (Studien zum Althochdeutschen 20, Göttingen 1993);
  • Schriften zur Komputistik im Frankenreich von 721 bis 818. Hrsg. von A. Borst (MGH. Quellen zur Geistesgeschichte des Mittelalters 21, Hannover 2006, 227f., 294, 539, 666, 669, 1025, 1030-1032, 1072f.);
  • Tischler, Heilige, 32, 35, 36f.;
  • Wächter H., Scherz und Ernst in der Völker- und Stämme-Charakteristik mittelalterlicher Verse (Akug 41, 1959, 263-301).