sine loco, codices restituti, Cod. 3 (Biblia Theodulfi)
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Beschreibung für e-codices von Ian Holt, Zentralbibliothek Solothurn, Solothurn 2014.

Handschriftentitel: Biblia latina (Vulgata recensione Theodulfi). Fragmenta.
Entstehungsort: Ostfrankreich? (Bernhard Bischoff, Schönherr)
Entstehungszeit: Mitte 9. Jahrhundert (Schönherr)
Beschreibstoff: Pergament
Umfang: 16 Fragmente (von 15 Blättern); davon 10 Fragmente (von 11 Blättern im Staatsarchiv Solothurn) und 6 Fragmente (von 4 Blättern in der Zentralbibliothek Solothurn)
Format: ursprünglich ca. 44,5 x 35 cm
Seitennummerierung: Neuere Zählungen (jeweils bei der Bearbeitung im Staatsarchiv bzw. in der Zentralbibliothek angelegt)
Zustand: Da das Pergament zu Einbandmaterial verarbeitet worden ist, sind die Fragmente teilweise stark beschädigt und stellenweise auch unleserlich.
Seiteneinrichtung: Seiteneinrichtung: Blindliniierung, doppelt umrahmter Schriftraum, 32,2 x 25,5 cm, zweispaltig, 60 Zeilen. Langtonsche Kapitelzählung, wohl im 13. Jahrhundert hinzugefügt (Schönherr).
Schrift und Hände: Karolingische Minuskel
Buchschmuck:
  • Am Beginn der biblischen Bücher jeweils Initialmajuskeln; Buchtitel in Capitalis quadrata; Explicit- und Incipitzeilen in Capitalis rustica, rubriziert (vgl. z.B. Blatt 7, recto; Blatt 15, verso).
  • An den Kapitelanfängen abwechselnd gelb gefüllte bzw. rote Capitalis-Majuskeln vgl. z.B. Blatt 11 (recto)
Einband: Die Fragmente werden sowohl im Staatsarchiv als auch in der Zentralbibliothek in Mappen aufbewahrt.
Inhaltsangabe:
Zitiert werden die jeweils ersten und letzten lesbaren Zeilen, also in der Regel die erste Zeile der recto-Seite und die letzte Zeile der verso-Seite, jedes der fragmentarisch erhaltenen Blätter. Auch die Incipit- und Explicitzeilen der biblischen Bücher und ihrer Vorreden und Kapitelübersichten werden erfasst.
Entstehung der Handschrift: Schönherr weist auf die textliche Verwandtschaft zum Codex Hubertianus (London, British Library, Add. 24142) hin. Ein Vergleich der Solothurner Fragmente mit den übrigen, durchwegs etwas älteren, mehr oder weniger vollständigen Textzeugen (vgl. die Übersicht bei Fischer): Le Puy, Trésor de la Cathedrale; Paris, Bibliothèque nationale, lat. 9380, Digitalisat: http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b8452776m; Paris, Bibliothèque nationale, lat. 11937; Stuttgart, Württembergische Landesbibliothek, HB II 16, Digitalisat: http://digital.wlb-stuttgart.de/purl/bsz353338028; Kopenhagen, Det Kongelige Bibliotek, NKS 1 2°, Digitalisat: http://www.kb.dk/permalink/2006/manus/68/) könnte weitere Rückschlüsse auf die Entstehungsbedingungen ermöglichen.
Provenienz der Handschrift: Herausgelöst aus verschiedenen Einbänden von Akten und Büchern, die nach 1874 aus dem Vorbesitz des St. Ursenstifts in das Staatsarchiv Solothurn und die Zentralbibliothek Solothurn gelangt sind. (ZBS: ZBSO Rar I 98, ZBSO B I 48; ZBSO B I 800 vgl. Holt; StaSO: verschiedene Rechnungen, Zinsbücher und Urbare des St. Ursenstiftes aus dem zweiten Viertel des 16. Jahrhunderts, vgl. Findmittel von Freddi). Nach Schönherr ist die Handschrift „ziemlich sicher bereits im 9. Jahrhundert im Besitz des ‚königlichen‘ St. Ursenstiftes“ gewesen. Vermutlich, so Schönherr weiter, sei die Theodulfbibel „auch identisch mit der im Bücherverzeichnis der Solothurner Kapitelbibliothek (1424/25) unter Nr. 60 aufgeführten ‚Biblia alia in uno volumine‘ “. Bruckner weist dagegen darauf hin, dass sich für diese Annahme kein Beleg finden lasse.
Bibliographie:
  • Holt, Ian: Handschriftenfragmente in der Zentralbibliothek Solothurn. Eine Auswahl. Solothurn 2012 (= Veröffentlichungen der Zentralbibliothek. Kleine Reihe, 2), hier: S. 22-23.
  • Petersen, Erik: Dominus Pastor Meus. Om Det Kongelige Biblioteks ældste bibelhåndskrift og dets historie, in: Fund og Forskning 43, København 2004. S. 11-42. Ohne die Solothurner Fragmente, mit Literaturhinweisen.
  • Freddi, Silvan: Staatsarchiv Solothurn. Bestand R 1, Handschriftenfragmente, Inventar. Lokales Findmittel, Staatsarchiv Solothurn, 2003. S. 49-58.
  • Kocher, Ambros: Mittelalterliche Handschriften aus dem Staatsarchiv Solothurn. Solothurn: Staatsarchiv, 1974. (= Veröffentlichungen des Solothurner Staatsarchives, Heft 7) S. 20-23.
  • Bruckner, Albert (Hg.): Scriptoria Medii Aevii Helvetica. Denkmäler schweizerischer Schreibkunst des Mittelalters. Bd. XI. Schreibschulen der Diözese Lausanne. Genf 1967. S. 148- 161: Solothurn, hier S. 151.
  • Schönherr, Alfons: Die mittelalterlichen Handschriften der Zentralbibliothek Solothurn. Solothurn: Zentralbibliothek, 1964. S. 204-205.
  • Fischer, Bonifatius: Bibeltext und Bibelreform unter Karl dem Grossen. In: Wolfgang Braunfels u.a. (Hgg.): Karl der Grosse. Lebenswerk und Nachleben. 5 Bde. Düsseldorf 1965. Bd. 2: Bernhard Bischoff (Hg.): Das geistige Leben. S. 156-216, hier bes. S.176-177. Ohne die Solothurner Fragmente.