Schaffhausen, Ministerialbibliothek, Gen. 20
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Gamper Rudolf, Katalog der mittelalterlichen Handschriften der Stadtbibliothek Schaffhausen, Dietikon-Zürich 1998, S. 115-116.

Handschriftentitel: Marquard von Lindau
Entstehungsort: Südwestdeutsch
Entstehungszeit: zweites Viertel des 15. Jahrhunderts
Beschreibstoff: Papier. Wasserzeichen: Ochsenkopf Piccard VII 605 (1437-1438), Handschuh, ähnlich Briquet 11083 (1429) und 11087 (1432-1444), Lilie mit Fisch, ähnlich Piccard Lilie I 577 (1434).
Umfang: 150 Blätter
Format: 15 x 10,5 cm
Seitennummerierung: Neuere Foliierung A. 1-148. Z.
Lagenstruktur: Lagen: (VI-2)10 + 10 VI130 + IV138 + (VI-2)148. Ab der zweiten Lage Lagenzählung 1-10.
Seiteneinrichtung: Begrenzung des Schriftspiegels mit Tinte. 11r-128v Schriftraum 8,5-9,5 x 6-6,5, 15-18 Zeilen.
Schrift und Hände: Buchkursive von der Hand des Nicolaus Sinister.
Buchschmuck: Rubriziert. Bei den Kapiteln 2-3zeilige rote Lombarden.
Spätere Ergänzungen: Wenige Korrekturen. 1v-9r und 139r-148r Nachtragshände. 115r Handweiser. Bleistiftnotizen des 19. Jhs.
Einband: Brauner Ledereinband 1936. Holzdeckel. Streicheisenlinien. Nach vorn greifende Langriemenschliesse mit Messingteilen. Notiz auf dem hinteren Spiegelblatt: «Im Jahre 1936 genau nach der ursprünglichen Bindeart neu gebunden von Hans Bachmann, Schaffhausen». Spiegel- und Vorsatzblätter (A, Z) neu. «Einband Holz mit jetzt [1905] fast verschwundenem Lederüberzug. Lederne Schliesse mit 2 blumenförmigen Messingnägeln befestigt». Vetter, [Beschreibung], Bl. 2.
Hauptsprache: Mundart alemannisch.
Inhaltsangabe:
  • Arv Stempel der Stadtbibliothek, sonst leer.
  • 1r leer.
  • 1v-6v Meister Eckhart: Predigt Von einer späteren Hand Ende 15./Anfang 16. Jh. Ich sprich, das nach got nie wart kein ding das edler si denn liden …–… Wer also sin liden uf nimt, der verdienet das ewig rich. Dar zuͦ helf üns got allen allen. Amen.
    • Meister Eckhart, hrsg. v. F. Pfeiffer, Göttingen 21906, Predigt 104, S. 337-340 nach dieser Hs., zur Hs. S. X;
    • Quint a. a. O., S. 211;
    • K. Ruh, Rezension von: Marquard von Lindau, Eucharistie-Traktat, hrsg. v. A. J. Hofmann, in: AdA 91 (1962), S. 16.
  • 6v-7v Heinrich Laufenberg: Ker dich zuo got (Geistliches Lied Nr. 792). Von der gleichen Nachtragshand mit anderer Feder. Ellent dir zit, untrüw der welt / bedenk dis jars, dz rat ich dier …–… wan du in zit muͦst sterben. / Ker dich zuͦ got es dunkt mich zit. Amen.
    • Ph. Wackernagel, Das deutsche Kirchenlied, Bd. 2, Leipzig 1867, Nr. 792, Hs. S. 609 erwähnt;
    • R. Frauenfelder, Ein Kreis von Gottesfreunden im spätmittelalterlichen Schaffhausen, in: SchBeitr. 13 (1936), S. 84f.;
    • Verfasserlexikon 25 (1985), Sp. 619-623, Art. Laufenberg, Heinrich (B. Wachinger).
  • 8r-9r Gebet um Vergebung der Sünden (16 Reimpaarverse). Von der gleichen Nachtragshand. Jhesus du werder got und liebster herre min / begnad mich armen sünder nu und so ich nit enbin …–… do wis mich uf den rechden phad du werder keiser schon / und gib mir hie nach diser zit dinen ewigen lon. Amen.
  • 9v-10v leer.
  • 11r-137r Marquard von Lindau: Eucharistietraktat.
    • Prolog: Audi filia et vide (Ps 44,11-12). Also spricht der edel konig David in dem salter: Hore tochter und sich und neig din or hie zuͦ
    • Text: >Dis ist das erste stuk von edelkeit des fronlichamen unsers heren Jhesu Christi< Nu heb sich an den ersten puncten und wil die dir ze erst sagen von edelkeit dire spire [statt spise] …–… von ewen ze ewen in iemer werender glorie. Amen. >Nicolaus Sinister. Da mit hat dis ein end. Das got uns allen kumer wend.<
    • Marquard von Lindau, a. a. O., S. 254-324, Varianten der Hs. unter der Sigle B, zur Stellung in der Textüberlieferung S. 179-186 und 350, zur Hs. S. 23f, dazu Rezension von K. Ruh, in: Anzeiger für deutsches Altertum 91 (1962), S. 16;
    • Verfasserlexikon 26 (1987), Sp. 99-103, Art. Marquard von Lindau (N. F. Palmer).
  • 137v-138v leer.
  • 139r-148r Das zwölfjährige Mönchlein (Reimlegende). Von einer späteren Hand der 2. Hälfte des 15. Jhs. Wer ich ein wyssag here, / so welt ich nütze lere / gutten lütten künden: / hütten üch vor sünden …–… nun hilff üns das wir müssen / alle ünß[er] sünd gebüssen. Amen.
    • Die Legende vom zwölfjährigen Mönchlein, hrsg. v. Th. Kirchhofer, Diss. Schaffhausen 1886, S. 13-31 nach dieser Hs.;
    • Verfasserlexikon 5 (1955), Sp. 691f. Art. Das zwölfjährige Mönchlein (K. Ruh).
  • 148v-Zv leer.
Entstehung der Handschrift: Der Schreiber Nicolaus Sinister nennt sich 137r, vermutlich identisch mit Nikolaus Linck, 1463/65 Priester in Owingen bei Überlingen, 1464 in Urnau bei Friedrichshafen.
Bibliographie:
  • Boos, Verzeichnis, S. 72;
  • Vetter, [Beschreibung], 7 Bl.;
  • R. Frauenfelder, Ein Kreis von Gottesfreunden im spätmittelalterlichen Schaffhausen, in: SchBeitr. 13 (1936), S. 83-85;
  • J. Quint, Neue Handschriftenfunde zur Überlieferung der deutschen Werke Meister Eckharts und seiner Schule, Stuttgart 1940, S. 211;
  • Marquard von Lindau, Der Eucharistie-Traktat, hrsg. v. A. J. Hofmann, Tübingen 1960, S. 23f.,
  • dazu Rezension von K. Ruh, in: Anzeiger für deutsches Altertum 91 (1962), S. 16;
  • CMD-CH, Bd. 3, Nr. 781;
  • vgl. die Einleitung, oben S. 31.